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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 15.03.2014, 10:11   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
Standard Zuweilen

Zuweilen lockt es mich schon sehr,
der Welt die Arme auszubreiten,
um zu empfangen, leicht wie schwer,
was immer sie an Leben böte,
wo sich Gefühle widerstreiten
im Spiel der Freuden und der Nöte.

Zuweilen lockt es mich schon sehr,
die andern in mein Herz zu nehmen
mit all der Liebe wie Beschwer,
die in der Menschen Seele ringen
als Überwürfnis von Extremen,
wo immer ihre Lieder klingen.

Zuweilen lockt es mich schon sehr,
mich in die Melodie zu krallen
wie eine Note, ungefähr,
und nur gesungen für Momente
als die entbehrlichste von allen,
die keiner jemals wiederkennte -

ich glaub, das würde mir gefallen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (18.05.2014 um 09:58 Uhr)
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Alt 17.03.2014, 19:33   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

ich verstehe den Protagonisten nur zu gut und gönne es ihm auch.

Ich meine sogar, das sollte er tun, zuweilen, denn damit würde er ein "Unganzes" zum Ganzen machen.

Die "entbehrlichste aller Noten", hier eingereiht (eingereimt), ist für mich das "I-Tüpfelchen". Sinnig, hoffnungsfroh und humorvoll.
Zumal alles Leben eingeschlossen ist: Freud und Nöte, Liebe und Beschwer - es fehlt nur noch die eben nicht entbehrlichste aller Noten für eine wahre Lebensmelodie.
Feinst gemacht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 17.03.2014, 23:10   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Nach all den grüblerischen bis hoffnungslosen Gedichten der letzten Zeit von der Sorte "Alter Zausel" wollte ich wieder mal ein positives Gegengewicht setzen!
Ein Gegenpol.

Tatsache ist allerdings, dass ich de facto sehr wahrscheinlich nicht so bescheiden bin wie obiges LyrIch: Die Bescheidenheit der "entbehrlichsten Note" mag lyrisch ein Clou sein, in der Lebensrealität niederer Beweggründe und alltäglicher Triebhaftigkeit kann sie aber nur bei Allweisen und Heiligen bestehen!

LG, eKy
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Alt 19.03.2014, 13:58   #4
juli
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Standard Hallo eKy

Hallo eKy
Dieses hoffnungsvolle Gedicht gefällt mir, es ist gut mal einfach zu lesen, das man einfach ein gutes Herz haben könnte, wenn man nur will.
Das Reimschema finde ich klasse, hast Du Dir das ausgedacht oder ist das ein Bekanntes?
Der letzte Satz : ich glaub, das würde mir gefallen.
macht das Gedicht noch intensiver.

Sehr gerne gelesen
sy
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Alt 19.03.2014, 14:02   #5
Erich Kykal
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Hi, Syranie!

Früher habe ich viel mit Reimschemata rumexperimentiert, in diesem schreibe ich heute noch gern ab und zu: ABACBC

Erfunden habe ich es aber sicherlich nicht!

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Alt 29.03.2014, 06:40   #6
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

hm, ich bin nicht ganz davon überzeugt, dass dieser Text nur Hoffnung und Fröhlichkeit transportiert, denn es stellt sich die Frage, warum der Protagonist seine Aussagen nicht in die Tat umsetzt.

Er behauptet, dass ihn diese Dinge zuweilen locken, aber sie umzusetzen scheint er nicht oder nur schwer in der Lage zu sein.

Es bleibt also bei einem reinen Wunschszenario und das abschließende "ich glaub, das würde mir gefallen" versinkt ja auch letztendlich im Konjunktiv.

Auf der anderen Seite ist es natürlich so, dass der Protagonist sich im Gegenzug natürlich auch vor dementsprechenden Enttäuschungen bewahrt.

Ich persönlich glaube, das ist der wahre Hintergrund in diesem Gedicht.

Was allerdings auffällt, ist, dass hier nicht mal eine Selektion stattfindet, es scheint keine Ausnahme zu geben, denn er glaubt zwar, dass ihm dies und das gefallen würde, kann es aber nicht erreichen.

Kann er es nicht oder will er es nicht? Das ist hier die Frage, denn erkannt werden die Bedürfnisse durchaus, d. h. er sieht seinen "Mangel" schon, doch scheint er beherrscht von einer Art "Antiempathie" gegen sich selbst.

Nein, auf mich wirkt der Text keinesfalls fröhlich, ganz im Gegenteil kommt er mir wie ein kleiner Hilferuf vor, denn die Bedürfnisse und Wunschvorstellungen sind zwar vorhanden, doch die Fähigkeit zur Umsetzung ist hier nicht gegeben.

Ich stehe diesem Text zwiespältig gegenüber.
Nicht dem Gedicht als solchem, das ist einwandfrei, aber der Aussage.

Kann es sein, dass hier doch wieder der "alte Zausel" versteckt am Werke war?


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 29.03.2014, 08:09   #7
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Oh, wie du mich doch durchschaust! Es stimmt - ich alte Sozialruine kann wohl nicht einmal dann mehr postitiv schreiben, wenn ich es tatsächlich mal will!
Es stimmt auffallend: Ich lebe so sehr in meiner isolierten Welt, dass ich sie nicht mehr verlassen kann, selbst wenn mir mal die Decke auf den Kopf fällt und ich das leidige Bedürfnis verspüre, mich unter die Menschen zu wagen.
Letztlich bleibt es beim Konjunktiv....

Allerdings: Hinterher, wenn die geistige Stabilität wiederhergestellt ist, denke ich an all die möglichen Peinlichkeiten und Kränkungen durch mich an anderen oder an mir durch andere, die ich mir und/oder den anderen dadurch möglicherweise erspart habe, und versöhne mich mit meinem Eremitentum.

Träumen reicht für die kurzen Momente der Sehnsucht.

LG, eKy
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Alt 29.03.2014, 08:31   #8
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich kann das nur allzu gut verstehen, halte ich mich doch selbst auch ziemlich zurück und zwar weil ich meistens derjenige bin, der es versteht, andere zu brüskieren.
Angst vor widerfahrenden Kränkungen meinerseits habe ich da weniger, ich kann damit gut leben, denn wer austeilt, muss auch einstecken können, wie man so schön sagt.

Ganz allein würde ich allerdings auch nicht glücklich sein können. Nur ist es bei mir so, dass ich die Möglichkeit habe, mich auf einer fundamentalen Basis zu bewegen, so dass mir das also nichts ausmacht, denn in einer Einsiedelei könnte ich auch nicht existieren.

Der Protagonist hier scheint aber auch Ängste diesbezüglich zu hegen, so dass ich ihn aus meiner Perspektive heraus doch nicht unbedingt als glücklich mit seiner Situation bezeichnen möchte.

Sein Grundproblem scheint zu sein, dass es ihm an Empathiefähigkeit mangelt und er Ängste, wenn nicht sogar Phobien entwickelt hat, die ihn beziehungsunfähig scheinen lassen, obwohl doch Träume von kurzen Momenten der Sehnsucht durchaus vorhanden sind.

Kann es ein, dass da jemand vor sich selbst wegläuft?


Liebe Grüße

Falderwald
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Alt 29.03.2014, 08:40   #9
Erich Kykal
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Ja, und wenn ich Glück habe, hole ich mich nie ein!

Eine Vielzahl von Gründen spielt da mit, von klindlicher Traumatisierung, Erziehungsfehlern, intensiver Mobbingerfahrung als Teenager, Selbsthass usw... bis zur Einsicht, dass es weniger wehtut, nichts für Menschen zu empfinden, als immer wieder nur enttäuscht und verletzt zu werden oder solches anderen zuzufügen.

Da gibt es längst nichts mehr zu reparieren - nur noch ein damit leben können.

Danke für dein Interesse - und du kannst das Kind ruhig beim Namen nennen, wenn ich es selbst schon tue, anstatt mich mir "er" und "der Protagonist" oder "jemand" diplomatisch zu umschiffen! Kein Problem!

LG, eKy
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Alt 29.03.2014, 09:22   #10
Falderwald
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Servus Erich,

ich sag mal so, was kann man jemandem persönlich auf diese Art und Weise in einem Forum sagen?

Mir ist es ehrlich gesagt lieber, wenn ich beim Text bleiben und über einen fiktiven Protagonisten reden kann.

Ich sage nur, des Menschen Wille ist sein Himmelreich oder - unter uns Atheisten - seine eigene Welt.

Da hat jede ihre eigene Struktur und es fällt mir schwer, diesbezüglich jemand anderen zu kritisieren oder Ratschläge zu erteilen, weil ich dies ja nur aus meiner Sicht heraus tun kann.

Lass mir also bitte die diplomatische Umschiffung auch in Zukunft, sonst fiele es mir sicherlich schwerer, auf manche deiner Texte eingehen zu können.


Liebe Grüße

Falderwald
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