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Alt 17.06.2011, 01:27   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard Der göttliche Versuch

Der göttliche Versuch


Vor kurzem bin ich kultig abgesoffen
in einer dieser Hinterhofspelunken.
Dort habe ich den lieben Gott getroffen,
der glaubte noch an sich und ist betrunken
der Kellnerin ins Dekolleté gesunken.

Im Nu war diese Dame hell erleuchtet
wie eine schrille Neonlichtreklame.
Dann hat sie wie ein Wasserfall gebeichtet
und mimte während der Bestandsaufnahme
die unbefleckte Unschuldsanschmiegsame.

Momentelang geriet der Herr ins Wanken,
als wäre er sich nicht so recht im Klaren,
dann rülpste er und sprach halb in Gedanken,
er könne doch mal wieder so verfahren
wie damals schon vor zwei Mal tausend Jahren.

Gesagt, getan, sie zogen ab aufs Zimmer
und hauten dort gemeinsam auf die Tonne.
Man hörte sie: Mein Gott, bist du ein Schlimmer!
Danach erklärte sie entzückt vor Wonne,
sie ginge jetzt ins Kloster und würd' Nonne.

Der Herrgott kam verklärten Blickes wieder
zurück und setzte sich in meine Nähe.
In seinem Bart hing noch ein buntes Mieder,
dann kratzte er sich mit der dicken Zehe
und plötzlich roch es so, als ob er blähe.

Dann fragte er, ob ich die Dame kenne.
Ich sagte ja, aus der Cafeteria.
Ob ich ihm denn auch ihren Namen nenne,
er lüde mich auch ein zur Pizzeria.
Ich flüsterte, sie heißt, verdammt, Maria.

Schon wieder roch's nach Bohnen und nach Linsen
mit Knoblauch und auf seinem religiösen
Gesicht erschien ein zärtlich breites Grinsen
als er verkündete, er würde uns vom Bösen
und allen Sünden noch einmal erlösen.

Noch einmal will ich euch den Heiland geben,
versprach er unter circa drei Promille.
Dann fing er an im Raum umher zu schweben
und rief: Ich bin der Herr, das ist mein Wille!
Doch leider nahm Maria stets die Pille.


Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




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Alt 18.06.2011, 00:50   #2
Ida
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Die Idee und die Ausführung ist witzig bzw. sehr gelungen. Ich denke nur, dass daran jemand Anstoß nehmen könnte. Das Thema ist hm... etwas heikel.
Gruß Ida
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Alt 18.06.2011, 12:10   #3
Falderwald
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Hi

Danke für die Blumen.

Zitat:
Ich denke nur, dass daran jemand Anstoß nehmen könnte.
Sancta Simplicitas! Ja, jetzt wo du das sagst...

Zitat:
Das Thema ist hm... etwas heikel.
Hm, ob das wohl am Gegenstand des grundlegenden Gedankens liegen könnte?


Vielen Dank für die Rückmeldung...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 24.06.2011, 13:33   #4
Stimme der Zeit
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Moin, Faldi,

ich habe mir absichtlich etwas Zeit gelassen, um den "göttlichen Versuch" zu kommentieren. Eigentlich dachte ich, da kämen mehr Kommentare, aber es hat sich wohl niemand so recht an diese Thematik "herangewagt". Dann "traue" ich mich mal, denn ich fände es wirklich schade, wenn diese gelungene "Respektlosigkeit" unbeachtet bliebe.


Oh, heilige Einfalt!

Ein Wagnis, das zu schreiben,
sehr frech, respektlos, schamlos und "vermessen".
Betrunken darf er's treiben,
vom Kummer ganz besessen:
So viele haben ihn bereits "vergessen".

In unverblümter Sprache
beweist du deutlich, wie absurdes Denken
den Glauben prägt, der Schwache
mit dem Versprechen von "Erlösung" lenken
und dumm erhalten möchte. Das Verrenken

vernünftiger Gedanken
dient lediglich als Mittel zu dem Zwecke,
die Wahrheit hinter Schranken
aus Lügen zu verbergen. Manche Zecke
hat sich daran gemästet. Freund, erwecke

mit deinem Werk die Schläfer,
damit die Menschen endlich klüger werden.
Denn folgt ein Schaf dem Schäfer,
wird's immer nur geschoren. Ganze Herden
von Dummen ließen schon ihr Fell auf Erden.


Ich fühle mich veranlasst, diesem Thema ein kleines Liedchen zu "widmen", und antworte dir mit einer Lira, denn: Dein Mut, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen und damit ein bewusstes Risko einzugehen, ist mir die Mühe wert.

Die Gefahr, damit "anzuecken", sie ist immer gegeben. Deshalb spreche ich auch von "Mut" - und zeige dir meinen Respekt und meine Anerkennung. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass auch das die Aufgabe eines Dichters ist: Eine Stimme zu sein, für alle, die aus Furcht schweigen. (Du weißt schon warum, wenn ich dir dafür danke.)

Angstfreie und zustimmende Grüße

Stimme ()
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.

Im Forum findet sich in unserer "Eiland-Bibliothek" jetzt ein "Virtueller Schiller-Salon" mit einer Einladung zur "Offenen Tafel".

Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.


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Alt 27.06.2011, 20:34   #5
Falderwald
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Hi Stimme,

man kann mit allem anecken, ob Politik, Gesellschaft oder Religion, immer gibt es welche, die sich betroffen fühlen könnten.
Was aber soll der Dichter machen? Was raus muss, muss eben raus. Das Risiko der Kontroverse ist dabei immer gegeben.

Wieviel Mut braucht es für die Wahrheit, wenn sich jahrtausendalte Lügen noch immer hartnäckig in den Köpfen mancher Leute halten?

Wahrscheinlich ist es einfacher, einem vorgegaukelten Ideal zu folgen, welches sich aus lauter Wundern zusammensetzt und zudem noch vorgibt, das Sinnbild aller Moral und Ethik zu sein, letztere, wenn sie im Leben auch schön befolgt werden, zur Unsterblichkeit der Seele, und damit zur Belohnung führen.
Das setzt natürlich einen Belohner voraus, der, wie sollte es auch anders sein, der Gute ist.
Und damit das Ganze auch richtig funktioniert, braucht man auch das Böse, Bestrafende, also Dämonen bis hin zum Teufel.

Alle Handlungen, die aus einem solchen Konstrukt heraus erfolgen, sind aber eigentlich nichts anderes, als eine auf Eigennutz gestützte Moral und damit nichts wert.

Den Philosophen zu folgen, ist da schon viel schwerer und den meisten wohl nicht gegeben, also sollen sie glauben, was sie wollen.
Daß sich die freien Geister aber darüber auslassen, darf die Gläubigen dann auch nicht wundern, sind sie es doch, die mit ihren göttlichen Hirngespinsten missionierend tätig sind.

Dagegen kann man gar nicht genug seine Stimme erheben, damit möglichst vielen Menschen die Augen aufgehen und diese Aberglauben dahin verbannt werden, wo sie hingehören: ins letzte Jahrtausend.

Na ja, wird wohl noch eine Weile dauern, bis der Käse aus den Köpfen der Menschen heraus ist.

Sie tun das ihrige, ich das meinige...


Danke fürs Lesen, das Antwortgedicht und deine Gedanken zum Thema...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Alt 28.06.2011, 12:09   #6
Thomas
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Hallo Falderwald, Ida und Stimme der Zeit,

Ja, Stimme der Zeit, warum gibt es wohl nicht 'mehr Kommentare'? Ich glaube nicht, das des daran liegt, dass sich niemand an das Thema heranwagt, denn Gott-Bashing, die säkulare Kehrseite des Fundamentalismus, liegt heute im Trend. Eher hat die Art, wie Idas behutsamer Kommentar abgebürstet wurde, einige davon abgehalten, sich zu äußern. Im Grunde liegt die Kommentarlosigkeit wohl daran, dass man mit einem Kommentar etwas Positives bewirken will. Das scheint mir hier fast unmöglich. Ich will es trotzdem versuchen.

Es handelt sich bei dem Text nicht um eine Gedicht, zwar ist er gereimt und in korrektem Metrum, aber das, was ein Gedicht erst zum Gedicht macht fehlt – die poetische Idee. Was das ist, kann man nur schwer erklären. Es ist wie mit der Liebe. Schwer zu erklären, aber wenn man sich einmal richtig verliebt hat, weiß man was es ist. Wenn man eine poetische Idee gehabt hat, weiß man was es ist. Vielleicht hilft zur Erklärung, wenn man betrachtet, wie Goethes das Thema in 'Gott und die Bajadere' behandelt. Da ist eine poetische Idee, es ist ein Gedicht und obendrein eine herrliche Polemik gegen die Philister von damals und heute.

Der Text ist auch kein Witz in gereimter Form. Zwar deutet sich in Strophe 2 das Potential für einen Witz an, aber dieses wir nicht realisiert, was den Leser eher frustriert als erheitert. Eine Polemik ist er erst recht nicht. Denn Polemik setzt voraus, dass man das Diffuse, das Inkonsequente und die logische Falschheit eines Begriffs weiterentwickelt, sozusagen erhebt, und dadurch den inhärenten Fehler sichtbar macht. Wird der Begriff reduziert, wirkt ist Polemik unmöglich. Ich lasse das mal ohne Begründung stehen und verweise auf Beispiele guter Polemik, die man bei Leibniz, Marx, Heine etc. findet.

Auch kann der Autor seine Absicht deshalb nicht verwirklichen, weil der nicht versteht, dass man Aberglauben zwar bekämpfen kann, indem man sich lustig macht, wie es z.B. Thomasius effektiv mit dem Glauben an Hexen getan hat, dass man den Glauben dadurch aber nichts anhaben kann. Das versteht auch nur, wer sich die Mühe macht die Begriff Glauben und Aberglauben zu erkennen und zu trennen. Soviel zum Text.

Ja, Falderwald, in deinem Kommentar schreibst du, man solle 'den' Philosophen folgen. Ich kann dir versichern, dass 'die' Philosophen, allen voran Sokrates, Platon, Aristoteles, Descartes, Leibniz, Kant, Hegel, Schopenhauer und selbst Nietzsche vehement jeder Verantwortung für deinen Text ablehnen würden. Und wenn du z.B. Schillers philosophische Briefe ernst genommen hättest, dann wäre dir das flache Jenseits-Belohnung-Gott-Teufel-Argument nicht aus der Feder geflossen. Auch kann 'was raus muss, muss raus' nicht als Entschuldigung gelten, vielleicht auf der Toilette, aber nicht im Poesie-Forum. Als Dichter sollten wir Begriffe, insbesondere solche, die sich nicht auflösen lassen, positiv wenden. Auch wenn das schwer fällt.

Dir wird nicht gefallen, was ich gerade geschrieben habe, und ich befürchte, ich kann dir wenig helfen, weil ich dich nicht genug kenne und nicht weiß, welche Erfahrungen dich davon abhalten, dich mit dem Thema angemessen auseinanderzusetzten. Aber ich denke, meine Bemerkungen sind nach dem Kommentar von Stimme der Zeit notwendig geworden.

Viele Grüße vom ungläubigen
Thomas
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Alt 29.06.2011, 10:11   #7
Falderwald
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Hallo Thomas,

erst einmal danke ich dir, daß du dich bemüht hast, einen relativ verständigen Kommentar zu hinterlassen, trotz der wohl gegenteiligen Meinungen und ich werde mich bemühen, eben so verständig darauf einzugehen.

Zitat:
Ja, Stimme der Zeit, warum gibt es wohl nicht 'mehr Kommentare'? Ich glaube nicht, das des daran liegt, dass sich niemand an das Thema heranwagt, denn Gott-Bashing, die säkulare Kehrseite des Fundamentalismus, liegt heute im Trend.
Du gestattest, daß ich darauf antworte, auch wenn die Antwort an Stimme der Zeit gerichtet war, denn hier muss ich mich als Autor angesprochen fühlen, weil mein Text einem heutigen Trend zugeordnet wird und damit ein erstes Urteil darüber abgegeben wurde.
Was ist Gott-Bashing? Ich habe diesen Begriff noch nie gehört und musste mich dementsprechend informieren.
Wenn ich das jetzt richtig übersetze, dann heißt das:

Die öffentliche Beschimpfung Gottes in Form verbaler Gewalt ist die durch den Säkularismus, der Trennung von Religion und Staat, verursachte Kehrseite des Fundamentalismus', also der Ideologie oder der Weltanschauung, die mit radikalen und intoleranten Mittel durchgesetzt wird.
Nun gut, das möchte ich als Meinungsäußerung durchaus akzeptieren, jedoch habe ich dazu noch eine Frage:
Wieso soll das eine Kehrseite sein?

Ich für meinen Teil bin jedenfalls sehr froh über den Säkularismus, denn diesem haben die heutigen Autoren ihre Meinungsfreiheit zu verdanken, welche zu klerikalen Zeiten undenkbar gewesen wäre.
Für mich zählt als Dichter nur eines: Ich rede so, wie mir der Schnabel gewachsen ist, denn ich bin ein freier Dichter.
Und darin bin ich sogar durchaus Fundamentalist, denn die Kunst muss frei bleiben.
Darüberhinaus kann sich verbale Gewalt eigentlich nur gegen Menschen richten, einem Tier oder einem Gegenstand würde dies nicht das Geringste anhaben können und einem Gott schon mal gar nicht.

Zitat:
Eher hat die Art, wie Idas behutsamer Kommentar abgebürstet wurde, einige davon abgehalten, sich zu äußern.
Nun, was hätte man denn antworten sollen, wenn die Befürchtug geäußert wird, daß dieses heikle Thema Anstoß erregen könnte und dem Autor damit quasi völlige Ahnungslosigkeit über die eventuelle Wirkung seines Textes unterstellt wird?
Zudem dieser Kommentar sich ansonsten in keiner Weise inhaltlich mit dem Text auseinandergesetzt hat.

Zitat:
Im Grunde liegt die Kommentarlosigkeit wohl daran, dass man mit einem Kommentar etwas Positives bewirken will.
Ich denke, das kann man nicht verallgemeinern. Über die verschiedenen Motive der Kommentatoren ließe sich bestimmt trefflich streiten.

Zitat:
Das scheint mir hier fast unmöglich. Ich will es trotzdem versuchen.
Das Gespräch ist schließlich in Gang gekommen und das ist doch durchaus schon einmal positiv zu sehen, oder?

Zitat:
Es handelt sich bei dem Text nicht um eine Gedicht, zwar ist er gereimt und in korrektem Metrum, aber das, was ein Gedicht erst zum Gedicht macht fehlt – die poetische Idee. Was das ist, kann man nur schwer erklären. Es ist wie mit der Liebe. Schwer zu erklären, aber wenn man sich einmal richtig verliebt hat, weiß man was es ist. Wenn man eine poetische Idee gehabt hat, weiß man was es ist.
Das kann ich auch sehr schlecht erklären, zumal wohl jeder seine eigene Vorstellung von der poetischen Idee besitzt, weshalb ich mich auch hüten würde, eine solche Aussage zu treffen, denn das Feld der Lyrik ist sehr weit und vor allem frei.

Zitat:
Vielleicht hilft zur Erklärung, wenn man betrachtet, wie Goethes das Thema in 'Gott und die Bajadere' behandelt. Da ist eine poetische Idee, es ist ein Gedicht und obendrein eine herrliche Polemik gegen die Philister von damals und heute.
Das hilft jetzt auch nicht viel weiter, weil es hier nicht um einen Goethe Text geht. Damit will und kann ich mich gar nicht vergleichen, den Anspruch habe ich mit diesem Text nie erhoben.

Zitat:
Der Text ist auch kein Witz in gereimter Form. Zwar deutet sich in Strophe 2 das Potential für einen Witz an, aber dieses wir nicht realisiert, was den Leser eher frustriert als erheitert. Eine Polemik ist er erst recht nicht. Denn Polemik setzt voraus, dass man das Diffuse, das Inkonsequente und die logische Falschheit eines Begriffs weiterentwickelt, sozusagen erhebt, und dadurch den inhärenten Fehler sichtbar macht. Wird der Begriff reduziert, wirkt ist Polemik unmöglich. Ich lasse das mal ohne Begründung stehen und verweise auf Beispiele guter Polemik, die man bei Leibniz, Marx, Heine etc. findet.
Ich stimme allen diesen Aussagen zu, denn so ist der Text auch gar nicht gemeint.
Er ist nichts anderes als eine im Stile eines bewusstes Pamphlets verfasste Streitschrift, die sich überspitzt und sehr wohl polemisch zu einem religiösen Thema äußert.
Und da steckt noch viel mehr dahinter, wie ich später in meiner Interpretation beweisen werde. Sozusagen meine poetische Idee.

Zitat:
Auch kann der Autor seine Absicht deshalb nicht verwirklichen, weil der nicht versteht, dass man Aberglauben zwar bekämpfen kann, indem man sich lustig macht, wie es z.B. Thomasius effektiv mit dem Glauben an Hexen getan hat, dass man den Glauben dadurch aber nichts anhaben kann. Das versteht auch nur, wer sich die Mühe macht die Begriff Glauben und Aberglauben zu erkennen und zu trennen. Soviel zum Text.
Worüber sprechen wir hier?
Über den Text oder einen Teil meiner Antwort an Stimme der Zeit?
Aber ich gehe gerne einmal darauf ein und zitiere Freund Wikipedia:

Zitat:
Zitat von Wikipedia
Die Bezeichnung Aberglaube wird abwertend auf Glaubensformen und religiöse Praktiken angewandt, die nicht den eigenen, meist orthodoxen Lehrmeinungen, entsprechen. Er wird im allgemeinen Sprachgebrauch mit Unvernunft und Unwissenschaftlichkeit gleichgesetzt.
Demnach müssten etwa 2,1 Mrd. Christen, 1,3 Mrd. Moslems, 850 Mio. Hindus, 375 Mio. Buddhisten und noch ein paar mehr abergläubisch sein, zumindest immer aus der Sicht der anderen.
Somit fällt es mir schwer, die Begriffe Glaube und Aberglaube zu trennen.
Ich habe nämlich bisher nicht herausfinden können, wer von den o. a. den wahren Glauben besitzt.

Zitat:
Ja, Falderwald, in deinem Kommentar schreibst du, man solle 'den' Philosophen folgen. Ich kann dir versichern, dass 'die' Philosophen, allen voran Sokrates, Platon, Aristoteles, Descartes, Leibniz, Kant, Hegel, Schopenhauer und selbst Nietzsche vehement jeder Verantwortung für deinen Text ablehnen würden.
Ich weiß zwar nicht, wo du deine Sicherheit hernimmst, aber ich kann dir versichern, daß ich diesen Text ganz alleine verantworten kann.
Mal davon abgesehen, daß einige der oben Genannten nur Philosophaster aber keine Philosphen waren, allen voran dieser Windbeutel Hegel, betrachten wir jetzt einmal drei von ihnen stellvertretend.

Platons gesäuberter Idealstaat beinhaltete die Idee von einer ganz klaren Strukturierung der Bürgerschaft, die in Handwerker- und Bauernstand, den Stand der Wächter und den der Philosophenherrscher gegliedert war.
Frauen und Männer sollten nach ihren Fähigkeiten die gleichen Arbeiten verrichten.
Was hätte der sich über z. B. das Christentum amüsiert, mit seiner Scheinmoral und frauenfeindlichen Einstellung, der hat schon damals nicht an Götter geglaubt.


Kant hatte Glück in seiner Zeit unter der Herrschaft vom alten Fritz und musste nach dessen Tod wieder höllisch aufpassen, was er schrieb, weil sein Nachfolger Friedrich Wilhelm II., der dicke Taugenichts, spirituell angehaucht war und sich einem Orden anschloss, der sich von Gott beauftragt fühlte, Millionen von Seelen vor dem Bösen zu retten.
Und wer Kants Kritik der reinen Vernunft (1. Auflage) gelesen hat, der weiß, daß diese Schrift dem christlichen Glauben endgültig die Existenzgrundlage entzogen hat. Kant gab sich in seinen Schriften zwar ziemlich humorlos, jedoch hätte er meinen Text wahrscheinlich so verstanden, wie er gemeint war.


Und nun kommen wir zu Schopenhauer.
Nun, der hat mich zum Teil zu diesem Text inspiriert, denn er hat schon Anfang des 19. Jahrhunderts das unrühmliche Ende des Christentums vorhergesagt und die Moral dieser Religion gründlich widerlegt und begründet dargelegt als das, was sie ist, nämlich eine sklavische Moral, die auf Belohnung und Strafe aufbaut und somit sämtlichen menschlichen sogenannten positiven Handlungen, die aufgrund dieser erfolgen, den ihr zugrunde liegenden egoistischen Charakter zugewiesen, der ihr auch zusteht.
Ein hartherziger Charakter, der gibt nicht, weil er Not lindern will, der macht das zu seinem eigenen späteren Vorteil. Natürlich sind nicht alle so, das wollen wir erwähnen, aber die meisten schon.
Schopenhauer hätte sich höchstens darüber erregt, daß seine Name in einem Satz mit dem o. a. Windbeutel erwähnt worden wäre.

Zitat:
Und wenn du z.B. Schillers philosophische Briefe ernst genommen hättest, dann wäre dir das flache Jenseits-Belohnung-Gott-Teufel-Argument nicht aus der Feder geflossen.
Das steht ja auch gar nicht im Text, sondern lediglich in meiner Antwort an Stimme der Zeit und kann hier nur relativ flach wiedergegeben werden, weil das sonst die Thematik sprengt.
Wir können gerne darüber an anderer Stelle ausführlich diskutieren.

Zitat:
Auch kann 'was raus muss, muss raus' nicht als Entschuldigung gelten, vielleicht auf der Toilette, aber nicht im Poesie-Forum.
Ich würde mich weder für einen Text noch für einen Toilettengang jemals entschuldigen, da hast du was falsch verstanden.

Zitat:
Als Dichter sollten wir Begriffe, insbesondere solche, die sich nicht auflösen lassen, positiv wenden. Auch wenn das schwer fällt.
Wo ist das definiert? Erzähl das mal einem islamischen Dichter, der in seinen Versen alle Ungläubigen warnt.
Es ist nicht einzusehen, warum nicht auflösbare Begriffe zwingend positiv gewendet werden sollten.
Ein nicht auflösbarer Begriff beinhaltet nur eine einzige von unendlich vielen Möglichkeiten.
Wollen wir der Lyrik einen Maulkorb anlegen?

Zitat:
Dir wird nicht gefallen, was ich gerade geschrieben habe, und ich befürchte, ich kann dir wenig helfen, weil ich dich nicht genug kenne und nicht weiß, welche Erfahrungen dich davon abhalten, dich mit dem Thema angemessen auseinanderzusetzten.
Von Gefallen kann hier nicht die Rede sein, es hat mich nicht überzeugen können, würde es wohl besser treffen.
Warum?
Weil zum größten Teil hier persönliche Ansichten als ein Allgemeinbild ausgegeben werden, die keiner näheren Betrachtung standhalten können, zumindest aus meiner Sicht.
Was war denn hier noch mal das Thema des Textes?
Haben wir das schon einmal irgendwo in diesem Faden erörtert?
Und wer bitte bestimmt, was eine angemessene Auseinandersetzung mit diesem Thema ist?

Zitat:
Aber ich denke, meine Bemerkungen sind nach dem Kommentar von Stimme der Zeit notwendig geworden.
Dem werde ich nicht widersprechen.

Aber ich werde jetzt einmal ein paar Intentionen zu meinem Text verraten:

Vor kurzem bin ich kultig abgesoffen
in einer dieser Hinterhofspelunken.
Dort habe ich den lieben Gott getroffen,
der glaubte noch an sich und ist betrunken
der Kellnerin ins Dekolleté gesunken.


Zunächst befindet sich mein Protagonist im zwielichtigen Milieu kultischer Handlungen und trifft dort auf den lieben Gott, der völlig vereinsamt und herabgekommen sein tristes Dasein fristet, weil niemand außer ihm selbst mehr an ihn glaubt.
Weil ihm durch den Unglauben die Existenzgrundlage entzogen wurde, hat er sich vor lauter Verzweiflung betrunken und ist der Kellnerin in den Ausschnitt gefallen.

Im Nu war diese Dame hell erleuchtet
wie eine schrille Neonlichtreklame.
Dann hat sie wie ein Wasserfall gebeichtet
und mimte während der Bestandsaufnahme
die unbefleckte Unschuldsanschmiegsame.


Diese schien jedoch durchaus von ihm angetan gewesen zu sein, etwas von seinem göttlichen Zauber war wohl noch vorhanden, so daß sie sofort für ihn entbrannte. Sie hat ihm dann ganz nach Ritual ihr ganzes Leben gebeichtet und sich als die Unschuld vom Lande ausgegeben.

Momentelang geriet der Herr ins Wanken,
als wäre er sich nicht so recht im Klaren,
dann rülpste er und sprach halb in Gedanken,
er könne doch mal wieder so verfahren
wie damals schon vor zwei Mal tausend Jahren.


Das widerum erweckte eine Idee in ihm, denn vielleicht könnte es ja gelingen, so wie vor zweitausend Jahren, wieder einen neuen Kult zu erschaffen.
Wenn's damals geklappt hat, warum heute nicht?
Es wäre vielleicht ein Ausweg aus dieser traurigen Lage.

Gesagt, getan, sie zogen ab aufs Zimmer
und hauten dort gemeinsam auf die Tonne.
Man hörte sie: Mein Gott, bist du ein Schlimmer!
Danach erklärte sie entzückt vor Wonne,
sie ginge jetzt ins Kloster und würd' Nonne.


So kam es schließlich, wie es kommen musste, denn von nichts kommt bekanntlich nicht und so schickte er seinen heiligen Geist ins Rennen, der das wohl auch anscheinend sehr gut machte, denn die Kellnerin hatte er schließlich damit überzeugt und für sich gewonnen.

Der Herrgott kam verklärten Blickes wieder
zurück und setzte sich in meine Nähe.
In seinem Bart hing noch ein buntes Mieder,
dann kratzte er sich mit der dicken Zehe
und plötzlich roch es so, als ob er blähe.


So eine heilig-geistige Ejakulation verbraucht bei einem solch alten Herren auf jeden Fall eine Menge Energie, so daß er sich erst einmal setzen musste, um neue Kraft zu tanken. Die Überreste waren zwar noch nicht ganz beseitigt, doch nach einem Kratzen und einer befreienden Flatulenz kam er vor lauter Verklärung wieder zu Sinnen.

Dann fragte er, ob ich die Dame kenne.
Ich sagte ja, aus der Cafeteria.
Ob ich ihm denn auch ihren Namen nenne,
er lüde mich auch ein zur Pizzeria.
Ich flüsterte, sie heißt, verdammt, Maria.


Anscheinend hatte er vergesen, die Kellnerin nach ihrem Namen zu fragen und sprach meinen Protagonisten darauf an.
Dieser erstarrte vor Ehrfurcht und nannte ihm ihren Namen, den er nach Erkennen der Sachlage und der Bedeutung nur noch flüstern konnte.

Schon wieder roch's nach Bohnen und nach Linsen
mit Knoblauch und auf seinem religiösen
Gesicht erschien ein zärtlich breites Grinsen
als er verkündete, er würde uns vom Bösen
und allen Sünden noch einmal erlösen.


Der Herr quittierte dies mit einer weiteren befreienden, aber äußerst übelriechenden Flatulenz. Seinem gütigen Antlitz entfloss ein seliges Lächeln und es schien nach diesem glückseligen Erlebnis sein Ansinnen zu sein, die Menschen noch einmal großmütig von allem Bösen zu erlösen.

Noch einmal will ich euch den Heiland geben,
versprach er unter circa drei Promille.
Dann fing er an ihm Raum umher zu schweben
und rief: Ich bin der Herr, das ist mein Wille!
Doch leider nahm Maria stets die Pille.


Er wollte ihnen tatsächlich noch einmal einen Heiland schicken, doch leider haben sich die Zeiten heutzutage geändert, denn die moderne Empfängnisverhütung verhinderte das Schlimmste.
(Jetzt weiß man übrigens auch, warum sein Stellvertreter hier auf Erden jedwede Empfängnisverhütung weiterhin ablehnt und verbietet.)

Und so bleibt das Ganze eben bei einem göttlichen Versuch.

In diesem Text symbolisiert die traurige und heruntergekommene Gestalt dieses eingebildeten Gottes den unrühmlichen Niedergang einer ganzen Religion. Er unternimmt hier einen letzten verzweifelten Versuch, diesen Kult wieder aufleben zu lassen, was aber, wie im Text beschrieben, zum Scheitern verurteilt war, da die heutigen Menschen (bei uns), eben spätestens seit Kant, aufgeklärte Menschen sind, wenn sie es denn nur wollten.
Das ist hart für einen solch alten Mann und besitzt bei aller Komik einen tragischen Hintergrund.

Die Metaphern sind sorgfältig und gezielt gewählt. So stehen z. B. die Hinterhofspelunken für diese Traumtänzerpaläste, also Tempel und Kirchen, in denen die ritualisierten Kulte an ein geistiges Hirngespinst vollzogen werden, an denen sich die Gläubigen mit Hilfe von Weihrauch und -wasser und an dem dummen Geschwätz der Pfaffen berauschen können.
Die Kellnerin verkörpert die heilige Jungfrau Maria und die moderne Hure Maria Magdalena in ein und derselben Person.
Des Herren Flatulenzen sind absolut passend, bezeichnen sie doch die geistige Diarrhoe, die diese Geistlichen ständig zu quälen scheint. Und stinken müssen sie auch, weil im Namen dieser Religion so viel Ungerechtigkeit geschehen ist, was die Keller ihrer Tempel mit verwesenden Leichen und Missbrauchsopfern vollgepflastert hat.
Und dieser Herrgott mit seinem seligen Grinsen im Gesicht, der die Scheinheiligkeit in Person ist, die arme Seelen vor dem Bösen erretten will, stellt nichts anderes als organisierte Menschenfängerei dar, mit dem Zwecke, diese letztendlich in ein versklavtes und kontrolliertes Dasein zu führen.
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, die sich aus lauter Wundern und Dogmen zusammensetzen - ein einträgliches Geschäft mit der Gut- oder besser Leichtgläubigkeit der Menschen, eben die Philosophie für das gemeine Volk.

Kultig ist dieser Text alle Male, trashig auch, Ironie und bitterer Zynismus blicken ebenfalls hindurch und das alles in vollständigen und stringenten Sätzen, eingebettet in Metrik und Reim und der modernen Sprache angepasst.

Die Idee dahinter ist wohl auf den ersten Blick nicht für jeden direkt erschließbar, dafür müsste man nämlich bereit sein, sich auch ausführlich mit dem Text auseinanderzusetzen.

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Die Menschen sind nicht in der Lage einen Regenwurm zu machen, aber sie machten sich tausende von Göttern.
Es wäre daher interessant zu erfahren, wie sie es ohne den lieben Gott geschafft haben, 198.000 Jahre auf diesem Planeten zu überleben.

Auf jeden Fall waren die Erfinder dieses Kults gerissen genug, um diesen zur richtigen Zeit ins Leben zu rufen und somit den von Natur aus abergläubischen Menschen den größten Bären aller Zeiten aufzubinden, der sich hartnäckig wie die tolldreistesten Sagen in den Köpfen einiger Menschen bis heute erhalten hat.
Ein Luftschloss mit einem Geist als Herrscher und einem dunklen Verlies voller Dämonen und Teufel im Keller.

Und was mich am meisten anwidert ist, daß in unseren ach so modernen und zivilisierten Gesellschaft dieses ekelhafte geistige Surrogat einer verlogenen und menschenfeindlichen Moral schon unseren Kindern in den Schulen eingetrichtert wird.
Und das im Land der Dichter und Denker.
Wenn erwachsene Menschen an solche Hirngespinste glauben, dann kann man ihnen nicht helfen, daß aber unsere Kinder schon mit diesen verlogenen Dogmen und der daraus resultierenden Scheinheiligkeit verseucht, ja geradezu vergiftet werden, ist unerträglich und gehört verurteilt.
Religionsunterricht hat an Schulen und anderen öffentlichen Bildungsanstalten nichts zu suchen, denn das hat rein gar nichts mit Bildung zu tun, sondern behindert höchstens freie Geister in ihrer Entfaltung.

Das einzige was wir der christlichen Religion vielleicht zu verdanken haben, ist, daß sie uns wahrscheinlich bisher den Islam erspart hat.
Das aber vollbringen ja jetzt unsere konservativ/liberalen Politiker, allen voran der Grüßaugust aus Hannover, der den Islam einen Teil von Deutschland nennt, Hand in Hand mit den linken Gutmenschen.

Der Hammer aber ist, daß dieser heilige Bimbam, dieser Popanz in Rom, der ehemalige Hauptinquisitor kurz nach seiner Ernennung zum Oberscheinheiligen 800 neue Exorzisten eingestellt hat.
Wen will der denn verarschen, diese traurige Gestalt?

Aber so wie die Menschen ihre Götter erschaffen haben, so schaffen sie sie auch eines Tages wieder ab.
Das hat sich zu allen Zeiten so ergeben und ist hier nur noch eine Frage der Zeit.

Bis dahin gilt: Null Toleranz und Kampf an allen Fronten gegen die geistige Verdummung und Versklavung der Menschheit, für die Freiheit des Geistes und des Indviduums und eine bewusste Entscheidung für das Leben.

Jeder bewusst freiwillige und achtsame Schritt, der das Leben eines Käfers verschont, ist als moralisch-ethische Handlung höher einzustufen, als eine sogenannte gute Tat aus religiösen Gründen, denn das erste zeugt von Achtung vor dem bestehenden Leben, das zweite von selbstsüchtigen und egoistischen Motiven in der Hoffnung auf eine eingebildete Belohnung nach dem Leben.


Liebe Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.11.2011, 02:13   #8
Explosion
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Beiträge: 15
Daumen hoch

Guten Tag, Falderwald!

Zitat:
Null Toleranz und Kampf an allen Fronten gegen die geistige Verdummung und Versklavung der Menschheit
Diesen Auszug, entnommen aus Deinem Antwortschreiben an Thomas, erscheint mir so wichtig, daß ich ihn hier voranstelle.

Es liegt am Thema, das Dein Werk in den Hintergrund rücken läßt. Allerknappest könnte es als phantasievoll, humorvoll und gute Idee bewertet werden. So bündig will ich nun auch nicht sein.

Bevor ich noch einige Zeilen anfüge, will ich mich dafür bedanken. Es ist geschickt geschrieben. Üblicherweise lauten Kommentare 'gut geschrieben'. Als Routinier weißt Du um Deine Qualitäten Bescheid; Metrik braucht man nicht überprüfen, es geht doch nur noch um die Tagesverfassung und biochemischen Konstellationen Deines Gehirns zum Zeitpunkt der Niederschrift, die für die Kreativität und spontane Eingebung verantwortlich sind.

Es dürfte wieder ein guter Tag gewesen sein, nur schwer etwas zu finden, was annähernd eine Kritik zuläßt.
So war meine Ausbeute sehr spärlich, lediglich stimme ich hier nicht ganz zu
Zitat:
er lüde mich auch ein zur Pizzeria
. Das hätte ich ein bißchen anders geschrieben, eventuell 'er lüde mich auch in die Pizzeria' . (mit dem problematischen Versprechen 'zur' könnte das ein echter Reinfall werden, insbesondere wenn man weiß, mit wem man es zu tun hat.)

Nicht nur Dein Werk, auch die Kommentare und Deine Antworten habe ich denkend mitgelesen, nicht einfach überflogen.
So merkte ich den Aufwand, der sich durch Dein langes erklärendes Schreiben ergab. Eine gewaltige Investition, aber sie dürfte den Adressaten nicht erreicht haben. Man lernt daraus, zumindest ich nahm mir immer wieder vor, mich nicht zu sehr zu engagieren, habe es dann doch wieder gemacht. In diesem konkreten Fall gebührt Dir Anerkennung für Deine Zurückhaltung und Wortwahl. Aus guten Gründen habe ich selbst Interesse an diesem Thema, das weitreichend ist, die gesamte Menschheitsgeschichte durchzieht und bei Argumentationen viel Wissen voraussetzt. Dieses sich anzueignen, ist mühevoll und viel Arbeit.

Mut gehört überhaupt nicht dazu, weder zum Gedicht, noch für einen Kommentar dazu. Der Schreiber sollte das schreiben, was ihm ein Bedürfnis ist. Glorifizierungen von Personen, auch wenn es bekannte Philosophen sein sollen, lag mir nie. Sie alle kochten mit Wasser, von dem wir genügend zur Verfügung haben.
Es sollte nicht in Starrheit ausarten, seine Überzeugung, die gute Gründe hat, zu vertreten. Ich verabscheue das Mitläufertum, die Ja-Sager, die Ehrfürchtigen, auch in der Politik. Im Zusammenhang mit Religionen bin ich zu dem Punkt gelangt, zu akzeptieren, daß derjenige dem Wissen fehlt, nichts Besseres kann, als zu glauben.

Was sollte ich noch hinzufügen, wo Du bereits in Deiner Antwort so gut argumentiert und erklärt hast? Vielleicht bei Gelegenheit ein Gedicht vorzeigen, das zum Thema paßt; davon hätte ich sogar schon einige ältere.

Für diesmal sage ich Danke für die gute gelungene Veröffentlichung, die Dein Können wieder bewiesen hat.

Es grüßt
Explosion

p.s.: Die Audioversion habe ich gehört. Der Text ist gut veständlich. Die Untermalung ? ja, sie paßt, nur eine Spur zu laut nach meinem Empfinden. Ob die Geschwindigkeit vor dem Aufsprechen zu drosseln gewesen wäre?

Geändert von Explosion (22.11.2011 um 11:07 Uhr)
Explosion ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2011, 19:08   #9
Erich Kykal
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Hi, Faldi!

Du antwortest am Beginn gleich jemandem, der mittlerweile offenbar seinen Account hat löschen lassen oder unfreiwillig gegangen wurde.
Den Zitaten deines Beitrags allerdings entnehme ich, dass dem Forum dadurch offenbar kein großer Verlust entstanden ist!

Dein Gedicht finde ich - als alter Spötter und Religionsfeind - superb! Da wird die ganze Auf-die-Knie-fall-Mischpoke wunderbar durch den selbstangerührten Kakao gezogen!
Der "Herr" als besoffener Prolo, der eine "Durchglühte" vögelt und uns hinterher vor lauter Befriedigung noch mal den "Retter" schicken will. (Naja, wenn er's wirklich nur alle 2000 Jahre treibt...kein Wunder!)
Perfekt der Hieb in der Conclusio: Die Pille! Eine saubere Enthauptung! Nur letzte Str., Z3 - "im Raum"...da gehört kein "h" ins "im"...

Ausgesprochen gern gelesen und extrabreit gegrinst! Wasser auf meine Mühlen! Weiter so!

LG, eKy

PS: Die musikalische Umsetzung hat mich leider nicht überzeugt. Nicht mein Stil...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.12.2011 um 14:23 Uhr)
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Alt 04.12.2011, 16:42   #10
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asphaltwaldwesen
 
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reihenfolge:

1. ich habe das gedicht gelesen und mich königlich amüsiert.

da sind echte highlights drin wie

Zitat:
Dann fragte er, ob ich die Dame kenne.
Ich sagte ja, aus der Cafeteria.
gott - mitten im leben gelandet und mit weltlichen problemen konfrontiert. das find ich mehr als entzückend, diese zusammenführung und vertauschung der perspektiven. das hat auch durchaus tiefsinnig-philosophisches, wenn man das so lesen möchte.


2. ich habe die kommentare gelesen.
3. ich habe gestaunt

darüber, dass ein so harmloses gedicht derartige wogen erzeugen kann.
ich jedenfalls bin weder deklarierter religionsfeind noch religiös - und sehe da so gar keinen aufreger drin. dafür viel charme, augenzwinkern und esprit.

hab ich sehr gerne gelesen.
in der letzten strophe gehört anstelle des "ihm" ein "im".


lieber gruß

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