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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 12.12.2011, 20:33   #1
Aurora
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Standard Alptraum

Alptraum

Das schwarze Tuch der Dunkelheit
Von allen Unwissenden befreit
Senkt sich nieder auf den Wald
In dem die Toten morsch und alt
In ihren Gräbern lauern
Niemand kennt Gnade noch Bedauern
Eises Kälte legt sich nieder
Und die Geister singen Lieder
Doch bald ist auch der Chor verstummt
Und in der Ferne heult ein Hund
Spürst du das Zittern der Bäume
Empfängst du ihre Träume
Renne, lauf, versteck dich gut
Niemand schützt dich vor der Brut
Äste knacken, morsch und alt
Bald im Totental verhallt
Nebelschwaden umhüll’n dich gar
Weißt du noch wie’s früher war
Die Unschuld hast du einst erkannt
Doch nun bist du in ihrem Land
Sieh, wie schmutzig deine Hände
Und die blutigen, alten Wände
Lass die Schreie, hör nur zu
Denn am Ende stirbst auch du
Oder erwachst aus diesen Träumen
von dem Pfad gesäumt von Bäumen
Die Nacht der Geister und Toten
Des Schicksals heimliche Boten
Folgten dir in dieser Nacht
Die du nun im Traum verbracht
__________________
Jedes meiner Werke ist mein gedankliches Eigentum. Also schön hierlassen!

Mar thoradh ar mo cosán le todhchai neamhchinnte... Cé a fhios cad waits ag deiread na dom...

Geändert von Aurora (13.12.2011 um 14:36 Uhr) Grund: Korrektur
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Alt 13.12.2011, 09:35   #2
Stimme der Zeit
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Ort: Stuttgart
Beiträge: 1.836
Standard

Hallo, Aurora,

das liest sich wirklich wie ein Alptraum. Für mich (persönlich) scheint die Traumhandlung auf einem Friedhof stattzufinden.

Interessant die Formulierung "Von allen Unwissenden befreit". Ich denke, damit sind die Menschen gemeint, die diese Art Alpträume nicht kennen. Deshalb finde ich es auch interessant, denn "Befreiung" ist eigentlich etwas positives, wird hier aber in einen negativen Kontext gesetzt, da es hier das "schwarze Tuch" ist, das "befreit" ist - und so offenbar seine "Macht" ungehindert ausüben kann.

Ich vermute (deinen persönlichen "Stil", bzw. deine "Vorgehensweise" kenne ich ja noch nicht), dass diese Wiederholung gewollt ist:

Zitat:
In dem die Toten morsch und alt
Zitat:
Äste knacken, morsch und alt
Das wirkt verstärkend. Nicht nur die Toten sind morsch und alt, auch die Äste an den Bäumen - vielleicht auch die Bäume selbst, so erscheint es mir.

Zitat:
Spürst du das Zittern der Bäume
Empfängst du ihre Träume
Auch das ist interessant. Ich habe das ganze Gedicht hindurch das "Gefühl", als ob das nicht nur die Beschreibung des Traumgeschehens an sich ist, sondern als ob in der "Dunkelheit" irgend etwas "lauert", das allerdings nicht direkt erwähnt wird und das die Bäume zum "Zittern" bringt. Und auch die Bäume selbst "träumen" offenbar. Da ich, wie gesagt, mit deiner Art zu schreiben noch nicht vertraut bin: Das Gedicht scheint sich an ein LD zu richten, so erscheint es mir (von der direkten Anrede "du" ausgehend). Das sorgt dafür, dass ich mich frage, wer der "Erzählende" ist - auf mich wirkt es, als ob es sich dabei nicht um die Person handelt, die den Alptraum hat, sondern eher (irgendwie) um jemand "Außenstehendes" ...

Es ist eine düstere und eindringliche Schilderung. Ich kann jetzt noch nicht sehr viel zum "Formalen" sagen, denn ich weiß noch nicht, in welchem "Maß" du Wert auf formale Aspekte legst, wie z. B. auf ein durchgehendes Metrum oder Ähnliches. Wenn du mir darüber etwas sagen würdest, wäre es hilfreich für mich, dann gehe ich in künftigen Kommentaren auch gerne an die "Struktur" und gebe dir (falls gewünscht) darüber "Rückmeldung".

Hier möchte ich daher nur eine Stelle anmerken, die (für mich) nicht gut passt, ich vermute, hier ist es dem "Reim geschuldet":

Zitat:
Niemand schütz dich vor der Glut
Die ganze Erzählung berichtet von Tod und Kälte. Daher bekomme ich (ist natürlich nur meine Meinung), die "Glut" nicht in Übereinstimmung damit. Es böten sich als "Alternativen" Worte wie "Flut" oder "Brut" an, eventuell, in einen negativen Kontext (im Sinne von verloren, erloschen, fehlend) gesetzt, auch "Mut". Das ist jetzt nur als Anregung gemeint, so, wie es auf mich wirkt. (Hier hast du dich vertippt, ein "t" fehlt - "schützt".) Und in diesem Vers: "Sieh, wie schmutzig deine Hände" hast du ein Komma vergessen.

Gut gelungen finde ich, dass du die Versanfänge variierst, und dadurch einen "Aufzählungscharakter" vermeidest, das verhindert ein "Leiern" und auch ein "zu rasches" Tempo beim Lesen.

Gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme

P.S.: Hatte ich vergessen: Ich kann mich auch nicht überwinden, "Albtraum" zu schreiben. Ich kann mir nicht helfen, damit assoziiere ich die schwäbische oder bayerische "Alb", aber keinen "Alp". Das verstehe ich also gut.
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Dieser Salon entstammt einer Idee von unserem Forenmitglied Thomas, der sich über jeden Beitrag sehr freuen würde.



Geändert von Stimme der Zeit (13.12.2011 um 12:52 Uhr) Grund: P.S. hinzugefügt.
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Alt 13.12.2011, 14:26   #3
Aurora
Neuer Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 11.12.2011
Beiträge: 22
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Hallo Stimme der Zeit,

vielen lieben Dank fürs Kommentieren.

Punkt1: Ja, die Wiederholung ist gewollt. Ich wollte den "Schrecken" greifbar machen, hoffe, es ist mir damit gelungen...

Punkt2: Hier wollte ich das Gefühl verstärken, dass sich in der Dunkelheit etwas "Böses", "wahrhaft Dunkles" verbirgt, dass sich in jedem von uns versteckt.

Erzählt wird der Alptraum vom "wachen" Ich, welches dem "schlafenden" Ich erzählt, was es in seinen Träumen so erlebt. So wollte ich es jedenfalls darstellen (das Gedicht ist direkt nach nem Alptraum entstanden).

Punkt3: Hier hast du recht, es ist dem Reim geschuldet. Gefallen tun mir deine Vorschläge, von denen ich wohl das Wort Brut verwenden werde, weil es wohl am Besten passt.

So, und nun zu allem Andern^^: Was Stil und formale Aspekte angeht hab ich selbst absolut keinen Plan. All meine Gedichte haben mit bestimmten Situationen in meinem Leben zu tun, da hab ich mir um sowas keine Gedanken gemacht.

Viele liebe Grüße, Aurora

P.S: Ich schreibe "Alptraum", weil ich dies mit dem Alp/Nachtmahr, assoziiere. Auch wenn ich im Deutschunterricht gelernt hab, Albtraum zu schreiben. Interessant finde ich hierbei, dass der "Albtraum" bei Wikipedia selbst als Nachtmahr dargestellt wird. Trotzdem bleib ich lieber bei dem mir vertrauten "Alptraum"^^.
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Alt 14.12.2011, 00:42   #4
Lord Skarak
Gast
 
Beiträge: n/a
Pfeil So, dann kommentier ich jetzt auch mal wieder was.

Hallo Aurora und willkommen im Forum!

Normalerweise beginne ich einen Text zunächst immer technisch zu zerfasern. Naja, JETZT ist normalerweise: Die Metrik Deines Textes weist ein gewisses natürliches Alternieren auf, allerdings sieht es auf den ersten Blick nicht so aus, als hättest Du irgendein spezielles Versmaß angestrebt. Der Reim ist teilweise ein wenig "ungerade" (z. B. Verstummt/Hund). Gut, aber Du sagst ja selbst, dass Du Dir keine Gedanken über Formales machst. Also weiter zum Inhalt.

Prinzipiell muss ich sagen, dass ich Alpträume als etwas sehr interessantes empfnde. Man kann m. M. n. gerade aus Alpträumen sehr wirksame poetische Bilder machen, die den Geist (wenn gewisse Prinzipien beachtet sind) auf eine ganz eigentümliche Weise berühren, für mein Erachten stärker, als es durch Beschreibungen realer Szenaria möglich ist. Nun muss ich aber bemerken, dass Du, was die Wahl der Bilder betrifft, keinen allzugroßen Gebrauch von den assoziativen Möglichkeiten machst, die einem durch den Traum an sich als eine Art Spielraum zuteil werden (ich meine stark surreale Bilder, die bei der Beschreibung konkreterer Gegenstände wohl etwas deplatziert wirken würden). Du setzt auf für meine Begriffe relativ... ich sage mal "vertraute" Bilder wie lauernde Tote, Assoziation von Toten mit Gräbern, Nebelschwaden die einen umhüllen, Baumgesäumte Wege, Schicksalsboten etc. und näherst Dich im Laufe des Textes immer mal wieder etwas weniger "herkömmlichen" Bildmustern an, z. B. bei: verstummender Geisterchor nach dem ein Hund bellt, zitternde Bäume, blutige Wände (da denke ich irgendwie an Silent Hill). Wohl gemerkt, diese Bilder wirken etwas weniger altbekannt. Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass es eher ein Erstlingswerk ist. Was ich damit sagen will ist... also auf mich wirkt der Text nicht wirklich stark wenn es allein um die Technik und die Bilder geht. Auch die etwas eigentümliche Formulierung "Von allen Unwissenden befreit" will sich mir ihrer Bedeutung nach nicht recht erschließen. Natürlich könnte man das als eines der assoziativen uns mithin verworrenen Elemente des Traums bezeichnen (ebenso finde ich die Formulierung "Unschuld ERkannt" statt "GEkannt" eigentümlich, allerdings habe ich dazu einen Ansatz). Also was haben wir? Wir haben eine Szeneriebeschreibung die doch relativ eindeutig einen Eindruck allgemeinen Schwärzens, Vergehens, Invertierens, Beschmutzens vermittelt. Das könnte sehr wohl mit einer Art "andersartig" gewordenen Wahrnehmung des LyrischenIchs zusammenhängen (und eine solche andersartige Wahrnehmung würde möglicherweise das Phänomen der "Unschuld" als etwas Falsches, vielleicht Aufgesetztes betrachten, weshalb man streng genommen sagen könnte, jene Wahrnehmung "erkennt" das Prinzip Unschuld nicht mehr. Sollte das als Erklärungsmuster zu weit hergeholt sein (wovon ich fast ausgehe) korrigier mich ruhig. ). "Von allen Unwissenden befreit", also wenn da jetzt "von alleM" stände, könnte ich irgendwie davon ausgehen, dass es sich um eine Art "Erwachen" handelt (was in einem Traum schon komisch ist, aber an sich erwacht man ja tatsächlich in das Traumbewusstsein hinein. Man schläft Stück für Stück ein, was aber aus Sicht der Traumwelt als eine Art graduelles in die Traumwelt hinein wachwerden bezeichnet werden könnte (zumindest wenn man es reichlich "primitiv" assoziiert)). Was ich durchaus denkwürdig finde, ist der letzte Satz, der den Traum explizit als solchen ausweist und das vorangegangene Schreckensszenario damit gewissermaßen entkräftet. Da scheint durchaus die Idee dahinterzustecken, den Leser zum Schluss von der Sache zu "dissoziieren". So gewinne ich den Eindruck, dass Du sehr wohl gewisse Strukturen lyrisch verwirklichen kannst (du verwendest instinktiv gewisse rhetorische Effekte und auch alternierenden Rhythmus), dass es aber in der Umsetzung hapert (was an der Motivation, der Erfahrung, etc.. liegen kann). Ich verfüge aber über keinen Wisch der mir irgendwelche Lehrautorität auf solchen Gebieten bestätigt, das heißt ich spreche aus meiner subjektiven, unreflektierten Empfindung heraus, die bisweilen auf irrigen Annahmen basiert. Und nein, ich sehe z. B. Metrik nicht als etwas zwingend Notwendiges an, sie ist kein eindeutiges Qualitätsmerkmal der Lyrik, aber umgekehrt sollte es schon erwähnt sein, dass es vielleicht ein Merkmal von "schreiberischem Potential" ist, wenn jemand natürlicherweise auf eine gewisse Metrik kommt ohne es zu wollen. So, jetzt bin ich müde. Soviel zu diesem Ansatz. Der Ansatz selbst ist meiner Ansicht nach ausbaufähig, seine momentane Umsetzung ist nicht nach meinem Geschmack. Das Rohmaterial Deiner Gedanken könntest Du für meine Empfindung viel effektstärker verwenden.

Liebe Grüße,
Skarak

Geändert von Lord Skarak (14.12.2011 um 00:45 Uhr)
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