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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 12.12.2011, 22:18   #1
Chavali
ADäquat
 
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Decken Wellen deine Mauern,
wiegt sich Tang um Turmgestein,
schwimmen Fische durch die tiefen
Gassen voller Elfenbein?

Oder liegt verbrannte Erde,
graue Asche, Schutt und Sand
über eingestürzten Inseln
fern an einem stillen Strand?

Wo nur deine Tempel blieben,
sanken sie zum Meeresgrund?
Oder spiegeln die Gewässer
deinen eingesunknen Schlund?

Deine Häfen sind verschwunden,
so wie Gold und Edelstein.
Menschen haben's nie verwunden:
Warst der Götter schöner Schein.



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*

Geändert von Chavali (01.06.2013 um 17:33 Uhr) Grund: *danke* eKy
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Alt 13.12.2011, 14:11   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe Chavi,

hier finde ich also ein Gedicht über den "Atlantis-Mythos". Wenn man berücksichtigt, dass Platon über die "göttliche Abstammung" der Bewohner schrieb, und auch von deren Vernichtung durch Zeus, dann wird klar, warum es hier zu finden ist. Rein vom "heutigen" Altantisbezug wäre es eher in der Vollmond-Rubrik anzusiedeln. Aber irgendwie haben ja alle antiken Mythen und Sagen einen "göttlichen Hintergrund", daher ist das hier schon richtig.

Es gefällt mir, wie du das "Rätseln" um Atlantis' Schicksal darstellst. Es gibt so viele "Geschichten" darüber. Wobei natürlich davon ausgegangen wird, dass das sagenhafte Reich tatsächlich existierte (ganz persönlich glaube ich das nicht). Aber die Geschichten lese ich trotzdem sehr gerne.

In allen Fragen im Gedicht bleibt der Bezug zum Meer (was ja auch absolut stimmig ist), erhalten. Ob Fantasten, Idealisten oder sogar ernsthafte Forscher, es taucht immer wieder die Frage auf, wo sich Atlantis denn befunden haben könnte.

Darauf "antwortet" die letzte Strophe gut gelungen mit einer, wie soll ich es nennen, "Halb-Gegenfrage" und zugleich auch mit einer Erklärung. Der Atlantis-Mythos hat ein wenig Ähnlichkeit mit einem "verschollenen Paradies". Und davon träumt die Menschheit immer wieder. In den meisten Kulturen der Welt gibt es irgendeine Legende über ein "verlorenes" oder "verschollenes" Paradies. Ich persönlich denke, das liegt einfach daran, dass wir das "Nicht-vorhanden-sein" eines Paradieses "nicht verwinden", und uns daher die Geschichten von einem "verlorenen" erschaffen - denn damit können wir uns trösten. Es schenkt uns die Vorstellung, dass wir einmal eines hatten - was die Möglichkeit bewahrt, dass wir irgendwann auch wieder eins haben können. Sich damit abzufinden, dass wir uns gar nicht für ein Paradies eignen, da wir sind, wie wir sind, das fiele zu schwer.

Es gibt auch noch eine andere "Denkrichtung". Diese besagt, dass wir es in der "Steinzeit" gar nicht so schwer hatten, sondern dass unsere damalige "Lebensweise" Ähnlichkeit mit einem Paradies hatte. Es gibt Forscher, die der Ansicht sind, dass wir durchaus "gut gelebt" haben. Alles, was wir brauchten, mussten wir nur "einsammeln", die Natur bot damals sehr viel an Nahrungsquellen, die sich auch ständig "selbst erneuerten". Hinzu kam, dass wir, auf das ganze Jahr umgerechnet, nicht mehr als 20 Stunden pro Woche "arbeiteten". Natürlich gab es Krankheiten, Hungernöte, Gefahren und anderes. Aber wir "vergessen" die negativen Dinge ja so gern , und wenn man nur die "positive Seite" betrachtet, könnte das ein wenig "passen". Jedenfalls bin ich mir sicher, dass wir heutzutage viel sorgenvoller durch unser Leben gehen ...

Formal möchte ich zwei Stellen anmerken:

Zitat:
ausgebleichter Menschgebein?
Hier ist es etwas problematisch, denn es müsste ja eigentlich "Menschen Gebein" heißen. Hm. Der Reim auf "Turmgestein" macht es aber auch wirklich schwierig, hier etwas Passendes zu finden - ich vermute stark, dass es dir genauso ging. Der Trochäus "erschwert" das noch. Vielleicht als "Anregung", so "ungefähr", mir fällt gerade auch nichts "Besseres" ein:

schwimmen Fische durch die Gassen
voller menschlichem Gebein?

(Ich finde, das "ausgebleicht" kann auch von der "Logik" her ruhig fehlen. Im Grunde genommen ist nach so viel Zeit gar kein Gebein mehr da. Allerdings zerfallen die Knochen, und in meinem Vorschlag ist es ein wenig "metaphorischer", es kann sich auch auf "Ablagerungen" beziehen.)

Zitat:
Menschen haben's nie verwunden:
Warst der Götter schöner Schein?
Hier fehlt mir "du nur", im Sinne von "Warst du nur der Götter ...". Was ja metrisch leider gar nicht passt. *Grübel*

Menschen haben's nie verwunden:
War's nur göttlich-schöner Schein?

Vielleicht so ähnlich.

Es sind aber nur Anregungen, vielleicht verhelfen sie dir ja zu einer Idee.

Ein kleines Vertippserle, in Strophe 2, Vers 3 hast du ein "n" vergessen:

Zitat:
über eingestürzten Inseln
Abgesehen von den beiden beiden erwähnten Versen gefällt mir dein Gedicht sehr gut. Schön, wie du das "Fragen" nach Atlantis in "Frageform" dargestellt hast. Vierhebige Trochäen sind hier durchaus eine gute Wahl, denn: Der "Mythos Atlantis" - lebt.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße

Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (13.12.2011 um 14:15 Uhr)
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Alt 13.12.2011, 16:37   #3
ginTon
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hi chavilein,,

Interessantes Thema, welches du in deinem Werk behandelst. Atlantis als Mythos oder eine Stadt die es womöglich gar gegeben hat. Wenn man davon ausgeht, das Dichter immer gerne alles einwenig ausschmücken etc. ist mir
der Gedanke gar nicht so abwegig...

Zitat:
Decken Wellen deine Mauern,
schlingt sich Tang um Turmgestein,
schwimmen Fische durch die Gassen
ausgebleichter Menschgebein?
Atlantis, angeblich durch eine Sturmflut o.ä untergegangen, vom Meer verschluckt, wird in dieser Strophe behandelt. Gefällt mir sehr gut. Das "Menschgebein" ist zwar von der Betonung etc. bissel ungewöhnlich aber inhaltich passt es ja super..

Zitat:
Oder liegt verbrannte Erde,
graue Asche, Schutt und Sand
über eingestürzte Inseln
fern an einem silbern Strand?
Diese Strophe gefällt mir super gut...

Zitat:
Wo sind Tempel nur geblieben,
tauchen sie am Meeresgrund?
Oder spiegeln die Gewässer
deinen eingesunknen Schlund?
Gefällt mir auch die Strophe, dritte und vierte Zeile..mmh weiß nich?

Auch die letzte Strophe ist super, das Werk gefällt mir wirklich gut

gerne mit beschäftigt...liebe Grüße ginnie
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Ohne dich, gehe ich [N]irgendwo hin!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 13.12.2011, 19:31   #4
Chavali
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Hallo liebe Stimme,

ich möchte mich bei dir herzlich bedanken!
Das Anliegen von meiner Seite um dieses Thema war groß und meine Ungeduld gebot es mir,
einen Text dazu zu verfassen
Dadurch ist es wohl zu den von dir benannten Zeilen - ich möchte fast sagen: komischer Art gekommen.
Inzwischen habe ich eine kleine Änderung vorgenommen.
Nicht verwundern: Platon sprach in seiner Beschreibung um dieses sagenhafte Eiland auch von großen Tieren - den Elefanten.

Ich las jüngst eine halbwissenschaftliche Abhandlung über Atlantis und das hat mich doch stark beeindruckt.

Du hast eine interessante Interpretation verfasst, die mir zeigt, dass du dich als Leser
auf meinen Text eingelassen hast und auch verstehst, warum ich was und wie geschrieben habe.

Dafür nochmals meinen herzlichsten Dank!



Hi ginnie,

auch dir vielen Dank für deine Antwort zu Atlantis.
Zitat:
Atlantis als Mythos oder eine Stadt die es womöglich gar gegeben hat. [...]
Atlantis, angeblich durch eine Sturmflut o.ä untergegangen, vom Meer verschluckt,
...oder durch einen Vulkanausbruch verschüttet oder - wie Erich Däniken meint: im Weltall angesiedelt....oder...oder...
Zitat:
das Werk gefällt mir wirklich gut
Das freut mich



Liebe sagenhafte Grüße,
Chavi



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Alt 01.06.2013, 00:33   #5
Erich Kykal
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Hi, Chavi!

Ein schönes Gedicht. Ein paar Tipps hab ich natürlich:

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen


Decken Wellen deine Mauern,
schlingt sich Tang um Turmgestein, Sprachmelodisch nicht so doll, besser: "wiegt sich" oder "wuchert".
schwimmen Fische durch die tiefen
Gassen voller Elfenbein?

Oder liegt verbrannte Erde,
graue Asche, Schutt und Sand
über eingestürzten Inseln
fern an einem silbern Strand? "silbernen" - Verkürzung kommt nicht gut. Alternative: "stillen", "grauen"

Wo sind Tempel nur geblieben, Schöner: "Wo nur deine Tempel blieben,"
tauchen sie am Meeresgrund? "tauchen" ist aktiv, Stein kann nur versinken. Alternative: "sanken sie zum Meeresgrund?"
Oder spiegeln die Gewässer
deinen eingesunknen Schlund? Das Bild dieses Satzes erschließt sich mir nicht. Was ist gemeint?

Deine Häfen sind verschwunden,
so wie Gold und Edelstein.
Menschen haben's nie verwunden:
Warst der Götter schöner Schein? Hier besser Punkt.
Gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.06.2013, 17:30   #6
Chavali
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Hi, eKy,
Zitat:
Ein paar Tipps hab ich natürlich:
Und die sind wie (fast) immer Gold wert.
Passen und werden von mir übernommen - ich ändere den Text dahingehend.

Danke dir und auch dafür:
Zitat:
Ein schönes Gedicht.
*freu*

LG Chavali


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