19.06.2010, 10:28 | #1 |
Verstorbener Eiland-Dichter
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Gewitter ziehen auf
Die Wipfelreihe dort am Horizont,
ein Scherenschnitt aus schwarzem Tonpapier, zeigt Unheil dräuend, wo der Windgeist wohnt, der Wetterhexen trübes Nachtquartier. Erst stellt sich Wolkenflaum am Bergkamm ein, dann schwärzt die Regenwatte ihr Gesicht. Die Luft rührt um, es flieht der letzte Schein, ein erster Ast der stolzen Tanne bricht. Nun tobt es, Donner ängstigt mehr als Blitz. Ein Ase führt die Feuerrosse vor. Er lenkt das Viergespann vom hohen Sitz und schließt mit Trutz das kleinste Sonnentor. Das Spiel der Trolle mit dem Hagelball schürt bittre Ängste auf der freien Flur. Man weiß jedoch, nach Eis und Wasserschwall regiert die edle Seite der Natur.
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20.06.2010, 09:57 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo ibrahim,
obwohl wir in den letzten wochen und monaten mehr als genug gelegenheit hatten, sich an dem von dir beschrieben schauspiel zu ergötzen, hat mir dein gedicht einmal mehr die schönheit dieses naturschauspiels vor augen geführt - und das trotz meiner derzeitigen griesgrämigkeit ob der immer wiederkehrenden kälte, trübheit und nässe! wolkenflaum, regenwatte, feuerrosse - du spannst einen reichhaltigen bilderbogen mit interessanten wortschöpfungen, die wirklich sehr gewinnend sind! nur an der "edlen seite der natur" hab ich derzeit so meine zweifel - aber an die muss man halt glauben, wie auch an die "edle seite des menschen".... ich werde mich, deinem beispiel folgend, darin üben. immerhin ist ja heute sonntag..... wirklich ein beeindruckendes gedicht! liebe grüße, larin |
26.06.2010, 01:01 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Ibrahim
ja, da hast du mit etlichen unverbrauchten Wörtern und kreativ gedichteten Metaphern ein aufziehendes Gewitter beschrieben und zudem noch ein bisschen nordische Mythologie miteinbezogen. Der Ase könnte also durchaus der Gott des Donners sein, Donar oder Thor! Götter sind ja eigentlich von "edlem" Geschlecht. Meistens werden zwar nur die guten so genannt, doch Asen bleiben Asen. Und "edel". Insofern neige ich dazu, deine letzte Zeile im Gedicht dahingehend zu verstehen, dass nach dem aufgeführten Tohuwabohu der bösen Trolle und Hexen, das jenes Unwetter verursacht, danach wieder die guten Mächte, die "edlen", die Überhand gewinnen; sinnbildlich für die Ruhe nach dem Sturm oder schöneres Wetter! Das wäre schlüssig - doch in deinem Gedicht ist eben auch ein "edler" Ase dabei, der am Gewitter mitwerkelt. Sei's drum. Technisch betrachtet sehe ich keinen Kritikpunkt am Gedicht, den Inhalt finde ich gut dargestellt und immerhin weint der Himmel mal nicht Tränen bei Regen. Blaugold |
26.06.2010, 11:41 | #4 |
Verstorbener Eiland-Dichter
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Hallo
@larin
Leider ist mir deine Antwort entgangen, umso herzlicher will ich mich dafür bedanken. LG Ingo @Blaugold Ich hoffe, der "unbenannte Ase" ist flexibel und nach Bedarf einzusetzen. Danke dir sehr für die ausführliche Besprechung. LG Ingo
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