16.01.2013, 21:49 | #1 |
Lyrische Emotion
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Alles ist gut, Pegasos!
Alles ist gut, Pegasos! Mein tiefes Herz will über Liebe schreiben und malt poetisch sich ein Wolkenschloss in die Natur, weil ich es stets genoss, wie sich die Bienchen an den Blümchen reiben. So darf ich dann auf meinem Dichterross hoch über allen Horizonten treiben, denn nur die lyrisch schönen Verse bleiben geflügelt, so wie du, mein Pegasos. Du weißt, mein Edler, aktueller Schein vermengt mit individuellem Mist wird morgen schon der Schnee von gestern sein. Und kläfft ein Köter wie ein Moralist, erschrick nicht, lieber Freund, der tut nichts, nein, weil solch ein Dichter nur ein Maulheld ist. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
16.01.2013, 22:54 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
schöne Zeilen, aber böse, böse....sollten sie auf jemand gemünzt sein. Du hast hier einiges an ätzender Säure in wundervoll geschwungene lyrische Wortgefäße gegossen - in den Terzetten. Davor ist der Text unverfänglich, beschreibt die Schönheit und den Wert von romantischer Lyrik. Sollte mit den Terzetten kein spezieller Zeitgenosse gemeint sein, fällt doch der heftige Zynismus ins Auge. Letztlich ist man nicht sicher, auf welcher Seite der Medaille der Autor hier selber steht: Ist er ein Gefühlsdichter, der sich über moralisierende gesellschaftskritische Lyriker mockiert, oder ist er ein ebensolcher, der das ganze Sonett mit zwinkerndem, ironischem Auge einem fiktiven Romantiker sozusagen in den motzenden Mund gelegt hat, um dessen oberflächliches Urteil über seinesgleichen zu entlarven? Vom Wesen deiner Lyrik her bin ich geneigt, letztere Möglichkeit zu präferieren. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
16.01.2013, 23:59 | #3 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
du weißt doch, der Dichter ist ein Beobachter und Maler und für ein Bild, das er entwirft, muss jeder selbst entscheiden, ob er dort hinein passt oder nicht. Es gibt da wirklich zwei Betrachtungsebenen, die du schon angesprochen hast. Zum einen die Hommage an die romantische Lyrik, die unvergessliche Verse hervorgebracht hat und zum anderen über das ewige Gejammere von all diesen, die nichts anderes können, als aus der sicheren Entfernung heraus all das Unrecht zu beklagen, daß sich auf dieser Welt abspielt. Die tun nichts anderes und beschuldigen jedermann im Kollektiv und vergessen all jene dabei, die tatsächlich im tagtäglichen Einsatz stehen, um etwas zu verändern. All die kleinen Frontkämpfer, die sich ständig den Allerwertesten aufreißen, damit es doch noch so einigermaßen funktioniert, werden zu Mitläufern degradiert, nur weil sie etwas tun, was nicht gegen das System gerichtet ist, sondern ganz unten etwas bewirken soll, und zwar unmittelbar dort, wo es darauf ankommt, ohne dabei direkt alles in Frage zu stellen. Es gibt zweifelsohne so viel Unrecht und Leid auf dieser Welt, das von Menschen verursacht wird. Aber das war immer so und wird immer so bleiben, solange es Menschen gibt. Und wen interessiert es in ein paar Jahren schon, wie die Ungerechtigkeiten von heute ausgesehen haben? Dann gibt es nämlich neue Ungerechtigkeiten, von denen wir noch gar nichts ahnen können. Und dann erscheinen wieder neue Maulhelden auf dem Plan, die gar nichts tun, außer mit ihren erhobenen Zeigefingern auf andere zu zeigen und meinen, weiß Gott wie gut sie doch sind, weil sie ja die Ungerechtigkeiten all den Blinden und Doofen zeigen müssten, die ja überhaupt nichts mehr schnallen, weil nur sie es sind, die die Weisheit mit Löffeln in sich hinein geaschaufelt haben. Ich finde solche Typen einfach nur noch zum Kotzen, die sollten einfach mal die Fresse halten und anpacken, anstatt sich nur in diesem Dummgelabere zu ergehen, weil sie mit ihrem eingeschränkten Verstand gerade mal bis vor die nächste Wand schauen können. Die leben nicht für sich, nein, sie meinen, sie müssten die Welt verbessern und allen anderen einen Spiegel für Doofe vorhalten. Und gerade die Lyrik ist in der Lage, die einzigen, die schönen Werte zu konservieren, die Dinge, an denen die Menschen seit ewigen Zeiten Freude gehabt haben und haben werden, die zeigen, daß es sich lohnt, für etwas zu leben. Die Dummschwätzer sind allesamt scheinheilige Egoisten, die ihr Nichtstun mit Anklagen rechtfertigen müssen, um ihr eigenes Gewissen zu beruhigen. Da ziehe ich auf jeden Fall den ehrlichen Egoisten vor, der steht nämlich wenigstens dazu und man weiß, woran man ist. Und jetzt höre ich besser erst einmal auf, denn ich will den scheuen Pegasos ja nicht letzten Endes doch noch verschrecken, er ist ja ein von Dichtern gerittenes Sinnbild der Dichtkunst und somit ein äußerst sensibles Wesen. Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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17.01.2013, 14:18 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Hallo Falderwald,
die von Erich beschrieben Mehrdeutigkeit ist doch gerade das Gute an dem Gedicht, was Wirkung bei Leser hinterlässt. Die Frage danach, auf welcher Seite der Autor steht, stelle ich mir gar nicht. Aber aus deinem Kommentar kann man es dann doch erschließen. Du sagst: "Die Lyrik ist in der Lage, die einzigen, die schönen Werte zu konservieren,… die zeigen, dass es sich lohnt, für etwas zu leben." Das bedeutet doch: Der Autor nimmt keiner der beiden Standpunkte ein, sondern er ist ein Idealist im Besten Sinne, den das Wort für mich hat. Und er ist natürlich auch ein Realist, denn es gibt es ja wirklich, das Flügelpferd (wenn auch nicht als simples Individuum wie die Gott, die Weihnachstmann etc.). Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
22.01.2013, 00:13 | #5 |
Lyrische Emotion
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Hallo Thomas,
ich gebe dir Recht, die Frage, auf welcher Seite der Autor steht, sollte man zunächst eigentlich gar nicht stellen. Wie lange predige ich einigen Leuten schon, zumindest erst einmal objektiv an einen Text heranzugehen und nicht sofort mit Kanonen auf Spatzen zu schießen, weil sie irgendeine Gesinnung des Autors dahinter vermuten. Diejenigen, die so etwas machen, sind meist auch dieselben, die mit ihren Texten eine solche "Gesinnungsabsicht" praktizieren, weil sie nichts anderes können oder aber die Lyrik in ihrem eigenen Sinne verstanden haben, was eben in dieser sogenannte "Gesinnungsabsicht" zum Ausdruck kommt. Ich schließe mich da selbst nicht immer aus, zugegeben, aber ich habe dazu gelernt, ich war bereit dazu, und das verdanke ich u. a. auch der Kommunikation, wie sie im Laufe der Zeit zwischen uns beiden entstanden ist. Im Klartext heißt das, ich habe versucht, daraus zu lernen, von dir zu lernen. Das ist der Gewinn, den man aus dieser Art der Kommunikation ziehen kann. Das klappt zwar freilich nicht immer , manchmal gehen die Pferde dann doch mit mir durch, aber ich weiß wenigstens jetzt darum und handhabe viele Dinge jetzt anders. Es gibt so viel Mist auf dieser Welt: Not, Elend, Krieg, Armut, Ungerechtigkeit, Folter, Mord usw. usf. Aber ich finde, es nützt gar nichts, über solche Probleme nur zu labern und ständig den erhobenen Zeigefinger mahnend kreisen zu lasen, das hat nämlich eigentlich nur Stammtisch-Qualität. Am Stammtisch sitzen Trainer, Politiker, Manager, Machos, Alleskönner und Alleswisser usw., die alles ganz anders machen würden und lediglich laut darüber schimpfen, daß alles so langsam den Bach rauf geht. Hauptsache, man hat mal seine Meinung an das Nebenfraumann gebracht. Und was nützt es? Letzendlich nüscht, jar nüscht, denn danach verläuft wieder alles im alten Trott. Man sollte vielmehr anfangen, vor der eigenen Haustüre zu kehren und genau dort helfen oder etwas geben, wo ein Notstand oder eine Situation gegeben ist, in der man seine Kräfte sinnvoll einsetzen kann. Ich habe das Glück, dies (nicht nur) in meinem Beruf erleben zu dürfen und es füllt mich aus, weil ich weiß, daß ich auf kleinster Ebene etwas bewegen kann. Und das bedeutet mir mehr, als manch ein anklagender Text, der aus meiner Feder geflossen ist, weil ich nämlich weiß, daß ich damit eigentlich nichts bewirken kann. Das ist nämlich rein zeitbezogen und morgen schon nicht mehr aktuell. Ich sage es mal so, nach dem Satz vom zureichenden Grunde, hat jede Veränderung seine Ursache. Dafür jedoch bedarf es Taten und keiner unnützen Worte über die Dinge, die doch jeder schon weiß und die ihm zu Halse raushängen, je öfter er sie serviert bekommt. Und wer will morgen schon so etwas lesen? Aber ein schönes Liebes-oder Erotikgedicht, Naturlyrik, aber auch das Traurig-Melancholische, alles das sind Dinge, welche die Menschen berühren, weil sie sie nachvollziehen können und immer Bestandteil ihres Daseins gewesen sind und sein werden. Das kann man auch in 100 Jahren noch lesen und nachempfinden, aber niemand interessiert sich heute wirklich dafür, welche Schwächen und Ungerechtigkeiten vor hundert Jahren das Rechts- und Sozialsystem irgendeines Staates kennzeichnete. Sicherlich kann man sich historisch dafür interessieren, doch wenn es dann nicht einen persönlichen Anstrich bekommt, wie bei Heine z. B., der das mit seinen Emotionen verband, dem man es auch heute noch abnehmen kann, daß er persönlich involviert war und sein Schicksal lyrisch verarbeitete, weil er ein Betroffener war, wenn es also nicht so ist, dann hat es keinen Wert, denn es wirkt lediglich heuchlerisch und scheinheilig. Das kennzeichnet dann den Maulhelden. Wohlgenährt im sicheren Nestchen sitzend auf den Hunger der Welt hinweisend, das sind mir die Richtigen, die richtigen Kotzbrocken... Ich hör jetzt besser auf, bevor ich mich in Rage schreibe, denn ich hab ja noch nicht mal richtig angefangen... Also, Flügelpferd satteln und auf lyrischen Schwingen quer durch das Reich der Poesie fliegen. Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Gedanken zu meinem Text... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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24.01.2013, 17:43 | #6 |
Gast
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Zuweilen fällt es schwer, zwischen Ross und Reiter zu unterscheiden.
Mir aber nicht. Vielmehr mundet mir dein (selbst-) ironisierendes Gedicht, wenngleich ich fürchte, dass es eine Ausnahme im großen Garten der Forenliteratur bleiben wird. Freundliche Grüße marzipania |
26.01.2013, 19:56 | #7 |
Lyrische Emotion
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Hallo marzipania,
da gebe ich dir Recht. Manchmal muss man sich wirklich fragen, wer ist denn nun das Ross und wer der Reiter? Wichtig dabei ist nur, das alles nicht so ganz ernst zu nehmen und sich selbst dabei einzuschließen. Du meinst, ein (selbst-) ironisierendes Gedicht sei eine Ausnahme im großen Garten der Forenliteratur? Nun ja, ich liebe Ausnahmen, denn sie bestätigen die Regel... Vielen Dank für deine Rückmeldung... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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28.01.2013, 18:21 | #8 | |
asphaltwaldwesen
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Zitat:
Die direkte Sprache so herrlich natürlich und eingebettet in ein gereimtes Gedicht zu verpacken, muss man erst mal hinbekommen!!!! Das imponiert mir gewaltig. Und zur Botschaft ist alles, was auch mir am Herzen läge, schon gesagt worden. Da brauch ich mich den Vorschreibern nur noch (bequem) anzuschließen! Selbstironie wird - hab ich jedenfalls so gehäuft beobachtet - meist nur von denen beim Lesen erkannt, die zu solcher fähig sind. Tja. Mir gefällt sie ausgezeichnet, denn sie ist Zeichen für Vorhandensein einer Intelligenz, die zu übergreifender Reflexion fähig ist. Am schönsten finde ich aber, dass man die "feinen Spitzen" deines Werkes hier als solche auch überlesen kann... Ein gelungenes Gedicht in meinen Augen - vor allem, weil es eine persönliche Aussage trifft, dabei aber nicht persönlich wird und dennoch dem Leser ein Buffet an "Treffermöglichkeiten" bietet, von dem man sich nach Gusto bedienen kann. Toll! Lieber Gruß, fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan |
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28.01.2013, 21:22 | #9 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
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Servus fee,
ich freue mich besonders über das Lob bezüglich der direkten Sprache. Das ist der Anspruch, den ich an meine Texte stelle und immer wieder versuche, umzusetzen. Und wenn das jemandem auffällt, dann weiß ich, es ist mir gelungen. Normalerweise versuche ich Abstand von gewagten Satzkombinationen zu nehmen, und den Fluss, so wie hier, in Gang zu halten. Eine natürliche Sprache ist mir wichtig. Sie darf ruhig gehoben klingen, aber auch manchmal Jargon beinhalten, es muss nur glaubwürdig herüber kommen. Dankefein... Ich glaube, nur wer zur Selbstironie befähigt ist, kann alle Facetten des Lebens mit Abstand betrachten. Wer sich und andere immer nur als Opfer ihrer eigenen Existenz betrachtet, nimmt sich einfach selbst zu wichtig und neigt dazu, anderen Menschen vorschreiben zu wollen, wie sie leben sollen. So etwas aber reflektiert immer nur den aktuellen Zeitgeist und kann morgen schon wieder ganz anders aussehen, sein Haltbarkeitsdatum läuft ab. Sehr schön hast du erkannt, daß dieses Sonett eben nicht nur auf aktuelle Ereignisse zielt, sondern einen Typen beschreibt, den es von Anbeginn der Menschheit an gegeben hat und der bis zu ihrem Ende nicht aussterben wird. Und so kann man sich daraus nach Belieben bedienen, auch morgen noch. Ich freue mich, daß du diesen Text in den letzten Details erkannt und entschlüsselt hast und bedanke mich für deinen verständigen und lobenden Kommentar (auch wenn ich jetzt ein paar rote Ohren bekommen davon habe)... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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