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Alt 09.06.2011, 22:39   #1
Galapapa
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Standard Ich hab es nicht getan

(Version 3)

Was weckst du Schlafende in ihrem stillen Frieden
und schaust mich aus der Ferne klagend an?
In unsren Herzen waren wir doch nie verschieden.
Ich hab es nicht gesehen, nicht getan.

Vergangenes zu tragen lässt sich nicht erpressen.
Ich kann, wie du, bis heute nicht verstehn,
doch weiß ich: Niemals dürfen wir es je vergessen,
wenn wir in unsre eigne Zukunft gehn.

Gemeinsam lass uns deshalb kämpfen, Seit an Seite,
die neue Welt erbauen, Stein auf Stein,
besiegen, was Geschichte uns dereinst entzweite!
Ihr Tod soll nicht umsonst gewesen sein.

Nie mehr darf sein, dass dieser Wahnsinn aus den Schloten
wie Weh und Klagen in den Himmel steigt
und angesichts der abgrundtiefen Qual der Toten
der Wissende von Angst geknebelt schweigt!


(Version 2)

Was weckst du Schlafende in ihrem Frieden
und schaust mich aus der Ferne klagend an?
In unsren Herzen warn wir nie verschieden.
Ich hab es nicht gesehen, nicht getan.

Vergangnes tragen lässt sich nicht erpressen,
ich kann, wie du, bis heute nicht verstehn,
doch weiß ich, niemals dürfen wir vergessen,
wenn wir in unsre eigne Zukunft gehen.

Lass uns gemeinsam kämpfen, Seit an Seite,
die neue Welt erbauen, Stein auf Stein,
vereinen, was Geschichte uns entzweite!
Ihr Tod soll nicht umsonst gewesen sein.

Nie mehr darf sein, dass Wahnsinn aus den Schloten
wie Weh und Klagen in den Himmel steigt
und angesichts der abgrundtiefen Qual der Toten
der Wissende von Angst geknebelt schweigt!


(Version 1)
Warum weckst du die Schlafenden in ihrem Frieden
und schaust mich aus der Ferne klagend an?
In unsren Herzen waren wir niemals verschieden.
Ich hab es nicht gesehen, hab es nicht getan!

Vergangenes zu tragen lässt sich nicht erpressen.
Ich kann, wie du, bis heute nicht verstehn.
Ich weiß nur, niemals dürfen wir all das vergessen,
wenn wir in unsre eigne Zukunft gehn.

Lass uns gemeinsam kämpfen, eisern Seit an Seite,
die neue Welt erbauen, Stein auf Stein,
besiegen, was in der Geschichte uns entzweite!
Ihr Tod soll nicht umsonst gewesen sein.

Nie mehr darf sein, dass Wahnsinn aus den Mörderschloten
wie Weh und Klagen in den Himmel steigt
und angesichts der abgrundtiefen Qual der Toten
der Wissende von Angst geknebelt schweigt.

Geändert von Galapapa (18.06.2011 um 11:24 Uhr)
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Alt 15.06.2011, 17:32   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Galapapa,

ein immer aktuelles Thema, das du hier sehr gut dargestellt hast. Ich entnehme dem Gedicht, dass es hier eine "Diskrepanz" gibt.

Leider werden auch heute noch Menschen, die wirklich nichts damit zu tun hatten, da sie zur damaligen Zeit noch nicht einmal geboren waren, für die Vergangenheit verachtet.

Ja, ich stimme der Aussage absolut zu - das Geschehen darf niemals vergessen werden, denn nur so können wir hoffen (und das Unsrige dafür tun!), dass sich etwas Derartiges nie mehr wiederholt. Das ist ausgesprochen wichtig.

Nur kann ich nicht anders, als zu bedauern, dass eben kein "Friede" einzieht, denn um gemeinsam eine bessere Zukunft aufbauen zu können, sollte den Unbeteiligten der Gegenwart ihre Nicht-Beteiligung auch erlaubt sein, denn die Menschen von Heute sind nicht die Menschen von Gestern. Generationen wechseln, die Ideale und der Glauben wandeln sich mit ihnen.

Wie gerne würden wir heute gemeinsam mit dem Rest der Welt in Frieden und Freundschaft zusammenarbeiten, jedenfalls ist das bis auf ein paar "unverbesserliche Dummköpfe" so. Wenn man uns doch endlich ließe ...

Den Schuldigen muss niemals vergeben werden (soll es auch gar nicht!), aber die "Unschuldigen" sollten doch eine Chance bekommen, zu zeigen, wer - und wie anders - sie sind.

Natürlich ist das nur meine Denkweise, ich kann nicht für Alle sprechen, dennoch bin ich des festen Glaubens, dass ich damit nicht alleine dastehe, sondern dass der allergrößte Teil diese Sicht teilt.

Wir heute sind anders, und ich wünsche mir sehr, dass auch die von den damaligen Greueltaten Betroffenen das irgendwann ebenfalls so sehen können und werden.

Damit auch von der "anderen Seite" her, der "Krieg" (die "Unversöhnlichkeit) nicht in den Herzen weiter gärt, sondern er endlich ein wirkliches Ende findet, damit der Frieden seinen Einzug halten kann. Dann könnte die Welt viel schöner werden ...

Ich hoffe auf den Sieg von Frieden und Freundschaft in unserer Welt, auch wenn er noch so weit entfernt scheint. Meine "Unverbesserlichkeit" liegt im Glauben an das Gute in den Menschen, und ich habe nicht vor, das aufzugeben.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
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Alt 16.06.2011, 12:26   #3
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Ein ausgesprochen empfindliches Thema! Gerade hier wird man leicht pathetisch, und das tut der Sache nicht gut, wird ihr nie gerecht. Ich habe mir erlaubt, dein Zitat zu "glätten" und ein wenig zu entdramatisieren (zB "Mörderschloten" ist des Guten zuviel, klingt deklamierend. Mit "Schloten" allein weiß auch jeder, was gemeint ist, und es passt obendrein viel besser ins Metrum).
Nimm, was dir brauchbar erscheint.


Was weckst du Schlafende in ihrem Frieden
und schaust mich aus der Ferne klagend an?
In unsern Herzen warn wir nie verschieden.
Ich hab es nicht mitangesehen, nicht getan!

Vergangnes tragen lässt sich nicht erpressen.
Ich kann, wie du, bis heute nicht verstehn,
weiß nur, wir dürfen es niemals vergessen,
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Lass uns gemeinsam kämpfen, Seit an Seite,
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Ihr Tod soll nicht umsonst gewesen sein.

Nie mehr darf sein, dass Wahnsinn aus den Schloten
wie Weh und Klagen in den Himmel steigt
und angesichts der abgrundtiefen Qual der Toten
der Wissende von Angst geknebelt schweigt.


Vor allem die letzte Str. ist dir dichterisch sehr gut gelungen - eine in jeder Hinsicht wunderbare Satzkonstruktion!

Sehr gern gelesen! Chapeau!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (20.06.2011 um 10:14 Uhr)
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Alt 18.06.2011, 11:17   #4
Galapapa
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Hallo Stimme der Zeit,
danke für Deine lobenden Worte und Deinen Kommentar!
Mit Deinen Gedanken bist Du ganz sicher nicht allein; ich kann, was Du sagst, nachvollziehen und denke geanuso.
Wie ein Schatten lag diese Vergangenheit auf meinem Leben und wie eine Schuld habe ich sie mit mir herumgetragen und Vieles wie hilflos hingenommen, bis hin zu verbalen Anfeindungen.
Absolut richtig ist meiner Meinung nach, dass wir das, was geschehen ist, nie vergessen dürfen aber auch, dass die neue Generation eine Chance haben muss, zu zeigen, dass sie "anders" ist.
Alle zusammen, Kläger und Beschuldigte, müssen sich jedoch die Frage gefallen lassen: "Sind wir denn auch wirklich anders?"
Vollgepackt mit wohlklingenden Versprechungen gehen wir an die Wahlurnen und scheinbar machtlos sind wir dann dem ausgeliefert, was die Gewählten daraus machen.
Ich selber versuche oft, mich in die Zeit und die Menschen mit ihren Sorgen damals hinein zu versetzen und stelle mir die bange Frage: "Was hätte ich getan? Wie hätte ich reagiert, angesichts des lebensbedrohlichen Drucks seitens der Mächtigen?"
Das gleiche Problem schwelt in der Stasi-Vergangenheit vor sich hin und wir müssen verdammt aufpassen, dass wir nicht irgandwann wieder in eine solche Lage geraten, in der unser Schweigen mit Gewalt erpresst wird.
Auch deshalb dürfen wir nie vergessen!
Ich danke Dir und grüße Dich ganz herzlich aus Calw!
Galapapa

Hallo Erich,
ganz herzlichen Dank auch Dir für Dein Lob und die wertvollen Vorschläge!
Im Nachhinein habe ich selber festgestellt, dass dieses Gedicht irgendwie unrund ist. Es liegt wohl daran, dass es sehr schwer ist, in den Rhythmus hinein zu finden, in dem ich diesen Text geschrieben habe.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas erlebe und ich glaube, man kann daraus ableiten, dass es immer besser ist, einen Text erst mal "sich setzen" zu lassen, bevor man ihn veröffentlicht.
Deine Vorschläge sind, wie soll es anders sein (!) sehr gut und bringen mich doch in die Klemme, den Aufbau zu verändern.
Meine Vorstellung war, das Aufrufende und Mahnende des Gedichtes durch eine bestimmt Metrik zu verstärken. Daher der Wechsel zwischen langen und kurzen Versen, die auch in unterschiedlichen Endungen wechseln.
Mit Deiner kompetenten Hilfe war es ein Leichtes, den Text zu überarbeiten.
Um die Wirkung zu sehen, habe ich aber zwei neue Versionen hergestellt:
Eine nach Deinem Vorschlag und eine unter Beibehaltung des ursprünglichen Rhythmus.
Wenn mir die Technik nicht einen Streich spielt, dann setze ich Version 2 und 3 über die erste ganz oben.
Nebeneinander betrachtet würde ich der dritten Ausführung den Vorzug geben, weil ich hier den oben beschriebenen Effekt sehe.
Ich stelle das einfach mal zu Diskussion und bin gespannt, ob ich noch Antworten bekomme.
Dir, Erich, nochmals lieben Dank und herzliche Grüße!
Galapapa
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Alt 20.06.2011, 10:22   #5
Erich Kykal
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Hi, Charly!

Ich habe mir alle 3 Versionen gurchgelesen und pflichte dir bei.
Die erste Version (deine letzte) ist wortmelodisch zu erzwungen, irgendwie unrund.
Meine (mittlere) Version ist an manchen Stellen zu glatt, zu sehr "begradigt".
Du hattest offensichtlich den "richtigen Riecher", auch wenn die eine oder andere Stelle mal übersteht - insgesamt passt dies am besten zum Inhalt, wie ich nun finde.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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