17.03.2011, 01:56 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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"Gleich"
Ein Blick in die Vergangenheit,
sagt uns, wie schön war diese Zeit. Ganz in Familie, eng zusammen, ging es recht gut mit drei Programmen. Im Angebot von zig Kanälen kann man heut übermütig wählen. Mit fader Kost klopft man uns weich, die Krönung dabei ist das "Gleich". Es kündigt uns ganz schnell mal an, was man in Kürze sehen kann, und jeder stellt sich darauf ein, bald wird es auf dem Bildschirm sein. Der Schnapskanal hats vorgemacht, und ehe richtig nachgedacht, zieht "öffentlich" man hinterdrein, wer wollte da schon schlechter sein? In fünf Minuten bin ich da, das "Gleich" erscheint unendlich nah. Doch dann vergeht bald eine Stunde, es war deshalb die falsche Kunde. Geändert von Justin (15.10.2011 um 01:38 Uhr) |
26.03.2011, 13:23 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Justin,
daran erinnere ich mich noch sehr gut. Am Donnerstag Abend als echter "Straßenfeger" der damals berühmte "Tatort". Kaum ein Auto draußen, alles saß vor dem Kasten, kleinere Kinder lagen beleidigt im Bett. Das waren noch Zeiten, Familienabende vor dem Fernseher ... Ganz anders heute. Zig Kanäle, und es scheint nur "Schrott" zu laufen. Die Fernbedienungen laufen beim Zappen heiß. Jedes Familienmitglied hat buchstäblich einen eigenen "Glotzkasten". *Seufzer* Die "Ankündigungen". "Gleich bei uns zu sehen ..." - grmpf. Der Bildschirmtext? Wenn er funktioniert, kann man auch nicht immer davon ausgehen, dass die Sendung dann beginnt, wann es einem erzählt wird. Ebenso ist es beim "Gleich" und in den Fernsehzeitschriften. Mein persönlicher Hit war eine Ankündigung: "Am Freitag um 20.15 zeigen wir ..." - was mir mal !Samstagabend! "verkündet" wurde. Das Datum stimmte! Pfüh! Ich habe einen, wie ich persönlich finde, ausreichend großen Bildschirm am PC. Ich kann streamen. Nachrichten jederzeit sehen, ebenso wie Dokus und DVD-Filme. Daher schweigt mein Fernseher jetzt schon seit 3 Wochen. Bin wirklich am Überlegen, das Ding abzuschaffen, aber wenn mich meine Tochter (Fernseh-Generation, fürchte ich) besuchen kommt, brauche ich das Teil, da sie spätestens nach ca. 1/2 Stunde meint: "Du, nachher um X Uhr, kommt Y. Darf ich das anschauen?" Vor dem PC sitzt sie nicht bequem genug, der Bildschirm des Fernsehers ist größer. Sie ist 20, berufstätig, und steht auf Seifenopern. Nicht zu glauben ... Ja, als Mutter bin ich sicher, sie ist tatsächlich von mir. Moderne Zeiten. Lieben Gruß Stimme der Zeit
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26.03.2011, 17:31 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Stimme der Zeit,
habe eben Dein Statement zum "Gleich" gelesen und mich darüber amüsiert. Kamen denn die Tatort-Ursendungen am Donnerstag? Solange ich zurückdenken kann, war dafür immer der Sonntag vorgesehen. Heute können wir dank der Dritten Programme täglich einen Tatort anschauen. Die Qualität neuer Folgen hat aber nachgelassen und ich stelle fest, daß es längst keine Straßenfeger mehr sind. Die "Gleich"-Ankündigungen beziehen sich wohl immer auf die nachfolgende Sendung und sind kein indirekter Hinweis für ein Nachlesen im Videotext. Es ist schon eigenartig, daß es bis jetzt darauf so gut wie keine Kritik gegeben hat. Ich habe jedenfalls noch keine gelesen. "Merkt Ihr nichts?" würde ich gern mal fragen. Angefangen haben die Schnapssender damit, bis eines Tages ARD und ZDF meinten, nachziehen zu müssen. Das letzte "Gleich" gab es vor einer Woche, als zwischen Talksendung und Markus Lanz 50 Minuten lagen. Also stimmt die Aussage des Gedichtes. Manchmal denkt man wirklich darüber nach, den Fernseher abzuschaffen, weil die Ansprüche nicht mehr befriedigt werden und der Computer gleich verschiedene Möglichkeiten zuläßt. Aus alter Gewohnheit bleiben wir trotzdem dabei. Du selbst kannst wegen der Bedürfnisse Deiner Tochter erst recht nicht auf die Glotze verzichten. Da treffen 2 Generationen aufeinander, doch ich denke, Du siehst das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Liebe Grüße Justin Geändert von Justin (26.03.2011 um 19:45 Uhr) |
26.03.2011, 23:01 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber Justin,
mit dem Fernsehen habe ich seit je her ein Problem. So wie es gemütlich wurde und man sich zusammenfand, um ... zu sehen, schlief ich nach mind. 20 Minuten ein. (schon als Jungendliche - als Kind kannte ich das Fernsehen noch ganz anders und woanders: Ein Fernseher für ein ganzes Dorf. Ein einziges verschneites Programm - aber in Farbe: Eine Glasscheibe vorgesetzt: oben blau für Himmel, die Mitte sonnig gelb und unten grün für Gras. - das ist wahr!) Der Nachrichtensprecher hatte eine blaue Stirn, ein gelbes Gesicht und einen Anzug aus Grüngemisch. Heute zappe ich mich durch 30 Programme, stelle irgend etwas auf 30 Minuten ein und schlafe nach 10 Minuten. Für mich die gesündeste Schlafpille. Manchmal sehe ich Filme, die wahrlich interessant sind. Sie vergehen mir aufgrund der Werbung. Ich erinnere noch sehr genau, was erzählt wurde: In Amerika läuft eine Sendung, ein Film und die werden ohne Ansage durch Werbung unterbrochen. Diese Unmöglichkeit ist Alltag geworden, fast übergangslos. Dein "Gleich" erfasst etwas, was ich evtl. gar nicht mitbekommen habe. Ich schlafe vor dem Versprechen ein, und das scheint gut zu sein. Das Tempo, den Wahnsinn und die Überflutung hast du aber schön gegenübergestellt. Nur: Es war schon immer so, dass früher alles "besser" war - so wird jedenfalls gesprochen. Ich denke, es hat einzig mit unserem eigenen Früher zu tun. Unsere Großeltern "beschwören" die fernsehlosen Zeiten und unsere Kinder werden von einer seligen Zeit mit nur 40 Programmen schwärmen. Meine Großmutter erzählte von "Aufruhr" gegen die Dampflock. Jede Generation hat Nachdenklichkeiten, über die die Jungen lachen. Das taten wir auch einst. Dein Nachdenkliches birgt für mich auch eine Portion versteckten Humor, den man nur zulassen muss. Gern gelesen, erinnert und resümier, liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
27.03.2011, 20:47 | #5 |
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Liebe Dana,
es war interessant, von Deinen Fernsehanfängen zu lesen, so wie Du sie erlebt hast. Mit den vorgesetzten Glasscheiben seid Ihr zu Hause einer späteren Entwicklung vorausgeeilt. Und das bei nur einem Fernseher fürs ganze Dorf. Doch die Erinnerungen daran sind meiner Meinung nach herzlich geblieben. Als das Fernsehen laufen lernte, stand einem Dorf in Deutschland zwar mehr als ein Gerät zur Verfügung, aber das reichte nicht aus, um die Bedürfnisse zu befriedigen. So war es in den ersten Jahren üblich, daß sich Nachbarn einstellten, wenn Karneval übertragen wurde. Damals mag das noch lustig gewesen sind, was heute nicht mehr alle so sehen. Denn Humor und Frohsinn erscheinen künstlich aufgesetzt. Die Kapelle spielt einen Tusch, um das Publikum daran zu erinnern, an einer bestimmten Stelle zu lachen. Das geschieht dann auch, obwohl die Büttenreden keinen großen Anlaß dazu bieten. Trotzdem lachen manche Tränen, was mir oft ein Rätsel ist. Es kommt beim Fernsehen natürlich zu Vergleichen, und man erinnert sich an Zeiten, die für besser gehalten wurden. Dieser Generationenkonflikt ist im Grunde genommen ganz normal, und wir sollten ihn nicht so streng sehen. Es lohnt sich trotzdem, weiterhin für ein niveauvolles Programm einzutreten. Das ist noch nicht verlorengegangen und bei den öffentlich-rechtlichen Sendern am besten aufgehoben. Würden diese aufgeweicht, gäbe es solche amerikanischen Zustände, die Du beschrieben hast. Damit könnte sich dann der größte Teil der Bevölkerung überhaupt nicht anfreunden. Die Leute finden es lästig, wenn Fernsehsendungen durch Reklame unterbrochen werden, lassen sich andererseits aber auch manipulieren, bestimmte Sendungen schön zu finden. Außerdem werden Minderheitenbedürfnisse nur bei ARD und ZDF ernst genommen und sind sogar verbessert worden. Durch das Ignorieren solcher Bedürfnisse wäre Fernsehen für einen Teil sonst wertlos. Kommerzielle Sender sehen nur das, was sich rechnet - die Quote und die Zielgruppe. Von dieser Seite ist also nicht viel zu erwarten. Deshalb sollte man ihnen auch gar nicht nacheifern. Im Gegensatz zu Dir bin ich früher bei Filmen kaum eingeschlafen. Aber in den letzten Jahren kommt das schon vor. Meist zum Ende eines Tatorts hin, wenn die Spannung steigt und der Täter präsentiert wird. Als Trost bleibt die Wiederholung, die irgendwann zu sehen ist. Nicht "gleich", aber vielleicht schon in der nächsten Woche - wenn es sich um eine alte Folge handelt. Liebe Grüße Justin Geändert von Justin (27.03.2011 um 21:09 Uhr) |
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