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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 13.03.2015, 18:06   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Jugend und Alter

Er fand in allem, was er schaute,
ein heiteres Geschehenlassen,
ein unbedingtes Fröhlichsein.
Der Raureif seiner Nächte taute
mit jedem In-den-Morgen-Fassen
dem tief Gefühlten hinterdrein.

Er sog den Tag mit allen Sinnen,
und alles, was sein Blick berührte,
ersann er neu mit leichtem Schritt,
und jeder Schatten wuchs von innen
- wie eine Flamme, die er schürte -
der Wärme zu und trug ihn mit.

Er ging wie einer wohl, dem viele
sich allzu gerne offenbarten,
als wüsste er in allem Rat,
und für so viele Lebensziele,
die sie um ihn wie Kinder scharten,
die rechten Wege hin zur Tat.

Woran zu viele Träume hangen,
die tränenschwere Wurzeln treiben,
es brach von je an solcher Last.
Die Augen, die durch Seelen drangen,
den Sinn des Lebens zu beschreiben,
sind trübe heut und dunkel fast.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (09.05.2017 um 22:43 Uhr)
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Alt 13.03.2015, 23:52   #2
Chavali
ADäquat
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Ach, lieber Erich,

was für eine schwere Kost so spät am Abend!
Trotzdem muss ich dir schreiben, dass mich dein Gedicht sehr berührt und mir gut gefallen hat.

Ein Leben zusammengefasst in einem vierstrophigen Gedicht!
Es ist einfach genial, wie anschaulich dir das gelungen ist.

Sehr gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 14.03.2015, 00:18   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard

Hi, Chavi!

Danke für deine Anteilnahme!

Dieses Gedicht musste ich sogar zweimal dichten:

In einem anderen (einsamen) Forum, wo ich die Werke zumeist "schaffe", kann Folgendes passieren: Wenn man beim Dichten über die offizielle Anmeldungszeit hinaus in einem Faden schreibt, wird man vom Forum abgemeldet, ohne es zu bemerken. Will man das Gedicht dann speichern, wird man in dem Moment rausgeworfen, wo man auf den "Absenden"-Button klickt, und zwar ohne Möglichkeit, das Gedicht durch Retourklicken wieder aufzurufen. Es ist einfach nur weg.
Ist mir heute zum zweiten oder dritten Mal passiert! Zum Glück waren mir alle vier Strophen noch präsent genug, um sie aus dem Gedächtnis noch einmal aufzuschreiben! Aber wenn sowas passiert, möchte man dieses Scheißkastl von Computer im ersten Moment am liebsten brüllend und kreischend durch die nächste Wand pfeffern!!!!


Warum mein Schreiben so anschaulich erscheint? - Vielleicht, weil ich ein Mensch bin, der primär in Bildern denkt, die er dann dank bescheidenen Talents mittels Sprache zu beleben versteht. Keine Ahnung, warum ich das kann. Vielleicht, weil ich dank meines Vaters seit frühester Kindheit mit unzähligen Hörspielplatten von deutschen Märchen und Sagen aufgewachsen bin - ich schulte also daran nicht nur meine Fantasie, sondern sog zudem die gehobene, verdeutlichende und bildhafte Sprache quasi mit der Muttermilch ein!

Interessant ist hier, dass praktisch fast das ganze Gedicht in der Mitvergangenheit die Jugend beschreibt mit ihrer Energie, ihrem Charisma usw. Nur die letzten Zeilen weisen - sogar fast eher indirekt - auf eine gealterte Gegenwart hin, in der all dieses Feuer erloschen ist. Nur eine scheinbare Diskrepanz, denn diese letzte Zeile erscheint allen, die lange genug leben, schon aus persönlicher Erfahrung heraus als ein geradezu überschweres Gegengewicht zu all der jugendlichen Unbekümmertheit davor.

LG, eKy
__________________
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Geändert von Erich Kykal (17.03.2015 um 19:43 Uhr)
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Alt 15.03.2015, 12:48   #4
juli
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Standard Hallo eKy :)

Gestern habe ich dein Gedicht zum ersten Mal gelesen und ich war hin und weg. Du schreibst sehr bildhaft, und manchmal geht es mir so, wenn ich deine Gedichte lese, dass ich selbst meinen inneren Bilder folge. Das ist manchmal am Thema vorbei, und manchmal bringt mich dein Gedicht zum Nachdenken. Auf jeden Fall ist es immer ein Genuß.

Dieses Gedicht bringt mich zum Nachdenken. Das Reimschema ist das eines Erzählers. Das paßt gut!

Lebensphilosophie in 4 Strophen gepackt!

Sehr sehr gerne gelesen

Liebe Grüße sy
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Alt 15.03.2015, 13:16   #5
Erich Kykal
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Hi, Sy!

Die Leute wollen mir das nie glauben, aber ich plane meine Gedichte nicht. Sie "entstehen" einfach im Prozess des Schreibens. Dabei bin ich eher auf Sprachmelodie, Metrik und Reimschema konzentriert denn auf das Inhaltliche, das meist so nebenher läuft, eher gerade noch im Auge behalten für den roten Faden.

Ich weiß zu Beginn nie, wo ein Text enden wird, zu welcher Conclusio er findet. Das strömt eher unterbewusst in das Texten ein, und ich steuere das nur wenig. Es wundert mich immer wieder selbst, was dabei herauskommt, und manchmal überrasche ich mich sogar noch selbst.

Vielen Dank für das tolle Lob!

LG, eKy
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Alt 18.03.2015, 22:06   #6
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,

dein Gedicht hat ein Empfinden in ganzer Tiefe erfasst. So sehr, dass sich ein Kommentar darin verflüssigt fühlt. Er will bestätigen und verliert sich ob der Verse davor.
Ich kann inzwischen deinen Antworten besser folgen und verstehe sie auch.
Ein "ganz kleiner" Unterschied besteht darin, dass ich deinem Gedankengut folgen kann, die Umsetzung klangvoll fast jede Nacht vor dem Einschlafen vollziehe und am Tage kläglich scheitere.

Die Gegenüberstellung Jugend und Alter hat trotz aller Vertrautheit im Alltäglichen die Lyrik bereichert. Du hast sie verdichtet.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 18.03.2015, 23:23   #7
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Vielen Dank für den profunden Kommi. Einzig dies: Das Gedicht beschreibt keine Gegenüberstellung von Jugend und Alter, sondern bloß, dass letzteres irgendwann das erste ersetzt, und weder gesammeltes Wissen noch innere Weisheit können den physischen und/oder psychischen Verfall dauerhaft kompensieren.
Das Leben kriegt uns alle klein, könnte die etwas flapsig formulierte Moral lauten.

Habe ich dich richtig verstanden? du trägst dir meine Gedichte vor dem Einschlafen selber laut vor? Darf ich das glauben? Oder missverstehe ich da etwas?
Falls ja, ist es zuviel der Ehre! Dennoch vielen Dank dafür!
Falls nicht, gehe ich mich jetzt mal eben in meinem Fettnäpfchen ertränken!

LG, eKy
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Alt 27.03.2015, 21:56   #8
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,
ich sehe gerade, Du bist nicht ertrunken - und das ist gut so.

Das ist das hübscheste "Fettnäpchen" aller Zeiten. In solche kann man nicht genug treten.

Nein, ich meinte meine eigenen Gedichte, die ungeschriebenen.
ABER:
Mit Deinen Gedichten habe ich mich oft vor dem Einschlafen beschäftigt; ich habe ja Deine wunderbaren Bücher.
Vielleicht sollte ich es immer wieder tun, um zur Dichtung zu finden.
In den letzten Wochen geht nämlich garrrrr nix.

Eine kleine Rückkehr besteht schon darin, dass ich heute im Forum bin.
Also auf bessere Zeiten.
Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 28.03.2015, 00:17   #9
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Bei mir ist derzeit auch Ebbe im lyrischen Tank - du bist nicht allein!

LG, eKy
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