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Alt 06.03.2013, 17:29   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Nah und fern

Wie ist des Menschen Mitgefühl und Güte
ein seltsam unentschlossenes Benehmen.
Es nutzt sich ab an ständigen Extremen
und reift verborgen erst zu wahrer Blüte.

Das Kind, das in der Ferne bitter leidet,
zu oft hält man das wunde Bild uns hin.
Das Wiederholte, es verliert den Sinn,
wirkt wie Gewohntes, seiner Macht entkleidet.

Doch wer in altvertrauter Abendrunde
von seiner nackten Not tut schüchtern Kunde,
und schon die nächsten Tage irgendwann

ein Bündel Geld in einem Umschlag findet,
auf dem kein Wort von einem Spender kündet -
der erst erkennt, was unser Fühlen kann.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 22.05.2013, 20:14   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Servus Erich,

ich musste mehrere Male lesen, um den Zusammenhang herstellen zu können, denn sofort erschloss er sich mir nicht.
Doch der Titel hat mich dann letztendlich draufgebracht.

Wir werden tagtäglich in sämtlichen Medien mit den Schreckensbildern dieser Welt konfrontiert.
Diese Menge wirkt schon inflationär und so stumpft das Mitgefühl almählich ab.

Wen wundert es, befindet sich dieses Elend doch in weiter Ferne.

Anders wird es, wenn man in der unmittelbaren Umgebung eine Notsituation entdeckt.
Da muss man helfen, wie es die Möglichkeiten eben hergeben.

Letztendlich unterscheiden wir also in "nah und fern", so wie es der Titel aussagt und teilen so die Prioritäten unserer Handlungen ein.

So würde ich den Text interpretieren.

Schönes Sonett, das mir auch sprachlich gut gefällt...


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 22.05.2013, 20:53   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Ganz richtig analysiert, sowohl Intention als auch Inhalt.

Spenden sie für..., Schicken sie an...+der entsprechenden Bilder, je drastischer, desto besser offenbar!
Aber mal ehrlich: Wäre man ein wirklich konsquenter Gutmensch, man erlitte vor lauter Kümmern erst den Bankrott und bald danach einen Herzinfarkt!
Nein - man muss sich abgrenzen, und die Länge der physischen Distanz ist da eine gute Wegmarke!

Danke für deine Gedanken!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 22.05.2013, 21:28   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
Standard

Hehehe, als Gutmensch bist du verpflichtet, ein dauerhaft schlechtes Gewissen zu haben.

Dann musst du einfach spenden.
Stell dir vor, du kannst ein "hungriges Maul" in der Ferne durchbringen.
Dem wachsen dann sieben hungrige Mäulchen nach usw...

Gutmensch ist ein nie endender Job, du bist immer im Dienst, denn das Gewissen schläft nicht, will aber beruhigt sein.

Walte er seines Amtes...


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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