11.02.2012, 08:23 | #1 |
Verstorbener Eiland-Dichter
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Silberbäume
Die Bäume vergreisen,
kristallener Reif leiht die Würde des Alters. Ungleich dem Menschen, ist ihnen lenzhafte Jugend in stetigem Wandel vergönnt.
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11.02.2012, 09:44 | #2 |
Gast
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hallo ibrahim
das fängt wunderschön an. doch danach folgt etwas, das mir zu kreativ scheint. in anbetracht dessen, dass du sonst im ganzen gedicht ohne solche bauschige ideen auskommst: "lenzhafte" jugend beim "leihen" kann ich mir noch irgendwie vorsatellen, dass die bäume sich das kostüm leihen und dann an den reif zurückgeben, um es sich für das nächste alter wieder auszuleihen. gruss von wolo |
11.02.2012, 09:58 | #3 |
Verstorbener Eiland-Dichter
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Danke wolo!
Ich habe die immer wiederkehrende Verjüngung des Baumes im Frühjahr (Lenz) der unabdingbaren, endgültigen Vergreisung des Menschen gegenübergestellt. Mag sein, dass mir das nicht gelungen ist. Werde über eine andere Formulierung nachdenken. Jedenfalls Danke für den Hinweis. LG Ingo
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11.02.2012, 11:13 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Ibrahim,
ich vermute, was wolo von thurland mit 'zu kreativ' und zu 'bauschig' andeutet, ist (meiner Meinung nach) ein ganz grundlegender Punkt der Lyrik, den ich anhand des kleinen Gedichts ansprechen möchte. Vor jedem Aspekt der technischen Ausführung ist das Wichtigste an einem Gedicht das poetische Bild, von dem es getragen wird. Es können auch mehrere Bilder sein, wobei dann noch zusätzlich zu beachten ist, dass die Bilder harmonisch passend aufeinander folgen. Diese lyrischen Bilder sind ganz anderer Natur, als die 'Augenbilder' der plastischen Kunst (Malerei, Bildhauerei, Film etc.). Genau kann ich den Unterschied nicht erklären und will deshalb anhand der Silberbäume annähern, was ich meine. Das Bild der Silberbäume ist ganz Auge und trägt deswegen die Idee des Gedichts nicht recht. In Wirklichkeit leben Bäume auch nur endlich, wie wir Menschen und wie alles, was sich durch Samen fortpflanzt. Die Bäume leben in Jahren, wir Menschen in Tagen. Als Mensch erwache ich morgens sogar von 'Schlafestod', in den ich nachts verfalle. Ist das nicht viel erstaunlicher, als dass die Säfte des Baums im Frühling wieder steigen? Unsterblich sind im Grunde höchsten Einzeller, die sich durch Teilung fortpflanzen. Auch ist das Eis auf dem Zweigen, nur oberflächlich den weißen Haaren gleich, welche die Würde des Alters ausmachen. Dieses Weiß verschwindet nicht durch warmes Wetter und selbst nicht durch äußeres Färben nicht. Ich sage das nur, um irgendwie deutlich zu machen, warum die Metapher nicht funktioniert und deshalb der Eindruck 'zu kreativ' entsteht. Das Bild und auch das Gedicht ist aber trotzdem noch relativ gut, sonst hätte ich gar nichts dazu sagen können, wie es mir häufig bei 'super kreativen' Gedichten geht. Also bitte nicht persönlich nehmen, es ist mir ein wichtiges Anliegen und vielleicht hilft das, was ich gesagt habe, sogar beim Nachdenken über eine andere Formlierungen. Viele Grüße Thomas |
11.02.2012, 11:28 | #5 |
Verstorbener Eiland-Dichter
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Danke Thomas
für die ausführliche Besprechung.
Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass sich ein Baum im Gegensatz zum Menschen immer wieder verjüngt. Das Frühjahr versetzt den Baum bis zu seinem Ende immer wieder in jugendliche Frische, während tierisches (und menschliches) Leben kontinuierlich an Lebenskraft verliert. Hier steht aber diese Betrachtung nicht im Mittelpunkt. Der Reif - also das graue Haar - wandelt sich wieder zum Grün des Frühjahrs, das Haar des Greises ist wohl nur durch chemische Behandlung "verjüngbar" LG Ingo
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11.02.2012, 14:23 | #6 | ||
ADäquat
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Hallo Ibrahim, Bäume vergreisenOhne Interpunktion wirkt der Text m.Mn. nach intensiver und durch Austausch
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