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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 17.03.2017, 21:30   #1
bobo
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Heilmat

Meine "Heilmat" [Neolog. für "Die Heimat die heilt"]

Du wachender Kelch meiner Seele,
welch spendendes Lichte du bist.
Im Dämmern du liebende Worte
sanft mir in die Ohren du sprichst.

Im Sinnen verliert sich die Fuge,
im Dunkeln verzehrt sich ihr Licht,
Gedanken mäandern so langsam,
die Schwere versperrt mir die Sicht.

Warum nur bist du so wundervoll?
Das Schreiten durch Holz und Geäste,
das mühsame Wandern durch Nässe,
versinkende Schritte in Moll.

Zeiten verwoben im Netz der Natur,
glimmende Sterne, sie singen so gerne,
vom Grollen des Lebens, vom Heulen des Lichts,
bleibt fern mir die Heimat, doch Heimatlicht nicht.

Geändert von bobo (17.03.2017 um 21:50 Uhr)
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Alt 18.03.2017, 11:02   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Bobo!

Ein paar weitere Tipps:

Du wachender Kelch meiner Seele,
welch spendendes Lichte du bist. "flichst" statt "sprichst" wäre ein reiner Reim.

Allzu alte, nicht mehr gebräuchliche Wortformen lassen den Text eher verstaubt und antiquiert klingen. Man kann sagen: "im Lichte", aber sonst ist es heute "das Licht" ohne "e".

Im Dämmern du liebende Worte

Eine Veränderung der "normalen" Wortfolge eines Satzes nennt man Inversion. Solche sollte man möglichst vermeiden. Auch wenn frühere Dichter sich zuweilen gern ihrer bedienten, so klingen sie in den Ohren zeitneher Lyriker doch eher geschraubt, hingezwungen, unnatürlich. Hier in Z3 und 4 sind es gleich mehrere auf einmal! Das klingt sehr gespreizt und hinkonstruiert.

sanft mir in die Ohren du sprichst.

Im Sinnen verliert sich die Fuge,
im Dunkeln verzehrt sich ihr Licht,
Gedanken mäandern so langsam,
die Schwere versperrt mir die Sicht.

Warum nur bist du so wundervoll? Diese Zeile hat vier Heber statt der sonst üblichen drei.
Das Schreiten durch Holz und Geäste,
das mühsame Wandern durch Nässe, Hier wäre ein Bindestrich statt des Kommas nützlicher, finde ich.
versinkende Schritte in Moll.

Zeiten verwoben im Netz der Natur, Diese Zeile beginnt betont in einem sonst unbetont auftaktenden Gedicht. Ein Rhythmusbruch.
glimmende Sterne, sie singen so gerne, Ebenfalls betonter Auftakt.
vom Grollen des Lebens, vom Heulen des Lichts,
bleibt fern mir die Heimat, doch Heimatlicht nicht.

Die gesamte vierte Strophe ist vierhebig. Hier könnte der Wechsel zu diesem getrageneren, salbungsvolleren Takt - intuitiv oder bewusst - gewollt sein, um der Conclusio mehr Gewicht zu verleihen. Entscheide selbst, ob du den Taktwechsel dafür in Kauf nimmst.

Du wechselst immer noch fröhlich das Reimschema:

S1 - ABCB
S1 - ABCB
S3 - ABCA
S4 - ABCD

In S4 gibt es überhaupt keinen Reim mehr - hat dich die Begeisterung des Gefühls davongetragen? (Der korrekte Reim auf "Lichts" wäre "nichts", ohne das "s" zählt das bestenfalls als sehr unreiner Reim, wenn überhaupt.)



Ein Vorschlag für eine Version ohne die angesprochenen Stellen:


Du wachender Kelch meiner Seele,
welch spendendes Leuchten du flichst.
Ich schätze die liebenden Worte,
die sanft du im Dämmern mir sprichst.


Im Sinnen verliert sich die Fuge,
im Dunkeln verzehrt sich ihr Licht,
Gedanken mäandern so langsam,
die Schwere versperrt mir die Sicht.

Warum nur bist du so wertvoll?
Das Schreiten durch Holz und Geäste,
versinkende Schritte in Moll
durch Wälder wie hohe Paläste.

In Netze der Schöpfung gewoben,
im Lichte der singenden Sterne
ins Tosen des Lebens gehoben -
o Heimat, wie seh ich dich gerne!



Hier hätten wir ein geordneteres Reimschema: ABCB - ABCB - ABAB - ABAB


Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.03.2017, 12:08   #3
bobo
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Erich!

Die Zeilen waren mein erster Daktylus-Versuch!
Mir fällt es schwer immer zwei unbetonte Wörter/Silben zu finden, die dem Sinn nicht entfliehen.

Da gibt es so viel zu beachten, dass ich das Gefühl habe, dass mich der Mut etwas zu verlassen scheint. Meine Frustrationstoleranz ist wahrscheinlich nicht die Beste!

Ich sehe deine Kritik und Verbesserung und denke mir: "Wie macht er das nur?"
Das wirkt so leichtgängig! Aus der "Lamäng" heraus. Ich will das auch können
Inversionen, gerade eben gegoogled - alles klar. Also vermeiden für die Zukunft.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
In S4 gibt es überhaupt keinen Reim mehr - hat dich die Begeisterung des Gefühls davongetragen?
Ja - das Wasser im Krug ist wohl bisschen übergeschwappt und die Flut hats dahingetragen wo es aufeinmal war. ^^

"flichst" kannte ich noch gar nicht! x)) Dafür jetzt schon!

Ich nehme Deine Kritik sehr gerne an, auch deinen Vorschlag und werde mich heute nochmal an die Zeilen setzen. Es lässt mir keine Ruhe und ich werde nicht aufgeben!

Hab Dank fürs Lesen und fürs Kritisieren!

Lg!

So, ich habe die Zeilen angepasst:

Du wachender Kelch meiner Seele,
welch spendendes Leuchten du flichst.
Ich schätze die liebenden Worte,
im Dämmern du sanft zu mir sprichst.

Verweilt das Präludium so heilsam
im Schwarzen entzündend das Licht,
Gedanken mäandern so langsam,
die Schwere verdunkelt die Sicht.

Warum nur bist du so wertvoll?
Das Wandern durch Holz und Geäste,
versinkende Schritte in Moll
durch Wälder wie hohe Paläste.

Im Geflecht der Schöpfung gewoben,
im Glanze der singenden Sterne
ins Tosen des Lebens gehoben -
Oh Heimat, wie seh ich dich gerne!

Geändert von bobo (18.03.2017 um 16:48 Uhr)
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Alt 21.03.2017, 19:11   #4
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heimkehrerin
 
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Standard

Zitat:
Zitat von bobo Beitrag anzeigen

Da gibt es so viel zu beachten, dass ich das Gefühl habe, dass mich der Mut etwas zu verlassen scheint. Meine Frustrationstoleranz ist wahrscheinlich nicht die Beste!

Ich sehe deine Kritik und Verbesserung und denke mir: "Wie macht er das nur?"
Das wirkt so leichtgängig! Aus der "Lamäng" heraus. Ich will das auch können
Seruvs, bobo,

zu deinem Trost: der Herr de Lamäng, Erich, macht das nun aber auch schon ein paar Jährchen länger und intensiver als die meisten hier. Da musst du dich nun echt nicht mieser fühlen als nötig.

Und außerdem hat das keiner mal eben so locker und fehlerfrei hingelegt nach grad mal ein paar Wöchelchen Lyrik-Befassung. Die haben alle klein angefangen und das solltest du auch tun. Dann bleibt auch der Frust eher aus. Also zum Beispiel mal mit nur einer Strophe Daktylus anfangen anstatt gleich ein Monstergedicht schreiben zu wollen.

Oder auch noch keinen hochgesteckten Inhalt wählen, sondern einen "allerweltlicheren", bei dem man dann nicht so an der Idee des Kunstwerks hängt, das man erschaffen möchte, sondern es als Fingerübung sieht. Da hat man dann auch mehr Möglichkeiten sinnmäßig abzubiegen, falls die Reimwörter knapp werden.

Nur so als kleiner Tipp zur Frustlevelniedrighaltung.

Für den ersten Versuch ist das mMn schon richtig cool!
Respekt!

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