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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 02.10.2011, 17:36   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Abschiedwinken

Dort fährt der Zug, und deine Hand,
noch winkend an der Scheibe eben,
ist fort. Mit ihr - ein halbes Leben,
und ein verschwimmender Verstand.

Dein Augenleuchten, deine Nähe,
an der ich reifte und erfuhr,
was Freuen heißt und Frohnatur,
versickert dort, wo ich noch stehe.

Ein Wind erwacht, sein Wangenkühlen
macht mir die Tränen erst bewußt.
Ach, hättest du nicht fortgemusst,
ich hätte noch ein Tränenfühlen...!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (05.10.2011 um 18:43 Uhr)
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Alt 03.10.2011, 19:23   #2
Dana
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Standard

Lieber eKy,

dein "Abschiedwinken" lese ich seit gestern und versuche wegen der Rubrik eine "Liebesbeziehung" zu entdecken, die im Abschied mündet. Und zwar aus dem Grunde um, wie schon einmal Larin, zu schreiben: "eKy ist varlieebt".

Nein, es funktioniert nicht. Das erste, berührende Bild bleibt bestehen:

Ich sehe einen Vater, dessen Tochter Abschied nimmt, um eigene Wege zu gehen. Ich sehe einen älteren guten Freund, der in einer Beziehung zu einem jüngeren Menschen stand, einen Teil seines Heranwachsens begleitet und viel Freude dabei erfahren hat.
Dieses Alt und Jung entsteht wegen Str. 1, Z. 3.

Der Abschied ist still, lässt Tränen zu, die erst durch Windeskühle wahrgenommen werden und einen Wunsch, der nicht zurückhalten will.
Eher die immer wieder auftretende Erkenntnis, wie schnell doch die Zeit vergeht.

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Ach, hättest du nicht fortgemusst,
ich hätte noch ein Tränenfühlen...!
Auch das Geständnis, an diesem Menschen gereift zu sein über Freude und seine Frohnatur, macht beide, das lyr. Ich und das lyr. Du sehr sympathisch.

Abschiede, die sind, sein müssen und immer wieder tief berühren - so kommt dein Gedicht bei mir an und gefällt mir sehr.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 05.10.2011, 18:41   #3
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Danke für deine Gedanken - in der richtigen Richtung, aber ich wollte es bewußt allgemein halten (größere Identifikationsgruppe...) - die mir auch einen kleinen logischen Fehler in S1Z1 aufgezeigt haben: Es kann natürlich nicht "meine Hand" heißen, das wäre physikalisch unmöglich, und andernfalls allzu besitzergreifend...
Ich habe den Lapsus korrigiert.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (05.10.2011 um 18:44 Uhr)
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Alt 05.10.2011, 19:07   #4
Dana
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Lieber eKy,

schade - ich bin darüber auch "gestolpert". Nur mein Respekt vor deiner Kunst hat es mir nicht erlaubt, darüber zu mäkeln.

Ich sah die Hand des "Vaters" oder des "älteren Freundes" direkt auf der Scheibe und konnte mir kaum ein Winken vorstellen. Weil ich dieses Händehaften auf der Zugscheibe kenne, habe ich darunter eine besondere Intensität gesehen.

Die Änderung macht es aber besser, also einverstanden.

Liebe Grüße
Dana
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(Frederike Frei)
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Alt 05.10.2011, 19:30   #5
Erich Kykal
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Hi, Dana!

Das kam daher, weil ich ursprünglich eine Spiegelung meiner Hand in der Scheibe des Abteils im Sinn hatte, dieses Bild aber dann zuginsten des anderen fallen ließ. Wollte schreiben:

...meine Hand, noch winkend IN der Scheibe eben...

Das kam mir aber dann zu schräg und schwer nachvollziehbar vor.
Ich vergaß scheint's aber, das "meine Hand" in "deine Hand" abzuändern. So kann's gehen!

LG, eKy
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Alt 05.10.2011, 21:09   #6
a.c.larin
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hallo erich,

sprachlich ist das fein und weich fließend geschmiedet - nur die logik dahinter biegt mir um ein paar ecken.

also: da steht, das lyrich sei am lyrDu gereift - doch woher kommt dann der "verschwimmende verstand"? sollte reifung nicht mehr klarheit schenken?

dann sickern die tränen aus den augen, an der sich im winde kühler anfühlenden wange bemerkt - trotzdem hätte das Lyrich ein tränenfühlen, wäre das LyrDu dageblieben.... nanu?
also das dasein UND der weggang des LyrDus führen gleichermaßen zu tränen? scheint eine etwas kompliziertere beziehung zu sein.

aber vielleicht kannst du das meinem heute gerade denkenden kopf irgendwie einleuchtend erklären.

gerne gelesen und berätselt,
larin
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Alt 05.10.2011, 21:38   #7
Erich Kykal
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Tststs, holde larin! Dabei seid ihr Weiblichen doch Fachfrauen für Gefühlsbilder...

Alsoooo:

Frau/Kind/Freundin/Geliebter Mensch fährt fort, winkt, Zug ist weg.
Person steht da, verschwimmender Verstand weist auf Schmerz hin, Tränen, die ja später noch eine Rolle spielen. Abschiedsweh...
Die verabschiedete Person nimmt quasi diesen verschwimmenden Verstand mit, weil er bei ihr bleiben möchte, lässt - gefühlt - eine leere Hülle dort am Bahnsteig zurück.
Person weint, merkt es in ihren Wehgedanken gar nicht.
Erst der aufkommende Wind kühlt die feuchten Wangen (Verdunstung!) und macht ihr die Zähren bewußt.
Person denkt: Wäre der geliebte Mensch nicht weg, wär ich noch so weit bei mir, dass ich die Tränen gleich bemerkt hätte...
Was natürlich ein Paradoxon darstellt, denn dann hätte sie gar nicht geweint...aber das ist ja der Witz bei der Conclusio.

Jetzt alles unklar?

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (11.08.2013 um 11:05 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.10.2011, 21:48   #8
a.c.larin
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aaaaaach sooooo,

ha - die männer glauben immer, die frauen hätten die kompliziertheit für sich alleine gepachtet! ( was aber nicht stimmt. im umgekehrten falle seid ihr auch nicht immer zu enträtseln)

gut - aber ich kenne mich jetzt aus.

der arme mann!
taschentuch gefällig? (oh, its a feh! )

lg, larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2011, 07:26   #9
fee
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ich gestehe, lieber erich kykal,


ich habe mit dem text bzw. einigen aussagen darin so meine verständnisprobleme. da will manches nicht so recht für mich zusammengehen.

Zitat:
Dort fährt der Zug, und deine Hand,
noch winkend an der Scheibe eben,
ist fort. Mit ihr - ein halbes Leben,
und ein verschwimmender Verstand.
wessen verschwimmender verstand ist nun fort? der der verabschiedeten person? litt sie an demenz im anfangsstadium (ist nicht ironisch gemeint. diese deutung liegt für mein empfinden am nächsten). oder hat sie das zurückbleibende LyrIch schon so in den wahnsinn getrieben, dass dieses nun aufatmet?

Zitat:
Dein Augenleuchten, deine Nähe,
an der ich reifte und erfuhr,
was Freuen heißt und Frohnatur,
versickert dort, wo ich noch stehe.
wie dann aber konnte lyrICH das gefühl haben, an der nähe von lyrDU zu reifen, wenn da ein verschwimmender verstand mit verabschiedet wird?
wie können augenleuchten und nähe versickern, wenn die person, mit denen diese behaftet ist, grade wegfährt? auch das muss ich mit sehr viel gutem willen lesen, ums stimmig zu finden.

Zitat:
Ein Wind erwacht, sein Wangenkühlen
macht mir die Tränen erst bewußt.
Ach, hättest du nicht fortgemusst,
ich hätte noch ein Tränenfühlen...!
zeilen 1 und 2 sind einfach nur hammer!
doch jetzt wirds für mich ganz verwirrend: wäre lyrDU also geblieben, wäre noch die fähigkeit da, tränen zu fühlen (für die es aber dann doch keinen anlass gegeben hätte, hoffe ich doch. außer hier wird eine sehr selbstzerstörerische rolle von lyrICH in einer beziehung beschrieben....

allerdings kann ich einen widerspruch in lyrIch angesichts von trennungsverwirrung - denn, um die geht es ja vermutlich in wirklichkeit - durchaus akzeptieren. dennoch ist dieser mir dann zu undeutlich herausgearbeitet, um als absicht erkennbar zu sein.

und im kontext mit den vorigen strophen frag ich mich dann natürlich, ob lyrDU fortmusste, weil lyrIch erkannt hat, dass es gesünder ist, sich von der person mit der beginnenden demenz zu trennen, bevor es an eigener seele schaden nimmt?

natürlich übertreib ich hier ein wenig in der formulierung. aber inhaltlich sind all diese widersprüche schon in all ihrer härte da.

da ist m.M.n. eine wortspielerei zu weit vor einen möglichen inhalt in den vordergrund gerückt oder es wurde zu lange herumgebastelt, sodass sich letztlich im dichten und geschraubten wortgewebe selbst verloren wurde.


schade. von der wortgewalt her, hättest du s ja drauf, wie wir alle wissen. und das ahnt man ja auch hier. aber hier wurde irgendwie zuviel gewollt. ich bin jedenfalls beim lesen zusehends unter einem haufen verwirrender wort- und syntax-info begraben verloren gegangen.

vielleicht aber - das will ich ja nicht ausschließen - bin ich auch nicht geeignet, deine texte lesen zu können. wenn ja - lerne ich gerne dazu.

ich ahne, was du tatsächlich ausdrücken willst mit deinem text...
lyrIch wird vom trennungsschmerz aus der bahn geworfen. merkt erst, dass es weint, als der wind die tränen kühlt auf der haut. der innere kampf von gefühlstaubheit und aufwallen von trennungsschmerz, bei dem ja die nähe ein großes thema ist, wäre durchaus logisch.

jedoch: so be- oder ge-schrieben, reicht das nicht, ums zu transportieren. und das unheil beginnt mit dem verschwimmenden verstand, der grade mit dem zug fortfährt. DAS geht einfach nicht. das ist, was den rest des textes kippt.

ich würde also sagen: experiment fehlgeschlagen. auf ein neues!

lieber gruß,

fee

Geändert von fee (06.10.2011 um 07:33 Uhr)
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Alt 06.10.2011, 14:20   #10
Erich Kykal
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Hi, Fee, aber da hast du einfach schlampig gelesen!

Das geliebte wesen fährt fort, die Hand an der Scheibe, noch winkend, ist weg. ZURÜCK bleibt das Lyrich am Bahnsteig mit den Erinnerungen eines halben Lebens und eines (vor Abschiedsweh) verschwimmenden Verstandes, der allerdings so taub vor Schmerz ist, dass er annehmen könnte, das geliebte Wesen hätte ihn quasi mitgenommen!

Die Gegenwart - das Augenleuchten, die Nähe - des anderen versichert um den Zurückgebliebenen herum metaphorisch im Boden, vergeht in der Gleichgültigkeit des Realen.

Das Lyrich weint, merkt es aber vor Schmerz nicht. Erst aufkommender Wind kühlt die Wangen (Verdunstung) und macht ihm die Tränen bewußt. Es denkt: Hätte sie nicht fortgemusst, wäre ich noch ganz bei mir, und ich würde die Tränen bemerkt haben. Was an sich ein Paradoxon ist, denn dann hätte das Lyrich ja gar nichts zu weinen gehabt - und das ist der Clou in dieser Conclusio.

Jetzt alles unklar!?

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