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Alt 27.09.2014, 20:59   #1
Cebrail
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Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
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Standard wieder mal (mein schwarzer Hund)

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wieder mal
(mein schwarzer Hund)

Da bist du.
Wieder mal.
Unverhofft, wie oft und kratzt mit leisen Pfotenstrichen an der Tür.
Ich öffne dir; weil ich weiß, dass du sonst das niederreißt, was ich still meine Festung nenne oder weil ich nicht mehr rennen will und kann, da du ja doch am Ende dann, der Schnellere bist und nie vergisst was Treue ist.

Ich weiß noch wie du zu mir kamst, du lagst in einem Korb vorm Weihnachtsbaum und brachtest mir den Wintertraum, die ersten Kindertränen, die Mama nicht verstand, wenn sie mich weinend fand. Unter dem Tisch, wieder mal, im Jammertal.

Ich erzählte ihr vom Stein im Bauch und sagte auch, dass ich verloren ging, mich nicht mehr finden kann und von dem schwarzen Hund, den sie nicht sah, der aber war und heute wahrer ist.

Und du kamst und gingst, gleich wie es dir gefiel, ließt schon mal einen Kindersommer lang verstreichen, ohne jedes Zeichen von dir. (Nicht mal deine Nase in der Tür, als Oma ging.)
Wenn du wieder kamst, warst du größer als jede Erinnerung, dein Fell schwärzer als alles Dunkel; doch vertraut und weich wie der alte Pulli im Schrank.

Ich habe dir nie einen Namen gegeben und doch bist du Teil meines Lebens (wenn nicht gar das Leben selbst), der Herzschlag und Atem vieler Nächte und Tage, die ich manches mal kaum ertrage und ich frage nach einem Sinn, dem Wohin und all dem Scheiß von dem ich gerade, wieder mal, das Wort nicht weiß.

Mit den Jahren bliebst du immer länger und es gab kaum eine Zeit in der du mehr als einen Schritt weit von meiner Seite gewichen bist, in der du nicht in meinem Schatten schlichst, bis du schlicht zu diesem wurdest.

… und ich mied jedes Licht, da ich dachte du zerbrichst, wenn ich dich nicht sehen kann, vergaß das Spüren dann, das aus der Dunkelheit ein Dunkelweit in meinem Herzen machte, mich zerlachte und taub werden ließ für alles drumundherum.

Wir gingen zu zweit (oder blieben einfach liegen und betrachteten die Fliegen an der Wand) durch die Welt oder die Welt durch uns.
Wie auch immer, was ist schlimmer?
Dann legten sie mich unter Glas, nahmen mir jeden Spaß und gaben mir ein Egal, was auch total in Ordnung war - für den Moment.
Was nicht brennt wird keine Asche werden und von unten betrachtet ist alles groß.

Irgendwann zog ich los, ging zu den schlauen Leuten, die begannen mich zu Häuten, Schicht um Schicht und richteten ihr Licht auf all die dunklen Flecken, um zu wecken was tief in mir wohnte oder lastend auf den Schultern thronte.
Sie zeigten mir dein Gesicht, sagten: „Fürchte dich nicht, schau in die Augen die tief sind wie das Meer und sag diesem Hund wer der Herr und Meister ist.“

Heute kann ich leicht dein Fell berühren, dich streicheln, spüren und führen, nicht immer aber immer wieder mal und dir die Größe nehmen, aufhören mich zu schämen dafür, dass du mein Schatten bist - und manchmal an mir mir frisst und nagst.
Vielleicht, weil du mich ein wenig magst?
Wie ich dich.
Nicht immer, aber immer wieder mal und mehr.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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