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Ein neuer Morgen Fröhliches und Hoffnungen

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Alt 13.07.2011, 07:28   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 4.893
Standard Der Ausreißer

Ein Windstoß hat ihn fortgefegt,
ihn jäh der Hand entrissen.
Nun treibt er auf dem Luftstrom weit
in unbeschwerter Heiterkeit
und macht sich kein Gewissen!

Ein kleiner Wicht steht da und weint,
er grollt dem bösen Winde!
Das Leben - ungerecht, wie's scheint -
hats heute gar nicht gut gemeint
mit diesem armen Kinde.

Ach Mama, komm und kauf ein Eis,
das trocknet manche Träne!
Fern überm Tal entschwebt ganz leis
ein Flüchtling, der davon nichts weiß:
Ihn locken andre Pläne.....

Geändert von a.c.larin (13.07.2011 um 21:34 Uhr)
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Alt 13.07.2011, 07:42   #2
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
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mich beeindruckt hier, wie du das thema in drei kapitel gliederst und eine alltagsgeschichte ohne poetische versatzstücke zu erzählen vermagst, so dass trotzdem ein schön gereimtes, rhythmisches gedicht entsteht.
apropos versatzstücke: muss denn die heiterkeit "elegant" sein? gäbe es da vielleicht ein anderes adjektiv?
entschuldige bitte, dass ich da eine schwächere stelle gefunden zu haben meine! (übrigens: ich könnte mir vorstellen "davon in aller heiterkeit" oder "hinweg in aller h.".)
gruss von wolo

Geändert von wolo von thurland (13.07.2011 um 07:46 Uhr)
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Alt 13.07.2011, 19:19   #3
Stimme der Zeit
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Hallo, liebe larin,

beim Lesen kamen mir ein paar Erinnerungen. Wem "entflog" als Kind nicht irgendwann einmal ein Luftballon. Meiner Tochter übrigens auch.

Um dem entgegen zu wirken, hilft nur die "alte" Methode: Ihn am Handgelenk fest zu binden.

Allerdings ist ein Eis natürlich ein echtes "Trostpflaster" - ich bekam auch mal eins ...

Eine kleine Begebenheit, die im Moment des Geschehens für das Kind aber durchaus eine "große Sache" sein kann. Kinder sehen die Welt anders als wir Erwachsenen. Wir sagen: Nur ein Luftballon. Kaufen wir den nächsten. Das Kind hatte den bunten Ballon sicher lieb, und empfindet deshalb auch einen Verlust. Die Mutter hilft mit Trost - und nur der Luftballon, ihn schert das Ganze nicht. Er fliegt einfach davon und reist mit dem Wind.

Wenn ich dein Gedicht rein metaphorisch betrachte, kann der Luftballon auch die Kindheit symbolisieren. Dann ergibt sich daraus natürlich eine ganz andere Bedeutung. Irgendwann werden wir alle erwachsen, unsere Kindheitsträume wurden vom Wind "verweht". Abschied davon kann traurig sein. In diesem Gedicht denke ich, dass die Mutter ihrem Kind genug Eiscreme mit auf den Weg gegeben hat, damit es nicht allzu schmerzt. Das ist nicht immer so, aber wenn, dann ist es schön.

Es gibt meiner Meinung nach noch eine dritte Sichtweise. Auch als Erwachsene verlieren wir manchen "bunten" Traum. Dann kann es sein, dass auch wir über einen Verlust "wie ein Kind" weinen. Dann sind es die Erinnerungen (hier wohl an die Mutter), die uns mit einer tröstenden Portion Eiscreme darüber hinweg helfen.

Das Reimschema ist, wie häufig bei dir, interessant. Mittlerweile denke ich, dass umarmende Reime häufiger bei dir vorkommen, ein wenig "dein Stil". Eigentlich ist es abaab, aber der erste Vers in Strophe 1 bleibt eine Waise. Ich denke, hier hat der Wind (absichtlich) den Reim mit "fortgeweht". Das gefällt mir.

Es stimmt übrigens, auch ich finde, dass "elegant" nicht wirklich zum Thema "passt". Wie wäre es mit "federleichter" oder "luftig-leichter"? Nr. 2 wäre mein persönlicher "Favorit".

Eine Anmerkung möchte ich noch da lassen. 4x hat ist ein bisschen viel, da das Gedicht nicht sehr lang ist ...

Es ist ein kleines, sehr feines Gedicht. Wie schon oft bei dir, habe ich es sehr gerne gelesen.

Liebe Grüße

Stimme
__________________
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Alt 13.07.2011, 19:45   #4
Dana
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oh, ich kann den kleinen Wicht gut verstehen mich aber dennoch am Gedicht erheitern. (zwei Seelen ach in meiner Brust).

Übrigens die gleiche Trauer entsteht, wenn das Eis auf den Boden platscht.

Der "Mäkelei" zur eleganter Heiterkeit schließe ich mich an, und zwar mit einem Vorschlag:

Zitat:
Zitat von larin
Nun treibt er auf dem Luftstrom weit,
erzeugt rundum nur Heiterkeit
und macht sich kein Gewissen!
Denn außer Mama, die es gut verbergen kann, grinst die Umgebung doch unverschämt.

Schön lyrisch und lustig eingefangen und dem Leser kommen Bilder aus eigenen Erlebnissen.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 13.07.2011, 22:01   #5
a.c.larin
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hallo wolo von thurland,

über das "andere" adjektiv habe ich gründlich nachgedacht und habe es - weil ich deinen einwand nachvollziehen kann - abgeändert.

ich möchte aber doch erklären, wie ich auf "elegant" kam. für mich hat es schon etwas würdevolles, elegantes an sich , wie ein luftballon so schwerelos auf dem luftstrom dahingleitet. es wirkt gediegen, ohne jegliche mühe - und das empfinde ich als "eleganz".
"unbeschwert" passt aber auch, das ist wohl semantisch näher zur heiterkeit und löst somit weniger verwunderung aus.

die "alltagsgeschichte" kam mir so nebenher, als ich in einem seminar saß und mich gründlich langweilte. (als der vortragende gerade eine ziemlich langatmige erklärung zelebrierte). möglicherweise wollte ich da - unbewusst - auch ein luftballon sein und mich losreißen? aber wer hätte dann diesem redner ein eis gekauft?


hallo stimme der zeit,
was das nachschauen hinter einem luftballon angeht, habe ich da auch eine sehr deutliche erinnerung an einen roten , mit gas gefüllten ballon, der frech in den blauen sommerhimmel entschwebte - und ich hatte das nachsehen......
eis gab es aber damals keines, nur großes bedauern meinerseits. und irgendwie fand ich wohl schon damals, dass der flugkünstler sehr schön dabei aussah. ich glaube, da hatte ich auch ein wenig fernweh....

du hast wieder einmal viele interpretationsmöglichkeitein herausgefunden ( die mich in erstaunen versetzen), im anschluss daran fiel mir selbst noch etwas dazu ein: manchmal reißt sich ja auch ein partner vom dem anderen los. und nur selten ist der, der davonflattert, der traurigere teil....
zu deiner anmerkung am schluss:
es ist lustig : ich habe erst gestern jemandem angeraten, ein paar "hats" in einer geschichte zu streichen - und nun ereilt mich eine ähnliche kritik hier!
dem habe ich mich gerne angenommen - ich hoffe , jetzt mundet es besser!

liebe dana,
eis auf boden platschend - das ist ja schon fast der gipfel der kinderkatastrophe!
ich weiß aber noch eine andere : ich baute mal als kind einen supertollen lego-elefanten (30 cm groß und innen mit bauch hohl! ). als ich ihn in die küche trug, um ihn meiner mutter zu zeigen, fiel er mir runter und zerbrach in tausend stücke, noch bevor sie ihn gesehen hatte!
ich konnte ihn nie wieder so bauen!
dagegen ist ein runtergefallenes eis oder ein davongeflogener ballon ja geradezu ein klacks!

hmmm - vielleicht sollte ich dieses thema mal mit dr.aldwal besprechen? so ein trauma hinterlässt ja bekanntlich spuren....

liebe grüße an alle - und haltet eure ballons und lego-elefanten fest!
larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.07.2011, 18:21   #6
wolo von thurland
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hallo larin
mich dünkt's besser so.
"in schwereloser heiterkeit" wäre auch passend.
es freut mich, dass du meine sichtweise nachvollziehen konntest.
gruss von wolo
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