09.10.2011, 20:47 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Innere Einkehr
Ich sitze in der Denkerklause
bei einem guten Schoppen Wein. Hier fühl ich mich so recht zu Hause, vielleicht fällt ein Gedicht mir ein. Dann steigt alsbald die gute Laune, ich stell die Sorgen hintenan, bleib länger sitzen noch und staune, was man so alles denken kann. Das Glück und Unglück dieser Erde steigt vor mir auf sowie die Not, die große Bürde und Beschwerde, und auch der Kampf ums täglich Brot. Im Rampenlicht seh ich Gestalten der vielgerühmten High Society, wie sie auf Bühnen sich entfalten, am liebsten mit dem Bambi-Vieh. Zudem denk ich an Dichter-Gaben der Freunde, preise ihre Welt. Ich schau, was sie gedichtet haben und weiß, daß es mir gut gefällt. Geändert von Justin (11.10.2011 um 02:30 Uhr) |
10.10.2011, 01:51 | #2 |
ADäquat
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Lieber Justin,
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10.10.2011, 10:20 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Guten Morgen, liebe Chavali,
Du wärst mir als Begleiterin in der Denkerklause herzlich willkommen. Bei einem guten Roten würden wir dann alles mögliche zur Sprache bringen und auch die Gegensätze des Lebens nicht aussparen. Gerade darüber kommt man oft nur schwer hinweg. Auf keinen Fall kämen dabei Gedichte zu kurz. Ich sehe gerade, daß ich 2mal den Ausdruck "fällt mir ein" benutzt habe. Im Leselauf fällt es nicht gleich so auf. Vieleicht kann ich diese Wendung noch durch einen anderen Ausduck ersetzen. Ich danke Dir für den Eintrag und grüße Dich herzlich Justin |
10.10.2011, 11:34 | #4 |
Gast
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hallo justin
das ist ein schönes gedicht. mir würde es zwar besser gefallen, wenn nach der zweiten strophe ende waäre und ich selber weiter denken könnte. aber auf den bambi-vieh-reim würde ich doch ungern verzichten! vielleicht stellt ein gedicht sich ein???? oder vielleicht besser: das glück und unglück dieser erde steigt vor mir auf sowie die not "in dem kontrast" könnte man vielleicht auch noch anders schreiben? gruss von wolo |
10.10.2011, 11:57 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Wolo,
schön, daß Dir das Gedicht gefallen hat. Über Vorschläge anderer sollte man immer nachdenken. Deine beiden Zeilen, finde ich, passen sich gut ein. Ich selbst wollte gerade eine Änderung vornehmen und schreiben: Das Glück und Unglück dieser Erde wird mir bewußt und auch die Not. Aber Deine Version mag noch um eine Spur besser sein. Ich übernehme sie deshalb gern. Mal sehen, ob sich zum "Kontrast" möglicherweise noch etwas anderes anbietet. Liebe Grüße Justin |
10.10.2011, 20:08 | #6 |
Slawische Seele
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Lieber Justin,
erstmal ein dickes Lob für den melodischen Lesefluss und den herrlichen Reim auf High Society. Ein weiteres für die Gemütlichkeit in der Denkerklause, in der ich mit dir und Chavali gern sitzen würde. Das höchste aber, über die Denkart, wie Gedichte entstehen. Ich staune nicht selten, was man alles so denken kann und verzeifle ob der Mischung, die sich aufdrängt, zu klingen beginnt und am Ausdruck scheitert. Du hast Leichtigkeit, Frohsinn und Schwere wunderbar gemischt, gut pointiert und kritisiert und mir aus der Seele gesprochen. Ein ganz Feines! Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
11.10.2011, 02:26 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Dana,
Dein Text hat mich wie immer emotional sehr angesprochen und ich freue mich, daß so eine heitere Denkweise durchschimmert. Weißt Du, mit dem Reim auf High Society hatte ich vorher ein bißchen spekuliert und offenbar kommt er wirklich an . Die letzte Strophe versehe ich mit einer kleinen Änderung, damit sie sich noch nahtloser an die beiden vorausgegangen anschließt. Das Entstehen von Gedichten wird uns wohl immer wieder faszinieren, weil es hierzu keine Regeln gibt und wir uns von Einfällen leiten lassen müssen, mit denen wir dann jonglieren. Man kann etwas annehmen, aber auch wieder verwerfen. Das ist manchmal aufreibend, wenn sich nicht gleich das einstellt, was einem vorschwebt. Andererseits gibt es auch Fälle, wo ein Vierzeiler steht und das Gedicht dann keine so große Mühe mehr macht. Aber es ist, wie gesagt, recht unterschiedlich und läßt sich nicht erzwingen. So wie mit Chavali, würde ich auch gern mit Dir in der Denkerklause sitzen. Am Anfang wäre es möglicherweise nicht ganz leicht, doch bestimmt nicht auf Dauer . Du sprachst von "ganz Feinem" und hast daneben auch noch ein dickes Lob ausgesprochen. Da fehlt nicht viel und ich werde gleich verlegen . Auf jeden Fall ein Dankeschön für die nette Zuwendung. Liebe Grüße Justin Geändert von Justin (11.10.2011 um 02:38 Uhr) |
21.10.2011, 15:29 | #8 |
Lyrische Emotion
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Hallo Justin,
dann lass uns mal diese „Innere Einkehr“ ein wenig näher beleuchten. Da die Strophen alle schön in sich geschlossen wirken, widmen wir uns jenen nun einzeln: Ich sitze in der Denkerklause bei einem guten Schoppen Wein. Hier fühl ich mich so recht zu Hause, vielleicht fällt ein Gedicht mir ein. Ja, mit einem anregenden Getränk und in einer nachdenklichen gemütlichen Ecke kann der Geist durchaus zu einem schönen Gedicht inspiriert werden. Wo anders könnten schöne Verse heranreifen, als in der inneren Einkehr beim Verarbeiten all der Eindrücke, die das tägliche Leben so begleiten, vor allem… Dann steigt alsbald die gute Laune, ich stell die Sorgen hintenan, bleib länger sitzen noch und staune, was man so alles denken kann. …wenn man sich dabei der gemeinen Sorgen entledigen kann. Wenn dann noch die Laune steigt (ob mit oder ohne anregende Getränke, s. o.), dann ist es manchmal wirklich beachtenswert, was einem dabei alles so in den Sinn kommen kann. Das Glück und Unglück dieser Erde steigt vor mir auf sowie die Not, die große Bürde und Beschwerde, und auch der Kampf ums täglich Brot. Wenn man alles sorgfältig gegeneinander abwägt, wird wohl das Unglück und das Leiden dieser Welt überwiegen, denn die glückseligen Momente sind nur darauf zu beschränken, wo eben der Schmerz und das Leiden abwesend sind, was ja zum Unglück dieses Daseins meistens doch alles überlagert, wenn auch in verschiedenen „Stärkegraden“ und je nach Charakter und Willen des einzelnen Individuums. Die meisten machen sich diesbezüglich nämlich nur etwas vor, indem sie ihr Glück davon abhängig machen, sich mit unwesentlichen Dingen ihre Langeweile, die eines der größten Leiden von allen sind, zu vertreiben, weil sie nämlich mit sich selbst nichts anzufangen wissen und daher lange noch nicht alles so denken können, wie es in der zweiten Strophe dargestellt wird. Dazu bedarf es nämlich dann auch eines bestimmten geistigen Niveaus. Ach ja, und je weniger dieses dann noch mit dem ständigen Erwerb für den Lebensunterhalt beschäftigt ist, um so stärker kann es sich entwickeln. Im Rampenlicht seh ich Gestalten der vielgerühmten High Society, wie sie auf Bühnen sich entfalten, am liebsten mit dem Bambi-Vieh. Jene Gestalten hat es immer schon gegeben und sie werden auch nicht aussterben. Das sind nämlich jene, die einen kurzen und aktuellen Ruhm erwerben möchten und daher nicht wirklich wichtig sind, weil dieser auch genau so schnell wieder verblasst und vergessen wird. Was hingegen, wenn wir an dieser Stelle zur Überleitung in die nächste Strophe einmal die Dichtkunst erwähnen möchten, einem Genie wie Goethe nicht passieren wird. Sein Werk wird nämlich, solange es Menschen gibt, unsterblich bleiben und sollte es auch in einer fernen Zukunft einmal in eine neue Sprache übersetzt werden müssen. Seine naive, d. h. natürliche und unbefangene Lyrik wird auch das überstehen. Zudem denk ich an Dichter-Gaben der Freunde, preise ihre Welt. Ich schau, was sie gedichtet haben und weiß, daß es mir gut gefällt. Ja, als Dichter ist es gut zu wissen, nicht allein zu sein, denn leider ist seine hochstehende Kunst die am wenigsten geachtete, da die große Masse nicht den Intellekt besitzt, sich mit diesen Kleinkunstwerken ernst- und gewissenhaft auseinander zu setzen, weil jene nämlich erst dann ihre wahre Größe erreichen können. Allerdings sollte man an dieser Stelle zugeben, daß es auch unter den Dichterwerken qualitative Unterschiede gibt, weshalb ich der Schlussaussage hier nicht pauschal zustimmen möchte. Aber dieses hat mir durchaus gut gefallen, denn es ist ein kleines und im o. a. Sinne naives Stück Lyrik, sprachlich und reimtechnisch gut umgesetzt, weist auch Gesellschaftskritik ohne erhobenen Zeigefinger auf und lädt ganz Allgemein zum Nachdenken ein, was ich auch mit diesem kleinen Beitrag gerne getan habe. Gerne gelesen und kommentiert… Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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22.10.2011, 16:04 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Faldi,
Du hast dir mit deinem langen Text viel Mühe gemacht, aber damit die richtige Einschätzung getroffen. Das Gedicht ist, zugegeben, von einer gewissen Naivität durchdrungen, doch habe ich auch auch versucht, eine kleine Gesellschaftskritik mit einzuflechten und die Kontraste herauszustellen. Du hast richtig erkannt, wie fahrlässig es ist, wenn sich im Leben alles nur auf Nebensächlichkeiten reduziert, wie es leider zur Gewohnheit geworden ist. Dann kommt es Menschen darauf an, im Konsum mitzuhalten, sich dieses oder jenes neu anzuschaffen, sich nicht übertreffen zu lassen usw. Ganz unwesentlich, wenn plötzlich die Erkenntnis einsetzt, wie schnell alles aus der Bahn geworfen werden kann. Wer von Verlusten betroffen wurde, wird jetzt in seinen Betrachtungen viel gründlicher, denn er erkennt, worauf es wirklich ankommt. Das gilt nicht nur für das eigene Ungemach, sondern übergreifend auch für andere Nöte und Ungerechtigkeiten. Wir lesen davon in der Zeitung und sehen Berichte im Fernsehen; da aber der Alltag sehr schnellebig ist, wird bald nicht nicht mehr darüber nachgedacht. Glücklicherweise gibt es jenseits der Betroffenen trotzdem Ausnahmen. Die Insel geht hier mit gutem Beispiel voran. Denn Themen wie "Denkerklause" oder "Finstere "Nacht" laden geradezu ein, stärker über den Tellerrand zu blicken. Der Nebensächlichkeit sehr nahe steht die Flüchtigkeit des Augenblicks. In der 4. Stophe ist davon die Rede. Du sagst richtig, wie unwichtig der Glamour ist, weil der angestrebte Ruhm nur kurz andauert und bald wieder verblaßt. Meine Kritik richtet sich jedoch auch gegen die öffentliche Wahrnehmung. Es wird von den Medien etwas ins Bewußtsein gedrängt, was gar nicht wichtig ist. Andere Themen hingegen, die eher im Fokus stehen sollten, werden in ihrer Bedeutung viel weniger wahrgenommen. Dein kleiner Einwand zur letzten Strophe ist berechtigt und ich verstehe ihn auch sehr gut. Natürlich können wir nicht jedem Gedicht uneingeschränkt zustimmen, vor allem, wenn der Rhythmus total mißlungen ist: Die Zeit war so schön, doch werden wir uns in Zukunft schon bald wieder sehn. Jetzt habe ich ein bißchen übertrieben, aber manche dichten wirklich so. Doch ist der Großteil der Schreiber in diesem Forum darüber erhaben. Schon bei der Vorstellung auf der Insel wird den meisten bewußt, daß das Niveau hier so anspruchslos nicht ist. Rhythmusempfinden und Metrik kommen einander sehr entgegen. Es gibt Augenblicke, da wird ein gängiger Rhythmus bevorzugt, ohne daß man sich von der Metrik groß ablenken lassen möchte. Dann setzt sich aber auch die Erkenntnis durch, wie anregend Metrik sein kann, zumal wenn die Kenntnisse darüber zugenommen haben. Also beides hält sich irgendwie die Waage. Die Aussage in der letzten Strophe war dem Reim zugewandt. Darüber hinaus wollte ich, auch wenn das nicht so zum Ausdruck gekommen ist, die Hinwendung zur Poesie zur Sprache bringen, die sehr anregend sein kann. Faldi, ich weiß nicht, wie lange Du dich schon mit dem Dichten beschäftigst. Aber egal, wie die Antwort ausfallen mag: Sehr viel lernen kann man von Dir auf jeden Fall. Ich danke Dir für Deinen Kommentar und grüße Dich herzlich Justin |
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