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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 08.01.2010, 10:09   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ich schau ihm zu, wie er ins ewig Runde tastet,
in diesen auswegleeren, endlos gleichen Kreis;
wie er von einem Strich zum immer nächsten hastet,
und doch, wovon er mir bezeugen soll, nichts weiß...

Ist es mein Schicksal, denk ich, gleich dem Pfeile,
der sich nur dreht und weisen muss, was er nie spürt,
nicht irgend Ziel im Sein zu haben und nicht Eile,
darin zu suchen, was sein Aufziehherz berührt...

Nur manchen Tag beschleicht mich das Verlangen,
zu wissen, wer mein Kreisen schaut und deutet,
und was die Lebensuhr, in die er mich gehangen,
beim letzten Ablauf ihres Federwerks ihm läutet...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (08.01.2010 um 10:17 Uhr)
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Alt 08.01.2010, 10:40   #2
a.c.larin
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hallo erich,

erstaunlich, welch tiefgründige gedankengänge du dem allltäglichen abringst, das spricht mich sehr an.....

und gleichzeitig freu ich mich schon auf ein fortsetzungsgedicht, das vielleicht lautet könnte :
der kochlöffel ( der dreht auch so einige runden ...)

ach herrje, ich bin ein gar zu arger schelm...
da würd ich doch gern mal wissen, wie du dir mein kreisen deutest.....


angetanen gruß,
larin
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Alt 08.01.2010, 10:50   #3
Erich Kykal
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Vielleicht Restalk?

Neee, Scherz beiseite! Ich denke, ich werde just dir zufleiß ein Kochlöffelgedicht schreiben, und zwar so gut und tiefgründig, dass dir, du böse, böse Zunge (hihi), das Lästern vergeht!

Neee, Quatsch! Vielen Dank für dein (dezentes) Lob! Man gibt sich Mühe. Zur Zeit habe ich eher Schreibtief, da müssen eben sogar Uhrzeiger herhalten, um das Loch zu füllen...

LG, eky
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Alt 08.01.2010, 10:59   #4
a.c.larin
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nun erich,

dann lass dir mal sagen :
dein "zeiger" überragt das loch mühelos! ( da hätt ich doch gar nichts löchriges vermutet).
tatsächlich gefällt mir doch der vergleich, dass wir nicht wissen können, wie unser rundendrehn (von anderen ) gedeutet wird.

deine deutung bezüglich meiner person ging aber leicht daneben.
ich bin auch ohne alk "böszüngig" ( aber nur manchmal )

so ist das halt mit schwestern : sie lieben es , zu lästern.
doch liegt es an den brüdern, entsprechend zu erwidern!

lg, larin
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Alt 08.01.2010, 13:10   #5
Erich Kykal
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War natürlich nicht ernst gemeint, liebe larin!

Ich muss gestehen, als ich gestern gegen Mitternacht vor dem Einschlafen noch ein Gedicht (im Bett!) schreiben wollte, um meine Schreibblockade endlich "bewußt" zu überwinden, hatte ich nichts anderes vor Augen als meinen Wecker mit dem aufdringlich rotierenden Sekundenzeiger. Da mir absolut nix anderes einfiel, schrieb ich eben nieder, was mir dazu einfiel.

Mehr ist nicht dahinter! Wenn's dennoch konveniert, umso schmeichelhafter für mich!

LG, eKy
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Alt 08.01.2010, 14:23   #6
a.c.larin
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lieber erich,
weiß ich doch, dass du spaß gemacht hast - ich doch auch!
ist doch toll, wenn man aus einer dem anschein nach unscheinbaren sache
( wie es halt ein uhrzeiger ist) so viel machen kann.
also, ich find das gut.

ich guckte gestern beim schlafengehen auch um mich - fand aber keine uhr zum betrachten, sondern nur ein bild. das genügte mir auch.

langsam aber sicher halten sie mich bei mir daheim aber schon für ein bissel krank....morgends gedichte, abends gedichte, ..........


mein tipp bei schreibblockade:
ausruhen !
einfach abschalten.
nicht einmal mehr gedichte lesen.
ganz was anderes tun.
dem gehirn ferien gönnen - nichts erzwingen.
hatte so einen zustand vor weihnachten.
da ging nichts mehr rein in den kopf.
vergrub mich für eine woche in ein dickes buch ( aber nicht lyrik) und fühle mich jetzt sehr erfrischt.

dann halt ich dir mal die daumen, dass du für dich auch eine praktikable methode ersinnst.
vieleicht solltest du an den sommer und ans motorrad fahren denken....?

lg,larin
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.01.2010, 18:09   #7
Feingeist
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Hoi eKy,

sei mir nicht böse, aber man bemerkt Dein Tief - sagen wir, als ich den Titel anklickte, erwartete ich ein fulminantes, rilkisch angehauchtes Werk, wie ich es von Dir kenne; und dann das.

Ich will nicht an Deinem Werk herumkritteln, ich will Dir nur mein Empfinden mitteilen: Ein Wecker macht im allgemeinen "Tick-Tack" - das ist für mich trochäisch - hätte dementsprechend den Trochäus als Versfuß vorgezogen.
Vielleicht hattest Du eine ähnliche Idee, hast Dich aber für den Iambus entschieden, weil sonst das "hastet" nicht wirklich passt?
Das passt aber auch hier nicht wirklich, da die überlangen Verse nicht so wirken, als würde der Zeiger hasten sondern eher, als würde er gemächlich seine Runden drehen.
Vielleicht hast Du aber auch, ohne über derlei nachzudenken, einfach losgeschrieben?! Eher nicht, Du sagst ja, dass Du dieses Gedicht schriebst, um Deine Schreibblockade bewusst zu überwinden?!
Um beim Wort rund zu bleiben. Da ich weiß, wie gute Werke von Dir aussehen, finde ich dieses einfach nicht rund genug

Zweifellos sieht man, dass Du um Ideen ringst, Aufziehherz, Federwerk(gibt's ja, trotzdem schön gesetzt), den Übergang vom Weckerzeiger zum Menschen an sich - dennoch, kenne bessere Werke von Dir!

Nimm's mir nicht krumm! Bin schon gespannt, was als nächstes kommt!

Liebe Grüße

Feingeist

Geändert von Feingeist (08.01.2010 um 18:13 Uhr)
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Alt 11.01.2010, 10:48   #8
Erich Kykal
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Hi, Feingeist!

Du hast mich durchschaut, aber gründlicher, als du denkst!
Ich schreibe nämlich IMMER einfach so grauflos, ohne über "derlei" wie Versmaß oder Reimschema vorher nachzudenken. Das ergibt sich einfach irgendwie von selbst, wenn ich die gewollte Aussage meines Gedankens in schöne und gereimte Sprache setze. Manchmal muss nachgefeilt werden, aber grundsätzlich funktioniert es bei mir so wie beschrieben: Ich bin ein "Aus-dem-Bauch-Dichter"! Dass das mit der Metrik bei mir überhaupt so einigermaßen funktioniert, ist vielleicht meinem natürlichen Rhythmusgefühl zu verdanken: Ich bin auch "einigermaßen" musikalisch...

Übrigens: Man kann auch ein Gedicht über Zeit und Uhren schreiben, ohne zwangsläufig das "Ticktack" zugrundelegen zu müssen!
Womit du allerdings sehr recht hast, ist die gekünstelte Langzeiligkeit und "Konstruktion" dieses Werkes. Ich habe hier viel und lang dran rumgebessert (oder rumgeschlechtert, je nachdem...), weil's mir diesmal nicht so flüssig wie sonst von der Feder ging. So gesehen geb ich dir recht: Es gibt Besseres von mir!

LG, eKy
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