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Alt 30.09.2009, 08:42   #1
a.c.larin
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Von Menschen und Mäusen und andren Gehäusen

Das erste, was man als Katze im Umgang mit Menschen lernen sollte, ist, sie nicht allzu ernst zu nehmen! Denn:

Oft sagen sie nicht, was sie meinen. ( Das lässt sich zur Not noch durch Beobachtung der Körpersprache erraten)
und:
Oft meinen sie nicht, was sie sagen.
Das ist verwirrend. Immer wieder!
Die Missverständlichkeit ihrer Farbenlehre habe ich euch ja schon mal erläutert. Doch auch im übrigen Leben gibt es häufig Formulierungen, über die der gesunde Katzenverstand stolpern muss. Die Sache mit den Mäusen war da auch so ein Ding.....

Nach Herrchens letzter Äußerung freute ich mich jedenfalls schon unbändig auf die neuen Hausgenossen, malte mir in meiner Vorstellung schon aus, wie nett ich es in den nächsten Tagen wohl haben würde....alles daneben geraten, aber mächtig!

Herrchen kam heute Mittag heim und zog und schleppte dabei riesige Behälter von seinem Lauftier ins Haus. Ich dachte schon: Käfige für die Mäuse - deshalb beobachtete ich interessiert die weiteren Vorgänge, doch was nach dem Öffnen der Schachteln zum Vorschein kam, war mehr als enttäuschend!
In einer Box war nur eine flache Platte - sah aus wie zerquetschtes Fernsehen("Monitor" hat Herrchen es genannt), zwei weitere, schwarzsilberne Kisten entpuppten sich als Inhalt der übrigen Behälter. Alle hatten meterlange Schwänze dran. Das sah zwar nett aus - vielleicht ein Spielzeug für mich? - doch Herrchen jagte mich sofort davon, wenn ich auch nur ein bisschen da hineinbeißen wollte! Herumspielen durfte ich auch nicht damit, obwohl diese Schwänze unglaublich nett auf dem Vorzimmerboden klappern konnten....
Setzte mich aus Trotz in eine der leeren Schachteln. Dachte mir: Wenigstens die könntet ihr mir doch überlassen, wenn ihr mir schon andauernd irgendwelche neuen Sachen in mein Revier einschleppen müsst!
Nach einer Weile plagte mich aber dann doch die Neugierde, denn ich hörte Herrchen sagen, er müsse jetzt nur noch die Maus anhängen.....

Verdammt! Wo war denn die drin gewesen? Musste ich glatt übersehen haben!
Schaute also noch einmal in allen Schachteln nach - keine Spur von einer Maus, nicht einmal ein leiser Geruch war da, kein Barthaar, kein Pfotenabdruck! PÖÖÖHH!

Mittlerweile ist es schon später Abend geworden und Herrchen hat sich in seinem Arbeitszimmer verschanzt. Er muss dort irgendwelche geheimnisvollen Dinge mit seinen neuen Sachen tun. Hin und wieder schimpft er dabei zwar ganz ordentlich - trotzdem bleibt sein Eifer ungebrochen.....
Was sich die Menschen da immer selbst antun - keine vernünftige Katze würde es je verstehen!

Die "Maus" habe ich nun auch endlich kennengelernt: Sie ist nichts weiter als ein kleines, halbrundes Ding, wo die Menschen ihre eine Pfote drauflegen, um dem flachen Fernsehen zu sagen, was es tun soll. Klappt aber nicht immer, wie man an Herrchens Geschimpfe deutlich hören kann.
Besser, ich lasse ihn heute noch in Ruhe. Der ist mir viel zu nervös und übellaunig für weitere Nachforschungen. Morgen, wenn er wieder "arbeiten geht" sehe ich mir diese Fernsehmaus dann mal genauer an. Vielleicht ist ja wenigstens ihr Schwanz für mich genießbar....

Ich habe Zeit, Leute. Das wäre schließlich nicht die erste Maus gewesen, der ich lange auflauern musste....


Wird fortgesetzt!
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Alt 03.10.2009, 09:51   #2
a.c.larin
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Das Leben ist kurz

Regen! Schon seit gestern. Ist mir aber ganz egal.
Will sowieso nicht raus. Mir ist der Appetit vergangen. Keine Lust auf gar nix. Bin völlig apathisch. Minka ist tot. Einfach futsch und hin! Überfahren. Bei der großen Straße!
So oft hab ichs ihr gesagt: Pass auf, Mieze! Sei vorsichtig! Diese Laufdinger sehen nur so harmlos aus, wenn sie rumstehen! Da draußen, auf der Landstraße, da sind sie lebensgefährlich! Sie springen auf Randsteine, sie springen auf Menschen, sie fallen sogar Katzen an....
Minka hat nur schelmisch gelacht und gemeint: "Ach du - immer du mit deiner Theatralik!" Und dann ist sie wohl wieder rübergelaufen, blitzschnell, husch, husch - nebelig wars und rutschig...
Methode : Wird schon klappen, hat ja bislang immer geklappt....
Aber diesmal klappte es nicht....

Ich hab sie gefunden. Simba auch. Saßen da alle beide am Straßenrand und wussten gar nicht, was tun. Simba war vielleicht noch trauriger als ich. Zum ersten Mal, seit wir uns kennen, hat er mir Leid getan. Da war auf einmal sowas wie Verständnis zwischen uns beiden. Sonderbar. Geteiltes Leid ist wohl schon fast halbe Gemeinschaft...
Ich habe etwas verloren - und er vielleicht noch viel mehr...

Das Leben ist kurz.
Doch so kurz hätte es nicht sein müssen.
Arme Minka! Böses, böses Lauftier! Dummer, dummer Mensch, der es nicht richtig steuern konnte! Ob wohl wieder dieser Karl von gegenüber der Schuldige war...?
Liege schon den ganzen Vormittag unter der Küchenbank und will einfach nichts fressen. Appetit vergangen, quasi Unfallschock. Hoffentlich schleppen sie mich nicht gleich zum Tierarzt deswegen!

Muss endlich einmal nachdenken. Eins und eins zusammenzählen.
Fühl mich an wie Hohlraum, mit Fell überzogen.
Minka, meine Minka! Wie werd ich dich unendlich vermissen.....!
Das Leben kann so kurz sein - und so schnell kannst du es verlieren....


Wird fortgesetzt!
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Alt 05.10.2009, 18:29   #3
a.c.larin
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Licht und Schatten

Gestern haben die Neumüllers ihre Minka gefunden. Haben zwei Tage lang immer wieder "Minka! Minka!" gerufen. Hat nur nichts mehr genützt - wie denn auch? Frau Neumüller kam anschließend ganz verheult zu uns herüber und Frauchen hat ihr eine schöne, heiße Tasse Tee gemacht. Dann saßen die beiden Frauen lange, lange Zeit auf der Gartenbank und haben viel miteinander geredet. Was genau weiß ich nicht mehr, denn kurz darauf musste ich meine Hofrunde machen. Simba liegt derzeit nur noch apathisch herum. Dem alten Herrn fehlt seine Freundin mächtig. Kanns ja verstehen. Bin selber auch noch immer ein wenig gedämpft....
Mich hat aber die Dreifärbige wieder aufgerichtet. Prächtiges Mädel, gut dass sie uns zugelaufen ist! Pardon, vor lauter Aufregung vergaß ich zu erwähnen: Sie hat jetzt einen richtigen Namen bekommen und heißt "Minusch". Ganz stolz ist sie darauf! Geht jetzt immer mit hocherhobenem Schwanz aus dem Haus, besonders, wenn wer zu ihr hinübersieht. Außerdem ist sie seit voriger Woche mit ihren drei Kätzchen ins Haus übersiedelt. Deshalb ist jetzt allerhand los da drüben! Weiß gar nicht, wie die Helmstätts mit all dem Katzensegen zurecht kommen wollen.....
Die kleinen Racker sind nämlich überall dran, drauf und drin - und der alte Helmstätt flitzt hinter ihnen her ( sein dickes, weißes Bein ist mittlerweile auch wieder verschwunden) und versucht, die allerärgsten Katastrophen zu verhindern! Gestern erst turnte das schwarzweiße Katerchen oben auf dem Balkongeländer herum und wäre, weil es in der Früh noch feucht und rutschig war, um ein Haar in den Kellerabgang hinuntergestürzt. Helmstätt erwischte den kleinen Besen zum Glück noch rechtzeitg ( diesmal ohne sich selbst ein Bein zu brechen) - und seitdem wird die Balkontüre ebenfalls scharf bewacht....
Bin heute schon sehr zeitig aufgewacht. Alles im Haus ist noch ruhig, doch mir knurrt der Magen, weil ich in den letzten Tage so wenig gefressen habe!
Nun meldet sich mein Appetit vehement zurück! Warum müssen die Menschen bloß samstags länger schlafen wollen? Die Futterschüssel ist auch leer, gewaschen zwar, aber leer! Frauchen! Soll ich vieleicht auch ins große Feld laufen und mir eine Maus holen ? Hatten wir nicht unlängst erst ein Opfer zu beklagen? So viel Unglück kann ich doch nicht zulassen! Da hilft nur eins: Ich muss die Leckerli-Dose von da oben herunterholen! Weiß doch genau, wo Frauchen sie immer hinstellt....
Vorsicht, Vorsicht, da hängt auch ein Deckchen herunter......
Keine schlechte Idee eigentlich - wenn ich da so am Deckchen ziehe, wandert vielleicht auch die Leckerli -Dose an den Rand und purzelt herunter zu mir...... komm schon, komm schon, nur noch ein klitzekleines Stückchen.....

Neiiiin! Herrje! Was isn jetzt das wieder! Pitschüüüüü! Tschinnnn! Auaaa!
Seit wann hat Frauchen da oben Blümchen stehen? Mist! Alles liegt auf dem Boden. Igitt! Und ich bin ganz nass ! Und wo kommen auf einmal die vielen kleinen Stein-Stückchen her? Die Blumen wollte ich eigentlich nicht fressen.
Blöde Leckerli-Dose! Steht immer noch da oben rum und grinst frech zu mir her....Mann , hab ich vielleicht Hunger!

Nanu, ist mein Frauchen nun endlich wach geworden? Hört sich irgendwie so an wie Schuhe-Anziehen und Treppensteigen....Komisch - hab plötzlich so ein ungutes Gefühl.....Ich glaube, ich muss jetzt dringend nach draußen, was Wichtiges erledigen......
Leute, ihr könntet doch hierbleiben und meinem Frauchen ausrichten, dass sie in der Zwischenzeit mein Fresschen hinstellen soll! Und diese scharfkantigen Stückchen soll sie auch lieber gleich wegräumen! Könnte mir doch glatt meine Pfötchen dran verletzten! Warum hat sie bloß immer so gefährliche Sachen im Haus?
Menschen sind ja sooo leichtsinnig.....
Handeln einfach unüberlegt , immer und immer wieder....

Wird fortgesetzt!
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Geändert von a.c.larin (05.10.2009 um 22:01 Uhr)
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Alt 09.10.2009, 18:57   #4
a.c.larin
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Von Glück und Glas

Frauchen war mir diesmal echt böse!
Die Steinstücke waren nämlich mal eine Vase, die sie als Kind von Oma bekommen hat. Daran hätte ihr Herz gehangen, sagte sie.
Ich weiß es jetzt, weil sie es gestern beim Abendessen ihren Kindern erzählt hat.
Nun wird also mein Frauchen in Hinkunft herzlos sein - und das alles wegen mir! Hab echt schlechtes Gewissen deswegen! Versuchte jetzt schon den ganzen Vormittag, auf ihre Schoß zu hüpfen oder sonstwie ihre Aufmerksamkeit zu erringen. Ganz umsonst! Mrrruau! Das kann sie mir doch nicht antun! Wie kann sie nur so herzlos sein? UUUUPS! (Peinliches Schweigen.....)

Diesmal weiß ich echt nicht, wie ichs machen soll....muss mich wohl leise davonschleichen.....dabei war ich doch nur hungrig gestern .......bins eigentlich heute auch noch.....
Mal sehen, ob mir Ablenkung hilft: eine Runde Simba verklopfen zum Beispiel......oder bei Minusch um ein Katerstündchen raunzen....

Die kleinen sind ja nun schon sehr selbständig und im ganzen Hof unterwegs!
He - hallo, Gefleckter - was machst du denn da auf meinem Lieblingssonnenplatz?
Wenn du nicht so jung wärst, bekämst du jetzt eins an die Backe, mein Lieber!
Das hätte ja nicht einmal Simba gewagt, mich hier wegzudrängen....
Übermütiges Kerlchen - jetzt hopst er glatt unter Frauchens Lauftier und - weg ist er! Eh? In Luft hat er sich aufgelöst? Glaub ich nicht, der war doch gerade noch hier......Seltsam. Ich geh mal Minusch holen, vielleicht weiß sie, was hier los ist. Der Schwarz-Weiße ist wirklich einer, ders immer ganz genau wissen will! Hoffentlich bringt ihn das nicht irgendwann einmal in erhebliche Schwierigkeiten.....
Minusch - ich habe dir einen abgängigen Sohn zu melden.... Ach so, du suchst erst mal nach zwei verlaufenen Töchtern?
Na ja, dann - darf man vielleicht behilflich sein....?

Wenig später
Der heutige Tag wird auch nicht besser als der gestrige es war!
Minusch ist auf eine Glasscherbe getreten! Angeblich wars ein Stück von Frauchens zertrümmerter Vase. Lag neben den schwarzen Behältern vorne im Hof (Frauchen hat wohl nicht gut weggeworfen). Minusch sprang von der Abdeckung des Lauftierstalles herunter und landete genau auf dem Scherbenstück, leider, leider......
Jetzt ist sie auch noch auf mich böse!
Zu Hilfe! Ich kann doch nicht an allem Schuld sein!

Wenigstens ist es ihr gelungen, die kleine Getigerte wieder von dem Baum herunter zu locken, der neben dem Lauftierstall steht. Dieses Miststück war einfach raufgeklettert und mauzte dann die ganze Zeit zum Steinerweichen! Wenn Minusch ihr nicht nachgeklettert wäre und sie heruntergelockt hätte...(Ich glaube nicht, dass es der alte Helmstätt diesmal gewagt hätte, wieder eine Kletterpartie zu riskieren! Seit seinem Beinbruch vor ein paar Wochen hinkt er immer noch ein bisschen, der hat ihm doch ein wenig zugesetzt.)

Der schwarz-weiße Lümmel tauchte nach einiger Zeit von selbst wieder auf.
Keine Ahnung wie ers gemacht hat - aber dem Aussehen nach war der irgendwo in den Tiefen des Lauftierbauches verschwunden! Von schwarz-weißer Fellfarbe war nachher jedenfalls nicht mehr die Rede! Eher von ölig-schwarz und ölig - weiß, mit allen Nuancen von ölig - graubraun dazwischen!
Na, der wird was zu lecken haben! Ekelig! Hoffentlich verdirbt er sich nicht den Magen....

Nur die rot-weiße Kleine lag artig neben mir und beobachtete das Treiben ihrer Geschwister. Jagte dann den bunten Blättern hinterher, die der Wind jetzt durch den Hof treibt oder versuchte, ihren eigenen Schwanz zu fangen(Dummerchen), aber wenigstens blieb sie in Ruf - und Sichtweite.
Sie ist wirklich eine ganz Brave! Und ihr Gesicht sieht dem von Minusch sehr ähnlich....

Am Nachmittag kam dann Frau Helmstätt zu uns herüber.
Seit einiger Zeit trinken sie und mein Frauchen gerne Kaffee miteinander.
Hatten wohl Wichtiges zu besprechen.
Mmmm, Kaffee! Da fällt mir ein , dass ich jetzt soooo gerne ein Leckerli hätte!
Es wäre jetzt wirklich die richtige Zeit dafür...

Aber ich weiß nicht, ob Frauchen mir immer noch böse ist.
Dabei könnte Kaffeestunde die glücklichste Zeit des Tages für mich sein!
Hm - seufz.
Das muss ich euch unbedingt mal erzählen.....

Wird fortgesetzt!
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Geändert von a.c.larin (09.10.2009 um 19:00 Uhr)
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Alt 11.10.2009, 22:35   #5
a.c.larin
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Genießen und genießen lassen

Üblicherweise trinkt mein Frauchen ihren Kaffee immer am Nachmittag. Sie könne sonst den Tag nicht überleben, sagt sie. In der Früh fehlt ihr wohl dazu die Muße, da saust sie nur rum - wegen der Kinder und auch so.
Bis zum frühen Nachmittag ist sie immer im Haus unterwegs: rauf, runter, raus zu den Mülleimern, wieder rein, ganz runter zum Plätschertier, raus in den Garten, wieder zurück in die Schlafräume....
Schließlich besteigt sie irgendwann ihr Lauftier und geht jagen. Wenn sie von der Jagd zurückkommt, schleppt sie das gefangene rohe Futter (und allerhand Kleinkram, den sie auch irgendwo gefunden hat) ins Haus und stellt richtiges Menschenfutter her.
Ach ja, sie schnippelt und rührt, knetet und mischt - und manchmal weiß sie von alleine,was sie tun soll, manchmal aber muss sie sich erinnern und steckt ihre Nase in ein kleines, rotes Buch. Darin stehen wohl all ihre Futtergeheimnisse drin.
Wenn dann die Kinder von der Schule kommen, gibt sie ihnen zu futtern, was meist mit einigen Kämpfen verbunden ist.
Die Kinder sind ja in der Ernährung höchst umsichtig und wehren sich gegen all das grüne Zeug, das Frauchen ihnen schmackhaft machen will. Zum Glück hat sie noch nie probiert, mich damit zu füttern - denn dann müsste ich mich wohl auch zur Wehr setzen. Meistens gewinnt ja Frauchen die Zweikämpfe, obwohl Tommy in letzter Zeit eine erstaunliche Geschicklichkeit darin entwickelt hat, leise verschwinden zu lassen, was ihm nicht mundet....
Ich verrat dich nicht Junge - sag du aber auch nicht, dass ich es war, der die Wohnzimmerpflanze so zuschanden gebissen hat! Kann ich dafür, dass Frauchen schon länger kein Katzengras gefangen hat...?

Wenn die Kinder dann endlich in ihre Zimmer verschwinden, um mit der nervenschonenden Beschäftigung "Hausaufgaben" zu beginnen, hat Frauchen endlich ein wenig Luft: Zeit für sich, für ihren Kaffee - und für meine Knabberstangen!
In einem Behälter wärmt sie Wasser - und wenn dieses zu fauchen beginnt
(und das höre ich, Leute, egal wo ich gerade im Haus bin!) , wird es auch Zeit für mich, mein besonderes Frauchen-Verwöhn-Programm zu starten.
Hüpfe dazu immer auf die Küchenbank und positioniere die Vorderpfoten so, dass mein Kopf nahe an Frauchens Wange gerät. Wenn sie dann flüstert: "Gib Küsschen, Samuel!" reibe ich meinen Kopf ganz zärtlich an dem ihren. Danach ist sie ganz verrückt!
Belohnung erfolgt natürlich sofort: Knabberstangen! Ein bis zwei Stück, je nach Tagesverfassung, mit wechselnder Geschmacksnote. Und währendessen trinkt Frauchen ihren Kaffee. Das ist unser ganz privates tete-a-tete , und wenn wir Glück haben, dauert es zumindest solange, bis der Kaffeebecher (langsam getrunken!) leer ist. Nur manchmal kommt vorher Tina aus ihrem Zimmer runter und rotzt ein verheultes "Ich kenn mich nicht aus!" dazwischen.
Dann muss Frauchen wieder rasch nach oben, denn es wird nicht lange dauern, bis dann Tommy meint: "Tina will sich immer nur wichtig machen....!"
Die wichtiggemachte Tina und der verärgerte Tommy verlangen dann Frauchens ungeteilte Zuwendung und ich beziehe meinen Platz auf der Fensterbank - denn schließlich will so eine delikate Knabberstange ja auch in aller Seelenruhe verdaut werden....

Freu mich schon auf morgen, wenn wir zu Helmstätts rübergehen, um Kaffee zu trinken! Hab irgendwas läuten hören, dass es dort noch echt feierlich wird.
Minusch ist auch schon ganz aufgeregt deswegen und meint, ich solle unbedingt vorbeikommen....

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Alt 13.10.2009, 14:57   #6
a.c.larin
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Ein Fest mit Folgen

Heute ist also der große Tag! Familie Hegendorff ist eingeladen. Die Hegendorffs, das sind wir. Irgendetwas Großartiges scheinen die Helmstätts nun bald zu feiern, denn Frau Helmstätt ist schon den ganzen Vormittag in ihrer Küche zugange und richtet allerhand lecker Aussehendes für den Nachmittag her....
Herr Helmstätt passt in der Zwischenzeit auf die Kätzchen auf. Nicht einmal Minusch darf in der Küche bleiben! Kanns verstehen. Selbst hier vom Fensterbrett aus betrachtet sieht das, was in den Schüssseln und auf den Platten angerichtet ist, viel zu lecker aus, um es nicht sofort kosten zu wollen!
Hmmmm, was haben wir denn da? - Fischwürfelchen, Leberpasteten, Wursthappen, Bratenstücke, Gemüse lassen wir aus, Käsestücke, Schinkenrollen....., natürlich auch Kaffee und Kuchen und - KNABBERSTANGEN!
Seh es doch ganz deutlich: Auf einem der Teller liegen ganz viele Leckerlis und Knabberstangen! He , warum habt ihr eigentlich MICH nicht eingeladen?
Bin ich vielleicht kein Mitglied der Familie? Ihr braucht beim Wegputzen dringend Unterstützung. Wenn euch all die Knabberstangen übrigblieben, wärs doch ein Jammer .....

Schlürf - da läuft einem ja das Wasser im Maul zusammen!
Muss schleunigst machen, das ich von hier fortkomme, sonst wird hier noch das ganze Fensterbrett schlüpfrig vollgesabbert! Kanns mir nicht leisten, dass ich abrutschte und in den Kellerabgang stürze.
Werd mein Glück mal bei der Terrassentür versuchen: Bisschen armselig dreinschauen, ein wenig das Fell wegspreizen ( sieht verfroren aus), dazu den Kläglich-Mauzton Numero 7....
Miau-o-u! Hier sitzt ein wahnsinnig hungriger Nachbarskater, der freundlich willkommen geheißen will!


Gleicher Tag, spätabends
Nö, das glaub ich einfach nicht, dass mir das passiert sein soll!
Das ist einfach zu entsetzlich, um wahr zu sein!
Mir fehlen die Miau-Töne! Es sollten einen Katzen-Anwalt geben! Dass sie mir das antun!
Ich finde es un- ge -heu-er - lich ! Muss mich wohl verhört haben.

Dabei fing alles so hübsch und friedlich an. Genau zur Kaffeezeit verließ mein Rudel das Haus, um bei Helmstätts drüben einzufallen, erstaunlicherweise machten sich auch die beiden Neumüllers von schräg vis-a-vis mit auf den Weg.
Sonderbare Zusammenrottung, hab ich mir noch gedacht, waren die jemals zuvor bei den Helmstätts eingeladen?
Na ja, meinetwegen, solange sie nicht ausgerechnet die Knabberstangen verdrücken, soll es mir recht sein.

Ich Dummkopf! Hoffte doch zu dem Zeitpunkt noch tatsächlich, die wären für mich!
Oh, wie sollte ich mich doch irren, in allem und jedem!
Minusch hat mir später genau erzählt, was dann bei Helmstätts drüben wirklich los war.
Zuerst sah alles ja noch wie ganz gewöhnliches Kaffeetrinken aus (mit reichlich erweitertem Buffet für die Gäste), doch dann wurde es plötzlich ganz ernst und feierlich.
Frau Helmstätt holte die drei Kätzchen aus den Ecken, in denen sie sich wegen der vielen Gäste verkrochen hatten,
und reichte sie lachend jedem, der sie streicheln wollte. Danach läutete Herr Helmstätt eine kleine Glocke und brachte die drei Halsbänder und den Teller mit den Knabberstangen aus der Küche. Nina und Tommy durften dann den Kätzchen die Halsbänder umlegen - und noch während sie die Leckerlis ausprobierten, erhielten sie ihre neuen Namen: Minou, die kleine rot-weiße Katze, konnte sich gar nicht recht dafür erwärmen und lief sofort wieder zurück zu ihrer Mutter, hinter der sie sich sogar ein wenig versteckte. Camillo, der schwarz-weiße Kater sträubte sich ein wenig gegen das Halsband, vergaß es aber dann wegen der Knabberstange. Er holte sich dafür auch noch ein Stück von Lucys Leckerlis. Dem Tigerchen waren ein paar Stücke unter den Tisch gefallen, und da sie diese nicht sofort finden konnte, wurden sie zum Raubgut für ihren feinen Herrn Bruder! Oh, dieser Vielfraß!

Den Menschen hier schien das aber alles nichts auszumachen, die Stimmung war allgemein recht heiter und gelöst, bis schließlich Herr Helmstätt verkündete: "Ihr wisst ja, dass wir gerne alle Kätzchen behalten hätten - aber vier Katzen, das ist uns wirklich zu viel. Darum möchten wir uns nochmals bei euch bedanken, dass ihr euch bereit erklärt habt, zwei Kätzchen aufzunehmen. Es wird ja kein großes Problem werden, da ihre Mutter ja noch ganz in der Nähe ist.
Aber ab nächster Woche könnt ihr sie holen. Sie bekommen vorher noch beim Tierarzt die nötigen Impfungen - und dann gehts los....."
Bis hierhin hatte Minusch alles verstanden, danach , so sagte sie, redeten aber die Menschen ziemlich laut und wild durcheinander, tranken Kaffee, Wein und noch allerhand andere Getränke, sie habe dann mit ihren Kindern das Wohnzimmer verlassen müssen. Katzenohren sind schließlich sehr empfindlich.
Nun wissen wir also, wie die Kätzchen künftig gerufen werden - und dass zwei davon bald in ein neues Zuhause übersiedeln sollen. Frag mich bloß wer, und wohin....
Aber da Nina und Tommy so begeistert losquietschten, keimt da plötzlich so ein böser, dunkler Verdacht in mir.....

Nein, ich glaubs nicht, ich wills nicht, ich wills gar nicht glauben müssen!
Das können sie mir doch nicht antun! Oder etwa doch?
Am Ende wollen sie stattdessen noch mich loswerden?

Mrruauiii! An mir nagt die Ungewissheit wie die Maus am Käse........!



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Geändert von a.c.larin (13.10.2009 um 21:59 Uhr)
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Alt 15.10.2009, 17:17   #7
a.c.larin
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Erinnerungen an meine dunkle Vergangenheit

Oha - hatte in den letzten paar Tagen doch reichlich Nachdenkstoff!
Zum Glück hat sich in meinem Rudel bislang nichts verändert - und die Kätzchenbande ist auch noch immer dort, wo sie sein sollte: bei Helmstätts!
Würds ja nicht ertragen , wenn sie mir da so 'ne Nervensäge vor die Nase setzten...
Mruauu! Das wäre ja glatt zum Auf - und Davonrennen!
Danke, Leute - aber ich hatte von dem : In meiner dunklen Vergangenheit!
"Dunkel" sage ich vor allem deshalb, weil ich mich nicht mehr allzu gut daran erinnern kann. Bitte glaubt es mir: Auch ich war mal ein kleines Katerkätzchen - jung, verspielt und übermütig! Das war noch vor der Zeit, als ich in die Kastanienbaumallee Nummer 8 kam.

Ich muss damals in einer der hochgestapelten Wohnhöhlen gewohnt haben - ihr wisst schon: Manche Menschen wohnen ebenerdig ( so wie mein Rudel), andere hingegen leben hoch aufgetürmt, so wie Oma. In manchem Menschenbau befindet sich eine Wohnhöhle über der anderen, und wer sie betreten will, der muss nach oben viele Schritte hinaufklettern oder er benützt ein kleines, fahrendes Zimmer.....
Oma hat so etwas bei sich daheim, aber früher mal wohnte sie wo, da musste sie auch klettern. Seit sie nicht mehr so gut zu Fuß ist, hat sie aber die Wohnhöhle gewechselt. Das Nachhausekommen wäre sonst zu mühsam für sie gewesen....

Raus kommt man aus diesen Stapelhöhlen mitunter erschreckend einfach, zum Beispiel dann, wenn man aus dem Fenster fällt. Das ist nämlich mir passiert!
Ich war damals noch ein ziemlich kleiner Dummerjan! Vielleicht hätten sie mich auf dem Frischluftvorbau ("Balkon" nennt sich so etwas, glaube ich) nicht alleine lassen sollen. Da gab es zwar eine Art gespannten Zaun herum - aber nur bis in halbe Höhe - offenbar dachte damals niemand daran, dass Kätzchen auch wachsen und dann immer geschickter werden im Springen und im Sich-Hochhangeln.
Ich jedenfalls hangelte mich. Ich glaube, es war wegen eines kleinen Vögelchens, das sich sehr frech auf das Geländer gesetzt hatte und zu mir runterpiepte. Hat sich wahrscheinlich über mich lustig gemacht, das Ding. Bei meiner Katerehre - so etwas kann man doch nicht auf sich sitzen lassen!
Jedenfalls hätte ich ihm gerne mal einen Klaps mit der Pfote verpasst.
Dazu kam es aber nicht , denn zunächst einmal turnte ich eine Weile ungeschickt auf dem Geänder herum. Dann meinte ich, ich könnte dem kecken Pieper vielleicht hinterherspringen und sprang - Das war der überrraschendste Kunstflug meines Lebens!

Glück im Unglück: Ich landete auf einem Fliederbusch, der unter diesem Balkon im Hof wuchs. Die Landung war zwar etwas unsanft, aber zumindest nicht tödlich. Hatte mir bloß eins meiner Pfötchen verstaucht. Aua! Und noch dazu war das mein allerliebstes Lieblingspfötchen! Miauuu!
Na ja. Und dann irrte ich einige Tage lang umher. Niemand suchte nach mir und ich dummes Miezelchen , ich konnte einfach nicht mehr nach Hause finden.
Also lief ich und lief ich, und schrie und schrie....

Wird fortgesetzt!
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Geändert von a.c.larin (15.10.2009 um 22:03 Uhr)
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Alt 16.10.2009, 09:01   #8
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Des Schlimmen Wiederkehr

Mauuu! Ich habs ja gewusst! Das ist der absolute Super-Mauz!
Wenn das Wetter nicht so wäre, wie es derzeit ist, wärs glatt ein Grund zum Davonrennen! Sie haben es getan! Sie haben es tatsächlich getan!
Wie soll ich das nur überleben?

Hab ein Gefühl im Leib, als wäre mir plötzlich das Haus zu eng geworden - und nach draußen kann ich nicht ausweichen, weil die Katzenklappe zu ist!
Herrchen hat irgendeine Sperrvorrichtung daran montiert, damit der kleine Kater in einem unbemerkten Moment nicht abhauen kann. Dabei macht dieser Fiesling überhaupt nicht den Eindruck, als wollte er das!
Der fühlte sich sofort heimisch hier bei uns! Und wie auch noch!
Gestern hab ich ihn dabei erwischt, dass er in Frauchens Bett lag und vor sich hin döste. In Frauchens Bett!
Wohlgemerkt: In MEINES Frauchens Bett! Patzte ihm gleich eins mit der Pfote, aber Nina stand gerade hinter mir und schimpfte sofort: "Böser, böser, Samuel - das darfst du unserem kleinen Schnuckiputzi doch nicht antun!"
SCHNUCKIPUTZI! Wenn ich DAS schon höre....
Bei mir hat der ausgeschnuckiputzit! Von Anfang an!

Ging danach sofort beleidigt in den Hof raus. Die sollten schon sehen, wohin ihre Lieblosigkeit führen würde! Blieb weg bis zum Abend und hoffte inständig, dass sie mich schon vermissen würden...
Aber nein, Schock: Als ich beim Küchenfenster reinguckte, sah ich nur, wie Nina und Tommy mit dem Katerchen und einem Wollknäuel rumspielten. Auch Frauchen saß bei den Dreien und schien unglaublich viel Spaß zu haben.....
Da war mir schon ein wenig mulmig zumute...
MAUUU!
Wollte mich dann bei der Katzenklappe reinschleichen, um zu retten, was noch zu retten war, aber -RUMMS! Das Ding war zu! Herrchen hatte in der Zwischenzeit besagte Sperre montiert, und ich saß nun da und verstand die Welt nicht mehr.
Ich muss ziemlich jämmerlich geklagt und gemauzt haben ( so wie damals, als ich ein kleines, verloren gegangenes Kätzchen war), denn schließlich ging doch noch die Türe auf und Frauchen ließ mich rein....

"Ach, Samuel, da bist du ja," meinte Frauchen und streichelte mich kurz (ganz hatte sie mich also doch nicht vergessen), dann wandte sie sich aber wieder dem Jungspund zu und rief fröhlich: "Guck mal, Camillo, wer da grade gekommen ist! Na, wie wärs mit einem Begrüßungsküsschen?"

Begrüßungsküsschen? Für DEN DA? Wäre sofort wieder rausgeflutscht bei der Katzenklappe - wenn ichs gekonnt hätte! So blieb mir nichts anderes übrig, als sitzen zu bleiben und mich angewidert zu ducken, als mir Frauchen den Eindringling vor die Nase hielt. PAH! Kuscheln soll ich, mit dem da?
Soviele Katzenhaare auf einmal können mir gar nicht ausfallen, dass ich das jemals wollte....

Denn langsam aber sicher dämmerte mir die unwiderrufliche Wahrheit: Ich war entthrohnt worden und würde mein künftiges Leben teilen müssen, mit diesem, diesem, diesem .....???!!! (Mir fehlen jetzt noch die Worte!)

Ich war nicht nur entthrohnt worden, ich war mittlerweile auch ausgesperrt - oder eingesperrt, je nachdem, von welcher Seite man es nun betrachten wollte. Die Katzenklappe war zwar noch da, aber sie funktionierte nicht mehr für mich. Camillo war ihnen also wichtiger als ich. HRMPF!
Ein fieser, mieser, hinterhältiger, boshafter widerlicher kleiner Erbschleicher hatte meinen Platz in ihren Herzen eingenommen! Du gräßlicher schwarzweißer-Fellklumpen, du, wenn ich so könnte, wie ich wollte.......

Ich hatte genug vom heutigen Tag und verkroch mich unter der Küchenbank, wo ich solange blieb, bis mein Rudel endlich schlief und ich mich unbemerkt ins Wohnzimmer schleichen konnte.
Wenigstens mein Plätzchen auf der Fensterbank hatten sie mir freigehalten.
Dorthin legte ich mich und hing meinen düsteren Gedanken nach.
Draußen war eine sternklare, kalte Nacht - und in mir stiegen Erinnerungen hoch, Erinnerungen an die Zeit, als ich noch dieses kleine verlassene Kätzchen war....

Wird fortgesetzt!
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Alt 17.10.2009, 10:56   #9
a.c.larin
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Mehr von meiner dunklen Vergangenheit

Tagelang lief ich damals zielllos umher. Irgendwo in den Hinterhöfen, zwischen oder neben den Mülleimern fand ich ab und zu etwas, das mich am Leben erhielt. Alles in allem war es aber kaum genug, um zu existieren.
Das Wetter schlug nach drei Tagen um und wurde ziemlich rau - will sagen : Es wurde nass, kalt und windig. Als Wohnungskatze war ich kaum an das Leben im Freien gewöhnt, mein Fell war einfach noch zu dünn. Ich begann zu zittern und zu niesen und war kurze Zeit später auch noch voll Ungeziefer, das ich mir bei den Mülltonnen geholt hatte! Außerdem hinkte ich ein wenig, weil die eine Pfote noch von dem Absturz verstaucht war. Miauuuu!

Wie ich mich damals fühlte, will ich gar nicht mehr wissen....
Wie eine Straßenkatze eben, und jung und unerfahren noch dazu.
Wahrscheinlich hätte ich diesen Zustand nicht lange überlebt, wenn ich nicht - Glück im Unglück- eingefangen worden wäre. Nicht von meinen damaligen Besitzern, leider. Doch zumindest kam ich weg von der Straße.

Zusammen mit vielen anderen Tieren landete ich damals im Gefängnis. "Tierheim" sagen die Menschen dazu. Zunächst einmal hatte jeder Häftling eine Zelle für sich, doch wenn man sich entsprechend einlebte und friedlich zeigte, durfte man einmal täglich auch in den Gemeinschaftsauslauf. War trotzdem immer ein Riesengedränge da. Kein angenehmer Ort für ein einsames, verschüchtertes Katerkätzchen....
Am meisten Angst hatte ich vor dem Tierarzt, einem alten Mann mit dünnem, grauen Kopffell und einem dicken, runden Gestell vor den Augen.....Er piekste mich einige Male mit etwas Langem, Spitzen in den Rücken (keine Ahnung, warum er das machte), stopfte mir kleine, weiße Dinger ins Maul und umwickelte meine verstauchte Pfote mit einem dehnbaren, langen Band.
Das war zwar irgendwie angenehm, trotzdem mochte ich dieses Ding überhaupt nicht und versuchte verzweifelt, es von meiner Pfote wieder abzukriegen. Einige Male gelang es mir - schließlich gaben es die Menschen auf, mich verpacken zu wollen.

Das Gute am Gefängnis war, dass ich jetzt wenigstens täglich etwas zu fressen hatte. Allmählich wurde mein mageres Bäuchlein wieder dicker und ich wuchs zu einem stattlichen Kater heran. Trotzdem mochte ich nicht gerne hierbleiben.
Besonders an Tierarzttagen litt ich enorm, weil ich doch nie wusste, was der Kerl als Nächstes mit mir vorhatte!
Der einzige Lichtblick in dieser Zeit war der Ausblick, der sich manchmal im Vorraum des Arztzimmers bot. Dort gab es eine Türe, die in einen Garten hinausführte! Die Gerüche, die von da kamen, waren immer besonders verlockend. Es musste eine Welt da draußen geben, eine Welt, die gemacht war für Katzen wie mich! Irgendwo da draußen musste noch ein besseres Leben auf mich warten, besser als dieses hier...
Meine Sehnsucht danach wuchs mit jedem Tag, und mit ihr wuchsen auch meine Muskeln und meine Neugier.....

Deshalb hielt ich die Augen und Ohren offen, belauschte die Menschen, die uns pflegten, bei ihren Gesprächen und versuchte, so viel als möglich über sie und ihre Denkweise zu erfahren. Man kann eine Menge lernen, wenn man klug ist.
Manchmal hilft Aufmerksamkeit, das Schlimmste zu vermeiden. Und so hörte ich auch eines Tages, wie der Tierarzt zu Frau Kuhn, meiner Pflegerin, sagte: "Der kleine Getigerte ist jetzt alt genug, morgen komme ich und werde ihn kastrieren...und dann können sie für ihn ein neues Plätzchen suchen...."

Himmel hilf! Kastrieren! Was war das bloß wieder? Ich hatte gleich kein gutes Gefühl bei der Sache. Und so beschloss ich, mir mein "neues Plätzchen" lieber selber zu suchen....
Ich hatte wohl unbewusst schon lange auf eine günstige Gelegenheit gewartet - und sie bot sich mir tatsächlich, und noch viel schneller, als ich es zu hoffen gewagt hätte......!


Wird fortgesetzt!
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Geändert von a.c.larin (17.10.2009 um 10:59 Uhr)
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Alt 18.10.2009, 10:36   #10
a.c.larin
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Eifersucht ist eine Leidenschaft..............

Wahnsinn, ist das vielleicht ein Wetter da draußen!
Es stürmt und bläst, als wollte es im nächsten Moment das Haus abtragen. Da - schon wieder ein Ast! Das war jetzt, glaube ich, bereits der Dritte!
Frauchens Blumen im Vorgarten haben gerade noch mal Glück gehabt.
Herrchen sieht auch schon nervös zu seinem Lauftier hinaus. Aber das Dach des Lauftierstalles hält noch. Das Lauftier selbst zeigt sich von allem völlig unbeeindruckt. Möchte bloß wissen, was diese Tiere für ein Nervenkostüm haben? Meine Nerven liegen jedenfalls blank. Kann Gewitter gar nicht ausstehen, schon gar nicht so windige! Grusel! Werd jetzt mal für eine Weile unter der Küchenbank verschwinden...

FFFFF! Camillo, was willst DU hier? Das ist mein Schlechtwetterversteck, hörst du? MEINES! Mach Platz, du Winzling , hier ist nur Platz für einen - und der bin ich. Der kann nur ich sein - anderswo ists mir zu unheimlich.....!
Na also, such dir ein neues Plätzchen, bist ja sowieso der geborene Einschleimer und Herzensbrecher....

Die letzte Woche hat meinem Hauskaterstolz doch so einige Nadelstiche versetzt. Das müsst ihr euch mal vorstellen: Den ganzen Tag schreien sie nur durchs Haus : Camillo her - Camillo hin - Camillo dies - Camillo das....
Was die für ein Getue machen, nur wegen so einem Bisschen kleiner Katze...
Dass die Kinder damit beschäftigt sind, würde ich ja gerade noch verstehen - das verschafft mir wenigstens mehr Freiraum von ihren Zudringlichkeiten, aber dass Herrchen und Frauchen sich auch auf Camillos Seite geschlagen haben, das bricht mir das Herz!

Mruuau! Gestern erst hab ich Frauchen dabei erwischt, wie sie mir untreu wurde! Ich lag gerade auf der Fensterbank und grübelte über mein gegenwärtiges und vergangenes Leben nach, als ich hörte, wie sie das Fauchewasser einschaltete. Ah-- dachte ich mir - gleich gibts Kaffee! Mit neuerwachten Lebensgeistern trabte ich in die Küche, in Erwartung von reichlich Streicheleinheiten, serviert mit Knabberstange.
Aber - oh Schreck! Da saß doch dieser kriecherische Winzling direkt auf ihrer Schoß, verdrehte zärtlich die Augen, tapste mit bettelnder Geste ihren Oberkörper hoch und angelte nach ... nach.... Erraten! Meine Knabberstangen!
Sie fütterte IHN mit MEINEN Knabberstangen!

Gleich zwei bekam er! (Weil er angeblich "noch wachsen" muss. PAH!).
Ich wurde starr wie ein Felsbrocken und merkte, dass sich alle meine Nackenhaare sträubten. Meiner Kehle entrang sich ein lautloses Fauchen, meine Augen verengten sich zu bösen, kleinen Schlitzen... Wehe, wehe Junge, wenn ich dich einmal alleine erwische..... Diese Ohrfeige ist dir gewiss, das sag ich dir....!

Im Haus wird leider nichts draus werden: Sie passen alle sehr gut auf das kleine Biest auf! Weiß auch nicht, warum sie mir auf einmal misstrauen. Bin doch bekannt für meine sprichwörtliche Gutmütigkeit! Und wenn dieser kleine Kater nicht weiß, welche Futterschüssel die seine ist und statt dessen meine leer frisst, also bitte, wer würde da nicht einen gewissen Ärger in sich aufkeimen spüren......
Niemand hat mich lieb! Miauuu! Kein Mensch versteht mich. Frauchen hat mich vergessen....Mrrrr! Die Katzenklappe ist immer noch zu! Uuuuuu!

Minusch kann mich auch nicht trösten. Sie und ihre Tochter Minou sind ein gutes Team. Sowas kann doch in einem Haus leben. Aber zwei Kater? Nie und nimmer! Lucy lebt jetzt drüben, da, wo früher Minka war. Simba besucht sie manchmal, aber nur um mit ihr zu spielen. Ich hab dazu keine Lust. Bin völlig enerviert, seit dieser kleine Kater im Haus ist. Gestern hat er sogar das Katzenkistchen benützt und wurde dafür gelobt! Als ob das eine besondere Leistung wäre!
Ich tue da schon lange - und niemand interessiert sich dafür!
Im Gegenteil. Unlängst beschwerte sich Frauchen lautstark bei mir und meinte : "Uuua - Samuel, warum kannst du nicht hinausgehen?"
Und wie soll ich das, bitte, machen? Die Katzenklappe ist doch zu - und ihr habt nur noch Augen für den Kleinen! Dann merkt ihr natürlich nie, wenn ich mirs schon verkneifen muss.......

Mrrruauu! Die Welt ist sooo ungerecht!
Ich sollte schleunigst davon laufen.
Aber bei diesem Wetter, verdammt , bei diesem Wetter...?
Nein, da kommen doch wieder einige ganz böse Erinnerungen hoch....
Nimmt den dieser Alptraum gar kein Ende...?

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