28.01.2010, 22:22 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Mein Freund, der Alp
Mein Freund, der Alp
Nicht dass ich heute solo schlafe: Der Alp, mein Freund, der bleibt mir treu. Ich freu mich dessen täglich neu: Ein Alpdruck ist viel mehr als Strafe, Er ist ein Ärgernis dazu. Der Kerl ist alles, nur nicht scheu, Und was ich ständig wiederkäu, Die Furcht, die Angst und keine Ruh: Begeistert schaut er zu und drückt, Was ihm dann auch noch häufig glückt, Mein Herz bis an den Rippenbogen. Mir wird’s dann herrlich blümerant, Verlier Besinnung – fast! -, Verstand: Freu mich des Daseins, ungelogen!
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28.01.2010, 22:36 | #2 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Hallo Walther,
wie kann man nur? Ich meine, sich des Daseins bei einem Alptraum freuen... Ich habe glücklicherweise wenig mit solchen Träumen zu tun, aber die, die ich hatte, waren schon recht heftig und ich war immer froh, wenn es vorbei und ich danach nicht allein war. Aber vielleicht meintest du das ja auch. Sich nach einem Alptraum, der ja oft eine (tödliche) Bedrohung beinhaltet und den Träumenden in Angst und Schrecken versetzt, wieder in der Realität zu befinden und zu wissen, das war nur ein Traum. Oder aber ist es ein Arrangement mit dem bösen Alptraum, was das LI hier getroffen hat, nach dem Motto, wenn ich dich sowieso nicht verhindern kann, nehme ich dir den Schrecken eben, indem ich mich an dir erfreue? Sehr stimmig finde ich das Bild im ersten Terzett. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie mir mein Herz bei einem bestimmten Alptraum bis an die Rippenbögen schlug. Und zwar so stark, daß ich schließlich durch das Rauschen meines eigenen Blutdrucks aufgewacht bin. Schweißgebadet und total entsetzt. Schaurig schön dein Sonett. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
30.01.2010, 16:43 | #3 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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Lb. Falderwald,
das Leben ist die beste Satire, und schwarzer Humor ist möglichweise, neben Gottesglauben, das Einzige, das die Angst vor dem Tod in Schach halten kann. Humor, besonders der selbstironische, schafft Abstand zum an sich Unerträglichen. Das LyrIch übt sich in autogenem Training, allerdings gereimt. Ich danke sehr für Deinen Eintrag. Das ist es, was ich auslösen wollte: Ein wenig Balsam auf die Wunden der Betroffenen träufeln. LG W.
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30.01.2010, 21:32 | #4 |
Von Raben umkreist
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Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
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Hallo Walther,
ja, genau so sind solche Träume. Ist es nicht so, dass wir in ihnen, wie der Bulle am Nasenring, immer wieder durch die selben Ängste gezogen werden? Und wir können in solchen Träumen nur fühlen und bangen, aber nicht denken. Habe dein Werk gerne und mit Anteilnahme gelesen. Liebe Grüße Mandrillo |
01.02.2010, 10:47 | #5 | |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber Walther,
wer Alpträume kennt, für den ist dein Gedicht ein Muss. Den Alp satirisch vor zu führen, eine weitere Kunst. Vielleicht ist es etwas, was er am wenigsten ab kann? Mir fiel hier eine Doppelung auf = Furcht, Angst Zitat:
Jetzt ist Tag und ich freue mich des Daseins. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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02.02.2010, 19:10 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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Beiträge: 3.210
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Lb. Mandrillo,
in der Tat kann der Alp zu einem Dauergast werden. Was macht man mit Dauergästen? Man freundet sich am besten mit ihnen an, wo man sich so aneinander gewöhnt hat. Wenn er dann mal nicht kommt, fehlt irgendetwas. Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier. Danke vielmals für Deinen einfühlsamen Eintrag und Gruß W. Lb. Dana, danke für Deine Zustimmung. Da ist man schon froh, wenn der Morgen kommt. Ein Alp ist lichtscheu, das ist ihm eigen. Und, in der Tat ist dieser Art von echter (oder eingebildeter) Angina Pectoris, am besten mit Nonchalance zu bekämpfen. Die Dopplung "Furcht/Angst" ist absichtsvoll gewählt. Beide Begriffe sind mit einander verwandt, aber durchaus nicht identisch vom Inhalt her. So hat man "Angst vor dem Tod" aber "Furcht vor dem Herrn". Bei "Furcht" ist die Bedrohung personifizierbar, Angst ist unspezifischer, weniger griffig. Aber Dein Hinweis hat natürlich durchaus etwas für sich und will daher abgewogen sein. Danke für den Hinweis. LG W.
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