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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 10.07.2016, 09:22   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Standard Schicksalsprüfung

Von Zeit zu Zeit will unser Schicksal prüfen,
ob wir noch würdig sind der großen Mühen,
und nur wenn unter Schmerzen wir erblühen,
die Samen keimen, welche in uns schliefen,

erkennt es uns und weiß sich uns gewogen.
So reifen wir an allen Widrigkeiten
zu guten Geistern, die ein Sein begleiten,
von den Verlusten gleichsam großgezogen.

So glaube fest an deine Wendestunden,
da sich entscheidet, ob du weiter wachsen
und lernen willst, dem Leben zu begegnen,

und hast du jenen Kern in dir gefunden,
der dich verbindet mit den Weltenachsen,
umarme ihn und lass dich von ihm segnen.

Für Anne.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (10.07.2016 um 10:03 Uhr)
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Alt 10.07.2016, 17:50   #2
Total Blackout
Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 40
Standard

Hallo Erich,

der Inhalt deines Textes ist schön und ich denke, er wird durchaus Mut machen beziehungsweise Trost spenden.
Als Liebhaber der Strenge in der Lyrik empfinde ich aber in der ersten Strophe Vers 1 und 4 gar nicht als einen Reim eingehende Verse, wenngleich dieser sicher als unsauberer gedacht sein soll.
Klar muss man es nicht machen, aber schade ist es, dass in der zweiten Strophe neue Reime auftauchen und der typische Sonettklang damit ein weiteres Mal aufgehoben wird und somit, in meinen Augen, nur ein Sonett suggeriert wird. In diesem Zusammenhang könnte man sich die Frage stellen, wieso dann die Strophen überhaupt in Terzette und Quartette untergliedert sind. Im Kontext von Klang und Inhalt sehe ich dazu keine Begründung.
Ferner stellt sich für mich trotz Metrum kein guter Lesefluss ein, was vor allem durch die Verse in den zwei letzten Strophen geschuldet ist, diese sich mit Zeilensprüngen und mittigen Zäsuren nur sehr zerhackt lesen lassen und Reime gar nicht wirken wollen - in Relation zu einem typischen Sonett. Es wirkt dann leider eher auf mich, als hätten keine anderen Formulierungen zur Verfügung gestanden, um ohne diese Sprünge und Unterbrechungen auskommen zu können.

Alles in allem ist der Inhalt ansprechend, die Form samt Lesefluss sagen mir gar nicht zu.

Viele Grüße
Total Blackout
__________________
Hier steht kein kluger Satz!
www.renékanzler.de
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Alt 10.07.2016, 18:39   #3
Erich Kykal
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Hi TB!

Was den Reim S1Z1/4 angeht, gebe ich dir recht - der Reim ist unsauber. Leider ist es mir nicht gelungen, einen im Inhalt besser funktionierenden Reim auf "prüfen" zu finden, der nicht aufgepfropft oder herbeigezwungen wirkt.

Die Sonettregeln legst du sehr streng aus - ich behalte mir eine moderne, offenere Formgebung vor, die nicht mehr zwingend gleiche Reime in den Quartetten vorschreibt. Inwiefern dies allerdings grundsätzlich den "Sonettklang", wie du etwas schwammig definierst, mindern sollte, kann ich nur bedingt nachvollziehen.
Dass dies jedoch ein Sonett ist und nicht bloß eines "suggeriert", wie du - mit nüchterner Süffisanz, möchte man beinah meinen - unterstellt, steht außer Frage und Diskussion.

Ebenso halte ich dein Argument, meine Zeilen entbehrten der flüssigen Lesbarkeit, ja wirkten gar "zerhackt", für stark übertrieben. Nun, "de gustibus non est disputandum", wie es so schön heißt ... - Ich gestatte mir, anderer Ansicht zu sein. Gewiss, das Sonett mag keins meiner Besten sein, aber mein Schreibstil ist im allgemeinen Vergleich ein betont und bewusst weicher und melodischer. Das Recht, es fallweise anders zu sehen, steht dir zu.

Mir in deinen abschließenden Sätzen indirekt mangelndes Vokabular zu unterstellen, betrachte ich als bestenfalls unüberlegte Aussage, vielleicht aber auch als bewusst gesetzten Versuch einer Kränkung oder Herausforderung. Weder auf das eine noch auf das andere gedenke ich einzugehen.

Vielen Dank für deine Sicht der Dinge.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 10.07.2016, 19:22   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,

Ich bin von "Schicksalsprüfung" sehr angetan - ein mehr als einfühlsamer Rat an eine Betroffene, der ich wünsche, dass es bei ihr ebenso einfühlsam ankommt und wirkt.

Die gewählten Worte, Verse sind wertvoll weise für jeden, der sich mit dem Wert und Sinn des Lebens auseinandersetzt und bereit ist, diese auch für sich selbst zu verstehen.
Ich sehe unreine Reime, die dem Inhalt verplichtet sind, lieber als erzwungene.

Lyrik drückt sehr oft (meist) Anliegen aus, die, wenn sie nicht persönlich so doch ein "Du, Wir, Sie" betrachtet, an- und aussprechen will. Dieses Anliegen ist hier sehr schön zu erkennen. Die Innigkeit ist fühlbar.

"Wendestunden" gefällt mir ganz besonders in der gesamten Betrachtung.

Sehr, sehr gern gelesen und wie immer die Kunst bewundert.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 10.07.2016, 21:12   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Dana!

Vielen Dank für deine einfühlsamen Worte zu diesem Text, den ich einer zur Zeit schwerst geprüften Freundin gewidmet habe, um ihr Mut zuzusprechen.

LG, Erich
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