27.03.2017, 23:15 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 21.03.2017
Ort: Ostsachsen
Beiträge: 302
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Stille
Ohrenbetäubend und metallisch quietschend
schiebt sich die Tram in die Seitenstraße. Frau Lehman grüßt Herrn Müller nur flüchtig und eilt dem Aldi entgegen. Die Pauken haben ihren Einsatz und die Streicher durchziehen den Saal, die welken Blätter durchfegen die Reihen und da, der im Wagen liegende Säugling verstummt. Die Maus läuft nun rückwärts und die Amsel plustert sich auf. Der Dirigent legt den Stab neben das Pult und spürt die Schweißtropfen über den Augenbrauen. … Tosend wogt der Applaus durch den Saal und die Menschen stehen auf von den Sitzen. Es riecht nach Erde und die Kanalisation ächzt unter der Last. Frau Lehman strahlt durch die Scheiben und hat das letzte Montagsangebot ergattert. |
28.03.2017, 10:27 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Guten Morgen, Mallarme.
ich finde den Ansatz des Gedichtes sehr gut. An vielen Bildern, wie nebeneinandergestellt wird die Aussage unterstützt, dass jeder für sich alleine bleibt. Still für sich. Da kommt der Titel ins Spiel. Ich sehe es mehr als lyrische Kurzprosa, aber sei es drum. Jeder bleibt im Grunde für sich allein. das les ich daraus. Gerne gelesen mit lG von Koko |
28.03.2017, 18:49 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 302
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Liebe Kokochanel,
danke Dir für das Interesse und es ist eine interessante Auslegung. Du hast im übrigen recht, es ist mehr lyrische Prosa als ein Gedicht. Für mich ist es interessanter mit Lyrik Bilder zu zeichnen und Geschichten zu erzählen. Wenn man das dann noch in strenger Metrik wiedergeben kann, ohne das es bemüht wirkt, ist das natürlich das höchste. Für mich ist das aber nicht das wichtigste. Aber nochmal zu Deiner Auslegung, es hat bei dem Gedicht auch ein Zitat von dem Dirigenten Bloomstadt Pate gestanden, der mal gesagt hat, dass der tollste Moment im Konzert der Ausgenblick ist, wenn der letzte Takt verklungen und der Beifall noch nicht eingesetzt hat. Das wollte ich mit dem Gewittermoment in Bezug setzten Blitz, Donner und Sturm und dann kommt ein ganz ruhiger Moment bevor der Regen einsetzt, stimmt nicht immer aber meistens. Natürlich ist auch ein bissel Satire beigemischt, aber Deine Auslegung ist natürlich auch gute Möglichkeit der Interpretation dieses Bildes. Hat mich sehr gefreut von Dir zu hören. Beste Grüße mallarme |
28.03.2017, 21:31 | #4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Ich mag lyrische Lurzprosa, nicht alles lässt sich in eine feste Form pressen. Ich schreibe gelegentlich selbst welche, setze sie dann aber auch anders.
Aber das sei jedem selbst überlassen. Dichterische Freheit eben. Der Moment, den du vom Dirigenten beschreibst, mag durchaus so sein, gut nachvollziehbar. Aber auch wieder ein Moment, wo ein Mensch mit sich allein ist: Die Spannung, der kurze Moment der Stille, die vor tosendem Beifall oder Untergang liegt. Mir gefällt dein Werk sehr gut, es steckt viel drin. Gut ausgearbeitet mit den antithetischen Bildern. Mehr davon wünscht sich mit lG von Koko |
29.03.2017, 00:32 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Koko,
danke nochmal für das Lob, hat mich gefreut. Das mit dem "für sich Alleinsein" stimmt natürlich es durchzieht das Ganze schon sehr, das ist mir selbst noch garnicht so augefallen. Interessant. Ja mal sehen ob wieder mal sowas gelingt. Aller beste Grüße mallarme |
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