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Alt 28.02.2018, 18:57   #1
Felix
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Liebe Xenia,
für eine ruhige, sachliche Diskussion bin ich immer zu haben. Deshalb: Danke für Deine Antwort. Das Beispiel mit den Indern hatte ich aus einem anderen Grund angeführt. Es ging in dem Gespräch mit den älteren Damen gar nicht um Inder, sondern um deren Ablehnung einer Familie von "Schwatten", also Schwarzen, die man schon ablehnte, bevor man sie überhaupt gesehen hatte, und um die Verteidigung eines allen bekannten ehemaligen Hausmeisters, eines geborenen Kölner, der inzwischen im Gefängnis sitzt und von dem gesagt wurde: "Aber sonst war das ein lieber Kerl!" (Wohlgemerkt - eines Vergewaltigers einer älteren Geschlechtsgenossin, die er, bitte stell Dir mal die Ängste einer knapp achtzigjährigen Frau vor, im Keller eingesperrt hatte. Mich erinnerte das Verhalten an die Sprüche über Hitler "aber seinen Schäferhund hat er doch geliebt".
Ganz eindeutig: Ich bin gegen jede Art von Gewaltanwendung, Unterdrückung, Ausbeutung und anderer Verbrechen! Die Frage ist: Wie begegne ich solchen Untaten? Konkret: Wie verhindere ich auch solche blamablen Vorgänge wie bei der Essener Tafel?
Wir, eines der wohlhabendsten Länder Europas, wenn nicht gar der ganzen Welt, müssen Tafeln einrichten, damit Bedürftige was zu essen bekommen.
Gleichzeitig werden Tonnen von Lebensmitteln weggeschmissen, Essbares wird aussortiert (woher haben die Tafeln denn ihre Lebensmittel?), gleichzeitig schauen wir ohne aufzumucken zu, wenn ein sehr geringer Teil bei uns über 90% des Gesamtvermögens besitzen. Die Ungerechtigkeiten schreien zum Himmel, aber viele jammern auf höchsten Niveau und suchen die Schuldigen oft an der falschen Stelle.
Ich bin auch eherenamtlich tätig (immer noch) und werde mit Schicksalen konfrontiert, über deren Hintergründe kaum jemand informiert ist. Da muss z.B. eine 80-jährige Witwe um paar hundert Euro bitten, damit sie ihren Mann, der jahrelang in einem sowjetischen Arbeitslager - wo ihn die Justiz der DDR geschickt hatte - zugebracht hat und an den Folgen gestorben ist, beerdigen kann. Solche und ähnliche Fälle bekomme ich zu Hunderten jährlich auf den Schreibtisch (und Gott sei Dank sitze ich in einer Kommission, die unbürokratisch darüber befinden kann, dass da ein bisschen geholfen werden kann).
Zu meinem Bekanntenkreis zählen auch ein paar Afrikanerinnen, z.B. eine Frau mit ihren beiden Töchtern. Sie ist auf abenteuerlichsten Wegen aus ihrem Land geflüchtet, weil die Mutter die Beschneidung ihrer Töchter verhindern wollte. Wie schwer sie es hat, hier Asyl zu bekommen, ist unglaublich. Dass sie mit ihrem Schicksal nicht herum posaunt, wirst Du verstehen. Aber erst einmal ist sie für viele eine "Schwatte", die nur an die Fleischtöpfe will, die auch durch die Ausbeutung ihres Landes durch die edlen Weißen entstanden sind.
Es gibt so viele Probleme und so viele furchtbare Schicksale und manchmal schieße ich sicher übers Ziel hinaus, wenn ich die "einfachen" Lösungen anzweifle, die Motive infrage stelle, die hinter den einfachen Lösungen stecken. Verbrechen müssen bestraft, besser noch verhindert werden. (Und schon höre ich die Einwände: Ja, aber unsere Justiz greift da nicht hart oder schnell genug durch! So nebenbei wird vergessen, dass neben einem Richter, wenn es nicht um Pillepalle geht, zwei Schöffen sitzen, die bei der Urteilsfindung mit dem Richter gleichberechtigt sind.)
Nicht, weil Frau Merkel gesagt hat "wir werden das schaffen", sondern weil ich das selbst glaube: Ja, wir können eine Menge schaffen - aber da müssen die Menschen mal langsam in die Hufe kommen.
Liebe Grüße,
Felix
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Alt 01.03.2018, 10:36   #2
Kokochanel
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Hi zusammen,

ich habe über dieses Thema viele Satiren geschrieben, vor langer Zeit schon und es wurde mir sofort das Nazi-Eblem, zumindest aber das Afd-Emblem angetackert.
Leuchtfeuer hat recht und auch Xenia hat recht.
Es geht nicht um eine Afrikanerin und einem Inder, es geht um Kontrollverlust, um Konkurrenzkampf, siehe Tafeln und Wohnungen, den die Regierung immer geleugnet hat als "würde nicht passieren". Ist aber so heute nach 2 Jahren.
Und es wird schlimmer werden.
Der Familiennachzug für Menschen, die nicht Asylanten sind, kann zur Katastrophe mutieren. Es fehlen Kitas, Schulplätze, Arbeit, Wohnungen ect.
Heute schon gibt es nicht nur im Ruhrgebiet Klassen oder Kitagruppen, die zu 80 Prozent Migranten haben.
Es geht nicht darum, dass man Migranten nicht will, aber die Minderheit integriert sich immer in die Mehrheit und die ist, aus verschiedensten Kulturen, islamisch.
Wer unsere Werte, und das sind nun mal christliche und aus guten Gründen nicht antisemitische, erhalten will, musst irgendwann die Reißleine ziehen. es sind zu viele, und sie stellen Ansprüche.
Irgendwann werden sie nicht mehr still sein, das möchte ich mir nicht vorstellen.
Berechtigten Asylanten helfen, kein Thema, gebildete Einwanderer ins Land holen, die bereit sind, unser Land so zu respektieren mit seinen Gebräuchen, Regeln und Geschichte, kein Thema.
Mein Enkel ist in der Kitagruppe der einzige Deutschstämmige, sein bester Freund ist ein Afrikaner, Christ. Das ist für mich in Ordnung. Es geht nicht um Herkunft, Hautfarbe, sondern um Kultur und Werte.
Das zu differenzieren, fällt sowohl einigen Gutmenschen wie auch Rechtsradikalen immer noch schwer, aber die Realität hat uns längst eingeholt.
LG von Koko

Geändert von Kokochanel (01.03.2018 um 18:53 Uhr)
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Alt 01.03.2018, 10:56   #3
waterwoman
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Zitat:
Zitat von Felix
Liebe Xenia,
Zitat:
Zitat von Koko
Leuchtfeuer hat recht und auch Xenia hat recht.
Ich weiß nicht, warum mein Beitrag hier ignoriert wird?
Habe ich mich hier nicht einzumischen, weil ich erst kurz hier bin?
Das möchte ich bitte wissen.

Irritiert,

ww
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Alt 01.03.2018, 18:42   #4
Xenia
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Liebe waterwoman,

verzeih mir, ich war so auf die Diskussion mit Felix fokussiert, dass ich deinen Kommi irgendwie gar nicht so richtig wahrgenommen habe. Ich persönlich glaube nicht, dass du absichtlich ignoriert worden bist. Und ich denke auch, dass es egal ist, wie lange jemand hier schon im Forum ist. Es darf doch jeder seine Meinung sagen.

Du liegst natürlich vollkommen richtig, wenn du die Tafel und die Obdachlosen thematisierst. Du zielst auch auf die Richtigen, wenn du die Regierung für diese Umstände verantwortlich machst.

Ich persönlich glaube, dass es keine 30 Jahre mehr dauert, bis das Fass übergelaufen ist. Wir werden uns inzwischen selbst zerhacken, den Rest erledigen dann die anderen.

Das Ziel hat Erdogan den Musliminnen Ende 2017 klar vorgegeben: „Was sagen mein Gott und unser Prophet? Der Befehl ist klar und deutlich. Vermählt euch, heiratet und vermehrt euch!“
Nachdem er bereits im März desselben Jahres gesagt hat: "Macht fünf Kinder, nicht drei, denn ihr seid Europas Zukunft"

Alles klar, oder nicht? Ist das nur ein Spinner oder ist das tatsächlich die wahre Absicht, die hinter all dem steckt?

Frau Merkel scheint das nicht erkennen zu wollen. Sie warb für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.
Ich fühle mich zunehmend unwohler, bedrängt, bedroht und sehr verunsichert.

Lieben Gruß, Xenia

Liebe Koko,

auch dir möchte ich zustimmen. Der Kontrollverlust ist eine Realität und der Konkurrenzkampf wird immer deutlicher ausgetragen. Bestes aktuelles Beispiel: Die Tafeln

Ein lieben Gruß an dich, Xenia

Lieber Felix,

dir antworte ich später noch, denn ich habe da noch ein paar Fragen, die unsere sachliche Diskussion bestimmt bereichern werden.

Liebe Grüße, Xenia
Xenia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.03.2018, 18:59   #5
Kokochanel
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ich sehe es auch so, lebe Xenia. Möchte ochal daraif hinewiesen, dass es in meinem Kommi natürlich nicht antisemitisch heißen musste. Hatte das "nicht" vergessen.
Muslime sind antisemitisch, schon weil der strenge Islam es ihnen vorschreibt. Juden hatten in muslimischen Ländern immer getrennte Wohnviertel und Antisemitismus wird ganz natürlich im Islam angesehen. Ebenso also wie die Nicht Gleichstellung der Frau ist dieses nicht kompatibel mit unserem Grundgesetz und viele strenggläubige Musime , die sich in unserem Land "einwohnen", denn gehen werden die wenigste freiwillig, werden unsere Gesellschaft dahingehend prägen.
Wer will denn das?
Niemand. Aber der Zug rollt schon... Xenia hat recht.
lG von Koko
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Alt 06.03.2018, 20:04   #6
thommi
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@ Kokochanel

Hab mir mal Zeit genommen, deine Satiren und Kommentare zu sichten, sehr aufschlussreich, da ich ähnlich denke.
Aber hast du Angst, dass du in die braune Ecke gestellt wirst, wenn du dann sowas schreibst?
Zitat:
Zitat von Kokochanel
Auch wenn die rassistische und menschenfeindliche, gehirnamputierte AfD ( übigens sehen sie auch alleinerziehende Mütter als Schlampen, die keinen Mann halten können- grusel) sich diese legitimen Thesen zu eigen macht und zu ihren Gunsten verfremdet, müssen wir da klar differenzieren.
Da gibts einige Hirnis, schon klar, aber rassistischer als deine Aussagen sind sie auch nicht. Falls du es nicht wusstest, wurden alle (wirklich saudummen) Passagen über Alleinerziehende ersatzlos sowohl im offiziellen Grundsatzprogramm als auch im Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2017 gestrichen. Natürlich ist nicht alles toll, was die so verzapfen, aber sie sind tatsächlich die einzige Alternative zu den etablierten Parteien und deshalb habe ich sie auch gewählt. Dazu stehe ich und drücke mich nicht ständig um den heißen Brei rum.
Ich glaube, dass die Grokotz alles so weitermachen wird, wie bisher. Und solange wähle ich die auch. Es liegt einzig in Merkels Verantwortung, dass es bald schon einen Rechtsruck geben wird. Das passiert gerade in ganz Europa, jüngstes Beispiel Italien, durch die desaströse Flüchtlingspolitik und deren Folgen, was den einheimischen Bevölkerungen alles zugemutet und aufgebürdet wird. In D dauert das immer ein bisserl länger, aber auch hier wird das Mitte-Rechts-Bündnis über kurz oder lang kommen. Das geht gar nicht anders. Das warte ich in aller Ruhe ab.

thommi

@ Thomas

Zitat:
Zitat von Thomas
Die isolierte Betrachtung der Flüchtlinge kann keine Lösung bringen. Damit sage ich natürlich nicht automatisch, dass diesbezüglich alles toll gelaufen ist.
Da ist überhaupt nix toll gelaufen, das ist alles aus dem Ruder gelaufen. Kaum einer hat sich bis 2015 über die Aufnahmepraxis von Flüchtlingen aufgeregt. Ich habe immer gesagt, das ist in Ordnung, ich wäre auch froh, wenn ich meinen Hintern in einer solchen Situation retten könnte.
Was aber hier rein gelassen wurde, sind nicht alles Kriegsflüchtlinge oder gewaltsam Vertriebene, sondern zum großen Teil Wirtschaftsflüchtlinge, da wird nämlich nicht unterschieden, das ist das Problem. Es ist fatal für ein Land viele hunderttausend neue Harz IV-Empfänger aufzunehmen, wenn man die Bedürftigkeit der eigenen Bevölkerung, trotz "schwarzer Null" nicht einmal in den Griff kriegen kann. Und wenn die dann nicht kriegen, was sie sich vorstellen, dann werden diese armen traumatisierten Menschen aus lauter Enttäuschung eben kriminell, weil sie sehen, was hier alles möglich ist, für sie aber unerreichbar bleibt (obwohl sie vorher noch nicht mal ihren eigen Hintern am Kacken halten konnten).
Und was ist mit den ganzen Verbrechern?
Jeden Tag steht was in den Medien, jeden Tag liest du Horrormeldungen. Wie willst du den Eltern der Mädchen von Freiburg oder Kandel jemals wieder in die Augen sehen?
Da stechen sich Jugendliche ab, wegen Glaubensfragen!
Da schmeißt so einer seine Frau aus dem Fenster und schleift sie dann mit dem Auto.
Da geht einer in den Supermarkt und sticht wahllos Passanten ab.
Da werden Frauen vergewaltigt und sexuell belästigt.
Da planen Kinder Terroranschläge.
Wie lange soll ich die Liste noch fortführen?

Zitat:
Zitat von Thomas
Ich habe keine Idee, ob und wie wir das schaffen, aber wir schaffen es nur, wenn wir nicht auf die Flüchtlinge starren (sie sind nur die Bringer der schlechten Nachricht), sondern auf die Probleme dahinter, welche die Flüchtlinge überhaupt zu uns kommen lassen.
Das ist eben das Problem. keiner hat da einen Plan. Aber was sollte sich an den Zuständen der in unser Land importierten Konflikte und Taten der Neubürger ändern, wenn die Probleme dahinter angegangen werden? Ich sags dir: Nix, gar nix. Die bleiben. Nicht die Kriegsflüchtlinge, die gehen vielleicht zurück um Wiederaufbau zu betreiben. Die Schmarotzer und Verbrecher werden uns auf Dauer bleiben und das Leben hier schwer machen, die wirst du nie wieder los.

Zitat:
Zitat von Thomas
Diese vor allem sind es, die politisch gelöst werden müssen, dann schaffen wir das auch mit den Flüchtlingen in Deutschland, sofern sie dann überhaupt noch blieben wollen. Wie das möglich ist, das kann ich nicht sagen, aber was man aus Gleichgültigkeit nicht sieht, oder sich nicht anzusehen wagt, das kann man garantiert nicht verbessern.
Die (meisten) Menschen hier wollen friedlich zusammen leben. Nicht morgen oder irgendwann, sondern heute. Unsere Politik hat es zugelassen, dass hier zum Teil schlimme Zustände herrschen. Das liegt nicht doch nicht an unserer Toleranz gegenüber fremden Kulturen, sondern weil eben viele Arschlöcher hierhin gekommen sind, die unsere Toleranz bis auf den letzten Blutstropfen bereit sind auszunutzen. Sowas fällt dann leider auf alle zurück. Das ist die Wahrheit, und das erkennen immer mehr Menschen in Europa.
Ich bin mehr als misstrauisch und ich schaue sehr wohl auf diese Fremden, es bleibt mir ja auch nix andres übrig. Jeden Tag liest du neue Horrormeldungen. Nicht von irgendwo auf der Welt, sondern direkt um die Ecke der eigenen Haustüre.
Gut, man kann sagen, dann hat es uns eingeholt. Aber ist das wirklich notwendig und mit welcher Rechtfertigung will die Politik das den Leuten erklären? Wir haben doch gar keinen Einfluss, was die Politiker verbockt haben, dass es zu den schlimmen Zuständen auf der Welt gekommen ist. Sind wir schuldig, weil wir diese Versager im guten Glauben gewählt haben, damit sie außenpolitisch alles verbocken?

Menschlichkeit hilft genau null, wenn jene, die das hier alles anrichten unsere Humanität zwar in Anspruch nehmen, sich selbst aber um ihre eigene Menschlichkeit einen Dreck scheren? Das wird nicht funktionieren, da kannst du noch so guten Willen zeigen, das geht nicht gut.
Und das wissen alle, die sich so menschenfreundlich dafür aussprechen, zumindest ahnen sie es.
Und insofern machen sich alle mitschuldig, die die bestehenden Verhältnisse so vehement verteidigen, anstatt etwas dagegen zu tun.

Es gibt fast 7,6 Milliarden Menschen auf der Welt. Ich weiß, das ist ein Tabuthema. Aber wenn wir uns so weiter vermehren wie die Karnickel, dann wird es bald noch ganz andere Massenbewegungen geben. Und wenn wir uns dagegen nicht bald verteidigen, dann werden die uns früher oder später plattmachen.
So sieht es nämlich aus. Also wehret den Anfängen.
Und das hat nichts mit Rassismus, Hass oder Menschenverachtung zu tun, sondern es wird irgendwann um das eigene Überleben gehen.
Das weißt du, das weiß ich und alle, die auch nur ein wenig um die Ecke denken können, wissen das auch.

thommi
thommi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.03.2018, 22:12   #7
Felix
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Hallo waterwoman,

keine Bange, Du wirst nicht ignoriert - zumindest von mir nicht. Ich will versuchen, auf Deinen Beitrag einzugehen.
Die Dinge, die Xenia aufführt, lass ich mal beiseite (nicht, weil ich nicht auf sie eingehen will, sondern weil ich Xenia bereits geantwortet habe.
Du schreibst, wir dürften die Augen nicht vor der Historie verschließen.
Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht und erweitere das sogar noch: Auch vor der Gegenwart nicht.
Vieles, was in der Gegenwart geschieht, hat ja seine Gründe in der Geschichte. Und wenn man sich die Geschichte der letzten 500 Jahre ansieht,
kann einem schon ganz blümerant zumute werden.
Da hatten wir z.B. Kolonien (andere Staaten Europas auch) und haben den afrikanischen Kontinent bis aufs Blut ausgebeutet, mit dem Lineal Grenzen gezogen und Staaten geschaffen, ohne die Menschen zu fragen, ob sie eine Nation bilden wollten.
Da wurden (Schätzungen gehen von etwa 40 Millionen Afrikanern aus, die versklavt wurden) Menschen um des Profits Willen unter schlimmsten Bedingungen aus ihrer Heimat verschleppt, ca. 10 Millionen sind schon unterwegs verreckt und wurden gelegene Speise für die Haie.
Da wurde, angeblich wegen eines Attentats auf den österreichischen Thronfolger, der erste Weltkrieg mit geschätzten 17 Millionen Toten vom Zaun gebrochen und kurz darauf von Hitlerdeutschland der zweite Weltkrieg mit geschätzten 55 Millionen Toten (allein 25 Mill. Menschen der damaligen Sowjetunion) begonnen.
Da geschah, es sind gerade Mal 100 Jahre her, der erste große Völkermord, in dem etwa die Hälfte (1,5 Mill. Tote) der Armenier von den Türken abgemurkst wurden. Und das Deutsche Reich hielt still, um dem Verbündeten nicht ins grausige Handwerk zu pfuschen. (Nebenbei: Armenien hat ohne Zwang von sich aus die "Beutekunsr" vor ein paar Jahren an Deutschöland zurück gegeben).
Da geschah es auch, dass ein kulturell hochstehendes Volk, wie wir Deutschen es waren (und sicher auch noch sind), 6 Millionen Juden ermordete.
Historisch verbürgt ist auch, dass die Kulturnation Deutschland als erste im ersten Weltkrieg chemische Waffen (Chlorgas) in Frankreichfeldzug einsetzte.
Da geschah es auch, dass eine Gebirgsjägereinheit der Deutschen Wehrmacht die männlichen Einwohner ab 12 Jahren eines griechischen Städtchens umbrachte (Kalavrita/Peleponnes) und - Griechenland nach dem WK II als erstes Land einen deutschen Bundespräsidenten (Heuss) einlud (dem Anfang der achtziger Jahre ein zweiter Besuch des BP Rau folgte).
Da geschieht es noch heute, dass Deutschland nach den USA, Russland und China der viertgrößte Waffenlieferant der Welt ist.
Da geschah es auch, dass die USA als erste und einzige zwei Atombomben gegen Japan einsetzte, die genaue Zahl der Opfer ist unbekannt, aber man geht allein in Hiroshima von 200.000 "Sofort"-Toten aus, die Anzahl der später Verreckten (anders kann man sie nicht bezeichnen) und der Missgeburten ist auch nicht genau bekannt.
Das zur kleiner Ausschnitt der Geschichte.
Der "lebenserfahrene" Felix hatte die große Ehre, einen Mann kennen zu lernen, der als Berichterstatter in Japan war und das Buch "Heller als tausend Sonnen" geschrieben hat (Robert Jungk), dem auch die Ehre widerfahren ist, den Verfasser des TV-Mehrteilers, "Die Bertinis" (Ralf Giordano) kennen zu lernen, dessen Familie - weil sie Juden waren - von den Nazis umgebracht wurde, der lebenserfahrene Felix konnte auch mit einem Schriftsteller namens Zwerenz diskutieren, der lange prozessierte, um die Bezeichnung "Deserteur" los zu werden und der sich "wagte", das Tucholskywort "Alle Soldaten sind Mörder" aus eigener Kriegserfahrung zu wiederholen.
Wenn ich heute sage, dass die derzeitigen unleugbaren Probleme zu einem großen Teil (auch) durch uns verursacht worden sind und gelöst werden können, muss ich mich als "Gutmensch" titulieren lassen - da geht mir der Hut hoch. Dieser Gutmensch war 12 Jahre Soldat, hat fast drei Jahre im berüchtigten Stasi-Zuchthaus der DDR gesessen, ist mit Russen, Japanern, Chinesen, Armeniern, Arabern und Menschen aus vielen anderen Ländern befreundet und, glaub mir, nichts Menschliches ist diesem "Gutmenschen" fremd.
Dass ich die Seufzer auf höchstem Niveau nicht so ernst nehme, kannst Du Dir vielleicht vorstellen. Und wenn ich höre, dass 80 Millionen Christen befürchten, dass sie von etwa 4,5 Mill. Muslimen überrannt werden, dann sollten die Christen mal darüber nachdenken, warum ihre Kirchen immer leerer werden.
Die Obdachlosen und die Saukälte - die Problematik hat mit der Zuwanderung nun gar nichts zu tun. Nebenbei: Die Anzahl der nichtdeutschen Obdachlosen ist sehr hoch, in Ballungsgebieten liegt sie bei 50%. Du siehst sie nicht? Ich sehe auch kaum mal einen deutschen Obdachlosen. Die Obdachlosenproblematik ist eine komplizierte Angelegenheit und mein Wissen darüber ist sehr eingeschränkt. Deswegen will ich darauf nicht näher eingehen.
Du fragst nach Gerechtigkeit. Das tue ich auch.
Ist es etwa gerecht, wenn in Deutschland die 45 reichsten Haushalte so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung?
Unbegreiflich sei es, dass man immer noch Parteien wählt, die "diese" Entwicklung forcieren.
Welche Entwicklung? Dass wir immer älter werden? Dass wir immer mehr Lebensmittel auf den Müll schmeißen? Dass wir ein enges soziales Netz haben, um das uns (ich nehme mal Dänemark, Schweden und ein paar wenige andere aus) fast alle beneiden?
Schwarzmalen bringt nichts. Alles rosa bepinseln auch nicht.
Geh mal in Dein Bad und dreh den Warmwasserhahn auf - es läuft. Erzähl das mal einem Armenier. Da läuft zwischen 9.00 und 21.00 Uhr noch nicht mal kaltes Wasser.
Liebe Grüße und - sei tapfer! Es könnte alles viel schlimmer sein.
Felix

Geändert von Felix (02.03.2018 um 18:50 Uhr)
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Alt 02.03.2018, 19:13   #8
Xenia
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Lieber Felix,

das war ein interessanter Ausflug in die Geschichte und in deine eigene Vergangenheit. Und wenn ich bedenke, was du alles erlebt hast, dann prägt das sicherlich einen Menschen.
Ich meine, dass wir die Geschichte nicht vergessen dürfen, aber wir sollten auch nicht ständig mit ihr argumentieren.
Auch finde ich, Deutschland hat daraus gelernt. Das war in den letzten Jahrzehnten doch eindrücklich spürbar, sei es in der Europapolitik, der Entwicklungshilfe, der Globalisierung oder in der Aufnahme von Flüchtlingen.
Das Deutschland von heute ist gar nicht mehr vergleichbar mit dem von damals.
Warum muss als Argument immer das dunkelste Kapitel dieses Landes herhalten? Ist das noch normal oder ist das eine Erbschuld, die jeder Deutsche von Geburt an mit sich rumträgt?

Ist das vielleicht auch der Grund, warum der Begriff "Gutmensch" manchmal genauso schnell fällt wie der Anwurf "rechtslastiger Tendenzen"?
Weil sich die Gesellschaft nicht einigen kann, wie damit umzugehen ist?

Ich wiederhole mich selbst noch einmal:

„Und alles was man hier schreibt, ist immer mit dem Hintergedanken verbunden, darf ich das überhaupt noch sagen.
Ist das nicht schon ein ganz übles und gefährliches Zeichen in unserer gepriesenen Demokratie?“

Vielleicht sollten wir einmal erklären, was wir wirklich wollen?

Denn ich würde wirklich gerne wissen, wie das jetzt weitergehen soll. Wann ist das Ende der Fahnenstange erreicht?

Ein Ende der Krisen und der Flüchtlingsströme liegt noch in weiter Ferne und wenn das eine Feuer gelöscht ist, flackert es anderswo wieder neu auf.
Wie viele Flüchtlinge kann deiner Meinung nach ein Land wie Deutschland auf die Dauer aufnehmen und verkraften?

Und dann, wie soll das mit der vielgepriesenen Integration eigentlich funktionieren?
Für mich ist das bisher nur eine hohle Phrase, von der zwar viel geredet wird, aber für die es kein wirkliches Konzept gibt.
Vor allen Dingen, wer soll sich um diese Menschen kümmern, wo doch viele junge Eltern heutzutage beide berufstätig sein müssen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten und dabei sogar die Erziehung ihrer Kinder vom frühen Morgen bis in den späten Nachmittag anderen Menschen überlassen müssen?

Wie soll sich das deiner Meinung nach weiterentwickeln mit dem Islam?
Müssen wir, wenn diese Religion tatsächlich zu Deutschland gehört, demnächst grundsätzliche Veränderungen hinnehmen, damit wir diese Leute wegen ihres Glaubens nicht mehr ständig vor den Kopf stoßen?
Sollen wir uns anpassen, und wenn ja, warum sollten wir das tun, wo doch unser Land und unsere Gesellschaft ganz gut funktionierte und das alles doch erst ermöglicht oder sollten sich die Neuankömmlinge anpassen?

Sollen wir es kritiklos hinnehmen und tolerieren, wenn sich Menschen offen gegen unsere Gesellschaft stellen, indem sie Parallelgesellschaften erschaffen, wo sie nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen leben?

Du fragst, ob sich 80 Mio vor 4,7 Mio fürchten müssen.
Die Antwort ist eindeutig ja, denn es wird nicht bei diesen 4,7 Mio bleiben.
Wir werden weitere Muslime aufnehmen und ihre Geburtenrate ist höher, als die der übrigen Bevölkerung. Also wird ihre Zahl zwangsläufig steigen und damit werden Veränderungen einhergehen.
Ich persönlich möchte das nicht, es gefällt mir nicht und es macht mir Angst.

Ich befürchte nämlich, dass selbst die pädagogischen Bemühungen in der Kita und der Schule nichts nützen, wenn das Elternhaus sie aus religiöser Überzeugung wieder zunichtemachen.
Ist das nicht ein weiterer Punkt, der eine erfolgreiche Integration ziemlich unmöglich erscheinen lässt?

Und wenn das mit der Integration nicht funktioniert, was passiert dann hier?
Hast du Antworten auf diese Fragen?

Was sagst du eigentlich dazu, dass 70 % ohne Ausweispapiere hier aufgenommen wurden?
Bist du dir sicher, dass dies wirklich alles Asylberechtigte im Sinne unseres Grundgesetzes sind und ein großer Teil davon nicht nur Menschen, die das ausnutzen um an ein besseres Leben zu bekommen?
Und findest du es nicht auch wahrscheinlich, dass ein Großteil derer, die keine oder nur gefälschte Papiere vorweisen können, auch andere Motive haben könnten nach Europa zu kommen?
Dass sich vielleicht unter diesen zum Teil Schwerstkriminelle befinden könnten, die allen Grund hatten, ihre Heimat zu flüchten?
Würdest du das nicht unter gegebenen Umständen auch versuchen, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?

Gefällt es dir, wenn wir wegen unserer Menschlichkeit der ständigen Gefahr von Terroranschlägen ausgesetzt sind, dass wir unsere Weihnachtmärkte einzäunen und Frauenschutzzonen bei Großveranstaltungen einrichten müssen?
Ist es ok, wenn wir überlegen anstatt Weihnachtsmarkt demnächst Lichtermarkt sagen, damit die Muslime nicht ständig mit christlichen Werten konfrontiert werden?
Findest du es in Ordnung, dass die Ermittler auf Vorratsdatenspeicherung, Gesichtserkennung oder GPS-Ortung von uns allen Zugriff haben, um unsere Sicherheit gewährleisten zu können?
Sind das nicht schon einschneidende Veränderungen, denen wir ausgesetzt sind?
Ist es wirklich gut, dass jeder sich am Flughafen identifizieren und fast nackig ausziehen muss, um in den Flieger zu kommen?
Und im Gegenzug lassen sie so viele Menschen mit ungeklärter Identität ins Land, die nicht einmal abgeschoben werden können, wenn sie schwerste Straftaten begangen haben, weil sie eben keine Papier haben und sich der Rest der Welt einen Dreck um sie schert?

Ist das die NWO, die uns alle erwartet und in einen Konkurrenzdruck mit Schutzbefohlenen bringt, von denen ein großer Teil Veränderungen hier will, die ich zumindest nicht möchte?

Und weil alle diese Fragen offen im Raum stehen, habe ich eine Scheißangst, lieber Felix, die du mir auch nicht nehmen kannst mit dem Beispiel von drei alten Damen, die sich über die "Schwatten" mokieren, aber den Vergewaltigungshausmeister ansonsten sehr nett fanden.
Von den dreien kannst du auch nichts anderes erwarten, und die, auf denen die Hoffnung liegt, werden es nicht stemmen können, weil ihre Lebensrealitäten ganz andere sind und sie selbst mit diesen Veränderungen erst leben lernen müssen.

Vielleicht ist es auch rechtslastig wenn ich sage, dass über dem Reichstagsgebäude ein Spruch steht, der nur noch eine Karikatur seiner selbst ist: "Dem Deutschen Volke"

Ich glaube nämlich nicht, dass unsere aktuellen Politiker dem gerecht werden, um tatsächlich für alle Menschen in diesem Land eine Verbesserung der Lebensumstände zu erreichen.
Die Zukunft sieht nämlich düster aus, weil dieses ganze Kartenhaus eines nicht mehr allzu fernen Tages in sich zusammenfallen wird.
Und dann ist die Überraschung groß und wieder hat keiner etwas davon gewusst.

Die Gesinnung und die Absichten können moralisch noch so hoch und so gut sein, wenn die Verantwortung dabei aber aus den Augen verloren wird, dann wird das in einem schrecklichen Desaster münden, für das ein hoher Preis gezahlt werden muss. Und der ist nicht materiell, es geht um nichts anderes, als um unsere persönliche Freiheit als Individuum, weil die weitere Entwicklung nur die totale Kontrolle über den Einzelnen sein kann. Und das wegen einiger Weniger.
Das ist die logische Fortsetzung, weil die Technik das möglich macht.
Auf die meisten Dinge, über die unser Staat heute diesbezüglich verfügt und von ihm angewendet werden, wäre die Stasi z.B. unheimlich stolz gewesen.
Sind das nicht tolle Zukunftsaussichten?

Lieber Gruß, Xenia
Xenia ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2018, 20:41   #9
Thomas
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Liebe Xenia,

ich verstehe deine Angst, ich selbst kenne sich schon lange. Du sprichst sie offen an, andere versuchen sie noch wegzudrücken.

Die berechtigte Angst hat ihre Ursache in globalen politischen und wirtschaftlichen Fehlentwicklungen, die seit Jahrzehnten ablaufen, die aber von kaum jemandem gesehen wurden. Dank der Flüchtlinge ist diese Realität nun in der Wohlstandsinsel Deutschland unübersehbar angekommen. Ich selbst konnte nicht verstehen, wie meine lieben Landsleute in schrecklich arme Länder fahren konnten, um in Wohlstandsghettos Urlaub zu machen, sich dabei wohl zu fühlen und das himmelschreiende Elend darum herum zu ignorieren. Nun kommt es in abgemilderter Form hierher und kann nicht mehr ignoriert werden. Über die Unterdrückung der Frau im Islam, die es ja nicht erst seit ein paar Monaten gibt, hat sich kaum einer aufgeregt, nun wird das Thema für viele real, weil es mit den Flüchtlingen hier her gekommen ist. Aber bestanden hat es, wie auch all die anderen Probleme, schon lange, wir haben uns nur geweigert, sie zu sehen. Nun müssen wir, und das macht Angst.

Ich habe keine Idee, ob und wie wir das schaffen, aber wir schaffen es nur, wenn wir nicht auf die Flüchtlinge starren (sie sind nur die Bringer der schlechten Nachricht), sondern auf die Probleme dahinter, welche die Flüchtlinge überhaupt zu uns kommen lassen. Diese vor allem sind es, die politisch gelöst werden müssen, dann schaffen wir das auch mit den Flüchtlingen in Deutschland, sofern sie dann überhaupt noch blieben wollen. Wie das möglich ist, das kann ich nicht sagen, aber was man aus Gleichgültigkeit nicht sieht, oder sich nicht anzusehen wagt, das kann man garantiert nicht verbessern.

Liebe Grüße
Thomas


P.S.: Zur Auflockerung noch ein kleiner Spaß, sozusagen aus dem Gutmensch-Blickwinkel

An den Flüchtling

Willkommen, lieber Flüchtling!
Du kommst mir leerer Hand
Im Schlauchboot und Container
Willkommen hier im Land!

Ei!ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.

Denkst auch an die Verwanden?
Natürlich und zwar sehr.
Sie lieben alle Deutschland,
Und kommen auch gern her!

Nur eins vor allen Dingen
Erbitte ich von dir –
Du musst dich integrieren.
Und du versprichst es mir!

Willkommen, lieber Flüchtling!
Du kommst mir leerer Hand
Im Schlauchboot und Container
Willkommen hier im Land!
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.03.2018, 23:43   #10
Felix
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Liebe Xenia,
ich will versuchen, Deinen Beitrag und Deine Fragen nacheinander zu beantworten.
Der Ausflug in die Geschichte und meine Biografie war eine Antwort auf einen Teil des Beitrages von waterwoman. Wie Du gelesen hast, habe ich keineswegs nur die dunklen Seiten unserer (der deutschen) Geschichte erwähnt. Der millionenfache Sklavenhandel ist nicht auf unserem Mist gewachsen, die Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima haben allein die USA auf ihrem Konto, der Völkermord an den Armeniern war und ist eine Gräueltat der Türken und die Gebirgsjägereinheit in Kalavrita war eine österreichische (wiewohl Österreich zu der Zeit "heim ins Reich" gekehrt
- worden- war). Bei dieser Geschichtsbetrachtung will und werde ich nicht zum Nestbeschmutzer und gebe Dir (beinahe) recht, wenn Du schreibst:
"Auch finde ich, Deutschland hat daraus gelernt."
Aktuell beobachte ich, dass die rechtslastige AfD erfolgreich dabei ist, die SPD in Umfragen zu überholen. Haben alle Deutschen wirklich gelernt?
Nein, von einer individuellen Erbschuld der Deutschen kann keine Rede sein.
Ich liebe mein Land (auch wenn sich das sehr pathetisch anhört), freue mich wie ein Wutzelwicht, wenn ich von einer Schulklasse in Jerevan mit dem Lied "Sah ein Knab ein Röslein stehn" empfangen werde und die Schüler der Deutschklasse mir (nachdem ich sie gefragt hatte, ob sie denn außer dem Verfasser des Liedes noch andere deutsche Dichter kennen) sagten, dass sie Heine, Schiller und Rilke kennen (und zum Beweis dafür von jedem ein Gedicht aufsagten). Deutschland hat kulturell, in den Geisteswissenschaften und in der Forschung Beträchtliches geleistet (ganz abgesehen davon, dass wir auch noch Fußballweltmeister sind).
Unsere Gastfreundschaft, nicht nur im Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik, wird gelobt, unser Ordnungssinn und Zuverlässigkeit auch. (Dass ich mich über Deinen Vornamen - auch wenn es "nur" ein Nickname sein sollte - freue, sag ich mal so nebenbei).
Ich sagte, dass wir als Individuen keine "Erbschuld" tragen. Aber wir sind nicht nur die Spätgeborenen von Goethe, Schiller, Kant und vielen anderen großen Deutschen. Als Staatsbürger tragen wir auch Verantwortung - nicht Schuld - dass auf dem Ettersberg bei Weimar, genau an der Stelle, wo Goethe und Schiller ihre Initialen in eine Buche ritzten, ein KZ entstand (das man nur KZ Buchenwald nannte, damit Goethe mit diesem dunklen Kapitel nicht in einem Atemzug genannt wurde.
Die Zuordnung "Gutmensch" oder "Nazi" ist genau die Schwarz-Weiß-Malerei, die ich nicht mag. Man ist kein Nazi, wenn man Fehlentwicklungen kritisiert, man ist aber auch kein "Gutmensch" (Du weißt wie ich, dass dieser Begriff abwertend, spöttisch gemeint ist), wenn man versucht zu differenzieren und abzuwägen.
"Darf man überhaupt noch alles sagen?" Ja, darf man! Die freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut und ich habe mir nie den Mund verbieten lassen. Freie Meinungsäußerung hat Grenzen, aber die sind weit gesteckt. Verleumdung, Beleidigung (auch die Leugung des Holocaust) sind Straftatsbestände. Wer wissen will, was passiert, wenn er seine freie Meinung äußert, muss sich schon nach Russland, in die Türkei oder Polen begeben.
Also: Bangemachen gilt nicht.
Was wir wirklich wollen?
Im Jahr 2002 haben das bei der Bundestagswahl fast 80% "gesagt", welche Parteien/Personen unsere Legislative stellen.
2013 waren es 71 %. Fast ein Drittel der Wahlberechtigten bleibt abstinent, mit anderen Worten: Fast einem Drittel der erwachsenen Bürger/Bürgerinnen geht das alles am Arsch vorbei. Demokratie in Gefahr? Ja, wenn die Zahl der Demokraten weiter abnimmt und die Zahl der "Alternativen" zunimmt.
Wie es weitergehen soll?
Liebe Xenia, ich weiß noch nicht einmal, ob es morgen schneit. Die Nähe zu Köln (da arbeite ich) bringt es mit sich, dass man leichthin sagt: Et hätt noch immer jut jegange. Das ist nicht mein Lebensmotto und ich versuche meinen Teil beizutragen, damit es weiterhin gut geht.
Das Ende der Krisen..., ich hab die Ölkrise erlebt und an Sonntagen leere Autobahnen, ich hab die RAF-Krise und deren Mörderbande überlebt, alle paar Monate wurde eine neue Sau durchs Dorf getrieben (Waldkrise, Kohlenkrise - ich war nebenbei auch mal fast 10 Jahre Bergmann und weiß, wovon ich rede -, Rinderwahnsinn, Schweinepest, Vogelpest, Aids/HIV-Katastrophe, Kubakrise (mit NATO-Alarm und Ausgangssperre), aktuell die Diesel-Krise und andere mehr. Kritische Momente wegen der zahlreichen Kirchenaustritte (ist das eine Religionskrise?) - und jetzt haben wir eine Flüchtlingskrise. Die Probleme werden bleiben, das ist mir klar. Aber - pass mal auf: In zwei Jahren spricht da kein Mensch mehr davon.
Wie die Integration klappen soll?
Frag mich mal was Leichteres. Es gibt (nicht nur in der Geschichte) glänzende Beispiele für ein gelungenes Neben- und Miteinander.
Solange es, ich sprech mal Hochdeutsch, Weicheier gibt, die Kreuze in öffentlichen Gebäuden abhängen (ich bin kein Christ und halte das Symbol eines Gekreuzigten für einen Fehlgriff), wenn Weihnachten (auch den Begriff halte ich für zweifelhaft, aber ich kann gut damit leben) zum Lichterfest werden soll und andere "Anpassungsversuche" um sich greifen, dann muss man den Verantwortlichen mal in den Hintern treten, sie abwählen und - das wär die Krönung: Selbst aktiv werden.
Natürlich gibt es unter den Flüchtlingen, Migranten, Zuwanderern auch Verbrecher. Auch aus der ehemaligen DDR ist nicht nur die Creme de la Creme geflohen. Das Problem eines Rechtsstaates ist, dass er nicht aufgrund eines Verdachtes Leute verhaften und ausweisen kann, sondern dass ermittelt, bewiesen und in einem rechtlich einwandfreien Verfahren ge- oder verurteilt werden muss.
Noch heute habe ich einen Beitrag gehört, der darüber berichtete, dass es z.B. an der Hochschule für Theater und Musik in Rostock über 50% Studenten/Studentinnen aus dem nichteuropäischen Ausland gibt. Die kommen natürlich gern nach Deutschland, weil sie hier keine Studiengebühren wie z.B. in Amerika zahlen müssen.
Ich kenne eine große Anzahl dieser Studenten/innen (ich gebe zu, mehr -innen). Die lernen, egal ab sie aus Japan, Korea, China, Russland, Kirgistan oder sonst woher kommen, in kürzester Zeit die deutsche Sprache, sind fleißig (eine meiner Freundinnen ist Geigerin und übt täglich 6 - 7 Stunden), hochbegabt und von Deutschland und seiner Gastfreundschaft begeistert. Sie liegen uns nicht auf der Tasche, aber die Populisten haben es leicht zu fordern: Die müssen Studiengebühren bezahlen und sich nicht auf Kosten der deutschen Steuerzahler ausbilden lassen.
Vergessen wird bei dieser Diskussion, dass man nur in der Hochschule aufgenommen wird, wenn das Können und die Begabung außerordentlich gut sind. Jetzt kam einer auf die glänzende Idee: Wir müssen unseren eigenen Nachwuchs besser ausbilden/schulen, damit sie bei der Aufnahmeprüfung besser abschneiden.
Vielleicht muss die christliche Kirche attraktiver werden, damit wir nicht von Moslems kassiert werden?
Vielleicht müssen wir demokratischer werden, damit die Systemgegner nicht überhand nehmen?
Das Bessere ist allemal der Feind des Guten.
Liebe Grüße,
Felix
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