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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 27.02.2010, 18:07   #1
Walther
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Fest.an.gestellt


Am Anfang war die Antwort auf die Frage:
Der Kreis ist rund, das Rechteck rundum eckig?
Du bist nicht sauber, Mist ist eben dreckig.
Und ich weiß nicht, was ich jetzt darauf sage.

Der Griff ins Klo, die Rubensdame schleckig:
Die Liebe und der Sex sind schon `ne Plage.
Wer nicht gewinnt, der führt dann meistens Klage:
Das Schnupftuch wird vom Rotz schnell furchtbar dreckig.

Die Antwort so wohlfeil wie Lästerlust:
Das Aufrechtgehen ist die hohe Kunst,
Gesoffen wird nicht nur aus Zorn und Frust.

Ich aber denke: Der hat keinen Dunst,
Warum die Chose hier nicht funktioniert!
Zum Glück wird Dummheit nirgends sanktioniert.
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Geändert von Walther (02.03.2010 um 13:31 Uhr)
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Alt 27.02.2010, 18:22   #2
Corazon
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Hallo Walther,

ich beginne jetzt langsam zu verstehen was Blaugold mir erklärt hat.
Dass Lyrik immer hochgestochen ist, dass Lyrik eine "kunstvolle" Zusammensetzung der Sätze ist, die den Text aus der reinen Regelschrift heraus- und hochhebt.
Tja, dass muss man erst mal können.
Alles andere hat nur entfernt oder gar nicht mit Lyrik zu tun. Dein Text sagt genau das aus. Und bestätigt Blattgolds Worte.
Da habe ich heute wirklich was gelernt. Sehr schön

Freundliche Grüsse

Corazon

Geändert von Corazon (27.02.2010 um 18:25 Uhr)
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Alt 27.02.2010, 19:13   #3
Walther
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Liebe Corazon,

Lyrik ist wie Dein Rattenspagat: Manchmal rattig, manchmal Spagat. Alles eine Frage des Betrachtungswinkels. Gelegentlich muß man mal etwas wagen, mit dem (ein)kalkulierten Risiko, dabei abzustürzen. Nur so kann man schließlich dazulernen.

Im Übrigen ist dieses Sonett durchaus nicht einfach "zusammengesetzt". Und man benötigt auch keinen Schlüssel für's Verstehen. Alles, was man braucht, steht da. Der Unterschied mag folgender sein: Manches ist für die schnelle Speise gedacht, für das Andere, dieses hier z.B., benötigt man evtl. Zeit, um den Inhalt auf sich wirken zu lassen.

Im Übrigen überschätze ich durchaus nicht die Begrenztheit meiner eigenen Fähigkeiten. Es gibt jedoch viele, die weder ihre eigenen noch die Grenzen des schlechten bzw. guten Geschmacks kennen.

LG W.
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Alt 27.02.2010, 19:23   #4
Corazon
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Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Es gibt jedoch viele, die weder ihre eigenen noch die Grenzen des schlechten bzw. guten Geschmacks kennen.
Hallo Walther,

ja, das ist das traurige. Du kennst deine Fähigkeiten, sicher auch deine Grenzen, die ich aber bei dir schon mal sehr hoch ansetzen würde.
Ich kenne auch meine Fähigkeiten und Grenzen, ja klar, da liegt die Latte nicht so hoch, aber ich kenne sie. Ich weiss aber auch, dass jeder bestimmte Dinge kann, die kein anderer kann. Ich auch.
Leider überschätzen viele ihre Fähigkeiten maßlos und sehen ihre Grenzen nicht. Resultat ist dann Peinlichkeit. Schade.

Gruss

Corazon
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Alt 28.02.2010, 16:49   #5
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Corazon,

es gibt durchaus Menschen, deren Fähigkeit, Eigenbild und Fremdbild in Übereinstimmung zu bringen, durch mangelnde Empathie unterausgeprägt ist. Es könnte durchaus sein, daß aktuell der eine oder die andere sich an den Rand dieser Forumsgruppe begibt. Wir sollten uns jedoch bitte darauf beschränken, Einschätzungen von Texten und nicht von Kommentaren aus anderen Fäden zu bearbeiten.

Es besteht in der Tat ein Bedarf an Sachlichkeit bei der Textarbeit, der über das hinaus geht, was ich gerade in meinem Faden lese. Ich jedenfalls will schreibtechnisch weiterkommen.

Bis dato habe ich noch keinen Hinweis von Dir erhalten, was rein sachlich an diesem Text auszusetzen ist, dabei ist es genau das, was mich interessiert, wenn ich einen Text hier einstelle. Alles andere interessiert mich eigentlich nur sehr begrenzt.

LG W.
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Alt 28.02.2010, 18:34   #6
Neil Olssen
Eiland-Dichter
 
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... der Anfang vom Anfang bei mir war, daß ich dachte, oh, interessant, weil "der Kreis ist rund, das Rechteck rundum eckig?" mich zu schnell in eine andere Richtung "erwarten" ließ. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie sehe ich die ganze Zeit die "Klofrau" vor sich hinblubbern ("ich kratz die Scheiße vonne Wände, drum bitt´ ich um ne kleene Spende") und hinfeudeln(Achso, "Und ich weiß nicht, was JETZT ICH darauf sage", vertauschen?, hab schon, klingt meine ich ein wenig "besser").
Weiter! O.k., Klofrau mag keine gefüllten Kondome, die irgendwo rum"hängen", keine vollgerotzten Taschentücher und schon gar keine Steh-"Pisser". Auf dem Klo ist alles egal, die "Putze" oder irgend einer wird´s schon richten. Das Wort "Chose", mmmhhh, weiß nicht, nur so´n Gefühl, gibt´s was anderes? Egal.
Naja, der Text war dann nach mehrmaligem Lesen auf seine eigene Art interessant, wobei ich immer noch grübele, wer hier über wen und was etwas "festgestellt" hat. Ein Gespräch mit der Klofrau beim Schlangestehen und Warten? Klo und Waschbecken bzw. die "Frage" an sich interessiert mich nur insofern, daß ich sie sauber halten, nicht "beantworten" muß.

Für meinen Eindruck vermischen sich "gehobene" Sprache, "normale" Sprache und "Slang" noch zu sehr, wobei in einem Gespräch das natürlich wieder erwünschenswert ist/sein kann. Ist es überhaupt ein Gespräch?

Aber letztendlich egal, denn wenn ich nächstes Mal irgendwo ne "Öffentliche" benutzen muß, denke ich a) garantiert an Dein Gedicht, b) ich versuche so "sauber" wie möglich mich/ihn (kleiner Scherz) zu bewegen und c) ich plausch ma mit ner Reinigungskraft (die sind doch eigentlich immer cool drauf).

Was ich aber gar nicht verstehe, ist: Trauer und Düsteres?

Sollte ich hier völlig vorbeigeschossen sein , tja, dann ist das so, aber zumindest sehe ich die öffentlichen Toiletten nicht mehr als Selbstverständlichkeit an, ist doch auch was ...

na das war mal was, es grüßt Neil Olssen ...
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Alt 03.03.2010, 19:07   #7
Walther
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Lb. Neil,

dieses Gedicht ist zuerst einmal in der Tat deshalb für mich spannend zu schreiben gewesen, da ich selten eine Übung quasi aus "Zettels Kasten" in ein Sonett packe. Meist ist das dann Vers libre und eher experimentell. Das Gedicht ist also quasi ein Experiment der etwas anderen Art.

Interessant sind Deine Assoziationen für mich, weil sie zeigen, daß die Zwischenräume, die dieses Lyrikformat schaffen kann, sich in der Tat interpretativ bzw. assoziativ füllen lassen. Also ist dieser Versuch, und das ist wirklich einer, vielleicht sogar ziemlich verrückter, durchaus nicht ganz daneben geraten.

Der Schlüssel steckt m.E. im Titel. Er lautet "Fest.an.gestellt". Folgen wir dem Herren (Arno Schmidt) über "Zettels Kasten", der hier ernsthaft bemüht wurde, dann steht hier in mehreren Dimensionen:

* fest.gestellt
* an.gestellt
* fest.an.gestellt

Die Punkte schaffen also die dritte Dimension im Text.

Nun wird sicherlich klarer, daß es sich hierbei um mehrere Dialoge handelt. Einer von ihnen könnte der Deine sein. Andere ergeben sich aus dem Titel und dem damit gekoppelten oder entkoppelten Inhalt. Mehr will ich aber nicht verraten, weil ich mit meiner Interpretation das Gedicht aller Interpretationsmöglichkeiten und Assoziationen berauben würde. Und genau das wäre leider das definitive Ende dieses Versuchs.

LG W.
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Geändert von Walther (03.03.2010 um 19:11 Uhr)
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Alt 03.03.2010, 19:53   #8
Dana
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Lieber Walther,

der Autor hat festgestellt, ist erst jemand angestellt uns später fest angestellt, dann steht mehr der "Ansteller" in der Pflicht, sich keine Blöße zu geben.
Das gibt es an vielen Stellen - man sieht und stellt sich doch an, weil ...

Man nehme einen Stammtisch. Es wird lauthals und parteilos über Politiker geschimpft. Sagst du einem, er hätte aber jenen gewählt, beginnt er sich zu verteidigen, weil die anderen noch schlimmer sind. Das nur als Beispiel unter vielen.

Dieses hier

Zitat:
Zitat von Walther
Die Antwort so wohlfeil wie Lästerlust:
Das Aufrechtgehen ist die hohe Kunst,
Gesoffen wird nicht nur aus Zorn und Frust.
ist für mich besonders aussagekräftig. Gesoffen wird nicht nur aus Zorn und Frust - nein, man redet sich im Suff auch etwas zurecht, bzw. schön.

Somit passt auch der Sprachmix zwischen gewählt und frivol sehr gut.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.03.2010, 18:41   #9
Walther
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Lb. Dana,

Du hast das Sarkastische im Text sehr schön aufgespürt, daher habe ich das mit dem "Schlüssel" ja auch verraten. Wer diesen Text mit der nötigen triefenden Ironie laut vorliest, erkennt einen Aspekt, den der glatte Text bei leisen Lesen eventuell nicht zeigt.

Gelegentlich bricht mit mir die unbändige Lust durch, die Sprache gegen den Strich zu bürsten und sie zu entlarven. Alle Sprache ist sehr verräterisch. Ebenso aber ist sie sehr verletzlich, wenn sie - als Waffe mißbraucht - entwertet wird.

Danke und Gruß

W.
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