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Alt 31.03.2013, 09:55   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Der alte Schulweg

Wieder geh nach manchem Jahr
ich den Weg zu jenem Orte,
da ich Kind und Schüler war,
und mir fehlen schier die Worte!

Ach, wie vieles ist vergangen,
ist versunken mit der Zeit,
da wir hier ins Leben drangen,
voller Zukunft und bereit.

Alles ist so fremd geworden,
will mir scheinen, wie verrufen,
und ein kalter Wind von Norden
geht mit mir die alten Stufen.

Manche großen Bäume fehlen,
jedes Haus sieht anders aus.
Was auch immer sie erzählen,
mir wird kein Erkennen draus.

Anders wirken nun die Gärten,
und so vieles ist verschwunden.
Meines alten Pfads Gefährten
hab ich nimmermehr gefunden.

Zwar die Straße folgt noch immer
ihrer sanften Beuge hier,
doch aus meines Herzens Zimmer
fällt kein Licht auf ihr Revier.

Nichts, was für mich Wärme hätte,
scheint mich hier noch zu begleiten,
keine alte Silhouette
aus den wohlvertrauten Zeiten.

Seufzend geh ich meiner Wege,
wie aus aller Welt entfernt,
und die Wünsche, die ich hege,
haben die Lektion gelernt:

Nur in uns noch leben Lieder,
die wir fröhlich einst gesungen.
Nichts bringt jene Tage wieder,
und die Echos sind verklungen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 02.04.2013, 14:48   #2
Panzerknacker
Mal lachend - mal traurig
 
Benutzerbild von Panzerknacker
 
Registriert seit: 13.02.2009
Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
Standard

Hallo Erich

uns alten Pennälern geht es doch allen so. Es ist daoch 50 und mehr oder weniger Jahre her. Da hat sich alles geändert. Nicht nur da. Wenn ich durch Ulm gehe, nix ist mehr wie früher. Wäre ja auch schlimm

schöne verträumte Grüße

der Knacki
__________________
Ich bin ein Niemand.
Niemand ist perfekt.
Also bin ich perfekt.
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Alt 02.04.2013, 23:31   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Opa Knack!

Du bringst es auf den Punkt!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 04.04.2013, 20:10   #4
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber eKy,

wohltuend melancholisch kommen deine Verse bei mir an. Meinen alten Schulweg gibt es fast nicht mehr, dort steht heute eine Tiefgarage.

Die Bilder des "Ganges" und das jeweilige Resümee können nicht schöner und stimmiger sein. Du hast nicht "gejammert", das hebt der Inhalt hervor. Das lyr. Ich hat für sich beobachtet und findet beim Leser eine ganz eigene Zustimmung, egal welcher Art die Veränderungen sind.

Das es so ist, gibt die letzte Strophe wieder:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Nur in uns noch leben Lieder,
die wir fröhlich einst gesungen.
Nichts bringt jene Tage wieder,
und die Echos sind verklungen.
Ich übe mich manchmal in "Erinnerungsbildern" und sehe meist die anderen. Mich selbst kann ich zwar über Fotos übertragen, aber ich agiere nur als Schatten.
Ich kann mich in Erinnerungen vertiefen und jene aufleben lassen. Dabei wird mir bewusst, dass das, was heute im Laufe des Tages geschehen ist, bereits in jene "Akte" gehört.
Über dieses Tempo sollte man vielleicht noch viel mehr nachdenken. Damit halten wir nichts auf, das ist mir schon klar. Im Gedicht darüber nach zu sinnen, ist ein Genuss.

Mit dicken Lobesgrüßen
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 04.04.2013, 20:28   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

vielen Dank für deine freundlichen Gedanken!

Als ich dies schrieb, erinnerte ich mich an selbige Begebenheit vor nun auch schon wieder vielen Jahren, als ich den alten Schulweg nochmals abging. Alles wirkte fremd, verblasst, abgelebter, vieles war verschwunden, anders bemalt, renoviert oder modernisiert, Gärten völlig umgestaltet, neue Häuser gebaut usw...selbst noch Vertrautes wirkte seltsam, da ich es war, der sich verändert hatte. Alles war irgendwie...kleiner, gewöhnlicher, wunderlos. Vielleicht, weil ich nun genauso war - innen drin. Das staunende, wunderselige Kind, für das jede Kleinigkeit am Wegesrand ein Erlebnis gewesen war, lebte nicht mehr....

LG, eKy
__________________
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