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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 15.04.2012, 18:01   #1
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard O,Stern

Für unsere Sünden
qualvoll gestorben
was hat sein Opfer gebracht
hat es unsere Welt
besser gemacht?

Er konnte das Unrecht
und das Leid dieser Welt
nicht er-tragen
wollte für uns
allem entsagen.

Einer allein
kann uns nicht retten
wir selber
müssen unsere Ketten
aus Habsucht, Gewalt und Ideologien
zerreißen
Verhältnisse und Verhaltensweisen
ändern
niemand
kann uns das abnehmen.

Seine Lehren
von Liebe und Frieden
vom Ende der Gewalt
gelten noch immer
werden wohl niemals alt.

So viel
hat er uns noch zu geben
doch eins kann er nicht
für uns sterben
und leben.

Geändert von wüstenvogel (28.04.2012 um 16:58 Uhr)
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Alt 27.04.2012, 22:44   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard

Hallo wüstenvogel,

der Prediger Jesus von Nazareth ist wohl kaum für "unsere Sünden" gestorben, sondern vielmehr für seine Überzeugung in den Tod gegangen.

Vielleicht aber war es auch ganz anders, denn im Nachhinein wird mancher zum Märtyrer gemacht, der den Mächtigen nicht in den Kram gepasst hat und aus dem Wege geräumt wurde.
Es ist ganz klar, daß er den orthodoxen Juden mit seinen Lehren ein Dorn im Auge war. Also lieferten sie ihn als Aufrührer an die Römer aus, die ihrerseits kein Interesse an Aufständen in ihren Provinzen hatten, so daß es ihnen auch völlig gleichgültig war, ob sie nun einen Schuldigen oder Unschuldigen hinrichten würden.

Ich wette mein letztes Hemd, daß Jesus, der Prediger, sich niemals als Auserwählten, als Heiland gesehen hat, sondern lediglich Reformen in die alten und angestaubten jüdischen Traditionen bringen wollte und zudem noch eine andere Absicht verfolgte (s.u.).

Was seine Anhänger dann daraus gemacht haben, das kann man ja heute noch allerorten sehen.
Das ist halt die biblische Geschichte.
Daran muss man glauben. Ich tue das jedenfalls nicht, sondern betrachte die Sache wesentlichen nüchterner.
Natürlich war seine Lehre gut gemeint, aber ob sie wirklich so bis in die heutige Zeit hinein richtig wieder gegeben wurde, wage ich zu bezweifeln.

Nun gut, wir wollen nicht über eine Legende diskutieren, denn dein Text geht ja darüber hinaus, und dort steht ja, daß einer alleine uns nicht retten kann.
Allerdings stellt sich hier die Frage, wovor und warum sollte irgendein Mensch überhaupt gerettet werden?

Sünden können es ja wohl nicht sein, die gibt es nicht, höchstens Verbrechen, denn die eigentliche Sünde liegt ja in der Nichtanerkennung der Ideologie, des Dogmas, sprich des Mythos und dem daraus resultierenden Handeln.

Verbrechen hingegen sind greifbar, sind weltlich, es sind Verstöße gegen die Gesetze, die unser gesellschaftliches Zusammenleben regeln und werden auch weltlich geahndet, sofern sie aufgedeckt werden.

Ob und was nach dem Tode geschieht, können wir definitiv nicht wissen, wir müssen den Worten glauben, die Menschen aufgeschrieben haben, die von ihrer eigenen Ideologie überzeugt waren, das waren ihre Ketten.
Den Jesus, den uns das neue Testament beschreibt, den hat es nie gegeben, den gibt es nicht und es wird ihn auch nie geben.

Die historische Person Jesus bezweifele ich nicht, auch nicht seine guten Absichten in einer Zeit, in der sein Volk unter Fremdherrschaft stand, doch die Absichten sind klar erkennbar.
Erst einmal bedurfte es im eigenen Volk eine Anhängerschaft zu schaffen, dann mussten diese sich ausbreiten und langsam den Besatzer unterwandern.
Und das ist ja auch gelungen, denn Konstantin der Große machte das Christentum erst zum Christentum und salonfähig, denn bis da gab es nur Christen, und in seinem von Unruhen gebeutelten römischen Imperium konnte er es sich nicht leisten, diese als Verbündete zu verlieren.
So wurde fix das Christentum erfunden und mit schönen Wundern und Mythen ausgekleidet, die man den damaligen Menschenmassen durchaus noch dank fehlender Bildung verkaufen konnte.

Das Ganze hat sich dann allmählich institutionalisiert und das weitere Werden mit all seinen schrecklichen Ereignissen, nur um ein Dogma, eine Ideologie durchzusetzen, brauchen wir hier nicht mehr weiter zu erwähnen.

Wenn der Prediger Jesus gewusst hätte, was in seinem Namen bis in die heutige Zeit hinein passiert ist, dann hätte er es sich vermutlich anders überlegt. Aber wer kann schon sein Handlungen in Bezug auf die Zukunft abschätzen?

Seine Lehren sind nicht die einzigen, die bis in die heutige Zeit hinein wirken, sie hat das Abendland geprägt, zweifelsohne, aber die Moral ist nicht alleine durch das Christentum gepachtet.
Mir bringt es nichts mehr, denn nach der Lektüre der einzig wirklichen Philosophen, gibt es andere ethische Grundsätze, die zu befolgen rein menschlichen Charakter besitzen und sich nicht auf Offenbarung höherer Wesen, die keine Menschen waren, gründet, die unserem Geschlecht Aufschluss über Sinn und Zweck unseres Daseins gegeben haben.

Das können wir nur selbst tun, und so steht es ja in deinem Gedicht und deshalb ist es ganz wichtig, daß sich die Menschen von allen bisherigen Ideologien, du schreibst es, Dogmen und Religionen endlich befreien, und sich auf die menschlichen Werte besinnen.

Metanoia ist der Anfang der öffentlichen Lehre Jesu. Denkt um!

Diese Aufforderung von Jesus von Nazareth im Evangelium nach Matthäus wird nicht korrekt und vorsätzlich falsch mit „Tut Buße!“ oder „Kehrt um!“ übersetzt.

Aber es hieß: Denkt um!

Und genau das ist die Eigenverantwortung im Menschen, die er angemahnt hat, genau wie es in deinem Text auch geschieht.


In diesem Sinne gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28.04.2012, 16:56   #3
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard O,Stern

Hallo Falderwald,

zunächst einmal vielen Dank für deine sehr ausführlichen Bemerkungen.

Im Großen und Ganzen sind wir uns einig, glaube ich.

Ob Jesus für unsere "Sünden" sterben sollte oder wollte oder nicht, kann heute niemand mehr beurteilen. Auf jeden Fall wäre es ein völlig sinnloses Menschenopfer gewesen. Darauf hinzuweisen ist eine Intention des Gedichts.

Er musste sterben, weil er den religiösen und ökonomischen (Tempelreinigung)
Interessen der jüdischen Oberschicht im Wege stand.

Ich teile auch deine Meinung, dass es so etwas wie eine "Erbsünde" nicht gibt - der Mensch ist von Natur aus weder gut noch böse - er entwickelt sich.

Was mich an dem (außergewöhnlichen) Menschen Jesus fasziniert, sind Teile seiner Lehre - vor allem, dass er das, was er "gepredigt" hat, auch umgesetzt hat (nach allem, was so überliefert wurde). Er hat das gelebt, was er gelehrt hat.
Beeindruckend finde ich die Szene im Garten Gethsemane, wo Jesus Gott darum bittet, ihn vor dem qualvollen Tod am Kreuz zu verschonen. Hier hat sich Jesus als Mensch mit all seinen Ängsten gezeigt.
Auch seine Botschaft von der Gewaltlosigkeit und der Nächstenliebe (bei der die Eigenliebe Voraussetzung ist) ist (noch) immer aktuell.

Es gibt auch andere außergewöhnliche Menschen, Denker, Philosophen, von denen wir viel lernen können. Für mich ist Jesus einer von ihnen.

Doch es liegt an uns, all die schönen Ideen und Vorstellungen umzusetzen -
das kann uns niemand abnehmen, keiner kann das stellvertretend für uns tun. Und die (ur)christlichen Lehren allein reichen dafür nicht aus - da hast du völlig recht.

Das "Umdenken" muss in ein "Umhandeln" münden,
dann brauchen wir (irgendwann) keine (Vor)Denker mehr
die uns "ihre" Wahrheit verkünden.

Auf Wiederlesen

Viele liebe Grüße

wüstenvogel
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