Gedichte-Eiland

Leier · 27.02.2009, 19:25

Schüttet nicht den roten Sand.
Schafft mir keinen großen Stein,
macht mir keinen rohen Rand
aus so frischgeschliffnem Klein.

Euch selbst flechtet all die Kränze,
schmückt daheim mit Flor und Blum,
was jetzt jenseits meiner Grenze
lockt mit Höhe und mit Ruhm.

Ich hab andren Grund gefunden.
Andre Tiefe. Andre Zeit.
Endlich darf ich jetzt gesunden
in der wahren Ewigkeit.

Erich Kykal · 03.03.2009, 14:22

Hi, cypi!

Erhebend! Gemessen an der Schmerzverliebtheit vieler deiner Werke so positiv und erfrischend lebensfroh! Gefällt mir außerordentlich!.... Dachte ich im ersten Moment, nur um dann zu gewahren: Hoppla, das klingt zwar irgendwie so frisch und froh, dabei geht's aber - brrr - um ein Grab!

S1Z4: "...frischgeschliffnem Klein." Was ist Klein? Kleinod? Kleinzeug? Da fehlt was irgendwie, und sei's nur eine Erklärung, was gemeint ist.

S3Z2: "Andre Höhe, andre Zeit!" Besser Komma, aber falls du den Punkt lässt: Abstand zu Höhe korrigieren!

Insgesamt eine Orgie der Wortkundigkeit, Wortgewalt und feinsinniger Sprachführung und Melodie. Vor allem die letzte Str. ist von nachgerade befreiender Schönheit. Da fürchtet man sich plötzlich eine kleine Weile nicht mehr vor dem Ende. Wer dies liest, MÖCHTE glauben, dass es weitergeht, schon allein, um den Autor von soviel Poesie nicht zu enttäuschen!

Sehr gern gelesen und beklugscheißert! LG, eKy

PS: Eine Schande, dass dieses Prunkstück noch niemand sonst kommentiert hat! Es hätte dutzende Kommis verdient, wie fast alle deine Arbeiten in letzter Zeit. Findet der Antiprofi!

Leier · 03.03.2009, 14:34

Lieber Erich Kykal,

"frischgeschliffnes Klein" sind fabrikfrische, kleingeschliffene Kiesel, sehr dekorativ als Grabumrandung und bei uns immer beliebter.
Das andre hab ich korrigiert.
Schön, daß Du das "Kleine" für wert hältst, kommentiert zu werden. Ich fürchte jedoch, daß meine doch recht altmodische Sprache vielen Dichtern hier nicht behagt.

Hab Dank, Du Lieber!

LG von
cyparis

Erich Kykal · 03.03.2009, 14:35

Ich bin nicht "andere Dichter", und mir gefällt sie SEHR!

LG, eKy

***Chavali*** · 05.03.2009, 10:41

Liebe cypi,

hier ist es ja wieder, dein Sand-und Stein-Gedicht

Es gefiel mir schon damals und so auch heute wieder.

DEIN Thema ist diesmal mit einem fast fröhlichen Fazit, das sehr interessant wirkt aufgrund der Schwere des Inhaltes.

Zitat:

Ich fürchte jedoch, daß meine doch recht altmodische Sprache vielen Dichtern hier nicht behagt.

Damit müssen wir leben.
Ich denke sogar, dass ein wenig ernsthaftere Gedichte generell nicht so gut ankommen

Schade eigentlich.

Lieben Gruß,
katzi

05.03.2009, 20:35

Liebe Cyparis
ja, es bedarf schon eines gewissen Alters und der damit verbundenen Einsicht, dass so vieles ohne Nutzen war und ist. Es gibt wichtigeres im Leben.
Sehr schön!!!
reinhard

Leier · 05.03.2009, 22:21

Lieber Erich Kykal,

das w e i ß ich!
Für die Betonung nochmals Dank!

Liebe Supikatzi,

also schick ich Dir den zweiten Dank, da Du mich schon einmal "grün" gelobt hattest.
Selbstverständlich müssen wir - auch auf einem Eiland - damit leben, daß unsere Sprache nicht in jeder Hütte goutiert wird.
D a s macht die Vielfalt aus.
Wofür ist ein Eiland da?

Lieber ReinArt,

ich glaube, wir kennen die Wichtigkeiten des Lebens und wissen darum.
"Einsicht"!
Hab Dank!

Euch einen lieben Spätabendgruß
von
cyparis

27.02.2009, 19:25	#1
Leier gesperrte Senorissima Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Pfalz Beiträge: 4.134	Sand und Stein Schüttet nicht den roten Sand. Schafft mir keinen großen Stein, macht mir keinen rohen Rand aus so frischgeschliffnem Klein. Euch selbst flechtet all die Kränze, schmückt daheim mit Flor und Blum, was jetzt jenseits meiner Grenze lockt mit Höhe und mit Ruhm. Ich hab andren Grund gefunden. Andre Tiefe. Andre Zeit. Endlich darf ich jetzt gesunden in der wahren Ewigkeit. Geändert von Leier (03.03.2009 um 14:29 Uhr)

03.03.2009, 14:22	#2
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, cypi! Erhebend! Gemessen an der Schmerzverliebtheit vieler deiner Werke so positiv und erfrischend lebensfroh! Gefällt mir außerordentlich!.... Dachte ich im ersten Moment, nur um dann zu gewahren: Hoppla, das klingt zwar irgendwie so frisch und froh, dabei geht's aber - brrr - um ein Grab! S1Z4: "...frischgeschliffnem Klein." Was ist Klein? Kleinod? Kleinzeug? Da fehlt was irgendwie, und sei's nur eine Erklärung, was gemeint ist. S3Z2: "Andre Höhe, andre Zeit!" Besser Komma, aber falls du den Punkt lässt: Abstand zu Höhe korrigieren! Insgesamt eine Orgie der Wortkundigkeit, Wortgewalt und feinsinniger Sprachführung und Melodie. Vor allem die letzte Str. ist von nachgerade befreiender Schönheit. Da fürchtet man sich plötzlich eine kleine Weile nicht mehr vor dem Ende. Wer dies liest, MÖCHTE glauben, dass es weitergeht, schon allein, um den Autor von soviel Poesie nicht zu enttäuschen! Sehr gern gelesen und beklugscheißert! LG, eKy PS: Eine Schande, dass dieses Prunkstück noch niemand sonst kommentiert hat! Es hätte dutzende Kommis verdient, wie fast alle deine Arbeiten in letzter Zeit. Findet der Antiprofi! __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

03.03.2009, 14:35	#4
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Ich bin nicht "andere Dichter", und mir gefällt sie SEHR! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

03.03.2009, 14:34	#3
Leier gesperrte Senorissima Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Pfalz Beiträge: 4.134	Lieber Erich Kykal, "frischgeschliffnes Klein" sind fabrikfrische, kleingeschliffene Kiesel, sehr dekorativ als Grabumrandung und bei uns immer beliebter. Das andre hab ich korrigiert. Schön, daß Du das "Kleine" für wert hältst, kommentiert zu werden. Ich fürchte jedoch, daß meine doch recht altmodische Sprache vielen Dichtern hier nicht behagt. Hab Dank, Du Lieber! LG von cyparis

05.03.2009, 20:35	#6
ReinART Gast Beiträge: n/a	Liebe Cyparis ja, es bedarf schon eines gewissen Alters und der damit verbundenen Einsicht, dass so vieles ohne Nutzen war und ist. Es gibt wichtigeres im Leben. Sehr schön!!! reinhard

05.03.2009, 22:21	#7
Leier gesperrte Senorissima Registriert seit: 07.02.2009 Ort: Pfalz Beiträge: 4.134	Lieber Erich Kykal, das w e i ß ich! Für die Betonung nochmals Dank! Liebe Supikatzi, also schick ich Dir den zweiten Dank, da Du mich schon einmal "grün" gelobt hattest. Selbstverständlich müssen wir - auch auf einem Eiland - damit leben, daß unsere Sprache nicht in jeder Hütte goutiert wird. D a s macht die Vielfalt aus. Wofür ist ein Eiland da? Lieber ReinArt, ich glaube, wir kennen die Wichtigkeiten des Lebens und wissen darum. "Einsicht"! Hab Dank! Euch einen lieben Spätabendgruß von cyparis

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)