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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 31.08.2015, 23:08   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
Standard Gekappte Fäden

Es war ein Freund, der gab sich immer offen,
fand nie ein ehrliches, erklärtes Wort.
Er schwieg zu allen Dingen immerfort,
die ihn gestört, als würde er noch hoffen,

dass andere Gedanken lesen würden
und wüssten um den Tort, der ihn befiel.
Doch endlich wurde es für ihn zuviel:
Er strampelte sich frei von allen Bürden,

indem er jenem schrieb, was ihn verletze,
und sagte jäh sich von dem Menschen los,
der bislang dachte, dass sein Freund ihn schätze.

So fallen alle Fäden nackt und bloß,
zerrissen und gekränkt aus kalten Händen.
Auch so lässt sich ein Lebensteil beenden.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (31.08.2015 um 23:24 Uhr)
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Alt 02.09.2015, 20:07   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

das geht unter die Haut.

Sind jene Fäden einmal gekappt, bekommt der Freund auch eine Chance für sich.
Jede Traurigkeit und jeder Schmerz tragen Positives. Dies zu erkennen dauert manchmal.
Erinnert mich auch an das Sprichwort: Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Ich habe dieses Sonett mehrmals berührt, bewegt gelesen und mich darin auch gefunden.
Solche Freundschaften gibt es viele und oft sind sie zeitlich weit gedehnt. Als hätte man Freundschaft falsch verstanden oder nie wirklich gelebt. Als hätte man erst beim "Kappen" gelernt, was Freundschaft bedeutet.

Für mich ein ganz großes Sonett, das nachwirkt.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.09.2015, 20:49   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Lieber eKy :)

Mehrfach habe ich dein Sonett gelesen. Und meine Gedanken gingen hin zu Freunden, die ich im Laufe meines Lebens schon verloren habe. Manchmal war es ein böses Wort, manchmal die Entfernung, manchmal hat man sich einfach auseinandergelebt. Ich mag keine Schuldfrage, weil sie verletzt. Aber das ist nur ein Teil des Lebenspuzzles....

Dein Gedicht berührt, es transportiert die Hilflosigkeit, die bleibt, wenn eine gute Freundschaft zu Ende geht.

Sehr gerne gelesen und kommentiert.

Liebe Grüße sy
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Alt 12.09.2015, 20:31   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Standard

Servus Erich,

wunderbar beschrieben, genau so habe ich das auch schon erlebt, deshalb kann ich das auch gut nachempfinden.

Die Crux bei der Sache ist immer die, dass derjenige, der Gefühle besitzt und offenbart, auch durch diese besonders verletzlich wird, denn eigentlich hegt man gegenüber der entsprechenden Zielperson ja keine bösen Gedanken, man will ihr nicht wehtun.
So ist man ihr bei Angriffen, Verrat oder Betrug auch oftmals schutzlos ausgeliefert.

So kann ich den Protagonisten auch sehr gut verstehen und ihm zum Trost nur sagen, dass die Zeit alle Wunden heilt. Man kommt darüber hinweg, auch wenn es wieder mal ein herber Rückschlag war.


In diesem Sinne gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 13.09.2015, 01:31   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
Standard

Hi, ihr drei!

Vielen Dank für eure einfühlsamen und ermutigenden Kommentare!

Auch ich mag keine Schuldzuweisungen. Die Personen, die mit mir brachen und seither schweigen, mögen aus ihrer Sicht gute Gründe für ihr Handeln gehabt haben.
Aus meiner Sicht sind es Überreaktionen auf etwas, das ich nur vermuten kann, aber nie so gravierend eingeschätzt hätte.

Mich einfach aus ihrem Leben zu werfen und zu schweigen, ist jedenfalls keine Art einem (behaupteten) Freund gegenüber! Der hätte zumindest eine Chance zu Erklärung, Aussprache oder zumindest Entschuldigung verdient.

Eine der Personen erklärte sich zwar nach mehrmaliger Nachfrage, allerdings recht allgemein gehalten und ruppig, so als hätte ich in ihren Augen gar keine Gefühle, die verletzt werden könnten.
Sie lobte zwar meine "Kunst", verwarf mich aber als Mensch, da "mein so noch nicht erlebter Egoismus und meine mangelnde Empathie für sie unerträglich seien." Als ob so ein Verhalten nicht egoistisch wäre!!!
Auch einige meiner Hobbies wurden in diesem Zusammenhang gegen mich verwendet, wie mein Faible für historische Panzer und meine (bescheidene) Sammlung mittelalterlicher Waffen.
Bei der anderen Person kann ich die Ursachen bloß mutmaßen, und was ich mitmaße, lässt mich eben an heillose Überreaktion oder schlichte Fehlinterpretation meines Verhaltens denken.

Wie auch immer - ich habe diese beiden aus meinem Leben gestrichen. So ein feiges Verhalten finde ich untragbar: Mir gegenüber nach der Sache, die mir da noch nicht mal auffiel, weiterhin bemüht freundlich zu tun, bis ich weg bin, ohne was zu sagen oder das Problem anzusprechen, und hinterher einfach zu schweigen und mich auflaufen zu lassen.
Ich wurde ohne Verhandlung verurteilt, ohne Chance auf Rechtfertigung oder Erklärung. So sollte es nicht sein. Wer so handelt, hat kein Vertrauen verdient, und ich werde diesen Menschen mit Sicherheit nicht noch einmal die Chance geben, mich zu verletzen!

LG, eKy
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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