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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 15.12.2011, 15:13   #1
Timo
nach vorn sehen und nicht
 
Registriert seit: 07.12.2011
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Standard Schneebedeckte Felder

schau die schneebedeckten Felder
weiß so weit
das Auge reicht
überall liegt noch verborgen
Leben was sich bald uns zeigt

noch ist es nicht abzusehen
was der Winter alles bringt
wenn dann abends wir nach Hause gehen
man sich auf das Christkind besinnt.

neue Version
noch ist es nicht abzusehen
was der Winter alles bringt,
wenn wir abends dann nach Hause gehen
man sich auf das Chrstuskind besinnt.

@ Timo - Brian
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Nach vorn sehen und nicht zurück!

Geändert von Timo (21.12.2011 um 08:28 Uhr)
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Alt 19.12.2011, 18:25   #2
Stimme der Zeit
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Hallo, Timo,

ein Gedicht, das mich an meine Spaziergänge letztes Jahr erinnert. Dieses Jahr lässt uns der Winter bislang ja eher "im Stich", denn von Schnee kann vielerorts nicht die Rede sein. Was ich immer wieder sehr schade finde, auch wenn Schneefall immer wieder zu Behinderungen im Straßenverkehr führt - so ein Spaziergang über Wiesen und Felder, die unter einer dicken Schneedecke liegen, das ist etwas wirklich Schönes. Ganz besonders, wenn die Sonne scheint und die Eiskristalle des Schnees zum Glitzern bringt.

Und es stimmt, unter der Schneedecke liegt "das Leben verborgen" und "schläft" dem nächsten Frühling entgegen.

Ich kann nicht sagen, ob ich mich irre (möglich ist es), aber mir scheint die zweite Strophe inhaltlich der ersten "entgegengesetzt" zu sein. Während Strophe 1, besonders durch das auffordernde "Schau" die "schöne Seite" des Winters (und des Schnees) zeigt, spricht für mich Strophe 2 vom "Rückzug". Der "eisige Hauch des Windes" und das "frierende Nach-Hause-gehen" klingen für mich ganz danach, als ob der Winter, trotz seiner Schönheit auch eine "bedrohliche" Seite hat. Der letzte Vers fällt auch "klanglich" aus dem Rahmen.

Wenn ich mir die Vokale in den Endreimen betrachte, dann sieht es so aus:

e-e
ei
ei
o-e
ei

a-e
au
au-e
a-i

Da dein Gedicht keine Endreime hat, übt die Vokalisation hier eine starke Wirkung aus. Der erste Vers in Strophe 2 wirkt wie eine "Überleitung" zu einem "anderen Tonfall", der sich dann im letzten Vers besonders "verdeutlicht".

Das ist gut gemacht!

Ich möchte lediglich erwähnen, dass die Interpunktion nicht stimmig ist. Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie ganz zu entfernen oder die fehlenden Zeichen zu setzen. Das ist natürlich reine "Geschmackssache", nur "schmälert" leider die "teilweise" Interpunktion ein wenig die "Wirkung" des Gedichts.

Zitat:
Schau, die schneebedeckten Felder,
weiß, so weit
das Auge reicht.
Überall liegt noch verborgen,
Leben, was sich bald uns zeigt.

Jetzt erglühen Eiskristalle
in des Windes eis'gem Hauch;
frierend gehen wir nach Hause,
setzen uns an den Kamin.
Zitat:
schau die schneebedeckten felder
weiß so weit
das auge reicht
überall liegt noch verborgen
leben was sich bald uns zeigt

jetzt erglühen eiskristalle
in des windes eis'gem hauch
frierend gehen wir nach hause
setzen uns an den kamin
Noch ein Tipp: Du verwendet hier bei "eis´gem" den "accent aigu", was ein Betonungszeichen ist - der "richtige" Apostroph findet sich rechts, über dem Rautezeichen (# '). Dann entsteht auch kein so großer Abstand zwischen den Buchstaben. Allerdings benötigen Elisionen (Wortverkürzungen) seit der Rechtschreibreform keine Apostrophe mehr, außer, das Wort "es" wird verkürzt. Das nur als Hinweis.

Wie du siehst, hat jede der beiden Varianten, die ich oben angeführt habe, ihre "eigene Wirkung". Ich finde, dass ein Gedicht sich nur dann "wirklich entfalten" kann, wenn es einheitlich ist - also entweder vollständige Interpunktion mit Groß- und Kleinschreibung oder überhaupt keine Satzzeichen, dafür dann aber auch konsequent in Kleinschreibung. Was "dazwischen" liegt, neigt leider dazu, "uneinheitlich (ungeordnet)" zu wirken.

Meine Hinweise sollen allerdings nur erklären, es liegt mir selbstverständlich absolut fern, dir meine Ansichten "aufzudrängen", also bitte nicht falsch verstehen! Ich wollte nur veranschaulichen, dass Satzzeichen und Groß-/Kleinschreibung in ihrer Wirkung häufig "unterschätzt" werden - beispielsweise wird die zweite Variante wesentlich schneller gelesen, stimmt's? Man kann mit diesen Mitteln viel "Wirkung" erzielen und sowohl Lesegeschwindigkeit als auch den "Leserhythmus" (z. B. gezieltes Setzen von (Lese)Pausen) "steuern" - mit besonders starker Wirkung in Freien Versen.

Gerne gelesen und kommentiert!

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 20.12.2011, 18:02   #3
Timo
nach vorn sehen und nicht
 
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Hallo Stimme der Zeit,
du bist mir ein wirklicher Helfer und ich schätze deine Detailarbeit sehr, denn es zeigt mir manche Fehler, die ich hoffentlich mit der neuen Form geändert habe.
Ich habe es auch als Reim geendet.
Wie siehst du die neue Variante? Vielleicht schreibst du mir noch einmal?
Herzlichst
Timo
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Alt 20.12.2011, 19:33   #4
Stimme der Zeit
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Guten Abend, Timo,

ich danke dir für ein Kompliment. Natürlich melde ich mich gerne noch einmal.

Als ich vor einigen Monaten hierher auf das Eiland fand, bekam ich selbst viel Hilfe durch konstruktive Kritik. Daher gebe ich das auch sehr gerne "weiter".

Ein Hinweis von mir: Wenn du größere Änderungen in deinen Gedichten vornimmst, ist es für Leser sehr hilfreich, wenn die "alte" und "neue" Version gemeinsam zu sehen sind. Das macht es wesentlich leichter, die Änderungen "nachzuvollziehen". Das aber nur am Rande, vielleicht für künftige "Fälle".

Strophe 2 übt jetzt eine ganz andere Wirkung auf mich aus. Was zuvor eine "Gegensätzlichkeit" darstellte, scheint jetzt mehr eine "Weiterführung" zu sein, eher friedvoll - auch mit dem Hinweis auf eine Zeit der "Besinnung". Etwas ganz anderes, aber interessant.

Durch den Verzicht auf Interpunktionszeichen bilden die einzelnen Verse jetzt auch so etwas wie "einzelne Sinneinheiten", was ich gut finde. Der Punkt am Ende des Gedichts ist völlig in Ordnung so, denn er "markiert" den Abschluss.

Ich zeige dir noch etwas auf:

Zitat:
schau die schneebedeckten Felder
weiß so weit
das Auge reicht
überall liegt noch verborgen
Leben was sich bald uns zeigt

XxXxXxXx
XxX
xXxX
XxXxXxXx
XxXxXxX

Das sind Trochäische Verse, mit Ausnahme von Vers 3. Da aber Vers 2 mit einer betonten Silbe endet (X), kann ich Vers 3 ohne Probleme rhythmisch "weiterlesen", denn Vers 2 und 3 könnten auch als ein Vers geschrieben werden. Das erkläre ich nur, um kenntlich zu machen, dass hier der Rhythmus "fließt" und ich deshalb auch nirgends "stolpere".

noch ist es nicht abzusehen
was der Winter alles bringt
wenn dann abends wir nach Hause gehen
man sich auf das Christkind besinnt.

XxXxXxXx
XxXxXxX
XxXxXxXxXx
XxXxXxxX

Siehst du im letzten Vers den einen daktylischen Versfuß? Christkind Xx und besinnt xX. Das ist eine kleine "Stolperstelle" im Rhythmus.
Wenn du erlaubst, würde ich gerne einen Vorschlag machen:

Zitat:
wenn wir abends dann nach Hause gehen - so wäre auch die Inversion behoben
man sich auf das Christuskind besinnt. - XxXxXxXxX
Jetzt ist die Inversion (falsche Stellung der Worte) behoben und es liegen nun "...kind" und "...sinnt" beide auf einer Hebung - ein zusätzlicher Binnenreim, der dem Schlusspunkt noch einen "Ausklang" verleiht. Zwei kleine Änderungen, aber sehr wirksam.

Was meinst du dazu?

Ansonsten gefällt mir die neue Fassung besser als die vorhergehende, obwohl ich ja nicht sage, dass diese nicht gut gewesen wäre! Aber die neue Variante fügt sich gerade mit ihrer "Stimmung" sehr gut in die (Vor)Weihnachtszeit ein, auch unterstützt durch die "hellen" Vokale e/i/e/i und den alternierenden Wechsel der Kadenzen. (Ich weiß nicht, inwieweit du dich auskennst: Die Verse enden unbetont/betont/unbetont/betont. Auch das ergibt einen "Rhythmus", und alternierend bedeutet "gleichmäßig abwechselnd".)

Auch zum zweiten Mal: Gerne gelesen und kommentiert!

Liebe Grüße

Stimme
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Alt 21.12.2011, 08:37   #5
Timo
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Beiträge: 265
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Hallo Stimme der Zeit,
ich habe wenig Ahnung von Hebung der Silben, schreibe nach eigenem Empfinden auch mit einzelnen Darstellungen kann ich wenig anfangen. Natürlich habe ich mich belesen, doch ich kann damit nicht viel anfangen.
Sicherlich bin ich hier um zu lernen und bin für jeden Hinweis dankbar. Besonders, weil auch du hier mir hilfreich unter die Arme greifst.
Vielen Dank für deine Hinweise, ich habe es geändert und finde es jetzt auch besser.
Herzlichst
Timo
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Alt 21.12.2011, 08:43   #6
Chavali
ADäquat
 
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Lieber Timo,

ich habe größte Hochachtung vor deiner Geduld, noch immer etwas zu verändern und mit den
Kommentatoren einen Dialog zu führen.
Das habe ich besonders hier verfolgt und finde es großartig, wie du an dem kleinen, aber feinen Text
zusammen mit Stimme gebastelt hast.

Ich hätte diesen Text noch einmal anders durcheinanderwirbeln können, was Satzbau und Form betrifft,
aber das brauchts jetzt nicht mehr.
So, wie du ihn geschrieben hast, ists ok.
Sicher, Veränderungen oder auch Verbesserungen kann man jedem Text angedeihen lassen,
aber es ist oft nicht unbedingt nötig

Ich schaue auf dein schneebedecktes Feld und erfreue mich an der Ruhe, die es ausstrahlt.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 21.12.2011, 08:50   #7
Timo
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Hallo Chavali,
deshalb bin ich hier, damit durch den Dialog manches von mir erkannt wird und ich es dann, zu meiner eigenen Zufriedenheit, ändere.
Dir danke ich für deine Zeilen, die mir gut tun.
Herzlichst
Timo
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