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Alt 16.10.2015, 18:15   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard Das Dichtertreffen und danach

Einstmals trafen sich die Dichter
hier und dort beim kühlen Wein,
schauten sich in die Gesichter,
geschworen Treue Stein und Bein.

Aßen von dem süßen Kuchen,
lachten und versprachen sich
Wiedersehen zu versuchen.
Es folgte ein Gedankenstrich.

Heimlich fanden sich die Grüppchen,
einer stach den andern aus,
köchelten ihr eignes Süppchen:
zum gegenseitigen Applaus.

Ehrlichkeit sucht man vergebens,
in die Augen schaut man nicht,
nur der Anerkennung Strebens -
deswegen lobt man Gegenlicht.

Bleiben uns nur diese Worte,
wenn wir einmal nicht mehr sind;
schreiten durch die dunkle Pforte,
so rein und wortlos wie ein Kind.
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 16.10.2015, 18:37   #2
ginTon
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 14.02.2009
Ort: Mainz
Beiträge: 12.416
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Standard

Hi chavilein...

interessantes Gedicht mit sehr nachdenklichem Inhalt. Selbst die von allen so
hoch gelobten Dichter, mit ihren leicht dahinschwingenden Idealen etc.pp
beugen sich irgendwann einer Gruppendynamik.

Eine Frage vorab, die letzte Zeile jeder Strophe wurde schon mit Absicht
jambisch geschrieben? Also wie so eine Art Nachhall o.ä...Ich frage, weil ich
persönlich schon einige Änderungen an dem Werk vornehmen würde und
sollte diese Zeile so von dir gedacht worden sein, könnte man diese auch
als Waise abgrenzen o.ä. Ich frage aber vorher, damit die Vorschläge auch
iwie schlüssig der Vorlage folgen.

liebe Grüße gin
__________________
© Bilder by ginton

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Nietzsche)

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


nichts bleibt, nichts ist abgeschlossen und nichts ist perfekt... (Wabi-Sabi)
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Alt 16.10.2015, 18:44   #3
falscher Denker
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 22.03.2009
Ort: Ein Ort auf Zeit und mit Herz
Beiträge: 107
Standard

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
Einstmals trafen sich die Dichter
hier und dort beim kühlen Wein,
schauten sich in die Gesichter,
geschworen Treue Stein und Bein.
Ein Bestreben das eine Gruppe zusammen bringt, im Stand und in der Bewegung. Zumindest auf den ersten Blick.

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
E
Aßen von dem süßen Kuchen,
lachten und versprachen sich
Wiedersehen zu versuchen.
Es folgte ein Gedankenstrich.
Sorglos, den es funktioniert, die ersten Worte sind geschrieben, bleiben so stehen, das Gesagte wirkte vereint. Doch haben wir Menschen diese Eigenheit, eben ein Bestreben und Grübeln, von gesund bis ungesund, von der gewünschten Norm bis zum unteren Durchschnitt. Eben bewegte Verschiedenheit.

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
E
Heimlich fanden sich die Grüppchen,
einer stach den andern aus,
köchelten ihr eignes Süppchen:
zum gegenseitigen Applaus.
Worte wurden zum Stellungsaufbau. Rang und Name wurden gelobt und Leistung bewundernd gezeigt. Die Worte, so unschuldig sie auch im Einzelnen sind, können Zutaten sein für ungeahnte Schärfe.


Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
E
Ehrlichkeit sucht man vergebens,
in die Augen schaut man nicht,
nur der Anerkennung Strebens -
deswegen lobt man Gegenlicht.
Wenn Licht auf Licht trifft wird es hell und die Schatten verschwinden. Doch sind sie dann nur ungesehen. Kritik wird mit Lob verwischt, die Augen als Fenster, schwer zu schließen bis ins Innerste, werden gemieden. Aus gut gemeintem wird es plötzlich irgendwie unsauber.

Zitat:
Zitat von Chavali Beitrag anzeigen
E
Bleiben uns nur diese Worte,
wenn wir einmal nicht mehr sind;
schreiten durch die dunkle Pforte,
so rein und wortlos wie ein Kind.
Das ehrlichste an einen Werk ist das Werk selbst und nicht deren Autor/in.
Ein Werk steht immer erst einmal alleine mit seiner Geburt, dem Grund des Schreibens. Manches wird durch erklären unsauber, wenn nicht ehrlich gemeint. Wenn man sich messen muss, statt innezuhalten. Am Ende bleibt das Werk. Wie es immer da stand. Am Anfang. Mit Zauber gespickt.
Für den einen schön, den anderen unsauber, inhaltlich klar oder ausbaubar, eben je nach Mitredner, Leser und Kenner. Das macht Worte lebendig, angreifbar





f.D.

Geändert von falscher Denker (16.10.2015 um 18:46 Uhr)
falscher Denker ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2015, 21:33   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
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Hi ginnie,
Zitat:
Eine Frage vorab, die letzte Zeile jeder Strophe wurde schon mit Absicht
jambisch geschrieben?
ja, das war Absicht, ich mag diesen Rhythmuswechsel, der Lebendigkeit in ein gleichföriges Metrum bringt.
Zitat:
Ich frage, weil ich
persönlich schon einige Änderungen an dem Werk vornehmen würde
das kannst du gerne machen, schaun mer mal, was dabei herauskommt

Hallo Denkerlein,

schön, dich mal wieder zu treffen
Du hast eine interessante Interpretation geliefert! Gefällt mir.


Danke euch beiden!
Liebe Grüße,
Chavali


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