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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 07.05.2012, 16:22   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Standard Resignation

Wie so oft beim Wieder-mal-Versuchen,
mit Gedanken diese Welt nun endlich zu durchdringen,
will es mir nicht einmal bis zum Fenster hin gelingen,
und mir bleibt nur klaustrophobes Fluchen.

Eingesperrt in eigenes Versagen
ringe ich verzweifelt nach Verständnis für das Leben.
Will mir dann kein Ratschlag, keine Droge Hoffnung geben,
hospitalisiere ich mein Klagen.

Sacht, als wollt ich einen Säugling wiegen,
schaukle ich mein Unvermögen in die Somnolenz,
in das scheinbar Unerforschte meiner Existenz,
wo des Geistes leere Hülsen liegen.

Wie das Kind im Schlaf versinkt das Fragen
in ein sorgenloses Nichts von tiefer Apathie.
Alles Phantasieren, alles Glauben half mir nie,
Grenzen des Verstandes zu ertragen.

Geändert von Galapapa (15.05.2012 um 13:50 Uhr)
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Alt 07.05.2012, 19:21   #2
fee
asphaltwaldwesen
 
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ein sehr starker text, lieber galapapa!


ich weiß genau, worüber lyrIch da klagt. "die grenzen des verstandes" ertragen grade die am schlechtesten, die stets noch weiter darüberhinaus möchten - auf der suche nach begreifen, getrieben von diesem drang, zu verstehen.

dass der text sprachlich andeutet, dass lyrIchs verstand ohnehin schon einen ziemlich weiten horizont überblickt, finde ich sehr stimmig. es ist die botschaft des "ich weiß, dass ich nichts weiß", die hier zwischen den zeilen schwingt und sehr glaubhaft auch mich als leser die beklemmung angesichts der gespürten "begrenzungen" empfinden lässt.

gefällt mir sehr gut!


lieber gruß,

fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (08.05.2012 um 09:26 Uhr)
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Alt 08.05.2012, 09:16   #3
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe fee,
für Dein ermutigendes Lob danke ich Dir herzlich!
Gefreut habe ich mich auch darüber, dass meine Botschaft offensichtlich erkennbar ist, denn das war mir hier sehr wichtig.
Darüber hinaus sollte der Text auch zeigen, dass es Möglichkeiten einer Lösung dieses Problemes geben könnte.
Wir lassen unsere Leben auf einem Tsunami des "Immer-noch-mehr" treiben und sind dabei im Begriff zu übersehen, dass wir mit "Zufreidensein" nicht nur dem Glück viel näher kommen, sondern auch die Ruhe erreichen können um uns selbst und dem Sinn unseres Daseins etwas näher zu kommen.
Danke fürs Lesen und Kommentieren!
Mit lieben Grüßen!
Galapapa
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Alt 08.05.2012, 20:52   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber Galapapa,

die Botschaft kommt allzu klar herüber - fast könnte man darüber traurig werden.
Ich bin gedanklich noch in "Sackgasse" und darf hier die Verzweiflung der "Reise" erkennen.

Wie fee schon sagte - ein starker Text in faszinierender Lyrik.

Nach diesen beiden neuen Gedichten von dir mache ich einen Schlenker zur eigenen Version:

So "sang- und klanglos" kann das Ganze nicht sein. Wir scheitern nur daran, dass wir wissen, nichts zu wissen. Vielleicht liegt darin ein Sinn. Das "Aha-Erlebnis" kommt noch - wenn wir im "angenommenen Nichts" landen.
(Ich will, dass es so ist, sonst halte ich es nicht aus.)

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 09.05.2012, 07:08   #5
Galapapa
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Liebe Dana,
vielen Dank fürs Lob und Deinen Kommentar.
Gewiss, auch dies ist eine Sackgasse, in die jeder Denkende hineinläuft, aber genauso wie Resignation auch positiv gesehen werden kann als demütges Erkennen, als Ergeben in sein Schicksal, so kann man aus der Erkenntnis hier eine Menge Hoffnung schöpfen.
Man verzeihe mir wenn ich sogar sage: Diese Hoffnung auf etwas, was ich nicht begreife und weiß ist mindestens genauso viel wert, wie die Hoffnung auf die Erfüllung eines Glaubens, für den mir die echten Beweise fehlen.
Warum also die eigenen Grenzen überschreiten wollen? Warum immer mehr zu wollen, als möglich ist.
Ich befürchte, dass unser ganzes Gesellschaftssystem eines Tages zusammenbrechen wird, wenn wir nicht endlich erkennen, dass wir nicht nach immer mehr suchen dürfen, sondern uns endlich auf den Weg machen, einen anderen Weg zu finden, neue Ziele, an denen sich unser Wirschaften und Zusammenleben orientiert.
Zitat:
Wir scheitern nur daran, dass wir wissen, nichts zu wissen. Vielleicht liegt darin ein Sinn.
Da, meine ich, bist Du genau auf dem richtigen Weg, liebe Dana.
Nochmals danke und liebe Grüße aus dem schwarzen Maiwald!
Galapapa
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Alt 13.05.2012, 19:29   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Charly!

"...beim Wieder-mal-Versuchen" - Das "beim" bezeichnet die Gesamtheit der 3 mit Bindestrichen verbundenen Wörter als Subsatantiv, daher das "Wieder" vorn groß. Das "Versuchen" ist hauptwörtlich gebraucht, daher ebenfalls groß.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 13.05.2012, 23:40   #7
Galapapa
Galapapa
 
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Hallo Erich,
danke! Natürlich hast Du Recht.
Ich hab's verbessert.
Da hab ich was dazu gelernt.
Herzlichen Gruß!
Galapapa
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Alt 14.05.2012, 08:23   #8
Chavali
ADäquat
 
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Lieber Galapa,

auch ich empfinde diesen Text als eine sehr starke Aussage.
Wollen wir wirklich alles bis ins Kleinste wissen?
Ich gebe zu, oft reizt es und manchmal wär ich froh, nichts wissen zu wollen...

Für die letzte Strophe
Zitat:
Wie das Kind im Schlaf versinkt das Fragen
in ein sorgenloses Nichts von tiefer Apathie.
Alles Phantasieren, alles Glauben half mir nie
Grenzen des Verstandes zu ertragen.
hätte ich einen Vorschlag:

Wie das Kind im Schlaf versinkt das Fragen
in ein sorgenloses Nichts von tiefer Apathie.
Alles Phantasieren, alles Glauben half mir nie, >>>Komma hinter nie
die Grenzen des Verstandes zu ertragen. >>> die am Zeilenanfang einfügen, wirkt harmonischer im Klang


Gutes, interessantes und ausdrucksstarkes Werk!

Lieben Gruß,
Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.05.2012, 13:49   #9
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Chavali,
danke für Deinen lobenden Kommentar!
Danke auch für Deinen Vorschlag; Deine Begründung dafür habe ich verstanden.
Allerdings würde ein "die" vor dem letzten Vers diesen als einzigen in seiner Betonung am Versanfang verändern.
Alle Versanfänge sind betont, das "die" wäre unbetont, d.h. der Takt würde an dieser Stelle gändert.
Das mag Dir nun ein wenig pedantisch vorkommen, aber ich achte da sehr auf den Gleichklang der Verse um ein gefälliges Lesen zu ermöglichen.
Ein Kompromiss wäre, das von Dir vorgeschlagene Komma zu setzen, obwohl es glaube ich nicht hingehört. (Da müsste man Erich fragen, der ist für mich Experte in Rechtschreibung und Zeichensetzung.)
Das Komma bewirkt, dass man willkürlich eine Pause macht und der Übergang nicht mehr als Stockung empfunden wird.
Ich werde aber auch nochmals darüber nachdenken, ob eine Umformulierung helfen kann.
Wie auch immer, danke für Deine Anregung und herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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