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Alt 11.11.2019, 10:20   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard Am Scheideweg



Am Scheideweg


Ich habe recht, ich habe immer recht,
und hab ich mal nicht recht, dann ist das schlecht,
dann stampf ich trotzig auf mit beiden Beinen,
da können alle meinen, was sie meinen,
nur meine subjektive Welt ist echt.

Ich bin verletzt, ich bin zutiefst verletzt,
verlassen mich doch gar schon Freunde jetzt,
sie könnten es in meine Richtung lenken,
doch scheinen sie nur noch an sich zu denken,
selbst sie sind mit der Einfalt jetzt vernetzt.

Die Welt ist dumm, die Welt ist wirklich dumm,
sie schauen nur und bleiben alle stumm,
so wird, ein jeder macht sich das zu eigen,
die individuelle Welt sich zeigen,
doch bleibt die Weltsicht auf dem Erdball krumm.

Es ist verrückt, es ist wie stets verrückt,
das Sein hat sich mit Glück und Leid geschmückt,
ein jeder muss die Wege selber gehen,
egal wie rau die Winde dort auch wehen,
nur selten ist es einem gut geglückt.

Und jetzt ist Schluss, ja jetzt ist wirklich Schluss,
versendet wird ein letzter Freundschaftskuss,
die Kreuzung war schon lange zu erkennen,
so müssen sich wohl manche Wege trennen,
denn jeder geht so, wie er gehen muss.


Falderwald
. .. .
11.11.2019, 08:33 Uhr MEZ


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.11.2019, 10:35   #2
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Falderwald,

die erste Strophe steuert in eine Richtung, die leicht zu überschauen ist, doch ab der zweiten Strophe ist alles nicht mehr so klar. Diese Ambivalenz macht das Gedicht sehr interessant, weil es die Gradwanderung zwischen eigenem (Dick)-Kopf und angepasstem Nachplappern beleuchtet.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 11.11.2019, 14:24   #3
waterwoman
Nixe, rotblond
 
Benutzerbild von waterwoman
 
Registriert seit: 18.02.2018
Ort: in Meeresnähe
Beiträge: 807
Standard

Moin Falderwald,

na das klingt mir ja nach Frustabbau über einen Sturkopf und Ignoranten
Ja, solche Menschen gibt es, die keine andere Meinung zulassen und infolgedessen auch noch ausfällig werden.

Klasse geschrieben wie immer deine Texte!
Gern gelesen, halb amüsiert und halb verärgert über solche Zeitgenossen.

Gruß waterwoman
__________________
Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß.
Wilhelm Busch
waterwoman ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.11.2019, 20:35   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
Standard


Moin Thomas,

es stimmt, der Text bietet einen weiten Spielraum für Interpretationen, je nachdem, aus welcher Blickrichtung man ihn betrachtet.
Dabei ist es fast immer die eigene Ambivalenz, die den Standpunkt beleuchtet.
Einer sagt etwas aus, ein anderer nimmt das auf.
Hier stehen immer ein wahres Motiv gegen ein angenommenes Motiv. Das ist das wahre Problem.
Der eigene Dickkopf ist sicherlich niemals ganz unschuldig daran.


Moin waterwoman,

weißt du, der Mensch ist manchmal emotionalem Stress ausgesetzt. Das gilt besonders für Leute, die an verschiedenen Stellen eigenständige Entscheidungen treffen und verantworten müssen, obwohl wir das ja ständig alle müssen.
Da ist es nicht immer leicht, einen einfachen Weg zu finden. So muss man den Dingen Prioritäten zuordnen und darf sich nicht auch noch zusätzlich in persönliche Kämpfe anderer verstricken lassen.
Das erschafft u.U. Konsequenzen, die man dabei in Kauf nehmen muss.
Und dann passiert so etwas.


Hi Trauerdichter,

ich bin für jede konstruktive Kritik dankbar.

Aber hier verstehe ich jetzt das metrische Problem nicht. Das "recht" ist doch betont in dieser Zeile, der ganze Text ist einheitlich im Jambus gehalten, so auch diese Zeile:

und hab ich mal nicht recht, dann ist das schlecht

xXxXxX,xXxX

Alle Verben sind betont und alle wesentlichen Adverbien und Adjektive auch.

Meinem Sprachverständnis nach erscheint mir das einwandfrei jambisch.

Empfindest du das echt unstimmig?


Vielen Dank für eure Kommentare


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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