04.01.2012, 20:23 | #1 |
ADäquat
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Verwirrung
Verwirrung Was hab ich da neulich gelesen: Gedichte wie damals sind einmal gewesen? Jetzt zählen andere Töne, indem man Reime verpöne? Wer heut noch schreibe wie Heine - das wär ja das Gemeine - ist hoffnungslos von gestern, da kann man nur noch lästern. Die Schönheit der Sprache ist heut nichts mehr wert, man schreibt nur noch stümmlich. Ich finde das dümmlich. Doch stopp - ich werde mich hüten, mich damit aufzuhalten. Für mich und meine Lyrik bleibt somit alles beim Alten.
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05.01.2012, 13:54 | #2 |
verkannt
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He Katzi,
gefällt mir, deswegen sind wir ja hier. Weil wir die Schönheit der Sprache so mögen. Klar, Dinge ändern sich, unsere Sprache auch, doch trotzdem sollten wir das, was wir haben, bewahren. Wenn ich manchmal so einen Dialog von Jugendlichen mitbekomme, wenn das denn noch so nennen darf, möchte ich nur noch brechen. Ich hoffe es wird immer ein paar "Hüter der Sprache" geben. Ich meine Musik in allen Ehren, als Ausdrucksmittel und Stimme der Zeit, aber was da einige der Rapper da abliefern, ne ich mag es nicht. Von daher, du hast recht. Nen lieben Gruß C.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas |
05.01.2012, 15:38 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Chavali,
danke, dass du da auf lustige Art ein sehr tiefgehendes Problem angesprochen hast. Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu viel dazu sagen und auch rechtzeitig einen 'Stopp' mache. Ich denke, dass allein die Fokussierung auf die Frage des Reimes ein sehr eingeschränktes Verständnis von Poesie verrät, ob man nun der Meinung ist, ein Gedicht müsste sich unbedingt reimen, oder es dürfe sich heute nicht reimen, ist dabei Nebensache. Die Frage, wann etwas ein Prosatext ist, und wann ein Gedicht ist nicht einfach zu beantworten. Ich habe darüber schon viel nachgedacht und glaube ein relativ einfaches Hilfskriterium gefunden zu haben, welches fast immer stimmt: Wenn der Text 'singbar' ist, ist es ein Gedicht. Was zufällig daran erinnert, dass Lyrik ursprünglich zur Leier gesungen wurde. Viele der ungereimten griechischen Formen z.B. sind nur in diesem Zusammenhang zu verstehen. Und wenn man das übersieht, wie z.B. Goethe bei der Erschaffung seines 'Prometheus', dann kommt dabei möglicherweise etwas ganz tolles heraus, aber nichts, was allgemeingültige Grundlage der Poesie werden kann. Was Goethe wusste. Der Reim ist eine Erfindung der Araber, der im Mittelalter nach Europa kam, und er ist ein sehr machtvolles Hilfsmittel, dessen sich ein Dichter nicht ohne Grund, bzw. nur mit sehr triftigen Gründen entledigen sollte. Argumente wie, ich fühle mich durch Reime 'unfrei' oder 'eingeengt' sind jedenfalls keine triftigen Gründe, sondern Ergebnis einer recht oberflächlichen und ich-bezogenen Beschäftigung mit dem wichtigen Thema der Dichtkunst. Was ich gerade gesagt habe, darf aber bitte nicht so verstanden werden, dass Dichter heute frühere Dichter nachahmen sollten. Im Gegenteil! Aber wirklich Neues kann nur durch ersthafte Auseinandersetzung mit dem Alten entstehen. Als gelungenes Beispiel für eine derartige Auseinandersetzung ist Schillers 'Über naive und sentimentalische Dichtung', welches (meiner Meinung nach) zur Pflichtlektüre jedes ernsthaften Dichters gehört. STOPP! Liebe Grüße Thomas |
05.01.2012, 18:16 | #4 | |
ADäquat
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Hi Cebrail, lieber Thomas,
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05.01.2012, 19:08 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi chavilein,,
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Geändert von ginTon (05.01.2012 um 19:15 Uhr) |
05.01.2012, 20:01 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Liebe Chavi,
ich (ganz persönlich!) schätze Reime - oder Gedichte, wie z. B. Blankverse, die den Eindruck erwecken, als ob sie sich reimen, obwohl das gar nicht der Fall ist. Und ich bitte jetzt wirklich darum, meine Meinung nicht falsch aufzufassen. Auch moderne Gedichte sind Gedichte, sie sind oft wirklich schön, und ich lese sie gerne. Was ist es denn, das an den gereimten oder gereimt wirkenden Gedichten "dran" ist? Es lässt sich ganz einfach sagen: Musik. Es ist deren "Klang". Dieser entsteht ja nicht nur im Falle von Endreimen. Ursprünglich wurden ja z. B. Stabreime verwendet. Aber auch Alliterationen haben eine "Klangwirkung" - was auch für Assonanzen zutrifft. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich höre sehr gerne Musik. Ich kann mich allerdings einfach nicht mit "dissonanten Klängen" anfreunden oder mit Musik, die völlig "unmelodiös" ist. Bei mir kommt meine "Liebe" zur klassischen Dichtkunst schlicht daher, dass für mich jedes metrische Gedicht eben auch immer ein - Lied ist. Ein Gedicht, das die Ästhethik der Sprache an sich verwendet, also eine "lyrische Sprache spricht", das dazu mit Reimen, Alliterationen, Assonanzen, generell mit Vokalisation arbeitet (auch das hat eine Wirkung), das, wie in der Musik mit "Pausen" arbeitet, um dadurch einen Rhythmus zu erzeugen, der noch dazu mittels des Metrums einen "Takt" besitzt - das "klingt" eben für mich sehr schön. Daher meine "Vorliebe" dafür - das ist einfach meine "musikalische Ader", ich liebe "schöne Musik". Für mich ist eben "schöne Musik" auch "melodiös". Beim Musikhören "tauche" ich völlig ab, ich höre Musik "ganz und gar", da kann ich gar nichts anderes "nebenher" machen, sondern schalte buchstäblich ab, schließe die Augen und höre einfach nur. Für mich ist das Genuss pur. So ist es bei mir eben auch bei Gedichten. Ich liebe Gedichte, bei denen ich nicht nur "Bilder bzw. Assoziationen" sehe. Wenn dazu noch der Inhalt kommt, der mich auf der "Gefühlsebene" berührt, ist das schon viel mehr. Wunderbar ist es für mich dann, wenn ich es auch "höre". Für mich hat der Hexameter seinen ganz eigenen "Klang", ebenso wie z. B. ein vierhebiger Trochäus oder andere Versmaße. Jedes "klingt" für sich, und die Worte, Vokale und Konsonanten (auch Reime) sorgen dafür, dass jedes Gedicht für mich eine ganz individuell "eigene" Melodie enthält. Diese Gedichte "machen Musik", malen "Bilder" und erzeugen "Gefühle" bei mir - schlicht ausgedrückt. Das ist es, was mich so fasziniert und dazu gebracht hat, mich so sehr der Lyrik und der Dichtkunst zu widmen. Ich mag viele Arten moderner Dichtkunst, doch, ganz ungelogen und ernsthaft. Vieles gefällt mir sogar sehr gut. Es ist bei mir nur so, dass ich da immer das Gefühl habe, als ob "etwas fehlt". Mir fehlt die "Musik" ... Ganz persönlich gesagt ist es so, dass ich das "entbehre", um ein Werk wirklich "ganz" genießen zu können, in seiner "Gesamtheit". Das hört sich jetzt sicher ziemlich pathetisch an. Aber ich kann nur sagen: Bei mir ist das so, das ist ein Teil von mir - das könnte ich sicher auch dann nicht "ändern", wenn ich wollte. Und ich "will" deshalb nicht - weil es für mich unglaublich schön ist. Moderne Lyrik kann auch Melodien enthalten, natürlich! Diese Art der modernen Lyrik meine ich auch nicht. Mir geht es um Aspekte wie beispielsweise "konkrete" oder "visuelle" Poesie. Sie berührt mich, sie spricht mich an - aber eben nur "zum Teil". Das meine ich wirklich in keinster Weise abwertend, bitte nicht missverstehen. Bei mir ist es so, dass ich die Form der Lyrik am meisten liebe, der es gelingt, "alle meine Sinne" zu berühren. Diese Gedichte sehe, fühle und höre ich. Das ist für mich der "Zauber der Dichtkunst". Und etwas stimmt mich ernsthaft traurig: Ist die "klassische" Art der Gedichte denn wirklich "überholt und von gestern"? Muss diese Abwertung denn sein? Darf die "alte" Art der Dichtung nicht weiterbestehen, weil sie "out" ist? Mir macht es zu schaffen, dass sie heutzutage so "abwertend" betrachtet wird. Ich lasse die moderne Lyrik ehrlich gelten - aber ist es zu viel, wenn ich mir wünsche, dass auch die "klassische" Dichtkunst weiterhin etwas gelten "darf" ... Liebe Grüße Stimme
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05.01.2012, 20:03 | #7 | |||
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Geändert von Chavali (05.01.2012 um 20:09 Uhr) |
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05.01.2012, 20:30 | #8 | |||
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06.01.2012, 11:58 | #9 | |||||||
ADäquat
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Hallo liebe Stimme,
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06.01.2012, 12:40 | #10 | ||||
asphaltwaldwesen
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Zitat:
ich kann gin-Tons replik schon verstehen, liebe chavali. auch den tonfall, denn wenn man die letzten zwei strophen deines gedichtes liest, ist der tonfall dort ebenso scharf. und - und das ist das eigentliche problem am text: verallgemeinernd. daher empfinde ich das ebenso, wie gin-ton es mit Zitat:
die einen spotten über die reime-dichter, die wiederum hacken zurück. das gedicht hier tut nichts anderes. du sagst: Zitat:
was auch der grund ist, weswegen ich ebenfalls solche antwort-gedichte nicht sonderlich gut finde. sie sorgen nur dafür, dass sich das ganze ewig im kreise weiterdreht. das ist wie das dissen unter den youngsters. zwar auf gehobenem sprachniveau, aber inhaltlich nicht anders. Zitat:
"man" schreibt nur noch stümmlich-dümmlich - das hat eben auch mir kein schmunzeln aufkommen lassen. stell dir vor: wir sind da nämlich genauso empfindsam wie die ausschließlichen reim-lied-liebhaber. das soll vorkommen. ich hoff, du bist jetzt nicht böse auf mich, aber das gehörte schon gesagt. noch dazu, wo du anscheinend gin-tons antwort doch auch irgendwie in den falschen hals gekriegt hast. er hat das nämlich noch sehr zart, wenn auch deutlich formuliert. was ich persönlich als sehr tolerant und entgegenkommend empfinde. das gedicht ist nämlich keinesfalls tolerant. und ich finds jetzt auch nicht schlimm, dass du es so geschrieben hast. es ist deine meinung und dein gefühl und das kommt auch rüber. allerdings musst du dann auch damit rechnen, dass deine meinung, wenn du sie so äußerst, gegen-antworten auslöst. lieber gruß fee Geändert von fee (06.01.2012 um 12:43 Uhr) |
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