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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 19.07.2009, 17:30   #1
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 09.02.2009
Ort: im kalten schleidener tal
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Standard Todsünder 3

Todsünder 3

Ich widme diese kargen Strophen
den -logen, -gogen und den -sophen.
Die keck die Geisteswelt erstürmen,
aus ihren Elfenbeingetürmen

und apokryphen Denkerwinkeln
an alte Kathedralen pinkeln,
wobei sie lauthals Phrasen lallen,
um neuem Zeitgeist zu gefallen,

zum Wohle ihrer Denksysteme
und möglichst kühner Theoreme,
die sie in flachen Worten taufen
(um ihre Bücher zu verkaufen),

die ohnehin die Zeit zerfleddert,
die jeden Müll im Uhrwerk schreddert
wie alle die gestreckten Drogen
der -gogen, -sophen oder -logen,

die, um ihr Ego zu entfalten,
den allerletzten Glauben spalten
und mit Erlösungssehnsucht handeln
wie mit dem Duft gebrannter Mandeln.
norbert ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.07.2009, 18:56   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
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Lieber norbert,


was soll ich da noch schreiben?
Bei -logen möcht ich die Pädagogen (die ich kenne) ausnehmen, aber ansonsten kann ich nur sagen:
Chapeau!
Daß sich mal jemand wagt, diese selbsternannten Halbgötter an den Pranger zu stellen:
Alle Achtung!
Sie, die so oft gesunden Menschenvertand in Grund und Boden ge-opht haben, die unnötig Unsicherheit und Zweifel säen...
Ihr Unwesen treiben in einer häufig grotesken Sprache...
Sie, die glauben, alleinige Besitzer der Wahrheit zu sein, sind für mich EINS:
Ihre Seinsheit ins Sein geworfen habende Seiende. Oder Esende, bevor sie Verwesende sind.
Doch auch sie duften auf dem 00 nicht nach Lilien, denn was sie unter sich lassen, ich höchst irdisch. Selbst in ihren Elfenbeintürmen.

Hab Dank!

Lieben Gruß
von
cyparis
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Alt 21.07.2009, 15:45   #3
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 09.02.2009
Ort: im kalten schleidener tal
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danke, liebe und treue cyparis,
für deinen positiven kommentar.
wie überflüssig die -gogen, -sophen oder -logen (leider geworden) sind, erkennst du ja an der wahrlich - vor allem im historischen sinne - verheerenden finanzkrise.
die meisten dieser "geistes"wissenschaftler suchen letztlich den persönlichen erfolg, von martin luther angefangem bis siegmund freud.
es ist immer das gleiche muster: sie zerstören alte formen (anstatt sie zu reformieren oder gedanklich weiterzuentwickeln), schaffen aber keine überzeugenden neuen formen, was sich vor allem für die "einfach" strukturierten menschen - und das ist die mehrheit - verheerend auswirkt.
du hast es an anderer stelle bereits geschrieben: "mundus vult decipi...".
letztlich gieren die menschen nach "erlösung", nach dem rettenden strohhalm, der sie vor den schmerzen des lebens und seiner vergänglichkeit befreit - es gibt diese befreiung aber nicht, weil der plan der natur dafür einfach nicht
gegeben ist...
liebe grüße
norbert
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Alt 23.07.2009, 11:30   #4
a.c.larin
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lieber norbert,

es ist wohl so : menschen verursachen einander probleme,
weil jeder drum bemüht ist, sich die welt irgenwie passend einzurichten.
von da ists nur noch ein winziger schritt bis zum überstülpen der eigenen weltanschauung , philosophie über andere..
in letzter konsequenz ist der überlebenskampf auch immer ein ganz spezieller, persönlicher.
wie sollte da ein einzelner denker (und wenn er auch noch so genial wäre) das allein seligmachende prinzip für alle (er)finden?

ich glaube, wir müssen uns von der idee verabschieden, dass wir immer nur erfolg haben können.
scheitern ist - in einer gewissen weise - auch irgendwie vorprogrammiert.

leider haben wir aber keine kultur des versagens entwickelt.
wehe, irgendjemand irrt sich einmal oder macht einen fehler...!

die sogenannte "breite masse" verhält sich dann wie kleine kinder, die sich eine "perfekte mami" oder einen "perfekten papi" erwartet - ohne zu bedenken, dass die, die sie führen, im grunde auch so ein kleines, suchendes kind in sich tragen - und es nirgendwo auf diese welt"perfekte" mamis oder papis gibt....

erwachsenwerden tut manchmal sehr weh....

liebe grüße,
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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Alt 23.07.2009, 12:23   #5
Leier
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Lieber norbert,


ja, selbst der "Reformer" M.L. ist in alte Verhaltensmuster zurückgefallen. Aus Wut und Zorn kann keine Reformation entstehen, Fortschritt (der nützen könnte) schon gar nicht.
Es ist - in meinen Augen - der Niedergang von Ethik und Moral, der uns bald den Garaus machen wird.
Aber:
Bittere Erkenntnis:
Es ist an der Zeit!

Deprimierten Gruß
von
cyparis
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Alt 23.07.2009, 13:32   #6
a.c.larin
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liebe cyparis ( norbert, du entschuldigst hoffentlich)

was ethik und moral anlangt, kann doch wieder nur jeder bei sich selber damit beginnen , oder?
sie von anderen zu verlangen ist nämlich leicht ( und kommt billig), selber danach zu handeln - das ist die eigentlich aufgabe ( und auch hohe kunst)

ein biblisches wort : der werf den ersten stein....

liebe grüße,
larin
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Alt 27.07.2009, 22:45   #7
norbert
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...das beispiel martin luther finde ich hier exemplarisch.
natürlich, die zustände in der christlichen kirche waren tw. schlimm und dekadent. aber das hatte gut 200 jahre vorher der staufer friedrich der zweite alles auch bereits - in tw. noch härterer form - analysiert, es war also nicht neu.
luther beharrte auf der abspaltung, obwohl erasmus v. rotterdam, den luther in sein boot ziehen wollte, ihn warnte.
luther hatte die neue "sekte" nämlich nicht ausführlich genug geistig organisiert, der protestantismus zerfiel sehr schnell in lutheraner, zwinglianer, calvinisten etc. etc.. die anschließenden religionskriege forderten millionen von toten.
letztlich sehe ich die - geschichtliche katatrophe - finanzkrise in diesem zusammenhang: religiöse oder philosophisch begründete werte gibt es, zumindest für die entscheidenden herren - nicht mehr, das ist fatal und kann katastrophal enden.
liebe grüße
norbert
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Alt 08.08.2009, 22:55   #8
Dana
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Lieber Norbert,

jener -loge, -oge und -oph steckt in jedem Menschen, oder zumindest in den meisten.
Wenn jemand für eine "Sache" aus Überzeugung steht und dafür ganzen Einsatz zeigt ohne nach "Applaus und Rendite" zu schielen, dann ist es für mich beachtenswert. Wenn er dann noch die Größe aufbringt, andere Ansichten gelten zu lassen - dann ist er ein echter -loge, -oge und -oph.

Dein Gedicht erfasst das pure Gegenteil. Das Haschen nach kurzlebigem Erfolg, nach Highlighlits und "Ivents", die nur dem Ego zum möglichst guten Preis dienen sollen. Finster und bitter die Wahrheiten - aber gut und durchdacht als Norbertgedicht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.08.2009, 23:55   #9
norbert
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ja, liebe dana,
der -loge, -oge und -oph steckt in jedem Menschen, denn er muss seine welt in der zivilisation strukturieren, er braucht diesen halt.
dabei stößt er an grenzen und ist gezwungen, orientierungshilfe zu suchen.
damit gerät er an die professionellen -logen, -ogen und -ophen ...
liebe grüße
logbert
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