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Fremdsprachen und Mundarten Wer andere Sprachen und Dialekte beherrscht

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Alt 02.01.2016, 18:15   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hingerem Vorhang

Dört isch dr Bärg no geschter gschtange,
ir Obesunne, Buëcheloub
het glüüchted! Hüt isch aus vrhange;
är tüpplet dänk, und s‘Loub isch toub.

Was ha-n-em z‘Leÿd to? Nüt, i schwöre!
Ha doch bewunderet sys Gu‘ud!
Är zeÿgt sech nümm, s‘chunnt nüt meh füre,
doch wär sech uskennt, mahnt: Gedu‘ud!

Gedu‘ud! Wirsch gseh! Wenn morn am Morge
dr Vorhang wägg isch, wirsch es gseh:
Was hüt im Grau drin isch vrborge,
toucht schöner uuf aus eh und je!

I dere Zyt, wo du hesch planget,
het schtü‘u dr Winter Flocke gsääyt,
und hingerem Vorhang, wo jetz hanget,
em Bärg sys schönschte Chleÿd aagleÿt.

Am Morge gschpüre-n-i ä Gwunder:
Öb äch dië geschter rächt gha heÿ?
Und würklech, aus es wysses Wunder
schtoht dört dr Bärg und glänzt wi nöy!
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Alt 03.01.2016, 00:31   #2
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Kia ora Wolo,
jetzt hab ich mich auf sehr dünnes Eis begeben und versucht, deinen Berg zu übersetzen.

Dört isch dr Bärg no geschter gschtange,
ir Obesunne, Buëcheloub
het glüüchted! Hüt isch aus vrhange;
är tüpplet dänk, und s‘Loub isch toub.

Dort ist der Berg noch gestern gestanden,
in Abendsonne, Buecheloub (???)
hat geleuchtet! Heut ist es verhangen
er denkt (dankt?) doppelt s´Loub isch toub. (?`)

Buecheloub blieb mir verhangen. Vmt deswegen konnte ich mir in der letzten Zeile auf toub auch keinen Reim machen...

Was ha-n-em z‘Leÿd to? Nüt, i schwöre!
Ha doch bewunderet sys Gu‘ud!
Är zeÿgt sech nümm, s‘chunnt nüt meh füre,
doch wär sech uskennt, mahnt: Gedu‘ud!

Was hast du ihm zuleid getan? Nichts, ich schwöre!
Hab doch bewundert sein Gutes! (im Sinne von Güter, Schönes)
Er zeigt sich nimmer, schaut nicht mehr hervor,
doch wer sich auskennt, mahnt: Geduld!

Gedu‘ud! Wirsch gseh! Wenn morn am Morge
dr Vorhang wägg isch, wirsch es gseh:
Was hüt im Grau drin isch vrborge,
toucht schöner uuf aus eh und je!

Geduld! Wirst sehn! Wenn morgen am Morgen
der Vorhang weg ist, wirst du es sehen:
Was heut im Grau darin verborgen ist,
taucht schöner auf als eh und je!

I dere Zyt, wo du hesch planget,
het schtü‘u dr Winter Flocke gsääyt,
und hingerem Vorhang, wo jetz hanget,
em Bärg sys schönschte Chleÿd aagleÿt.

In dieser Zeit, wo du dich ? (geplagt?) hast, (im Sinne von gesorgt, Sorgen gemacht?)
hat still der Winter Flocken gesät
und hinter dem Vorhang, der jetzt hängt,
dem Berg sein schönstes Kleid angelegt.

Am Morge gschpüre-n-i ä Gwunder:
Öb äch dië geschter rächt gha heÿ?
Und würklech, aus es wysses Wunder
schtoht dört dr Bärg und glänzt wi nöy!

Am Morgen verspüre ich Verwunderung
ob die gestern Recht gehabt haben?
Und wirklich, als wäre es ein Wunder (oder als weisses Wunder?)
steht dort der Berg und glänzt wie neu!

In diesem Sinne, den es für mich gemacht hat, hat es mir äußerst gut gefallen.

Jetzt warte ich mal auf deine "Auflösung", dann werd ich ja herausfinden, in wie viele Fettnäpfchen ich getreten bin.

HG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (03.01.2016 um 00:38 Uhr)
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Alt 03.01.2016, 11:46   #3
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
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Hallo Lailany, einen schönen guten Morgen, mit oder ohne Schneegeglitzer.
Unten findest du eine ziemlich wörtliche Übersetzung, welche zeigt,
dass du mit deiner eigentlich extrem nah dran warst.
Ich glaube, bei so einem schlichten und rührseligen Text kann der Interpret kaum in ein Fettnäpfchen treten. Es sei denn, er mag die Rührseligkeit nicht. Aber damit könnte ich leben.
Wenn's dir gefiel, kann's ja nicht so schlimm sein.

wolo

Dort hat (ist) der Berg noch gestern gestanden,
in der Abendsonne, Buchenlaub
hat geleuchtet! Heute ist alles verhangen;
er schmollt wohl und das Laub ist zornig.

Was habe ich ihm zu Leide getan? Nichts, ich schwöre!
Habe doch bewundert sein Gold!
Er zeigt sich nicht mehr, es kommt nichts mehr hervor,
doch wer sich auskennt, mahnt: Geduld!

Geduld! Wirst sehen! Wenn morgen früh
der Vorhang weg ist, wirst es sehen:
Was heute im Grau drin verborgen ist,
taucht schöner auf als eh und je!

In der Zeit, da du dich gesehnt hast,
hat still der Winter Flocken gesät,
und hinter dem Vorhang, der jetzt hängt,
dem Berg sein schönstes Kleid angezogen. (angelegt)

Am Morgen spüre ich eine Neugier:
Ob wohl jene gestern Recht hatten?
Und wirklich, als ein weisses Wunder
steht dort der Berg und glänzt wie neu!
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Alt 03.01.2016, 12:27   #4
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Kia ora Wolo

Buchenlaub!
An "Büchern" hatte ich mich ja schon festgebissen gehabt, aber dahinter das naheliegende "Buche" sehen zu können, ist mir nicht gelungen.

Als emotional engagierte Leserin mag ich selbstverständlich auch rührselige Texte. Vorausgesetzt, sie sind wirklich gut gemacht. Und das ist deiner.
Es hat mir Freude gemacht, mich mit dem Dialekt zu beschäftigen.

Gruß Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2020, 09:45   #5
Rotgold
Gast
 
Beiträge: n/a
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Eine schöne Sprache!
Und meine Sprache ist deiner Sprache ganz ähnlich!

Zitat:
Dort ist der Berg noch gestern gestanden,
in der Abendsonne, Buchenlaub
hat geleuchtet! Heute ist alles verhangen;
er schmollt wohl und das Laub ist zornig.
Und:

Zitat:
Dört isch dr Bärg no geschter gschtange,
ir Obesunne, Buëcheloub
het glüüchted! Hüt isch aus vrhange;
är tüpplet dänk, und s‘Loub isch toub.
Nun übersetze ich:


Deert isch de Bärj no geschdern g'schdonge,
in de Owe-Sunn, Bućheloub
hedd g'läicht! Hidd isch alles verhonge;
er schmollt villicht, unn 's Loub isch doub!

LG von Rotgold
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