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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 13.01.2014, 22:05   #1
Schamansky
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Ich bin das Nein, das stets vergeistet!
Ihr fragt euch sicher, wie man solches leistet?

Man nehme beispielsweise einen Stein,
und rede zu ihm. Und man sage: Nein,
du blöder Brocken, listig und perfide,
du scheinst nur felsenfest und grundsolide,
doch schaut man einmal tiefer in dein Sein,
dann findet man Neutronen und Protonen,
und um die Kerne schwirren Elektronen
probabilistisch ihren Ringelreihn.
Du Stein, du Bild von Festigkeit und Schwere,
bist demnach wesentlich vor allem Leere,
und deine Teilchen sind nur Energie
in ungetrübter Quantenharmonie,
die frei und gänzlich undeterminiert
durch alle Dimensionen oszilliert.

Was hiermit ein für allemal beweist:
Stein?
Nicht doch. Nein!
Du Stein bist --- Geist!


He Leute, dies Vergeistigen macht Bock.
Als nächstes sag ich Nein zu einer Lok.
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Alt 14.01.2014, 07:13   #2
Thomas
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Lieber Schamansky,

die Zeilen sind gut geschrieben und weil es ganz lustig klingt, wäre das vielleicht etwas für "Der Tag beginnt mit Spaß", aber da es in der "Denkerklause" steht, möchte ich darauf hinweisen, dass sich das alles ganz einfach aus der Entwicklung des Materiebegriffs erklären lässt, d.h. ganz "materialistisch", ohne "Vergeistigung". Vielleicht bringt uns ja die Lok dem Geheimnis näher.

Liebe Grüße
Thomas
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Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 14.01.2014, 08:30   #3
Schamansky
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http://de.wikipedia.org/wiki/Masse_(Physik)
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Alt 14.01.2014, 13:51   #4
Erich Kykal
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Hi, Schamansky!

Das liest sich wie ein Wilhelm Busch mit Hochschulabsolvenz!

Natürlich wissen wir, dass im Grunde ALLES, auch Materie, eine Form von Energie ist, aber im Angesicht des Alltäglichen ist es mitunter schwer, den Gedanken festzuhalten...

Ich habe mich köstlich amüsiert! Bedenkt man allerdings, dass die unabdingliche Trägersubstanz des "Neinsagers" selbst hauptsächlich aus ebensolcher Quasileere mit Energiekupplungen besteht, relativiert sich die Bestandswertigkeit der Kernaussage, denn dann müsste er sagen: "Auch ich bin eigentlich ein Nichts, und als solches kann ich nicht denken oder etwas beeinflussen. Oder ich ändere meine dämliche, eindimensionale Definition von "Nichts"!"

Einfache Lösung für solcherlei Dilemma: Baller dir einen Stein vor den Dez - so hebt ein Nichts das andere auf und holt dich zurück auf den profanen Boden der puren unleugbaren (Illusion von?) Existenz!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 15.01.2014, 10:48   #5
Thomas
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habts beide nicht geschnallt.

P.S.: Kommentar im Schamansky-Stil.
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Alt 15.01.2014, 11:01   #6
Erich Kykal
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Hi, Thomas!

Ei, wie darf ich denn das verstehen?

Mein obiger Kommi bezog sich in keierlei Hinsicht auf den deinigen oder auf deine Person, falls du das angenommen haben solltest.

Die Kernaussage deines Kommis spielte bei meinen Ausführungen also gar keine Rolle. Natürlich wissen wir, wie sich die allgemeine Auffassung von Materie entwickelt hat, als man von der Funktion und Beschaffenheit von Atomen und deren Bausteinen noch lange nichts wusste. Nur - inwiefern spielt das für das obige Gedicht eine Rolle, das ja keinerlei historische Komponenten berührt?

Wie also darf ich deinen Marginalkommenar dazu verstehen? Eine flapsige Retourkutsche für irgendeinen unbewussten Tort? Ein ironisches Augenzwinkern? Oder nur ein indirekter Hinweis darauf, dass dir Schamnsky's Einsilbigkeit missfällt?
Sollte letzteres der Fall sein, so habe zumindest ich solch eine Antwort aber nicht verdient, oder?

Grüße mit freundlich-ironisch erhobener Augenbraue!

LG, eKy
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Alt 15.01.2014, 12:07   #7
Thomas
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Lieber Erich,

bitte entschuldige! Ich habe erst jetzt beim nochmaligen Lesen wahrgenommen, was dein Hinweis auf "Energie" und "im Angesicht des Alltäglichen mitunter schwer festzuhaltende Gedanken" meint.

Im Klartext: Der Witz des Gedichtes beruht auf der Gleichsetzung des Begriffs von "Geist" und "Energie" (bzw. "Leere", wie es auch im Text heißt), ist also kein Witz. Frage für mich: Was soll das Ganze?

Da ich die sprachlichen Elemete weniger hoch einstufe als du, ist das für mich kein Nebensatz, weswegen sich unsere Kommentare unterscheiden.

Wenn ein Autor mit einem meiner Kommentare nichts anzufangen weiß (oder nichts anfangen will), ist das für mich kein Problem.

Bisher war der Umgangston im Forum (im Unterschied zu anderen Foren) nicht prollig, was hoffentlich so bleibt.

Liebe Grüße
Thomas
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Geändert von Thomas (15.01.2014 um 12:15 Uhr)
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Alt 15.01.2014, 17:05   #8
Erich Kykal
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Für mich sagt das Gedicht aus:

Der objektive Blick, den man mit derzeitigem Wissensstand auf ein beliebiges Objekt wirft, verändert die Sicht der Dinge erheblich und zeigt, dass die allgemeine - weil einfache - Vorstellung von Materie bei weitem danebenliegt, bzw. nicht ausreicht, ein umfassendes Bild dessen zu generieren, was wir Physik nennen.

Mehr nicht. Vergeistigung ist hier bestenfalls im Sinne von "Vorstellungskraft" gemeint, wie ich glaube.
Geist ist mE. NICHT Materie, auch keine Form von Energie. Geist ist vielmehr eine Funktion, die auf den physikalischen Parametern ihrer Trägersubstanz/Trägerenergie fusst und von ihr abhängt.
Das ist natürlich bloß meine Ansicht, aber die vertrete ich bis zum eindeutigen Beweis, dass da mehr ist. Alles andere wäre mir zu "esoterisch"...

Dass eigentlich nur atomare Bindungen und Wechselwirkungen aufeinanderprallen, wenn uns ein Stein an den Dez ballert, ist angesichts der optischen Undurchdringlichkeit und Schwere, des Geruchs und der kühlen Haptik des Objektes sowie des unmittelbaren Schmerzes, den es verursacht, ein wahrlich schwer aufrecht zu erhaltender Gedanke, oder?
Dennoch ist es so!
Allerdings, mit den Augen der Wald- und Wiesenlogik betrachtet müssten sich Kopf und Stein mühelos durchdringen, wie 2 Galaxien, die aufeinanderprallen - sie bestehen ja hauptsächlich aus Zwischenraum. Und doch ist da diese nicht wegzuleugnende Beule...

LG, eKy
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Alt 15.01.2014, 22:37   #9
Schamansky
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Was ist hier prollig, ein Lexikonverweis?

Erich liegt hier völlig richtig. Stein wie Lok haben physikalische Masse, weshalb alles Vergeistigenwollen von Materie zumindest auf der Meso-Ebene in die Sackgasse führt und in dieser dann im Kreis herum. Ein gedankliches Kartenhaus aufstellen und es dann wieder umblasen, das soll das Ganze.

Eine schnodderige Fingerübung in pyrrhonischem Skeptizismus. Macht mir Freude. Wer darin keinen Verdienst erblicken kann, für den gibt es eine weite Auswahl ästhetizistischer Einlässe in den durchgeistigten Kreisverkehr. Die Ausfahrt zu finden wird dann schon schwieriger.

Noch eins: was in anderen Fäden abgeht, kann da bleiben.

Schamansky, Vollprolet

Geändert von Schamansky (15.01.2014 um 23:24 Uhr)
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Alt 16.01.2014, 07:37   #10
Thomas
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Lieber Schamansky,

das ist ein Kommentar, mit dem ich etwas anfangen kann. Wenn jetzt noch eine irgendwie geartet Anrede enthalten wäre, könnte ich einfach erkennen, mit wem die Kommunikation stattfinden soll, und müsste nicht erst aus dem Zusammenhang schließen, dass ich gemeint sein könnte.

Was du zum Inhalt deines Gedichtes sagst, verstehe ich und es ist in sich logisch.

Wenn du das Gedicht nochmals mit etwas Distanz und kritisch anschaust (es steht in unter Denkerklause), wirst du vielleicht sehen, dass sich diese Sicht dem Leser des Textes nicht gerade aufzwingt. Für mich wäre es Grund, noch etwas daran zu arbeiten, oder einen Neuen Versuch zu starten.

Ich empfinde das einfache Hinschreiben eines Wiki-Links etwa wie: Alta, du gugge da, oder Fresse, he?! Ohne Erklärung, warum eine bestimmte weiterführende Lektüre nötig ist, impliziert es, dass der Gesprächspartner so blöd ist, dass er nicht einmal in im Lexikon nachsehen kann.

Liebe Grüße
Thomas
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