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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 20.05.2009, 23:38   #21
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Grüß dich, Feirefiz, hallo zusammen,

man sollte sich darüber im Klaren sein, daß für alle bewusstseinsverändernden, meinetwegen auch -erweiternden, Drogen das Risiko einer Abhängigkeit besteht.
Bei einigen Drogen ist es bekannt, daß schon wenige Anwendungen zu einer Sucht führen können.
Bei anderen Drogen kommt es lediglich auf den Umgang an.
Wenige Menschen sind in der Lage, verantwortungsvoll mit Drogen umzugehen, weshalb der Angelegenheit eine eigene Problematik zukommt.
Was ich weiter oben im zweiten Text schrieb, war natürlich maßlos übertrieben und sollte gewisse Vorurteile aufzeigen, die sich bis heute hartnäckig in manchen Teilen der Bevölkerung halten.
Solche Horrorgeschichten dienen nicht dazu, junge Menschen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Drogen zu bringen, sondern führen zu totaler Fehleinschätzung in der Beurteilung von Drogen an sich.
Ich schreibe dies in dem Glauben, daß es sich für niemanden letztendlich vermeiden lassen wird, mit Drogen, sei es legalen oder illegalen, irgendwann einmal im Leben in Berührung zu kommen.
Alleine die Einteilung in legale und illegale Drogen schafft schon ein falsches Bild, da hier suggeriert werden soll, das eine ist gut, das andere ist schlecht.
Mit gut assoziiere ich auch nicht so schädlich und mit schlecht schädlich.
Daß dies eine Fehleinschätzung ist, ist heute mehrfach wissenschaftlich bewiesene Tatsache.
Es gibt uralte, kerngesunde Opiumraucher, die ihr ganzes Leben mit dieser (reinen) Droge verbracht haben.
Was die Junkies sich heute als Heroin in die Venen spritzen, ist nur gepanschter und gestreckter Mist.
Dasselbe gilt für Kokain, welches oft mit Amphetaminen gestreckt ist.
Oder dieses teuflische Krack, Kokain mit Natron, schnell abhängig machend.
Das heißt, die reinen Grundsubstanzen dieser Drogen sind lange nicht so gefährlich, wie die künstlichen Drogen, die in unserer Gesellschaft so im Umlauf sind.
Von den Designerdrogen wollen wir gar nicht reden, das ist rein chemisches Gift.
LSD, das gute alte Mutterkorn, ein starkes Halluzinogen, natürlich vorkommend.
Bestimmte Pilzsorten, getrocknet und richtig dosiert ergeben ebenfalls eine passable Droge.
Tollkirsche und Stechapfel usw...
Alles eine Frage der Dosierung.
Und natürlich der Hanf, dessen weibliche Blüten und das Harz dieser geraucht wird. Letzteres kann auch gegessen werden.
Über Alkohol und Tabak-, Kaffee-, Teeprodukte usw. brauchen wir nicht weiter zu reden, da sie wohl jedem bekannt sind.

Letztendlich heißt das aber nichts anderes, daß jeder, der irgendeine der genannten Drogen konsumiert, seinem Körper etwas zuführt, das dort eine bestimmte Wirkung erzielen soll.
Daß das auf die Dauer nicht ohne Nebenwirkungen bleiben kann, sollte klar auf der Hand liegen.

Was Feirefitz hier in seinem Gedicht beschrieben hat, soll ruhig eine abschreckende Wirkung erzielen, denn wie so oft, wurde auch in diesem Szenario übertrieben.
Das ist durchaus vergleichbar mit dem Kampfsaufen, was viele junge Menschen heute bis zur Ohnmacht praktizieren.
Wenn das der Alltag des Protagonisten ist, kann er mir nur leid tun, und er macht sich tatsächlich zum Gefangenen einer Droge.
Die Dosis macht das Gift und erzielt die Wirkung.

Aber warum geht das heute in manchem Jugendzimmer so ab?
Ist es wirklich nur der gesteigerte Wirkungsanteil, oder ist es Maßlosigkeit?
Ist es das Verdrängen der Realität, die augenblicklich gar nicht so rosig aussieht?
Ist es das völlige Fehlen von Idealen oder von Vorbildern in der heutigen Zeit?
Also eine Perspektivlosigkeit, die in die Arme von Drogen führt?

Ich glaube, Jugendliche sind durch jede Droge gefährdet, denn allzuleicht kann man sich damit in eine Leckmichamarsch-Stimmung versetzen.
Du brauchst nur zu schlucken, zu rauchen oder zu schniefen, im Extremfall auch spritzen, schon hast du wieder gute Laune.
Ganz einfach ist das und birgt ein hohes Abhängigkeitsrisiko.

Und da es labile und stabile Menschen gibt, wird es immer die Labilen treffen, die durch Drogen in irgendwelche Schwierigkeiten geraten.
Leider sind das die meisten.

Und das betrifft die Kiffer genau so, wie die Säufer.
Nur daß die erstgenannten auch noch kriminalisiert werden, weil sie nicht wie die Alkoholkonsumenten ihren Obolus an den Staat entrichten.
Das ist die Moral und die Scheinheiligkeit, die der ganzen Angelegenheit anhaftet.

Man kann alles übertreiben. Die schwere Kunst liegt in der Selbstbeherrschung.

Am Besten, man lässt die Finger von all diesem Zeugs.

Das sage ich, und stecke mir die nächste Zigarette ins Gesicht...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 21.05.2009, 10:37   #22
Seeräuber-Jenny
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Grüß euch Gott alle miteinander,

aye, ich muss zugeben, dass bei allen Drogen eine gewisse Abhängigkeit entstehen kann. Aber die findet beim Kiffen eher im Kopf statt. Man sehnt sich nach dem schönen Gefühl, das man beim Kiffen hat. Aber man kann es auch einfach lassen und längere Pausen einlegen, ohne an Entzugssymptomen zu leiden wie es bei Zigaretten oder Heroin der Fall ist.

Wenige Menschen sind heute in der Lage, mit Drogen verantwortungsvoll umzugehen. Und das hängt, da gebe ich Feirefiz recht, mit der Verfügbarkeit zusammen. Wir leben in einer Konsumgesellschaft und ziehen alles in uns rein, was der Markt hergibt.

So wird das Geschenk der Götter, das eigentlich ein Segen ist, zum Fluch. Die bewusstseinserweiternden Drogen sind nicht mehr Teil eines religiösen Rituals, wie es in alten Zeiten war, sie dienen nicht mehr der Erleuchtung, sondern sind allenfalls zum Betäubungsmittel verkommen, ganz so, wie es die Politiker herbeigeredet haben.

Ich denke, du hast recht, Falderwald, wenn du schreibst, dass jene Drogen gefährlich sind, die uns nicht die Natur geschenkt hat, sondern an denen die Menschen rumgepfuscht haben. Habe sowohl mit Psylocibin-Pilzen als auch mit LSD experimentiert. Es war ähnlich, nur empfand ich die Wirkung des chemisch hergestellten LSD als viel schwerer kalkulierbar. Tollkirsche, Stechapfel und Bilsenkraut sind zwar natürliche Drogen, doch würde ich lieber die Finger lassen, weil Vergiftungsgefahr besteht und auch die Halluzinationen nicht zu unterschätzen sind. Hier sind auch Flashbacks möglich.

Ich bin gegen jegliche Prohibition. Wir können süchtiges Verhalten nicht einfach verbieten. Doch die Gesellschaft ist verpflichtet, den Menschen zu helfen, die in die Fänge der Sucht geraten sind.

Ich bin für einen akzeptierenden Umgang mit Drogen. Denn ich glaube auch, dass der Heroinabhängige besser dran wäre, könnte er seine Droge auf Rezept in der Apotheke kaufen und würde ärztlich begleitet. Die Substitution mit Methadon bietet keinen Ausweg aus dem Teufelskreis der Sucht, denn das Methadon macht zu einem höheren Grade abhängig als das Nikotin. Als es früher ein Problem mit den Opiumabhängigen gab, versuchte man den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben und verabreichte ihnen Morphium. Die Folgen waren viel schlimmer, und so dachte man, das Heroin würde Abhilfe schaffen. Heute gilt das Methadon als Allheilmittel. Auch Abstinenz bietet für Junkies meist keine Lösung, denn sie führt über kurz oder lang in die Alkoholabhängigkeit, eine jämmerliche Alternative.

Du hast recht, wenn du Paracelsus zitierst, der schrieb, die Dosis mache das Gift. Und wie es Kampfsäufer gibt, die "Saufmaschinen" gebrauchen, so gibt es auch Kampfkiffer, die nach dem "Eimerkrachen" flach liegen. Ich halte das für Mutproben Jugendlicher, teilweise mit schlimmen Folgen.

Zitat:
Aber warum geht das heute in manchem Jugendzimmer so ab?
Ist es wirklich nur der gesteigerte Wirkungsanteil, oder ist es Maßlosigkeit?
Ist es das Verdrängen der Realität, die augenblicklich gar nicht so rosig aussieht?
Ist es das völlige Fehlen von Idealen oder von Vorbildern in der heutigen Zeit?
Also eine Perspektivlosigkeit, die in die Arme von Drogen führt?
Es ist bestimmt eine Mischung aus allem. Machen wir uns nichts vor, die Realität sieht wirklich nicht so rosig aus. Eine kalte Welt, in der der Egoismus regiert. Wer von den verkommenen Stützen unserer Gesellschaft könnte für unsere Jugendlichen noch Vorbild sein? Vielleicht einzig noch Barack Obama, der junge amerikanische Präsident.

Es hängt auch mit der Erziehung zusammen. Ich denke, dass Suchtverhalten schon entsteht, bevor man mit bestimmten Substanzen in Berührung kommt. Sucht dient der Verdrängung und die Droge als Hilfsmittel, als scheinbarer Ausweg aus einer scheinbar ausweglosen Situation.

Doch es hängt auch mit der Neugier zusammen. Mit der Neugier auf die Wunder, die das Leben zu bieten hat. Und davon gibt es viele zwischen Himmel und Erde.

Liebe Grüße
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (21.05.2009 um 10:47 Uhr)
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Alt 21.05.2009, 15:12   #23
Helene Harding
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Ahoi Jenny, Feirefiz' Zeilen haben eine Drogen-Diskussion in Gang gesetzt. Erfreulich, denn an anderer Stelle würde hier bereits abgemahnt. Jenny, dass du mit Drogen experimentiertest und dies hier offenlegst, finde ich insofern anerkennenswert und auch mutig, dass du dir der Wirkungen und Nebenwirkungen derweil bewusst bist. Vor vielen Jahren lief ein für mich tiefgreifend-entsetzlicher Film aus dem Jahr 1981 - "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Teils biographisch zeigt er gnadenlos den Verfall zur Droge eines jungen Menschen, der sich schlussendlich prostituiert, um die immer mehr zunehmende Sucht zu befriedigen - bis hin zum Suizidversuch. Reicht das immer noch nicht als abschreckendes Beispiel? Neugier hin oder her, mir scheint es fast so - und das fast ketzerisch - dass die Gesellschaft teilweise billigend zusieht; weil ein mit Drogen vollgepumptes Hirn ausschließlich mit sich beschäftigt und nicht mehr mit der Außenwelt in Kontakt ist.

alles liebe, budina

Geändert von Helene Harding (21.05.2009 um 15:13 Uhr)
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Alt 22.05.2009, 21:10   #24
Falderwald
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Liebe budina, hallo zusammen,

genau das ist hier der Punkt:

Wir sprechen von einem Kiffergedicht und landen schließlich bei Christiane F.
Solange sich in der Bevölkerung immer noch der Glauben breit macht, Cannabis sei als Droge genau so wirksam und gefährlich wie z.B. Heroin, die Droge der Protagonistin aus dem o.a. Film, wird es immer wieder junge Leute geben, die das auch noch glauben.
Damit unterliegen sie aber einem gefährlichen Trugschluss.
Sie probieren Cannabis und stellen fest, die ganzen Märchen stimmen hinten und vorne nicht und schließen dann oftmals daraus, also wenn das mit Hasch nicht so ist, können die anderen Drogen auch nicht so schlimm sein.
Schon geht es einen fatalen Weg.

Stellen wir mal ganz klar fest, daß nicht jeder, der regelmäßig Alkohol konsumiert, auch ein Alkoholiker ist.
Dasselbe gilt auch für die Cannabis-Konsumenten.

Es wird dann gefährlich, wenn der einzelne feststellt, daß er z.B. schon früh am Tag mit dem Kiffen oder Trinken beginnt, damit es für ihn einen normalen Gang nimmt.
Natürlich gibt es auch die Feierabend-Alkoholiker und -Kiffer, die immer wieder übertreiben.
Nur wer einen vernünftigen Umgang mit diesen Drogen pflegt, wird auch ein normales Leben führen können.
Und inzwischen sollte es eigentlich auch bekannt sein, daß Alkohol zu schwerster körperlicher Abhängigkeit führen und eine primäre Todesursache sein kann.

Informationen gibt es genug, doch die meisten, die sich eine Droge zuführen, fragen gar nicht danach, was sie sich da in den Körper reinziehen, Hauptsache, es knallt - heftig und schnell.
Wobei das bei den wirklich Abhängigen ja gar nicht mehr so ist.
Der Rauschzustand wird zum Alltag und eine Ernüchterung wird als störend empfunden.
Die Droge verbleibt auf Dauer im Körper und darf einen gewissen Pegel nicht unterschreiten. Dann wird es Zeit, sie sich neu einzuführen.
Das ist auch sehr schön an Medikamentenabhängigen zu beobachten.

Ich will hier nichts gut reden, doch das eigentliche Problem liegt immer bei der Dosierung und letztendlich der Selbstbeherrschung.
Und da muss sich jeder selbst fragen, inwieweit er sich da vertrauen kann.

Drogen hat es immer und zu allen Zeiten gegeben.
Probleme macht nicht die Droge, sondern ausschließlich der Kopf.

Und jeder muss schlussendlich selbst wissen, was er tut.

Es gibt viele Christiane F's, doch es gibt noch weitaus mehr Ottos und Annas aus der Nachbarschaft, in der eigenen Familie und in uns allen...

Für mich die absolute Einstiegsdroge Nr. 1: Industriell gefertigte Zigaretten


Liebe (leider rauchende) Grüße

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.05.2009, 07:17   #25
Seeräuber-Jenny
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Ahoi liebe Mitdiskutanten,

Falderwalds Beitrag kann ich nur dick unterstreichen.

Zitat:
Probleme macht nicht die Droge, sondern ausschließlich der Kopf.
Genauso ist es. Und mein Köpfchen, liebe budina, hat mich zu Experimenten mit verschiedenen Substanzen veranlasst, aber auch vor dem Untergang bewahrt. Lieber genieße ich heute die weichen Drogen, von denen das Nikotin wohl die verhängnisvollste ist.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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