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Alt 02.03.2009, 15:24   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Die Alte vor'm Haus

Verhärmt, gebeugt, aus einer fremden Welt gesunken
beinahe schon, die sie nicht wiederkennt und weiß,
so ruht sie aus. Ein bunter Falter flattert trunken
an ihrem Blick vorbei, der Garten summt von Bienen,
und ihre Seele tritt aus Augen, träumetrüb und greis
in Sommer der Vergangenheit und lebt in ihnen.

Die welken Knotenhände, die einander bebend finden,
als suchten sie sich Trost zu sein und bangen Halt
ihr in das müdgeschlagene Mutterherz zu binden,
erhebt sie manchmal fahrig, beinah so, als grüßte
sie einen lieben, lang vermissten Sohn, doch bald
erkennt sie Leere dort, wo er sie grüßen müsste.

Dann sinkt sie wieder einwärts in die blassen Bilder
aus überlebter Zeit und schöpft sich Ruhe dort;
und Atemzug um stiller Atemzug erstreckt sich milder
in ihr Gesicht, auf dem die ungezählten, tiefen Falten
- gerade so, als formten sie ein allerletztes Wort -
ein fast verträumtes Lächeln auf den Zügen halten.

Geändert von Erich Kykal (30.05.2016 um 23:46 Uhr)
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Alt 02.03.2009, 16:14   #2
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Die Alte vor'm Haus

Ach, Erich Kykal -

was soll ich denn noch schreiben, ohne mich immer wieder zu wiederholen!
Unwahrscheinlich schön wieder Deine Reime und Überleitungen, Deine Worte, die wieder einmal eine beispiellose Aussagekraft ausströmen, so daß der Leser (hier ich) fast sprachlos davor steht.
Nein, es gibt für mich nichts Neues zu sagen.
Das schmerzt.

Lieben Gruß
von
cyparis

(Bitte die Zeile mit den welken Händen groß beginnen)
Leier ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.03.2009, 12:09   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Das macht nichts, du Gute! Du sagst es so lieb und innig, dass man es hundert Mal hören kann, ohne dass es langweilig wird!

Dem Gedicht liegt eine alte Bauersfrau im oberen Mühlviertel zugrunde, die auf der Sonnenbank vor ihrem Hof saß, als ich vorbeispazierte, und sie trägt auch Züge meiner verstorbenen Mutter.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (30.05.2016 um 23:48 Uhr)
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Alt 04.03.2009, 22:51   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.912
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Hallo Erich,

ja, ich finde deine Zeilen auch sehr schön.

Mit stummer Ergriffenheit bin ich in dein Gedicht eingetaucht und habe es in einem Zug bis zum Schluss durchgelesen.
Die Beschreibung wird nicht langweilig und zeugt von einer Achtung für die alte Dame, der ich nur zustimmen kann.

Ich wüsste auch nichts daran auszusetzen.

So bleibt mir also nur ein Lob: Feines Stück Lyrik.


Hat mir gut gefallen. Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 05.03.2009, 16:08   #5
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
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Thema auf Wunsch des Autors verschoben

LG katziMod
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.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 06.03.2009, 15:23   #6
Erich Kykal
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Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
Standard

@ Falderwald!

Da du mich eher selten kommentierst, freut mich dein Zuspruch umso mehr!
Weißt du, es gibt so magische Momente, Szenen, Bilder, die etwas tief in uns berühren, ohne dass man sagen könnte, woran das nun liegt. Die Alte vor ihrem Haus, in diesem halbverwilderten Garten, auf der Bank an der Mauer, das war so ein Bild. Damals ging ich zügig vorbei und wanderte weiter, aber immer mal wieder blitzt diese Erinerung seither auf, ohne ersichtlichen Grund, bis ich endlich beschloß, ihn mir von der Seele zu schreiben.

LG, eKy
__________________
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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