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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 25.08.2019, 00:45   #1
Jonny
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 12.08.2019
Beiträge: 37
Standard ohne Titel

Der Sommer zieht den grünen Hut tief ins Gesicht,
mit schwerem Schritt geht er noch einmal durch das Land,
auf seiner Schulter ruht schon längst die kalte Hand -
der Wind erfasst sein Haar - doch nein, er trauert nicht.

Gelassen blickt er auf sein Farbenwerk zurück;
auf seinem Weg grüßt ihn kokett die Sonnenbraut*,
die aus dem Meer von Farben in den Himmel schaut,
ein letzter Schmetterling begleitet ihn ein Stück.

Bald ist der Alte mit dem grünen Hut erfroren,
dann decken Bäume ihn mit ihren Blättern zu -
und über alles legt sich dann das Jahr zur Ruh -
ach, würd ich nur wie diese beiden neu geboren.

So vieles auf dem Weg nach Hause geht verloren ...


*Die Sonnenbraut ist eine wildwachsende Art -
um ihre Scheibe herum sitzt ein Kranz von Strahlenblüten - welche die Blume wie eine Sonne aussehen lässt.

Geändert von Jonny (25.08.2019 um 14:10 Uhr)
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Alt 25.08.2019, 13:24   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Zitat:
Zitat von Jonny Beitrag anzeigen
Der Sommer zieht den grünen Hut tief ins Gesicht,
mit schwerem Schritt geht er noch einmal durch das Land,
auf seiner Schulter ruht schon längst die kalte Hand -
Wind streift sein graues Haar - doch nein, er trauert nicht.

Stolz blickt er auf sein Farbenfeuerwerk zurück;
auf seinem Weg grüßt ihn kokett die Sonnenbraut*,
die aus dem Flammenmeer von Farben in den Himmel schaut,
ein letzter Schmetterling begleitet ihn ein Stück.

Bald ist der alte Herr mit seinem grünen Hut erfroren,
dann decken alle Bäume ihn mit ihren Blättern zu -
und über all die Blätter legt sich dann das alte Jahr zur Ruh -
ach, würd ich nur wie diese beiden neu geboren.

Doch vieles auf dem Weg nach Hause geht verloren ...


*Die Sonnenbraut ist eine wildwachsende Art -
um ihre Scheibe herum sitzt ein Kranz von Strahlenblüten - welche die Blume wie eine Sonne aussehen lässt.
Hi Jonny!

Ein wenig früh fast für ein Spätherbstgedicht - oder ist das ein älteres Werk?

Wieder ein sehr lyrisches Gedicht, diesmal leider mit mehreren metrischen Schwächen:

xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxX
XxxXxXxXxXxX

XxxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxX

xXxXxXxXxXxXxXx
xXxXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXxXxX
xXxXxXxXxXxXx

xXxXxXxXxXxXx


S1Z4 und S2Z1 könnte man auch unbetont anlesen, und so war es von dir wohl auch angedacht, indes, es klingt dann doch recht hingezwungen und unnatürlich im Sprachfluss, denn die von dir gewählten Worte WOLLEN betont sein.

Die weiblichen Kadenzen in S3Z4 und der letzten Einzelzeile sind nicht wirklich Fehler im metrischen Sinne, die brechen nur die Stringenz der ersten Strophen.

Alle anderen markierten Stellen sind Überlängen und sollten gekürzt werden, um sich ins Schema zu fügen.
Wenn ich darf:


Der Sommer zieht den grünen Hut tief ins Gesicht,
mit schwerem Schritt geht er noch einmal durch das Land,
auf seiner Schulter ruht schon längst die kalte Hand -
der Wind erfasst sein Haar - doch nein, er trauert nicht.

Gelassen blickt er auf sein Farbenwerk zurück;
auf seinem Weg grüßt ihn kokett die Sonnenbraut*,
die aus dem Meer von Farben in den Himmel schaut,
ein letzter Schmetterling begleitet ihn ein Stück.

Bald ist der Alte mit dem grünen Hut erfroren,
dann decken Bäume ihn mit ihren Blättern zu -
und über alles legt sich dann das Jahr zur Ruh -
ach, würd ich nur wie diese beiden neu geboren.

Doch vieles auf dem Weg nach Hause geht verloren ...


So wäre es metrisch stimmig, ohne dass allzu viel am adjektivischer Reichhaltigkeit verloren geht.

Übrigens: auch der Einstieg zu S3 ("Bald") ist metrisch indifferent, kann also (und MÖCHTE eigentlich auch) auch betont angelesen werden. Am Anfang eines Gedichtes würde ich also an deiner Stelle nicht so formulieren, denn eine Mehrheit von Lesern würde dann falsch ansetzen, müsste abbrechen und neu beginnen. Aber bei S3 ist es nicht so schlimm, da hat der Leser sich schon an den Rhythmus der Verse gewöhnt und wird (fast) sicher die korrekte Betonung wählen.
Dennoch sollte man beim Schreiben tunlichst darauf achten, solche ambivalent betonbaren Einstiege zu vermeiden.

Hier wäre eine mögliche Lösung: "Der Alte mit dem grünen Hut ist bald erfroren,"

Die betonten Stellen (Hebungen oder kurz Heber) habe ich unterstrichen.


Sehr gern gelesen und beklugfummelt!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2019, 14:23   #3
Jonny
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 12.08.2019
Beiträge: 37
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Hallo Erich!

Ja - es ist ein älteres Werkchen. Eigentlich sind alle Verse die ich hier vorstelle schon etwas angejahrt.
Du hast den Finger in die Wunde gelegt - ich stehe all den Regeln der Schreiberei etwas hilflos gegenüber. Manchmal schaffe ich es gerade so die Silbenanzahl einzuhalten.
Die Betonung behandle ich gerne etwas Stiefmütterlich.
Umso mehr freut es mich, wenn du meine Zeilen in die richtige Spur bringst.
Deine Vorschläge habe ich gerne übernommen, jetzt liest es sich flüssiger.

Ich sage wieder danke - und wünsche dir einen schönen Tag.
LG Jonny
Jonny ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2019, 16:48   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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HI Jonny!

Na hoffentlich lernst du auch was bei - ich hätte ungern das Gefühl, mir all die Mühe umsonst zu machen!

Das mit Metrik, Auftakt und Kadenz ist letztlich hauptsächlich Lern- und Übungssache. Auch wer nicht das perfekte Taktgehör hat, kann über Heber- und Silbenzählen letztlich metrisch korrekte Gedichte schreiben.

Ein großes Vokabular ist dabei sehr hilfreich, um metrisch Unpassendes mittels anderer Begriffe und/oder Phrasen umgehen zu können, ohne den Inhalt, die Aussage zu verändern oder die Verse unwuchtig oder überlang zu gestalten.

LG, eKy


PS: Was ich zu erwähnen vergaß: Im Titel schreibt man am wie am Satzanfang groß, also "Ohne Titel".
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (25.08.2019 um 19:36 Uhr)
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