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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 21.06.2013, 12:26   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Ausgebrannt

Wie jeden Morgen steht er zeitig auf,
bewacht den Morgen, der ins Helle steigt,
und während er in seine Tasse schweigt,
beginnt der Tag. Er freut sich nicht darauf,

scheint aller Lebensfreude abgeneigt.
Verschlossen nimmt er seine Zeit in Kauf,
ergibt sich ihrem kriechenden Verlauf.
Kein Schicksalsbaum, der blühend sich verzweigt,

kein inneres und äußeres Erstreben -
nur kalte Stunden ohne Mut und Freuen,
und keine Lust, sich daraus zu erneuen,

sich aufzuraffen und ins Sein zu heben.
Er weiß sein Existieren zu betreuen,
verstarb darin und nennt es dennoch: Leben!
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (21.06.2013 um 19:24 Uhr)
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Alt 22.06.2013, 00:30   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.907
Standard

Servus Erich,

das hast du treffend auf den Punkt gebracht, genau so fühle ich mich momentan auch, außer daß ich noch nicht bereit bin zum Sterben.
Man weiß zwar nie, wann es kommt, aber eigentlich will ich doch noch nicht.

Und deshalb habe ich mir auch pünktlich zum Sommeranfang vorgenommen, mich ab heute wieder zurück zu melden.

Ich werde mir in den nächsten Tagen wieder mehr Muße nehmen können und bin deshalb guten Mutes, auch die lyrische Ader wieder mit frischem Blut versorgen zu können.

Das Sonett ist einwandfrei und gefällt mir sehr gut, es beschreibt in treffenden Worten einen erbärmlichen Zustand, in den man geraten kann und aus dem mancher nie wieder herauskommt, weil dies sehr beschwerlich ist.

Und eh man sich versieht, befindet man sich in einem Kreislauf, auf den man keinen Einfluss mehr nehmen kann und dann war's das.


Ein stringentes und eloquentes Sonett, das mir gut gefallen hat.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.06.2013, 01:01   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Faldi!

Vielen Dank für deine Gedanken!

Einerseits ist es jetzt zum Ende des Schuljahres hin besonders stressig, zumal ich obendrein große Baustelle im Garten habe (Trockenmauern), und das mit einigen unvorhergesehenen Komplikationen und viel größerem Aufwand, als ich dachte!
Andererseits: Nach 26 Jahren des Unterrichtens bildungsferner Schichten habe ich mich an der menschlichen Dummheit abgenutzt. Das klingt sehr harsch und abwertend, aber das liegt an meinem augenblicklichen Seelenzustand, nicht an irgendeiner arroganten Überzeugung. Natürlich weiß ich, dass die Kinder am wenigsten dafür können - aber ich vermag meinen überbordenden Zynismus nicht mehr mit Argumenten der Vernuft und Zuneigung zu besänftigen. Ich finde einfach alles nur noch ätzend, verletzend und sinnlos! Dazu kommt die nicht unerhebliche Last bürokratischen Schwachsinns, der uns von profilierungssüchtigen Karrierepolitikern und praxisfernen Fachtheoretikern mehr und mehr aufoktruiert wird - eine schrittweise Entmündigung unseres Berufsstandes! Zwangsweiterbildungen in meist öden Kursen, die einigermaßen intelligenten und sich selbstverantwortlich bildenden Zeitgenossen nur die Zeit stehlen, tun ein übriges.
Am schlimmsten ist aber die mit zunehmendem Alter immer unerträglicher werdende Lärmbelästigung: Nichts ist nerviger als Pausengebrüll, Gestreite, Kreischen, Zurufen, Schreien, Quietschen, usw... - kurz, die ständige Schalllawine, gegen die zu stellen man irgendwann einfach nicht mehr die Kraft oder den Willen aufbringt.
Man muss funktionieren, ein Lob hört man selten - dein Bestes ist gerade selbstverständlich! Obendrein hat Pragmatisierung ihre Nachteile: Wenn du vor der Zeit (mindestens 40 Jahre) kündigst oder gekündigt wirst, erlischt in Österreich jeglicher Pensionsanspruch, egal, wie lange du für diesen Staat gearbeitet hast! Eine bodenlose Frechheit! Die Summe all dieser Details zermahlt dich irgendwann eben. Soviel zu diesem Gedicht - denn zuzeiten bin das beschriebene Lyrich tatsächlich ich!

LG, eKy
__________________
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Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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