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Alt 19.01.2010, 09:49   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Sommersehnsucht

Meine Augen gleichen Weihern,
baumbeschattet, unbewegt,
und es reichen aus den Teichen
meine Blicke unentwegt
an den Himmel, kalt und bleiern.

Dort, wo er in Fernen rinnt,
zogen Reiher nach dem Süden.
Meinem Schauen Flügel bauen
wollte ich, die nie ermüden,
doch mein Wasser fror sich blind.

So erstarre ich im Träumen
einer Welt, die wärmend ist,
während hinter Frostgesinter
Winter meine Augen schließt
mit dem toten Laub von Bäumen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 23.01.2010, 18:05   #2
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

Lb. Erich,

das ist wirklich gut gelungen. Es ist schade, daß dieses Gedicht keinen Kommentator gefunden hat.

Besonders die Binnenreime in Z3 der Strophen sind echte kleine Kunstwerke. Und es ist Dir irgendwie gelungen, trotz des Tenors der Verkitschung des Themas gerade noch wie durch ein kleines Wunder zu entgehen.

Voller Hochachtung grüßt

der W.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (23.01.2010 um 18:29 Uhr)
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Alt 23.01.2010, 18:20   #3
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.001
Standard

Hallo eKy,

deinen Text las ich neulich schon, dann ist er mir wieder entwischt
Er ist wirklich schön, da gebe ich Walther recht.
Gut, dass er ihn ans Tageslicht befördert hat.

So kann man sich schon mal der Sommersehnsucht hingeben, die du so sehr vermisst.
Aber schon haben wir Januar und bis zum Sommer ist es nicht mehr weit.
Das Schlimmste an Dunkel und kurzen tagen haben wir hinter uns.

Schön gemacht aus deiner Feder und sehr gern gelesen hat
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 25.01.2010, 07:35   #4
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, walther und chavali!

Vielen Dank für euren Zuspruch! Da ich zur Zeit eine ziemlich "prosaische" Zeit durchmache - sprich es kommt nicht viel aus der lyrischen Feder - freut es mich umso mehr, dass dieses kleine Stückchen gelungen scheint!
Da hatte ich wohl einen meiner lichteren Momente...
Der Vergleich von Augen mit Teichen - kam mir irgendwie, aus ich die TIEFE meiner Sehnsucht verdeutlichen wollte und nach einem passenden Vergleich gesucht habe. Das mit dem Erblinden durch Zufrieren und dem Bedecken (Schließen) mit dem Laub ergab sich dann eigentlich wie von selbst - sozusagen ein Bonus!
Das Reimschema ist ebenfalls ungewöhnlich: A/B/CC/B/A
Das kommt bei mir immer erst während des Schreibens zustande - wie es sich in der ersten Strophe eben ergibt, und ist somit wohl das Unmittelbarste an meiner Dichtung.

LG, eKy
__________________
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Alt 25.01.2010, 19:41   #5
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.908
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Hallo Erich,

ja, ich kann mich meinen beiden Vorkommentator(inn)en nur anschließen und dir zu einem ausgesprochen schönen und gelungenen Gedicht gratulieren.

Schon der Einstieg "Meine Augen gleichen Weihern" ist sehr lyrisch und macht neugierig und man wird wahrlich nicht enttäuscht, weil du diese gehobene, lyrische Sprache sehr schön bis zum Ende fortführst.

Für mich ein Gedicht ohne Fehl und Tadel, welches zusätzlich noch durch sein interessantes Reimschema besticht.

Sehr schön.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.01.2010, 10:09   #6
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Falderwald!

Vielen Dank für deinen Beitrag. Selten höre ich von dir - naja, da bin ich wohl selber schuld, schreibfaul, wie ich bin...
Umso lieber ist mir dein Lob!
Das mit der "lyrischen Sprache" ist so eine Sache: Ich gestehe zu, dass es für gewisse Inhalte essentiell ist, grob und derb zu formulieren, einfache Sprache zu benutzen, sogar ordinär und vulgär zu werden - aber außerhalb dieser inhaltlichen Parameter ist es ohne "schöne" Sprache für mich eben nicht Lyrik im eigentlichen Sinn! Fast alles kann man auch lyrisch ausdrücken - wer sich dessen begibt und nur behauptet, es wäre Kunst, nur weil ER es so beschlossen habe und nunmehr so darstelle, der gibt sich in meinen Augen zu wenig Mühe mit der Lyrik. Besonders reimlose Lyrik geht mir gegen den Strich. Man sollte sowas "strukturierte Prosa" nennen - wenn das (hässliche) Kind schon einen Namen braucht - aber mit Lyrik im Wortsinne an sich hat das nach meinem Empfinden nichts zu tun!
Das sollte man strikt - auch begrifflich - auseinanderhalten!
Nur meine subjektive und einseitige Meinung - ich weiß. Nichtsdestodennoch!
Ich stehe dazu!

LG, eKy
__________________
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