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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 05.12.2015, 12:21   #1
Agneta
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Beiträge: n/a
Standard Heilige Momente

Heilige Momente

Wenn Mutter ihren Bräter nahm, den alten
und Licht geheimnisvoll zur Stube huschte,
dann wusste ich, nun musst du innehalten.
Wenn selbst der Dackel unterm Tische kuschte,

dann war’s ein heiliger Moment,
den nur die Kinderseele kennt.


Wenn Vater lächelnd sich zur Küche stahl
um aus Kartoffeln Fritten uns zu schneiden,
dann wusste ich: Besonders wird das Mahl
und auch, ich musste diese Küche meiden.

Wenn Flüstern durch die blanken Räume schlich,
der Weihnachtsbaum in weichem Licht erstrahlte,
wenn draußen alles Zuckerwelten glich
und Puderschnee ein Wintermärchen malte,

dann war’s ein heiliger Moment,
den nur die Kinderseele kennt.


Wenn dann die Oma und die vielen Gäste kamen
und es vor Tüten, Päckchen raschelnd wimmelte
und alle froh und lieb sich in die Arme nahmen,
dann wusste ich, dass bald das Glöckchen bimmelte.

Drum lasst uns Kindern noch, so lang sie Kinder sind,
Momente schenken, die sie lebenslang begleiten,
dass sie empfinden können wie ein kleines Kind,
wenn sie das Leben werfen wird in andre Zeiten.

Schenkt ihnen einen heiligen Moment,
weil nur die Kinderseele später ihn erkennt.

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Alt 06.12.2015, 09:38   #2
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Liebe Agneta,

Schön! Ich mag solche verklärten Weihnachts-Erinnerungsgedichte sehr, obwohl ich selbst schon als Kind ein sehr eigenartiges und wenig verklärtes Verhältnis zu Weihnachten hatte, erinnert es mich doch auf angenehme Weise an das offene Haus meiner Oma zu Weihnachten. Es standen dort jede Menge Töpfe am Herd und im Backrohr war ein Braten. Ich erinnere mich an den Duft. Es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen; Familie Freunde, alle drängten sich in der kleinen Küche und mussten abwechselt essen, weil der Tisch zu klein war, Esszimmer gab es keines. Oma (ich war ihr Liebling ) - in der Kleiderschürze - war trotz all des Trubels immer sehr entspannt.

Die vorletzte Strophe mit dem erhobenen Zeigefinger würde ich allerdings weglassen, sie klingt auch irgendwie verdreht. Vielleicht schreibst du die Zwischenstrophe nur einmal als Schlussstrophe und endest davor einfach mit dem Glöckchen; das fände ich schöner, weil jeder Leser dann selbst weitersinnieren kann, was ihm diese Geschichte sagen will. Bei mir hat es eben die Erinnerung an Omas Küche geweckt.

Lieben Gruß
charis
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.12.2015, 10:22   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Agneta!

Tipps:

Wenn Mutter ihren Bräter nahm, den alten Komma.
und Licht geheimnisvoll zur Stube huschte,
dann wusste ich, nun musst du innehalten. Besser Doppelpunkt als Komma nach "ich".
Wenn selbst der Dackel unterm Tische kuschte,

dann war’s ein heiliger Moment,
den nur die Kinderseele kennt. Abstand zuviel nach "den".


Wenn Vater lächelnd sich zur Küche stahl Komma.
um aus Kartoffeln Fritten uns zu schneiden,
dann wusste ich: Besonders wird das Mahl Komma.
und auch, ich musste diese Küche meiden. Wieder Doppelpunkt.

Wenn Flüstern durch die blanken Räume schlich,
der Weihnachtsbaum in weichem Licht erstrahlte,
wenn draußen alles Zuckerwelten glich
und Puderschnee ein Wintermärchen malte,

dann war’s ein heiliger Moment,
den nur die Kinderseele kennt.


Wenn dann die Oma und die vielen Gäste kamen Ab hier plötzlich sechshebig!
und es vor Tüten, Päckchen raschelnd wimmelte
und alle froh und lieb sich in die Arme nahmen,
dann wusste ich, dass bald das Glöckchen bimmelte.

Drum lasst uns Kindern noch, so lang sie Kinder sind,
Momente schenken, die sie lebenslang begleiten,
dass sie empfinden können wie ein kleines Kind,
wenn sie das Leben werfen wird in andre Zeiten.

Schenkt ihnen einen heiligen Moment, 5-hebig
weil nur die Kinderseele später ihn erkennt.



Eine durchgehend sechshebige Version (bis auf den "Refrain", der wird 5-hebig):

Wenn Mutter ihren großen Bräter nahm, den alten,
und sanftes Licht geheimnisvoll zur Stube huschte,
dann wusste ich: nun musst du artig innehalten.
Wenn selbst der Dackel unterm Gabentische kuschte,

dann war’s ein wahrhaft heiliger Moment,
wie nur die Kinderseele ihn erkennt.

Wenn Vater milde lächelnd sich zur Küche stahl,
um aus Kartoffeln goldne Fritten uns zu schneiden,
dann wusste ich: Besonders wird das Abendmahl,
und auch: ich musste nunmehr diese Küche meiden.

Wenn leises Flüstern durch die blanken Räume schlich,
der Weihnachtsbaum in weichem Kerzenlicht erstrahlte,
wenn draußen alles weißen Zuckerwelten glich
und Puderschnee ein wahres Wintermärchen malte,

dann war’s ein wahrhaft heiliger Moment,
wie nur die Kinderseele ihn erkennt.

Wenn dann die Oma und die vielen Gäste kamen
und es vor Tüten, Päckchen raschelnd wimmelte
und alle froh und lieb sich in die Arme nahmen,
dann wusste ich, dass bald das Glöckchen bimmelte.

Drum lasst uns Kindern noch, so lang sie Kinder sind,
Momente schenken, die sie lebenslang begleiten,
dass sie empfinden können wie ein kleines Kind,
wenn sie das Leben werfen wird in andre Zeiten.

Schenkt ihnen einen heiligen Moment,
weil nur die Kinderseele ihn erkennt.


Für den "perfekten Rhythmus" fehlt natürlich ein Vierzeiler vor dem ersten Refrain, aber das ist wenig wichtig.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.12.2015 um 10:42 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.12.2015, 10:38   #4
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
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hallo agneta
find ich sehr schön gemacht bis auf:
- genau gleiche empfindung wie charis: letzte strophe und letzter refrain machen am kunstwerk mehr kaputt als, dass sie dazu beitragen.
- in der zweitletzten strophe ein metrischer ausrutscher, den ich bei dir nun zuletzt erwartet hätte.
gruss
wolo
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Alt 06.12.2015, 18:38   #5
Agneta
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Beiträge: n/a
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Ups, Ihr Lieben,

da habt ihr euch ja mächtig reingehängt und ja! - es freut mich. Sehr sogar.
Natürlich habt ihr Recht. Dieses Gedicht hat so einige Macken, aber zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen: ich schrieb es nach 2 einhalb Gläsern Glühwein und das ist für mich schon viel GG. Der glühweinsche Emotionsschub ließ es mich dann so einstellen,
wohl wissend, dass ich mehr hätte daran feilen müssen.
Möchte erklären:
Die unterschiedlichen Hebungszahlen gefallen mir natürlich selbst nicht und deine Variante, lieber Erich, ist natürlich viel glatter. Ich hatte auch darüber nachgedacht, die 5 er Hebungen aufzufüllen, aber das wirkt dann immer so „gestreckt“. Meinem Glühweinkopf gefiel das nicht. Heute nüchtern betrachtet ist Erichs auf jeden Fall besser als das Hebungskuddelmuddel von mir.

Meine Intention , die mir wichtig war, weil du, liebe Charis ja meintest, den Refrain nur ein Mal zu benutzen :
Besonders wichtig, denn das ist eigentlich die Aussage, die über ein banales Weihnachts-Erinnerungs-Gedicht hinausgeht, war mir die Erkenntnis, dass Menschen, die als Kinder diese Gefühle nicht gehabt haben, sie auch als Erwachsene nicht haben können, weil sie diese Momente nicht erkennen. Darum auch die moralische Aufforderung, den Kindern die Chance zu geben, diese schöne Weihnachtserfahrung und die Gefühle zu kennen und somit als Schatz in ihr Leben zu getragen.
Darum habe ich vorher beim Refrain immer kennen genommen und dann am Schluss erkennen!
Somit kann ich deinem Tipp, liebe Charis, nicht nachkommen, wenn ich die Aussage erhalten will.

Lieber Erich, du hast den Refrain nun hebungsmässig angeglichen.

dann war’s ein wahrhaft heiliger Moment,
wie nur die Kinderseele ihn erkennt.

Dabei geht aber das kennen und erkennen verloren und ohne Kennen kein Erkennen…
Dann wäre ja die Mühe , vorher auszumalen, was denn eigentlich ein heiliger Moment ist, den man erst einmal kennen muss, umsonst gewesen.

Also vielleicht vorher:
Dann war’s ein wahrhaft heiliger Moment,
wie ihn nur eine Kinderseele kennt.


Zum Schluss dann Erichs Vorschlag, denn das verstärkende „später“ kann eigentlich weg. Ja.
Dann hätten wir schon mal die Hebungszahlen einheitlich.

Jetzt müsste ich an die Strophenhebungszahlen, entweder alles in 5 oder in 6, aber:
Es ist nicht so einfach.
Am Schlussvers tue ich mich schwer mit den 5 ern…

Wir haben bei den gestreckten 6 ern aber dann eine unschöne Häufung von Adjektiven als Füllwörter. Das hört sich dann auch so an. gefüllt eben- --- Groß, alt, sanft, geheimnsivoll, artig, milde, lächelnd ( adj. Partizip), goldne,
leises Flüstern ( Flüstern ist immer leise…-zwinker)…. Usw.


Das hatte ich gedanklich schon durch. Schultern zuck…

Ich danke euch und besonders dir, lieber Erich, der sich so viel Mühe gemacht hat, für deine /eure Zeit, die du diesem Werk gewidmet hast./habt.

So weit wären wir nun:

Variante 1 Erichs Variante mit „neu“ von mir

Eine durchgehend sechshebige Version (bis auf den "Refrain", der wird 5-hebig):

Wenn Mutter ihren großen Bräter nahm, den alten,
und sanftes Licht geheimnisvoll zur Stube huschte,
dann wusste ich: nun musst du artig innehalten.
Wenn selbst der Dackel unterm Gabentische kuschte,

dann war’s ein wahrhaft heiliger Moment,
wie ihn nur eine Kinderseele kennt. ( neu)

Wenn Vater milde lächelnd sich zur Küche stahl,
um aus Kartoffeln goldne Fritten uns zu schneiden,
dann wusste ich: Besonders wird das Abendmahl,
und auch: ich musste nunmehr diese Küche meiden.

Wenn leises Flüstern durch die blanken Räume schlich,
der Weihnachtsbaum in weichem Kerzenlicht erstrahlte,
wenn draußen alles weißen Zuckerwelten glich
und Puderschnee ein wahres Wintermärchen malte,

dann war’s ein wahrhaft heiliger Moment,
wie ihn nur eine Kinderseele kennt. ( neu)

Wenn dann die Oma und die vielen Gäste kamen
und es vor Tüten, Päckchen raschelnd wimmelte
und alle froh und lieb sich in die Arme nahmen,
dann wusste ich, dass bald das Glöckchen bimmelte.

Drum lasst uns Kindern noch, so lang sie Kinder sind,
Momente schenken, die sie lebenslang begleiten,
dass sie empfinden können wie ein kleines Kind,
wenn sie das Leben werfen wird in andre Zeiten.

Schenkt ihnen einen heiligen Moment,
weil !! nur die Kinderseele ihn erkennt. (neu)


Oder Variante 2:
den 5 er behalten und wechseln in den 6 er in den letzten Versen:
die monierten Kommata habe ich auch eingesetzt.
Wahrlich anstatt wahrhaft- was ist besser?


Heilige Momente

Wenn Mutter ihren Bräter nahm, den alten,
und Licht geheimnisvoll zur Stube huschte,
dann wusste ich, nun musst du innehalten.
Wenn selbst der Dackel unterm Tische kuschte,

dann war’s ein wahrlich heiliger Moment,
so wie ihn nur die Kinderseele kennt.


Wenn Vater lächelnd sich zur Küche stahl,
um aus Kartoffeln Fritten uns zu schneiden,
dann wusste ich: Besonders wird das Mahl
und auch, ich musste diese Küche meiden.

Wenn Flüstern durch die blanken Räume schlich,
der Weihnachtsbaum in weichem Licht erstrahlte,
wenn draußen alles Zuckerwelten glich
und Puderschnee ein Wintermärchen malte,

dann war’s ein wahrlich heiliger Moment,
so wie ihn nur die Kinderseele kennt.


Wenn dann die Oma und die vielen Gäste kamen
und es vor Tüten, Päckchen raschelnd wimmelte
und alle froh und lieb sich in die Arme nahmen,
dann wusste ich, dass bald das Glöckchen bimmelte.

Drum lasst uns Kindern noch, so lang sie Kinder sind,
Momente schenken, die sie lebenslang begleiten,
dass sie empfinden können wie ein kleines Kind,
wenn sie das Leben werfen wird in andre Zeiten.

Schenkt ihnen einen heiligen Moment,
weil nur die Kinderseele ihn erkennt.



Ich würde Variante 2 , denke ich, bevorzugen, weil der Wechsel auch inhaltlich stattfindet:
Das Warten hat ein Ende und die Konklusio erfolgt…also könnte man vielleicht auch die Heberzahlen ändern--- zwinkler

Was meint ihr?

Auf jeden Fall ein dickes Danke !! und lG von Agneta
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Alt 07.12.2015, 09:34   #6
wolo von thurland
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Hallo Agneta
Die letzten vier Zeilen sind der Knackpunkt. Da wird es vom Gedicht zum "Gedröns".
Würdest du nach "begleiten" aufhören, wäre für einen einigermaßen "durchlässigen" Leser die Botschaft klar genug.
So viel als Präzisierung, weil charis in meinen Augen durchaus einen wichtigen Punkt ansprach.
Gruss
wolo
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