Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 29.11.2012, 16:36   #1
Cebrail
verkannt
 
Benutzerbild von Cebrail
 
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
Standard Melancholin

Melancholin



Ich deck mich zu mit lang vergangnen Zärtlichkeiten,
zünd Kerzen an, die flackern wie mein Fühlen,
ich kleid die Nacht in samtig weiche alte Zeiten
und gieß - Melancholin auf meine Mühlen.

Ich weiß kein Wort, das meine Sehnsucht je beschreiben kann,
kenn keinen Zauberspruch, der mich befreit,
so lass ichs zu und still ergeb ich mich dem Hexenbann
und fall und fall, - durch Raum und alle Zeit.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas

Geändert von Cebrail (08.12.2012 um 21:55 Uhr)
Cebrail ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2012, 21:07   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Hallo Cebi,

ich musss mich doch sehr wundern: Noch kein Kommentar auf diesen wunderbaren Text.

Melancholin - eine Wortabwandlung von Melancholie?
Es ist ja oft so, dass man, wenn man in einer melancholischen Stimmung ist,
sich noch in weitere Traurigkeiten hineinsteigert.
Da fällt einem dies und jenes ein, was die Melancholie - eine Vorstufe der Depression - noch verstärkt.

Mnachmal muss aber auch das sein, denn erst durch negative Erfahrungen lernt man das Glück
und die guten Zeiten zu schätzen.

Dein trauriges Gedicht hat mir sehr gefallen!

Lieben Gruß,
katzi

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2012, 13:56   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Hallo Cebrail,

ich stimme Chavali im Grunde zu, würde aber noch ein wenig Herumfeilen vorschlagen. Die erste Zeile der zweiten Strophe hat leider einen Versfuß zu viel, was ich bei den ohnehin langen Zeilen als etwas störend empfinde und das Bild "Melancholin auf meine Mühlen" passt mir nicht ganz, denn es erinnert sehr an "Wasser auf meine Mühle", wobei das Wasser notwendig von einem anderen kommt und nicht selbst darauf gegossen wird.

Liebe Grüße
Thomas
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2012, 20:19   #4
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber Cebrail,

dass nennt man "suhlen in Traurigkeiten", die ich nur zu gut kenne.
(Heute seltener, aber einst habe ich mir solche Stimmungen direkt vorgenommen und mich auf die Stunden gefreut.)


Mir hat das "Melancholin" auf die Mühlen sehr gefallen, die "Wortfindung" ist sehr schön.

Insgesamt ein gutes Wässerchen für meine Mühlen.

Drei Kommata noch: Kerzen an, ... kein Wort, das ... Zauberspruch, der ....

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.12.2012, 22:20   #5
Cebrail
verkannt
 
Benutzerbild von Cebrail
 
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
Standard

Hallo Katzi,
danke für deine Zeilen und dein Lob, lässt mich leicht verlegen werden.

Zitat:
Melancholin - eine Wortabwandlung von Melancholie?
Jep, würde ich so sagen.

Zitat:
Da fällt einem dies und jenes ein, was die Melancholie - eine Vorstufe der Depression - noch verstärkt.
....und manchmal eine Verharmlosung ;-).

Zitat:
Mnachmal muss aber auch das sein, denn erst durch negative Erfahrungen lernt man das Glück
und die guten Zeiten zu schätzen.
Ich denke das hast du recht, es braucht eben Sonne und Regen,
um einen Regenbogen zu bekommen.

Ich danke dir

Einen lieben Gruß
C.




Hallo Thomas,
auch dir einen lieben Dank für deine Mühe und das Durchhalten bis zum Schluß ;-).

Zitat:
ich stimme Chavali im Grunde zu, würde aber noch ein wenig Herumfeilen vorschlagen
Ich lese mir das Teil dann noch mal in Ruhe durch und schau mal was sich da machen lässt, wenn ich ehrlich bin, zähle ich keine Silben und gehe beim
Schreiben eher nach meinem Gefühl, da passiert sowas schon mal.

Zitat:
"Melancholin auf meine Mühlen" passt mir nicht ganz, denn es erinnert sehr an "Wasser auf meine Mühle", wobei das Wasser notwendig von einem anderen kommt und nicht selbst darauf gegossen wird
Hmm, nu ja, das mit dem Wasser auf die Mühlen gießen, war eigentlich auch der Gedanke den ich im Hinterkopf hatte. So in der Richtung, dass man sich in etwas reinsteigert und ich meine, dass es dann schon passt,
also das Melancholin auf die Mühlen gießen.

Auf jeden Fall schau ich mir das ganze noch mal genau an und mach es ein wenig glatter.

Ich danke dir.
Einen lieben Gruß
C.




Hallo Dana,
ich hab es ja schon einmal erwähnt, Baumschule und da haben wir die Kommata zum Hochklettern benutzt, aber so in einen Satz gestreut sind sie auch ganz nett, danke dafür und habe ich natürlich sofort eingesetzt.

Zitat:
dass nennt man "suhlen in Traurigkeiten", die ich nur zu gut kenne.
(Heute seltener, aber einst habe ich mir solche Stimmungen direkt vorgenommen und mich auf die Stunden gefreut.)
Kann schon sein, ich habe da noch keine richtige Bezeichnung für gefunden,
aber was du sagst, klingt schon nah dran.
Nur es gibt Menschen, die können gar nicht anders bzw. werden von diesem Gefühl überrollt oder vom Melancholin ertränkt.
Ich weiß aber was du meinst.

Zitat:
Mir hat das "Melancholin" auf die Mühlen sehr gefallen, die "Wortfindung" ist sehr schön.
Mir gefällt es selber auch ;-).

Zitat:
Insgesamt ein gutes Wässerchen für meine Mühlen.
Danke dafür, freut mich sehr.

Dana ich auch dir nochmal einen lieben Dank für deinen Kommentar und dafür, dass du mir deinen Kommatastreuer geliehen hast.

Einen lieben Gruß
C.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
Cebrail ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2013, 07:15   #6
Untergrund
Gesperrt
 
Registriert seit: 05.05.2010
Beiträge: 243
Standard

Melancholin wie Serotonin? Ansonsten ist das Arrangement auf eine gewisse Art klassisch und sehr warm gehalten. Das Fallen ist auch eine ungewöhnliche Metapher, da man doch irgendwann aufschlägt.

LG RS
Untergrund ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.02.2013, 10:14   #7
marzipania
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

HuHu, Cebrail,
da ist ja ein älteres Gedicht von dir ans Tageslicht geschoben worden
Inhaltlich finde ich nix zu meckern, formal könntest du noch feilen
Beispielsweise würde ich mich mit einem Reimpaar pro Strophe begnügen:

Zitat:
Melancholin

Ich decke mich mit lang verhaltnen Zärtlichkeiten zu,
entzünde Kerzen, flackernd wie mein Fühlen,
und kleide Nacht in samtverbrämte alte Zeit: (hier könntest du noch die Verslänge der 2. Strophe anpassen, bzw. dem 14-silbigen Eingangsvers)
Ich gieß - Melancholin auf meine Mühlen.

Ich weiß kein Wort, das meine Sehnsucht je beschreiben kann,
kenn keinen Zauberspruch, der mich befreite;
so lass ichs zu, ergeb mich still dem grauen Hexenbann
und fall und fall - durch Raum und alle Zeitenfolgen.
Hoffentlich wirken meine Vorschläge inspirierend auf dich.
Mit herzlichem Gruß
marzipania
  Mit Zitat antworten
Alt 12.02.2013, 20:37   #8
Cebrail
verkannt
 
Benutzerbild von Cebrail
 
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
Standard

Hallo Robert,
ja im Sinne von Serotonin oder auch von Endordelphinen (das sind diese Fischwesen von dem fernen Mond, die dann im Glücklichsein schwimmen), nur anders rum, ein Wortspiel irgendwie.

Und wo ich diese Zeilen gerade mit ein wenig Abstand lese, ist es ist wohl so was wie eine Momentaufnahme, ein Fallgefühl, ein Warten auf den Aufschlag, in dieser Situation nicht allzu ungewöhlich, da bekannt.

... und warm gehalten kann man es nennen, da es auch was mit einigeln
und zudecken zu tun hat.

Danke für dein Lesen
LG C.





He marzi,
nett von dir dass du dich mit den Zeilen befasst hast.

Ich mag die Doppelreime eigentlich, dieses Aufzählreimartige das sie in mir hervorrufen trifft es und dieses "nicht perfekte", nicht ebenmäßige ist gerade das was mir an den Zeilen gerade gefällt.
Vielleicht weil es die Situation irgendwie noch unterstreicht aus dem der Reim entstanden ist?

Und sicher wirken deine Worte inspirierend auf mich, wenn ich denn
zur Zeit so was wie einen Spirit in mir hätte, zumindest was mein
Geschreibsel betrifft.

Ich habe nämlich gerade Streit mit meiner Muse, sie sitzt
schmollend im Wortwald, summt nur noch Melodien in meinen
Kopf hinein und so versuche ich zur Zeit diese irgendwie da raus zu schreiben und überhaupt und so und ... nu ja.

Nen Gruß von Herzen zurück
C.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
Cebrail ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.02.2019, 11:56   #9
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi!

Fand dieses Gustostückerl per Zufall und dachte - sollte man mal wieder lesen!

- Was ich sehr gern getan habe!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 17:29 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg