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Liebesträume Liebe und Romantik

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Alt 05.03.2018, 23:27   #1
Eisenvorhang
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Die Liebe ist wie jemand, der uns hält.

I

Die Liebe ist wie jemand, der uns hält.
Er gibt sie dir in deine zarten Hände,
bis sie ganz schwach durch deine Finger fällt.
Und tief in tausend Herzen schwelen Brände

in einem ewig wogenden Vergeuden,
das wie vom Rausch erregt den Schlaf durchgeht,
wenn wir ganz trunken von den Liebesfreuden
dem Winde lauschen, der uns einsam weht.

II

Jetzt gib uns ab, die tausendfeine Sicht:
Wie gehst du mir so unbegreiflich nah?
Dass du mich überhebst im Liebeslicht?
Ist es der Kindheitstraum, der uns geschah?

Dass wir, des Lächelns wegen, lieben müssten,
dass wir gefügt zu einem Bande blieben
und uns die Hände unter Linden küssten,
und ihre Kronen uns vom Himmel schieden,
uns in die Blase hüllten, die wir schufen,
die alles, lieblich uns gestillt, empfing,
bevor das Laub der Linden fiel und ging.

Ich hab den Duft an dir noch lang gerochen.
Ein Duft, der langsam mich erwachen ließ.
Dann hat uns jemand Starkes abgebrochen,
und jedes Sehnen ward nun mein Verlies.
Die Liebe ist wie jemand, der uns hält.

Geändert von Eisenvorhang (07.03.2018 um 12:16 Uhr)
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Alt 06.03.2018, 16:09   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Lieber EV,

schon der Titel ist ein Genuss
Und du hast vollkommen recht damit und das auch sehr schön in poetische Worte gekleidet.

Möglicherweise finden andere Leser noch etwas, das man verbessern/verändern kann.
Ich tue mich mit dahingehenden Vorschlägen immer schwer, weil ich meine,
wenn ein Autor ein Gedicht geschrieben hat, dann wollte er es so und nicht anders haben.
Es sei denn, man findet Rechtschreib- oder Interpunktions- oder Grammatikfehler...
Natürlich kann man immer mal etwas verändern, aber zu viele fremde Gedanken lassen dann ein Gedicht
nicht mehr das sein, was es sein sollte:
Eine eigene Arbeit

Ich habe gerade ein Dejavù:
Habe ich nicht ähnliches schon mal irgendwo geschrieben hier, das ist noch gar nicht so lange her?

In einem deiner Fäden war eine Antwort von dir, dass du nicht immer nur Lob lesen willst.
Vielleicht ist aber auch so, dass mancher Leser dir eben nur sein Gefallen ausdrücken möchte, meinst du nicht?

Mir gefällt hier der erste Abschnitt besser als der zweite, weil er klarer ist,
aber auch der Schlussvers.

Aber alles in allem eine feine lyrische Arbeit!

Lieben Gruß
Chavali
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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Alt 06.03.2018, 17:21   #3
Laie
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Beiträge: 539
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Hi EV,

zwei Gedichte, die beide reinste Lyrik beinhalten. Wunderschön!

"Wie gehst du mir so unbegreiflich nah?" Eigentlich ein ganz einfacher Satz. Aber genau diese Einfachheit macht ihn so genial und lyrisch in meinen Augen!

Sehr, sehr gern gelesen!

Gruß,
Laie
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Alt 06.03.2018, 17:30   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi EV!

Starke Worte!

Dieses oder jenes Detail hätte ich anders gesagt oder ausgedrückt, aber lassen wir mal die Peanuts (vielleicht bis auf die "brütenden Brände" - das Bild erscheint mir seltsam)!

Ein gut strukturiertes und eloquent ungesetztes Loblied auf die Liebe! Nicht zu überladen, zu barock formuliert, aber sehr lyrsich und gediegen!

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 06.03.2018, 18:16   #5
Eisenvorhang
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Beiträge: n/a
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Hallo Chavali, Laie, Erich!

Chavali, da hast Du vollkommen recht und ich bewerte das ähnlich wie du.
Natürlich freut es mich, wenn es anderen gefällt - das möchte ich mitnichten ankriddeln.

Ob du etwas ähnliches geschrieben hast, weiß ich jetzt nicht, aber wisse: ich klaue nicht und ich schreibe auch nicht ab. Jedoch ärgere ich mich über Zufälligkeiten immer wieder sehr.

Laie - sei bedankt für dein Lob. Es ehrt mich wirklich sehr und die einfache Sprache ist so schwer zu meistern. Weswegen ich deine Gedichte auch derart schätze!

Erich - auch vielen Dank für dein Lob! Vor "brüten" stand "wüten". Ich suchte ein Wort, das eine Entwicklung beschreibt. Von einem Anfang zu einem Wüten. Hätte ich wüten verwendet, hätte ich damit beschrieben, dass die Brände ja schon toben. Das wollte ich nicht. Wenn dir ein besseres Wort einfällt, was hier besser als "brüten" passen würde, immer her damit! (brüten sichert mir auch die alliteratio, aber vielleicht werde ich es wieder mit wüten austauschen)

vlg

EV

Geändert von Eisenvorhang (06.03.2018 um 18:30 Uhr)
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Alt 06.03.2018, 19:18   #6
Laie
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Wie wär's mit "schwelen"? Würde ganz gut passen, denke ich.

Gruß,
Laie
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Alt 06.03.2018, 19:30   #7
Chavali
ADäquat
 
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...oder glimmen...?

EV,

ich meinte nicht das Gedicht vorhin, sondern das, was ich im Kommi geschrieben hab
Ich käm nie auf die Idee, zu denken, du hättest was geklaut.

LG Ch.
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Alt 06.03.2018, 19:43   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ich schließe mich Laie's Vorschlag an: "Schwelen" klingt nach Brand, ohne allzu aggressiv zu "wüten". "Glimmen" hingegen erscheint mir zu heruntergebrannt, am Verlöschen, hat auch zu wenig Volumen: eine Zigarette "glimmt" - ein Feuer hingegen "schwelt" - und kann jederzeit wieder voll losbrennen!

LG, eKy
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.03.2018, 20:16   #9
Eisenvorhang
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Beiträge: n/a
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Ihr seid super!

"schwelen" ist perfekt!

Danke auch an Chavali - aber glimmen ist zuweilen etwas Konstantes.

vlg

EV
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Alt 07.03.2018, 11:44   #10
Sufnus
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Beiträge: n/a
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Der "Star" der Zeilen ist eindeutig die allererste (bzw. der gleichlautende Titel) - wie Chavali schon gleich festgehalten hat.

Der Satz "Die Liebe ist wie jemand, der uns hält" bedient sich ganz einfacher Worte, ist metrisch ungeheuer zugkräftig, klingt im besten Sinne eingängig wie der Titel eines Schlagers - und ist auf hinreißende Weise völlig alogisch.

Ursache und Wirkung, der Teil und das Ganze, das Allgemeine und das Besondere purzeln durcheinander und keiner merkt es zunächst, weil alles in seiner lakonischen Scheinselbstverständlichkeit so einleuchtend klingt.

Das ist jetzt wohlgemerkt keine Kritik von mir, sondern nachhaltiges, bewunderndes Lobpreisen. Die Lyrik (und jede Kunst) muss nicht logisch sein, sie soll uns helfen, die Welt neu oder anders oder tiefgründiger oder sinnstiftender oder... schöner sehen zu lernen. Das gelingt dieser ersten Zeile ganz wunderbar, je länger man über sie nachdenkt.

Ich glaube, sie hätte eine Wiederholung im Gedicht als abrundender Schluss-Satz verdient.

Eigentlich denke ich sogar, diese Zeile hätte noch einige Gedichte mehr verdient, in denen sie ernthalten ist. Mich juckts fast in den Fingern...
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