Zahnarztphantasien ( in der Schräglage)

[a.c.larin]

Mein lieber Doktor Wohlgetan,
was finden Sie in meinem Zahn,
dass sie sich gar so tief versenken
ja beinah noch den Arm verrenken,
wenn sie mir Bohrer aller Längen
bis weit ins Unterkiefer zwängen?

Hier gibt’s doch keine Kronjuwelen,
auch Erdöl dürfte ziemlich fehlen-
Sie schürfen wohl nach seltnen Erzen?
Das könnt ich grade noch verschmerzen –
doch nervt mich halt das Bohrgeräusch!
Das schädigt, wenn ich mich nicht täusch,

mich direkt hinterm Trommelfell!
Und außerdem: Das Licht – so grell!–
Es blendet mich! (Ich muss das sagen).
Im Dunkeln wärs ein Wohlbehagen
allein auf Ihrem Stuhl zu liegen –
die Seele finge an zu fliegen!

So aber, lieber Onkel Doktor,
werd ich von mal zu Mal verbockter.
Die Angst ist mir allgegenwärtig –
ja sind Sie immer noch nicht fertig?
Ich drohe beinah zu erblinden!
Verdammt! Sie werden niemals finden

den Weg zum Mittelpunkt der Erde
durch mein Gesicht! Und deshalb werde
ich den Besuch abrupt beenden,
mich rasch entwinden Ihren Händen.
Sie haben keinerlei Benimm!
Ach, fertig? Nö – war nicht so schlimm….

[Falderwald]

Servus larin,

ja ja, in Gedanken große Klappe aber hinterher, wenn's vorbei ist und der Doktor fragt, dann wird man wieder so klein, daß man unterm Teppich Falschirmspringen könnte.

Ich weiß gar nicht, was du hast. Dir kann man wohl gar nix Recht machen, was?

Der Bohrer zu laut, das Licht zu grell, dabei will der Mensch dir doch nur helfen und natürlich etwas daran verdienen...

Weißt du was? Du kannst ja zu mir kommen, ich mach das völlig kostenlos, sozusagen aus Spaß an der Freud und bei mir gibt es auch kein helles Licht, ich arbeite und tappe völlig im Dunkeln und da mein "Dremel" nur 50.000 U/min macht, ist er auch nicht ganz so laut wie ein Zahnarztbohrer. Hab sogar ne biegsame Welle für das Ding und Bohrköpfe mit Diamantenstaub.

Ist das nicht ein Angebot?

Und wenn es mich mal wieder zwackt, dann kriegst du den "Dremel", ok?

Huhhhh, Zahnarzt, weiche von mir...


Gerne gelesen, geschmunzelt, mitgefühlt und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

[a.c.larin]

Huhhhh, Zahnarzt, weiche von mir...

du sprichst ein wahres wort gelassen aus!
(da hilft es nicht einmal, dass der zahnarzt eine zahnärztin war....)

außerdem fällt mir auf, dass der weg ZUR ordination immer doppelt so lange dauert, während VOM zahnarzt weg - huii, das geht wie geschmiert!
(da übertrifft mich an geschwindigkeit nur noch die katze, wenn sie vom tierarzt kommt! )

wahrscheinlich hat einstein auf diese art und weise seine relativitätstheorie erfunden. na ja, und dass sich der raum krümmt, den eindruck kriegt man dort auf dem stuhl allemal!

im übrigen kann ich ja nur staunen, was du so für werkzeuge daheim hast - sogar mit diamantenstaub besetzt? allerhand!
(die 50.000 pro minute halte ich allerdings für arg übertrieben.)

na, hoffentlich klaut dir niemand dein kostbares stück!


danke jedenfalls fürs mitfühlen!
lg, larin

[Falderwald]

Servus larin,

(die 50.000 pro minute halte ich allerdings für arg übertrieben.)

Stimmt, ich habe mich vertan. Mein alter Proxxon lief mit der HF-Spindel 50.000 U/min. Der Dremel bringt es nur auf 35.000, sorry.

Das sollte aber reichen und die kleinen "Diamantwerkzeuge" fräsen gut was weg, auch vom Zahnbein...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


PS: Ein Zahnarztbohrer läuft im Durchschnitt 200.000 U/min. Wird aber durch Luft angetrieben und ist damit eine Turbine. Der Rekord liegt bei ca. 550.000 U/min.

[Erich Kykal]

Detailinfo:
Es ist nicht das Geräusch an sich, das wirklich stört, sondern die Vibrationen des Bohrers, die einem durch Mark und Bein gehen - im wahrsten Sinn des Wortes! Das Geräusch wird erst in Verbindung mit diesen Vibrationen zu einem derart unangenehmen Erlebnis, und wie Pawlov'sche Hunde ruft dieses Sirren, sobald wir es hören, sofort die unangenehme Erinnerung an diese "Vibes" in uns wach.

Hi, Larin!

Super Dentaldedicht! Muddu stark vergrößert ausdrucken, einrahmen und deinem Zahnarzt schenken - für's Wartezimmer!

S2Z4 - "das könnt ich noch grad verschmerzen" - so rum passt es besser in Melodie und Rhythmus.

Sehr gern gelesen und geschmunzelt (irgendwie will man bei diesem Gedicht den Mund nicht aufmachen, nicht mal zum Lachen...)!

LG, eKy

[Falderwald]

Zitat von Erich Kykal

(irgendwie will man bei diesem Gedicht den Mund nicht aufmachen, nicht mal zum Lachen...)!

Der Erich hält endlich mal die Klappe, hihihi.

Daß ich das noch erleben darf...

[Thomas]

Liebe Larin,

dein sehr einfühlsames Gedicht hat mich wirklich mitgenommen. Die Situation ist gut bekannt, man würde dem Zahnarzt gerne einiges sagen, aber man hat die Schnauze voll. Oh weh, plötzlich habe ich Zahnschmerzen, links oben und auch rechts unten.

Und dann erinnere ich mich an den alte Goethe, der wohl in ähnlicher Lage dichtete:

Wer nie sein Brot mit Tränen aß,
wer nie mit Backenzahnbeschwerden
auf einem Zahnarztstuhle saß,
der weiß nicht, welch' Gefühl es gibt auf Erden.

Schön, dass du aus dieser Situation etwas Gutes machen konntest. Dank für das Lesevergnügen.

Liebe Grüße
Thomas

[fee]

uff. ja, der liebe zahnarzt - bzw. die lieben zähne. gottes absolute top-fehlentwicklung.

ich bin ja immer bloß froh, dass man sich da selbst auf dem stuhl nicht sehen kann. es gibt da diesen super treffenden cartoon von gary larson, wo der patient auf dem zahnarztstuhl im weit offenen mund schon zwei sauger, eine klammer, einen schlauch und noch eine kleine schraubzwinge stecken hat und der zahnarzt mit einem tennisball in der hand meint "mal sehen, ob wir den da auch noch reinbekommen".

mir ist ja inzwischen der galgenhumor, den du hier in deinem gedicht so herrlich demonstrierst, ein wenig abhanden gekommen, liebe larin. (ich kämpfe grade mit einer panikstörung zum thema, die sich anscheinend in den drei jahren ununterbrochener zahnbehandlungen ohne erfolg (ursache inzwischen geklärt und fazit: dumm gelaufen. keiner hätte das entdecken können) etabliert hat und mit mir macht, was sie möchte. die kommt auch nicht, wenn ich dort bin - da hab ich eigentlich auch immer eine ziemlich schwarzhumorige kesse lippe (manchmal auch eine dicke, wenn spritze für behandlung ) und geh da auch noch aufrecht raus. die kommt irgendwann daheim - dann, wenn du s nicht erwartest. und neben einer panikattacke verkommt dann doch jeder zahnarztbesuch zu einer vergleichsweise harmloseren sache. da hab ich dann wenigstens nicht das gefühl, mein letztes stündlein hat geschlagen.

ich weiß, ich weiß - das gehört da jetzt nicht her. aber ich find dein gedicht eigentlich soo köstlich und treffend - und trotzdem kann ein teil von mir im moment nicht damit umgehen. eine sehr schräge situation.

auf jeden fall wünsche ich jedem, dass zahnbehandlungen dann auch gleich zeigen, dass der mut, die prozedur der behandlung auf sich zu nehmen, sich gelohnt hat!!! in diesem sinne: alles gute.

und "vermischt gern" gelesen. (hier fehlt jetzt das smilie mit den drei zahnlücken )


fee

[a.c.larin]

hallo ihr lieben,
erstmal vielen dank fürs mitfühlen!
wenn man wieder dichten kann, ist das schlimmste ja bereits überstanden.
auf die art und weise findet halt bei mir der spannungsabbau statt.

@ falderwald: untersteh dich und fuhrwerke derart niedertourig bei mir im mund herum! da kann ich ja gleich den handbohrer nehmen!


@ erich:
wo du recht hast, hast du recht.
besonders lästig finde ich den "tiefen" bohrer - der rumpelt ganz beträchtlich:
presslufthammer nix dagegen! wenn ein zahn im oberkiefer dran ist, kriegt man fast gehirnerschütterung davon.

ich glaube, das gebohre hat dich metrisch verwirrt: DEINE umstellung rumpelt nämlich auch sehr....


lieber thomas,
ich musste mich doch selber beruhigen!
ksch, ksch, böser zahn- wirst du wohl stille sein! der thomas mag dich manierlich viel lieber!

@ fee
bei hasen oder elefanten hat sich gott zumindest was besseres einfallen lassen.
auch krokodile und haifische sind nicht so übel dran.
ich plädiere mal für zähne , die sich so leicht wechseln lassen wie glühbirnen!

ich bin ja immer bloß froh, dass man sich da selbst auf dem stuhl nicht sehen kann. es gibt da diesen super treffenden cartoon von gary larson, wo der patient auf dem zahnarztstuhl im weit offenen mund schon zwei sauger, eine klammer, einen schlauch und noch eine kleine schraubzwinge stecken hat und der zahnarzt mit einem tennisball in der hand meint "mal sehen, ob wir den da auch noch reinbekommen

jaaaa- so weit musste ich diesmal auch die klappe aufreißen...

panikattacke ist aber echt gemein! ( als obs nicht reichen würde, dass die beißer spinnen)
hinterher ist lustig sein ja immer leichter!
dortselbst sage ich mir inwendig allerhand sprüchlein vor: tief durchatmen,entspann dich, bauch entspannen, schultern loslassen, beine ausstrecken, schau, wie schön das bild an der wand ist, der sessel ist bequem , den füßen gehts gut, atmen, atmen....
die muskeln machen aber unwillkürlich immer wieder was ganz anderes!

ich verstehs, wenn du da jetzt nicht so richtig lachen kannst - könnt ich wahrscheinlich auch nicht an deiner stelle.

ob die prozedur erfolgreich war? aber ja, sicher ! (bis zum nächsten zahn - bei 32 stückern hat das ungemach ausreichend spielraum, sich auzutoben....)

ich fasse mich in geduld.

liebe grüße,
larin

[Sidgrani]

Hallo larin,

da hat eine Insiderin gesprochen, sehr anschaulich und "einfühlsam".

Zahnarztsitzungen waren ja schon immer etwas Besonderes.
Im Mittelalter durfte man sogar zuschauen und sich gruseln oder an den Qualen des Gepeinigten ergötzen, Freiluftkino bei freiem Eintritt.

Ob man die Zahnärzte damals auch schon mal gesteinigt hat, wenn sie zu grob waren?

Was solls, wenn man auf dem (elektrischen) Stuhl sitzt, Zähne zusammenbeißen und durch.

Gerne gelesen und kommentiert.
Sid