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Alt 11.11.2011, 10:24   #1
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard alter spiegel

vom spiegel blättert firnis schon seit jahren.
in einer ecke ist das glas ein wenig blind.
er hing schon dort, als wir noch kinder waren.
und wird noch da sein, wenn wir schon gestorben sind.

er konnte kichern, ohne aufzuhören
und schnitt auch gern gesichter ohne zweck und ziel.
er dachte wohl, nichts kann den frieden stören
von blumenwiesen, sonne, mond und kinderspiel.

dann zeigten sich die ersten fragezeichen
und davon blieben einige wie eingebrannt.
die fragen wollten keiner antwort weichen.
der spiegel hat (als einziger) sie wohl gekannt.

urplötzlich brannten in ihm viele lichter,
er leuchtete und strahlte hell und kunterbunt.
da machte er nur fröhliche gesichter
und wieder war ein kinderlachen hintergrund.

der spiegel schneidet immer noch grimassen.
doch eines tages wird er aufhörn, es zu tun.
man wird ihn seinem schicksal überlassen.
er wird wie andres altes glas in scherben ruhn.
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Alt 11.11.2011, 11:10   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Hallo wolo,

dein Gedicht gefällt mir sehr sehr gut.
Es erzählt eine Geschichte in klaren, poetischen Worten und das gefällt mir.
So ein alter Spiegel hat vielleicht Generationen überdauert und viele Kindergesichter gesehen und stets
in gleichem Maße zurückgeworfen, was ihm eingegeben wurde.
Lachen, Weinen, Traurigsein, helle Lichter, Fröhlichsein und Dunkelheit...

Aber eines Tages altert auch er und wird irgendwann von einer der nachfolgenden Generation als Schrapel erkannt -
darum muss er in den Müll.
Irgendwie kenne ich das Gefühl und so manches Mal,
wenn ich etwas Altes weggeworfen habe, habe ich es später bereut.

Strophen 1+4 gefallen mir am besten.
Sie sind der Extrakt aus dem gesamten Text - der aber ohne die Mittelstrophen nicht
wie eine Geschichte wirken würde und das macht ja dein Gedicht erst aus.


Sehr gern gelesen und darüber nachgedacht hat
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.11.2011, 08:10   #3
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

hallo chavali
danke fürs lesen und kommentieren.
war interessant, deine leseweise zu erfahren.
gruss von wolo
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