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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 07.03.2018, 12:04   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Der Entfernte

Er lernte früh, sich nicht zu offenbaren,
denn er begriff bereits in jungen Jahren,
dass Menschen scheuten, dass er sie nicht fühlte,
nicht lieben konnte, so wie sie es taten.
Er konnte sich verstellen, lernte raten,
was anderen das warme Herz zerwühlte.

Als Kind war er empfindlich, konnte weinen,
wenn sie ihn quälten. Unverletzlich scheinen,
das war ihm nicht von Anfang an gegeben!
Er würde immer seltsam sein, begriff er,
doch die Fassade glättete und schliff er,
um unter ihnen unerkannt zu leben.

Er glitt durch ihre wunderlichen Welten,
nahm alles hin und ließ es schweigend gelten,
bis er die Reime zu gebrauchen lernte.
So schreibt er nun aus seiner blinden Warte,
was ihm das Unerfühlende ersparte:
Der wie aus allem Wirklichen Entfernte.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 07.03.2018, 13:22   #2
Eisenvorhang
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Hi Erich,

wenn ich diese Zeilen lese, denke ich mir: "Meint er mich damit?"

^^

Auch wenn das LI sich damit meint und nicht mich.
Ich kann jede Zeile nachfühlen und das Gedicht lässt mich mit sonderbaren Gefühlen zurück.

Gäbe es hier Favoriten, würde ich sofort drücken!

Keine Kritik.

vlg

EV
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Alt 07.03.2018, 13:27   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi EV!

Ja, von dem, was du mir von dir erzähltest, ahnte ich, dass du Parallelen sehen würdest.

Dies ist ein Stückchen Nabelschau - ein Versuch, das eigene Wesen, die eigene Egomanie wertfrei zu fassen und objektiv lyrisch zu beschreiben.

Vielen Dank für die prompte Replik!

LG, eKy
__________________
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Alt 07.03.2018, 14:11   #4
Eisenvorhang
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Ich finde es ist wichtig Egomanie nicht mit Sensibilität und Verletzung zu verwechseln.

Vielleicht sind wir etwas verkappt, aber nicht egomanisch - denn Egomanie impliziert eine gewisse Form von Hedonismus.

Vielleicht sind wir lyrische Hedonisten

vlg
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Alt 07.03.2018, 17:36   #5
Thomas
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Lieber Erich,

statt "aus seiner blinden Warte," würde ich "aus distanzierter Warte," schreiben.

Am Ende müsste meiner Meinung nach zu dem "ersparen" in der vorletzten Zeile "vorenthalten" hinzukommen.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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Alt 07.03.2018, 18:07   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi EV!

Oh - aber ich bin ganz eindeutig ein Hedonist! Da beißt die Maus keinen Faden ab!


Hi Thomas!

Allein vom Wortinhalt her gebe ich dir recht, indes, die Wörter sollen auch ins lyrische Gefüge passen. "Distanziert" erscheint mir sprachlich gefühlt zu distanziert, zu sehr wissenschaftssprachlich als fremdsprachlicher Fachterminus.

Das "Vorenthaltene" wäre unpassend, da ich mir ja nie etwas aktiv vorenthalten habe. Ich hätte mich ja ins Partnerschaftliche werfen können, wenn ich das gewollt hätte - ich wollte eben nicht, weil ich nicht das Nötige empfand für eine stabile Beziehung. Es war also das Unerfühlende in mir, das mich verhinderte - und mir so vielleicht auch vieles ersparte: Streit, Rosenkrieg, Psychoterror, Verlustangst, Eifersucht, Trennung, Scheidung, Todesfall ...

So schreibe ich eben "theoretisch" über menschliche Beziehungen - ich weiß Bescheid, habe Bücher gelesen, Filme gesehen ...

LG, eKy
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Alt 07.03.2018, 21:51   #7
Chavali
ADäquat
 
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Beiträge: 13.004
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Servus Erich,

*blinden Warte* ist schon gut, ich würde da nix ändern, was du ja eh nicht gerne bis nie machst

Schönes Gedicht, das wieder einmal das Dilemma eines Menschen erzählt,
der durch welche Umstände auch immer
(wir kennen ja deine Texte zu dem Thema) schon als Kind zu den Ausgegrenzten zählte und
das im Erwachsensein nicht ändern wollte oder konnte.

Immer wieder eindringlich und nachdenklich, ein bisschen auch resignierend....

Immer wieder gern gelesen!
LG Chavi
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 07.03.2018, 22:18   #8
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi Chavi!

Vielen Dank für die lobenden Worte. Zu oft sollte man nicht über sich selbst schreiben, will man nicht in den Ruch geraten, selbstgefällig oder -fixiert zu sein.

Ich hoffe, ich übertreibe es nicht in dieser Hinsicht ...

LG, eKy
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Alt 08.03.2018, 12:19   #9
Laie
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 17.11.2015
Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Hi eKy,

was sollen denn dann diejenige sagen, die eine Autobiografie verfassen? Lächerlich sind nur die, die das schon mit 30 oder 40 tun

Dein Gedicht zeigt nur, dass du ein selbstreflektierter Mensch bist. Daran ist nichts selbstgefällig. Lauscht nicht jeder Dichter auf eine gewisse Weise in sich hinein und schreibt es heraus? Inwiefern das Bild, das man sich so von sich selbst macht, richtig ist, ist natürlich eine andere Frage.

Ich hab dein Gedicht sehr gern gelesen

Gruß,
Laie
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Alt 08.03.2018, 17:57   #10
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
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Lieber eKy,

Hier erzählt das LI, nachdenklich über sich. Ich habe viele Gedichte von dir gelesen, znd ich finde sie berühren ALLE. Auch wenn der Dichter nicht alles erlebt hat, Es springt der Funke über!
Ein schönes Gedicht!

LG sy

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