25.12.2011, 21:14 | #1 |
TENEBRAE
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An die Dichter
Sagt, wo seid ihr, Dichter, Zeitgenossen!?
Stille ragt zu lang schon in die Seiten, wo so hehr, so frei Gedanken sprossen, um des Wortes Schönheit zu verbreiten! Sagt, was tut ihr, Dichter, Zeitgenossen!? Habt ihr nichts mehr irgend auszusagen, das, wie Öl, in leisen Brand gegossen, brausend lodert wie ein Flammenragen? Sagt, wer seid ihr, Dichter, Zeitgenossen!? Tanzt die Feder oder schweigt sie schon? Oder hat wie mich euch lang verdrossen kalter Zeiten Widersinn und Hohn? Sagt, wo seid ihr, Dichter, Zeitgenossen!? Gebt mir Antwort oder gebt mich frei! Aller Welt war ich einst aufgeschlossen - doch zu lang schon bin ich nur "dabei"...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
26.12.2011, 14:46 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Und? Ist nicht Dabei-Sein alles?
Tröstet nicht im Falles des Falles jenes Wissen um den Ort? Manche Zeit hüllt sich in Schweigen, will uns in der Stille zeigen Wesentliches, ohne Wort. In der dunklen Zeit des Jahres wandelt sich in Wunderbares noch die kleinste Kleinigkeit. Lass die Dichter schweigen, staunen. Schau: Sie lauschen nur dem Raunen. Sind zum Aufbruch sie bereit? Nur Geduld! Es kommt die Stunde, da entringt sich jedem Munde Dank und Freude ringsumher - und mit frühlingsleichtem Schwingen lässt sich Schwieriges bezwingen, wird der Trübsal Becher leer....
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (29.12.2011 um 10:06 Uhr) |
26.12.2011, 20:32 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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An die Dichter
Wir sind (noch) immer da
beschreibend manche leere Seite da die Enge dort die Weite kämpfend mit so vielen Worten suchend an so vielen Orten nach der Schönheit der Sprache der Menschen der Natur des Lebens nur dann wissen wir nicht alles war vegebens. |
26.12.2011, 21:55 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, larin, wüstenvogel!
Vielen Dank für eure tollen Antwortgedichte! Das Gedicht war ein Ad-hoc-Schnellschuss in einem anderen Forum, weil ich mich dort langweilte. Man kann es aber auch auf die heutige Situation der Lyrik im Allgemeinen beziehen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
27.12.2011, 09:35 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi eky,
deinen dringenden wunsch nach resonanz hate ich wahrgenommen - deshalb das antwortgedicht. lg,larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
27.12.2011, 22:00 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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An die Dichter
Hallo Erich,
was meinst du mit "Situation der Lyrik im Allgemeinen?" Bezieht sich das u. a. auf die Zeile in deinem Gedicht: "Habt ihr nichts mehr irgend auszusagen?" Ich habe mit vielen Werken der "modernen Lyrik" so meine Schwierigkeiten, ich finde, da geht oft es oft nur um möglichst unverständliche Wortgebilde. Im Frühjahr habe ich mir das "Jahrbuch der Lyrik 2011" (DVA) gekauft und musste feststellen, dass ich mit fast allen Gedichten darin nichts anfangen konnte (Vielleicht bin ich ja zu ungebildet). Dann habe ich mir "angemaßt", ein kritisches Gedicht über einen großen Teil der modernen Lyrik zu schreiben, das ich jetzt mal einstelle. |
28.12.2011, 12:39 | #7 |
TENEBRAE
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Da bin ich voll und ganz bei dir, wüstenvogel!
Ich halte nichts von "Strukturprosa", wie ich moderne Lyrik gerne nenne - das Wort "Lyrik" ist nämlich - mit sehr wenigen Ausnahmen - zu gut für solch "Abgetropftes", wie ich meine! Hier wird Banales zur hohen Kunst stilisiert, somit kann und darf JEDER ein Dichter sein und sich so nennen, der die Frechheit hat, seinen zerebralen Auswurf als "hohe Kunst" zu deklarieren! WER möchte es anhand hirnverwixter Literaturkritiker und literarischer Modejunkies, die dieses Gerotze auch noch hochjubeln, noch wagen, diesen Ausverkauf der Sprache, diese Vergewaltigung des Schönen kritisch laut zu hinterfragen!? Und vor allem - WER würde zuhören!? Da Lyrik an und für sich ohnehin nur noch ein Nischendasein führt und nur noch eine marginale Anzahl von Verfechtern hat, geht dieser bedauerliche Kulturgutverfall praktisch lautlos vonstatten. Nach einer Stunde foltertauglichen TVs mit Proletendeutsch (Auch "Containerdeutsch" genannt...) und/oder "Kanakisch" (so wird es unhöflicherweise bezeichnet - isch bün gain Rassyst, voll äscht, Alda, ey...) ist man ja sogar für den Schmonzes a la "Verse libre" empfänglich! Trauriges Land!
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28.12.2011, 13:12 | #8 |
asphaltwaldwesen
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ihr wisst aber schon, dass ihr mit euren verallgemeinerungen hier z. bsp. leute wie mich, die sich beim schreiben von "vers libre" nicht nur was überlegen, sondern ebenso wie ihr herzblut da reinlegen, kränkt, oder? also mich jedenfalls kränkt das. auch, weil ich dieses sich-verbünden als front empfinde, die sich da entgegenstellt und sagt "wir wolln euch/dich nicht. lass uns in ruh mit deinem mist".
dass sich ohnehin immer nur solche wie ich um derartiges bücken, die eigentlich nicht in erster linie gemeint sind, ist mir schon klar. doch wir wären nicht so, nähmen wir uns nicht die dinge zu herzen, die uns so unterkommen. würde an allen alles einfach abgleiten, wäre die menschheit nicht weit gekommen, behaupte ich mal. und in einen topf geworfen zu werden mit einer "sorte selbsternannter künstler", denen lauter schlechte motive, unwissen und wasweißichnoch unterstellt wird, ist nicht schön. und momentan les ich es hier im forum einfach zu gehäuft, um es übergehen oder mich wohlfühlen zu können. ich hab weder not, meine lyrik hier zu verteidigen oder zu rechtfertigen, noch hab ich es not, mir das von sich-inr-rage-schreibenden verfechtern der "einzig wahren" lyrik derart vermiesen zu lassen. umgekehrt les ich das nämlich nie, dass jene, die ernsthaft(!) ihre vers-libre-lyrik schreiben (sich also was dabei denken, daran arbeiten und feilen und nicht einfach so mal was lieblos hinrotzen und es dann lyrik nennen) die schreiber und liebhaber der festen, älteren formen derart über einen kamm scheren und degradieren. ich bin jetzt echt sauer. ihr seid auf dem besten weg, eine der vers-libre-schreiberinnen als auch-liebhaberin eurer geliebten "lyrik" zu verlieren, die euch bisher auch gerne mal hier und da einen kommentar schrieb und eure texte genossen hat. ich fühl mich hier einfach in ein schlechtes licht gerückt. aber anscheinend sind kommentare einer "solche-lyrik"-schreiberin ohnehin nicht von gewicht - was kann die schon über "wahre dichtkunst" wissen. und jetzt mag ich erstmal nicht mehr. danke, dass ihr mir die laune verdorben habt. gruß fee Geändert von fee (28.12.2011 um 13:52 Uhr) |
28.12.2011, 14:02 | #9 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, Erich Kykal,
im Sinne des Forenfriedens möchte ich dich wirklich darum bitten, deinen Tonfall zu mäßigen und sachlich zu bleiben. Selbstverständlich steht dir deine persönliche Meinung frei, aber Formulierungen wie "zerebraler Auswurf" , "hirnverwixte Literaturkritiker", "literarische Modejunkies" und "Gerotze" sind nicht angebracht. Zitat:
Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dennoch sollten Meinungsäußerungen und Diskussionen auf sachlichem, überlegtem Niveau stattfinden. LG Stimme der Zeit i. A. der Moderation
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28.12.2011, 14:43 | #10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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An die Dichter
Hallo Erich, fee, Stimme,
es tut mir sehr leid, wenn ich hier den Eindruck erweckt habe, moderne Lyrik allgemein und grundsätzlich zu verdammen, zumal ich mich selbst dieser "Richtung" zuordnen würde. Wie an meinen Gedichten zu sehen ist, mag ich es sehr, "freie Verse" zu schreiben - mal gereimt, mal ungereimt. Jedes einzelne Gedicht - egal wie alt oder in welcher Form es geschrieben ist, sollte für sich betrachtet werden. Leider gibt es meiner Meinung nach heutzutage viele Gedichte, die es unmöglich machen, einen Zugang zu ihnen zu finden. Das ist natürlich völlig subjektiv. Diese Art von Gedichten habe ich in diesem Forum noch nie gefunden (und auch in anderen kaum). Niemals - zu keiner Zeit und an keinem Ort würde ich mir anmaßen, meine kleine, bescheidene Art der Dichtkunst(?) zum Maßstab für alle zu machen - welcher Größenwahn! Deine Reaktion, fee, hat mich sehr betroffen gemacht. Alles Liebe wüstenvogel |
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