26.10.2014, 08:45 | #1 |
Von Raben umkreist
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Ausklang
Der Herbst gibt ein Konzert mit bunten Geigen,
ein kühler Wind begleitet ihn in Moll. Ich lausche still und sehe Nebel steigen. Die Blätter tanzen wirbelnd ihren Reigen, sie nehmen Abschied ohne Schmerz und Groll. Der Herbst gibt ein Konzert mit bunten Geigen. Ein Hauch von Wehmut hängt in blanken Zweigen, die kahlen Bäume wispern ahnungsvoll. Ich lausche still und sehe Nebel steigen. Ein letztes Mal will er sein Können zeigen, im Übermaß erfüllte er sein Soll. Der Herbst gibt ein Konzert mit bunten Geigen. Die stolzen Rosen müssen sich jetzt neigen, sie bleiben bis zuletzt noch würdevoll. Ich lausche still und sehe Nebel steigen. Ein letzter Ton, die Instrumente schweigen, wie schön es über Wald und Wiesen scholl. Der Herbst gab ein Konzert mit bunten Geigen. Ich danke still und sehe Nebel steigen.
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»Erich Kästner« Geändert von Sidgrani (08.11.2014 um 08:03 Uhr) |
26.10.2014, 09:25 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Sid!
Sehr gelungen, was die Schmetterlinge diese Woche produzieren: Ein Werk schöner als das andere! Ein paar Tipps: Der Herbst gibt ein Konzert mit bunten Geigen, ein kühler Wind begleitet ihn in Moll. Ich lausche still und sehe Nebel steigen. Die Blätter tanzen wirbelnd ihren Reigen, sie nehmen Abschied ohne jeden Groll. Hier gefiele mir statt "jeden" ein "allen" besser. Der Herbst gibt ein Konzert mit bunten Geigen. Ein letztes Mal will er sein Können zeigen, im Übermaß erfüllt hat er sein Soll. "Im Übermaß erfüllte er sein Soll." Ich danke still und sehe Nebel steigen. Ein Hauch von Wehmut hängt in allen Zweigen, Da "allen" oben nun schon verwendet wurde, würde ich hier "ihn blanken Zweigen" schreiben. die kahlen Bäume wispern ahnungsvoll. Der Herbst gibt ein Konzert mit bunten Geigen. Die stolzen Rosen müssen sich jetzt neigen, Klanglich schöner, wiewohl inversiv, wäre: "...müssen nun sich neigen," sie bleiben bis zuletzt noch würdevoll. Ich lausche still und sehe Nebel steigen. Ein letzter Ton, die Instrumente schweigen, wie schön es über Wald und Wiesen scholl. Der Herbst gab ein Konzert mit bunten Geigen. Ich lausche still und sehe Nebel steigen. Allergernst gelesen und die dichte Stimmung genossen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
26.10.2014, 12:01 | #3 |
ADäquat
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Hallo Sid,
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26.10.2014, 21:45 | #4 | |||
geehrt und gefiedert
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Hallo Sidgrani,
im Großen und ganzen würde ich auch Erich Kykals Einschätzungen zu deinen melancholischen Herbstgedanken zustimmen, würde aber das eine oder andere doch leicht anders machen. Ich bin mal so frei und zitiere hier sowohl deinen Originalvers und den Verbesserungsvorschlag: Zitat:
Zitat:
Zitat:
nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
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28.10.2014, 17:07 | #5 | |
Von Raben umkreist
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Hallo miteinander,
nun habe ich eure Vorschläge lange genug sacken lassen und so peu à peu geändert. Ich danke euch für eure Vorschläge. Zitat:
Es freut mich, dass euch meine Villanelle gefällt. Liebe Grüße Sid
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29.10.2014, 01:01 | #6 |
Kiwifrüchtchen
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Beiträge: 945
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Lieber Sid,
wieder eine Deiner schönen, poesievollen Naturbetrachtungen. Stimmig, melodisch und romantisch, aber an keiner Stelle kitschig. Du bedienst Dich der Wiederholungen so geschickt, dass sie dem Text zum Vorteil gereichen. Keine wirkt bemüht. Sauber gewerkelt. So muss es sein. Hätt ich mich nicht schon vor einigen Wochen mit der Villanelle angefreundet, spätestens jetzt hätt ich es getan. Sollte es in S3 Z3 nicht auch 'ich lausche still...' anstatt 'ich danke still...' sein? Das freut mich aber jetzt, dass ich doch noch ein Trüffelchen erschnüffelt habe. Sag bloß nicht, das hättest Du extra für mich gepflanzt. Sehr gern gelesen und besenft. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
29.10.2014, 11:59 | #7 | |
Von Raben umkreist
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Liebe Lai,
Zitat:
Ich freue mich über die Menge Honig, die du über mich ausgeschüttet hast. Lieben Gruß Sid
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29.10.2014, 18:13 | #8 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Moin Sid,
ich hatte deine Villanelle (auch alle anderen) schon gelesen und sie gefiel mir auf Anhieb. Nach der jetzigen Fassung bleibt auch nichts mehr zu meckern und ich kann mich da nur voll Lailanys Lob anschließen, das ist äußerst gelungen. Die Wiederholungen fallen tatsächlich kaum auf und sind wunderbar fließend in den Text eingearbeitet. Titel und Gedicht passen zusammen wie der Deckel auf den Topf und fertig gekocht, ist dabei eine wunderbar würzige Villanelle herausgekommen. Alles prima, Aufgabe erfüllt, gelungener Text... Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
29.10.2014, 18:13 | #9 |
Senf-Ei
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Lieber Sid,
Natur kannst Du! Das ist gar keine Frage. Um herauszufinden, ob Du auch Villanelle kannst, habe ich Dein Werk immer wieder gelesen und darüber geschlafen. Mein erster Eindruck war der, dass Du das Gedicht trotz der Korsettstangen immer noch sehr ansprechend hingekriegt hast, andererseits aber auch nicht bereit warst, das Konzept wirklich anzunehmen und optimal zu nutzen. Ich war mir nicht sicher, ob es an meiner eigenen Voreingenommenheit lag. Und ich gebe zu, außer der Kurzinfo in der Aufgabenstellung eigentlich nichts über die Villanelle zu wissen. Einigen wir uns darauf, dass wir einfach unterschiedliche Vorstellungen von der Aufgabe haben, ja? Ich verstehe sie so, dass gerade die wortgetreue Wiederholung von V1 und V3 die besondere Wirkung erzielen soll, und dass es darum geht, genau darauf hin zu arbeiten. Auch glaube ich, dass einheitliche Kadenzen, wie sie die Aufgabe verlangte (also entweder nur weiblich oder nur männlich), ein wesentlicher Bestandteil der Form sind, der nicht unerheblich an der Wirkung beteiligt ist. D.h. im Zeilenausklang ist nicht Abwechslung, sondern Monotonie gefordert, die ganz bewusst eingesetzt werden soll. Deine Veränderung in V3 der Erstfassung hatte mit trotzdem gefallen. Die in der vorletzten Zeile überhaupt nicht. Schon deswegen, weil die letzte Vers dann wieder im Präsens steht und nicht logisch daran anknüpft. Inzwischen habe ich mich aber so mit Deiner eigenwilligen Idee angefreundet, dass ich Dir einen Kompromiss anbieten möchte, der der letzte Strophe m.E. das Sidgranische gewisse Etwas geben würde: Der Herbst gab ein Konzert mit bunten Geigen. Ich danke still und sehe Nebel steigen. Ansonsten habe ich überhaupt nichts zu meckern. Wie gesagt, Deine Villanelle gefällt mir und ich war gerne dabei. Liebe Grüße Claudi
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich Geändert von Claudi (29.10.2014 um 18:16 Uhr) |
08.11.2014, 08:02 | #10 | ||
Von Raben umkreist
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Lieber Falderwald,
schön, dass dir meine Villanellensuppe geschmeckt hat. Nachdem ich sie auf Anraten von Lailany nachgewürzt hatte, mundet sie auch mir vorzüglich. Danke und einen lieben Gruß Sid Liebe Claudi, Korsettstangen gefallen mir tatsächlich überhaupt nicht, wo bleiben da die dichterische Freiheit und der Mut zu Veränderungen? Zitat:
In den vielen Erklärungen zu Villanellen finden sich immer wieder Beiträge, die leichte Abwandlungen in den Wiederholungsversen als willkommenes Stilmittel für legitim halten. Und ein Wechsel in den Kadenzen fließt mir fast immer automatisch aus der virtuellen Feder. Ich mag das einfach. Zitat:
Danke, dass du dich mit meiner Villanelle so ausführlich auseinander gesetzt hast. Ich freue mich, dass sie dir letzten Endes doch gefällt. Lieben Gruß Sid
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