01.03.2010, 17:47 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Wackelwaden
Wackelwaden
Am besten dreht man sich schnell um, Wenn hinter einem jene geht, Wenn man die säh, wär’s ziemlich dumm. Jedoch zum Umdrehn ist’s zu spät, Denn, da, sie ruft: „Hallo, mein Lieber! Wo warst Du gestern abend, sag’?“ „Ich war im Bett, das Nesselfieber Hatt’ mich gepackt, ich litt und lag!“ Das würd man darauf gerne sprechen, Wär’ da im Arm nicht seine Frau. Man krümmt sich und hat Seitenstechen, Man hustet und weiß doch genau, Jetzt ist’s vorbei mit all den Lügen. Die Katastrophe ist perfekt. Doch manchmal kann es schon genügen, Dass kurz das Glück das Leben neckt: Es quietscht von links ein Auto laut. Es hupt und klingelt überall. Und während jeder staunt und schaut, Hört man auch noch den dumpfen Knall. Am Ende ist nicht viel passiert. Das Autoblech hat einen Schaden, Die Polizei hat abkassiert. Dem Manne blieben Wackelwaden.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt |
02.03.2010, 00:31 | #2 |
Lyrische Emotion
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Hallo Walther,
jetzt hab auch ich das kapiert. Aber erst nach dem dritten Lesen, das ist ja ganz schön durchtrieben. Da hat dein Protagonist aber wirklich ganz schön Schwein gehabt, daß ausgerechnet in diesem Moment der kleine Verkehrsunfall geschah und vom eigentlichen Geschehen ablenkte. Wie heißt es so schön? Wer sich in Gefahr begibt, wird darin umkommen. Da ist der liebe Mann mit Wackelwaden aber noch gut davon gekommen. Kleine Anmerkung: Du könntest in S5/Z4 das "noch" durch "schon" ersetzen. Das treibt m. E. noch mehr. Das hat mir gefallen. Gerne gelesen, geschmunzelt und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
03.03.2010, 16:29 | #3 |
lebendig
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Hallo Walther,
auch ich musste schmunzeln. Den Inhalt finde ich entsprechend witzig. Die Umsetzung ist mir allerdings zu abgehackt und mit Inversionen gespickt. Ich vermute übrigens, dass die angesprochene Frau entweder sehr unaufmerksam, oder aber rachsüchtig aufgrund des entgangenen Abends ist. Schließlich war die Frau in des Mannes Arm doch sicherlich nicht zu übersehen Gruß von Quicksilver
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03.03.2010, 20:45 | #4 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Falderwald,
meine Spottgedichte haben zwar immer einen realen Hintergrund, sind aber sehr häufig nicht autobiografisch. Vielmehr sind sie der Phantasie entspringende Situationskomik aus dem Alltag. Ich mag diese Art von bösem Slapstick bei Dichtern wie Busch, Gernhardt, Roth, Ringelnatz, Morgenstern und anderen. Daß ich anderen Meisterschaft nicht heranreiche, ist mir bewußt. Aber man darfs ja mal versuchen, etwas Ähnliches zu machen, egal wie sehr man am Ende auch scheitert. Das "noch" habe ich nicht in "schon" geändert, weil anderthalb Strophen vorher dieses Füllwort "schon" verbraten wurde. Ich bin aber am Nachdenken, wie ich Deinem Vorschlag anders gerecht werden kann. Jedenfalls danke für den Tip. LG W. Lb. Quicksilver, danke für Eindruck und Eintrag. Eigentlich sind die gewählten Formulierungen Stilmittel, denn in der Tat gäbe es Alternativen, mit denen das Metrum ebenfalls erreichbar gewesen und der Lesefluß erhalten geblieben wäre. Aber dann wäre das Gassenhauerische dahin. Und auf das kam es mir eben auch an. Schade, wenn das bei Dir nicht zündet. Aber das ist das Risiko des Autors. Er kann es nicht allen recht machen. Und er muß damit leben, dadurch eben abzustürzen. LG W.
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