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Alt 02.11.2009, 07:21   #1
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard Auf der Alp im Winter

Marti wollte nicht hinauf, die Stiere auf der Alp zu hüten.
Hatte dennoch Glück: Grad war die Pest am Wüten.

Als Jüngstem war ihm Weigern versagt.
Er ging.

Herbst und Winter lagen vor ihm wie ein Dunkel.
Lange Weile quälte ihn, zu tun war wenig.
So saß er auf der Bank, punzte einen Riemen. Was gab es viel zu tun!
Eichkatzen wollten Spiel und Spaß - sprangen auf die Stiefel, auf die Schulter, auf den Schoß mit blanken, offnen Augen.
Wie widerwärtig warn sie ihm - schlug sie beiseite, nahm ein Scheit, die kleinen Schädel einzuschlagen.

Als man ihn fand, Beulen unterm Arm und in den Leisten, war von den roten Nagern nichts zu sehn.
E r hatte Schrecken in den toten Augen.
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Alt 02.11.2009, 14:48   #2
Pedro
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Pedro
 
Registriert seit: 31.10.2009
Ort: Freiburg
Beiträge: 151
Standard

Hallo cyparis,

lese weiterhin deine Alpgeschichten:

Zitat:
Hatte dennoch Glück: Grad war die Pest am Wüten.
- Glück hatte er ja eigentlich nicht, aber zumindest entkam er zunächst einmal der Pest.

Du schreibst deinen Text in einer altertümlichen Sprache, die hier sehr gut passt.
Alles, was überflüssig für deine Geschichte ist, lässt du weg, sagst mit wenig Worten viel, zeigst alles sehr bildhaft.

Zitat:
E r hatte Schrecken in den toten Augen.
- das kann man kaum besser formulieren.

Ich sehe das arme, kleine Würstchen alleine da sitzen, es hat Angst vor der Dunkelheit, es ist kalt.
Dann erschlägt er Eichkätzchen, weil sie ihm widerwärtig erscheinen, und wird anschließend aufgefressen.

Ich weiß, du verteidigst die "Kreatur" (die Tiere), aber wie ich dir schon zu einer anderen Geschichte geschrieben habe, lass sie doch wenigstens ein Mal anders enden.
Tiere gehen miteinander oft ziemlich brutal um.

Mag ich auch Bedenken am Inhalt haben, die Sprache hat mir sehr gefallen.

Gruß

Pedro
__________________
>Die Kritiker nehmen eine Kartoffel, schneiden sie zurecht, bis sie die Form einer Birne hat, dann beißen sie hinein und sagen: „Schmeckt gar nicht wie Birne.“< (Max Frisch)
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Alt 02.11.2009, 15:25   #3
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebe cypi,

ich mag deine Alpengeschichten. Sie sind in einem (deinem) besonderen Stil geschrieben
und haben immer die Gerechtigkeit der Schwachen im Auge.

Aber sag, willst du nicht
Zitat:
Zitat von cyparis
Lange Weile
Langeweile zusammen schreiben?.
Ich kenne es nur als ein Wort.
Es ist doch nicht die NDR??

Und noch was fiel mir auf:
Zitat:
Zitat von cyparis
Als man ihn fand, Beulen unterm Arm und in den Leisten, war von den roten Nagern nichts zu sehn.
Soll das nicht auch die Pest bedeuten?
Ich meine ja, weil Pedro von den Eichkätzchen sprach, die den Körper des Marti aufgefressen haben sollen?
Zitat:
Zitat von Pedro
Dann erschlägt er Eichkätzchen, weil sie ihm widerwärtig erscheinen, und wird anschließend aufgefressen
Interessiert gelesen
hat mit lieben Grüßen,
Chavali



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 03.11.2009, 03:50   #4
Pedro
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Pedro
 
Registriert seit: 31.10.2009
Ort: Freiburg
Beiträge: 151
Standard

Morgen cyparis,

habe da wohl "Mist" geschrieben, natürlich wurde er nicht "aufgefressen", starb an der Pest. (Gerechte Strafe Gottes, das finde ich noch viel schlimmer!))

Da kommen mir aber Bedenken wegen der Inkubationszeit der Pest:
Der Junge ist den ganzen Sommer alleine auf der Alp, erst im Winter bricht dann die Krankheit aus ?

Der "Schrecken in den Augen" hat mich zum "Auffressen" geführt.

Gruß

Pedro
__________________
>Die Kritiker nehmen eine Kartoffel, schneiden sie zurecht, bis sie die Form einer Birne hat, dann beißen sie hinein und sagen: „Schmeckt gar nicht wie Birne.“< (Max Frisch)
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Alt 03.11.2009, 09:51   #5
Leier
gesperrte Senorissima
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Pfalz
Beiträge: 4.134
Standard

Liebe Chavali,

hab Dank!
Ich habe die lange Weile mit Bedacht in zwei Worte gefaßt, weil ich das für altertümlicher, zumindest dörflicher hielt.
Die Roten Nager sind - natürlich - die Pestträger.Mißhandelt man sie....
Der brutale Bursche wurde nicht von ihnen gegessen. Nager sind Vegetarier.



Nein, nein, lieber Pedro!

Du hast absolut keinen Mist geschrieben.
Wie lange die Inkubationszeit bei der Beulenpest ist, weiß ich nicht, da habe ich mich nicht kundig gemacht.
Übertragen wird sie von Flöhen, die sich auf Nagern (Ratten, Murmeltiere, Eichhörnchen) aufhalten. Ich weiß nur, daß der Verlauf kurz und heftig ist.

Mir deucht, daß ich
mich in zwei Antworten verwirrt habe.

Ich melde mich wieder!

cyparis
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